Die Seeschlacht bei Manila

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Titel: Die Seeschlacht bei Manila
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aus: Die Gartenlaube, Heft 11, S. 352, 354, 355
Herausgeber: Adolf Kröner
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Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1898
Verlag: Ernst Keil’s Nachfolger G. m. b. H. in Leipzig
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Scans bei Commons
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[352] Die Seeschlacht bei Manila. (Mit den Bildern auf S. 354 u. 355.) In den Gewässern des Stillen Oceans, im Hafen von Manila wurde die erste entscheidende Schlacht in dem Kriege der Vereinigten Staaten gegen Spanien geschlagen. Das amerikanische Geschwader, das sich unter Oberbefehl des Kommodore George Dewey bei Hongkong gesammelt hatte, erschien vor der Insel Luzon, und es gelang ihm, am Morgen des 1. Mai die Einfahrt in die Bucht von Manila zu erzwingen. In derselben lag die spanische Kriegsflotte, und ihr Befehlshaber Admiral Montojo sah sich genötigt, den vorn Feinde eröffnetem Kampf aufzunehmen. An Zahl waren die spanischen Schiffe den Amerikanern zwar überlegen, aber an Größe und Ausrüstung standen sie entschieden dem Gegner nach. Das Feuer des amerikanischen Geschwaders hatte eine furchtbare Wirkung, und die zum Teil hölzernen ungeschützten Schiffe der Spanier erlitten die stärksten Beschädigungen. Zwei derselben, das Flaggschiff „Reina Cristina“ und der Kreuzer „Castilla“, gerieten in Brand und sanken. Nach wenigen Stunden war die spanische Flotte völlig vernichtet und die mit Küstenforts befestigte Stadt Cavite zerstört. So konnten die Amerikaner bald darauf Manila [354] selbst blockieren. – Die Folgen dieser Niederlage dürften für Spanien sehr verhängnisvoll werden. Voraussichtlich werden die Vereinigten Staaten nunmehr die Philippinen besetzen und sie als Unterpfand für die Preisgebung Cubas und Zahlung der Kriegskosten behalten. Die Durchführung dieser Absicht wird ihnen dadurch erleichtert, daß auf den Philippinen seit lange ähnliche Zustände wie auf Cuba herrschen. Seit Jahren versucht auch hier die eingeborene Bevölkerung die spanische Herrschaft abzuwerfen, und eine Reihe von Aufstanden konnte nur in blutigen Kämpfen unterdrückt werden. Auch gegenwärtig haben sich auf den Philippinen Unzufriedene erhoben, so daß die Amerikaner im Lande selbst Bundesgenossen finden dürften.

Die tausend großen und kleinen Inseln, aus denen der Archipel der Philippinen besteht, sind ein herrliches Stück Erde, auf welchem der üppigste Pflanzenwuchs herrscht und dessen Boden köstliche Früchte abgerungen werden können. Die größte der Inseln, Luzon, umfaßt ein Areal, das dem Gebiete der drei süddeutschen Staaten Bayern, Württemberg und Baden gleich ist, und die zweitgrößte, Mindanao, ist nicht viel kleiner. Etwa acht Millionen Menschen bewohnen die Inselwelt, und die Hauptstadt Manila anf Luzon zählt über 150000 Einwohner. Diese Bevölkerung ist sehr eigenartig zusammengesetzt. Die Ureinwohner aus dem Stamme der Negritos, der den Papuas der Südseeinseln verwandt ist, sind schon seit alten Zeiten in die Berge zurückgedrängt; Einwanderer halten das fruchtbare Land besetzt, und diese Einwanderer gehören zumeist dem malayischen Volksstamme an. Ein Teil derselben, der im Innern des Landes wohnt, bekennt sich zum Islam, die Mehrzahl aber, die in Küstengebieten ansässig ist, wurde schon in vergangenen Jahrhunderten der katholischen Kirche zugeführt; diese Eingeborenen bilden den wichtigsten Bestandteil der Bevölkerung und werden von den Spaniern Indios genannt. Sie besitzen zum Teil eine sehr gute Schulbildung, es giebt unter ihnen Doktoren, die auf europäischen Universitäten studiert haben.

Unsere Abbildungen zeigen dem Leser eine Ansicht des Hafens von Manila und einen Teil der Befestigungen.

Das spanische Viertel ist mit Mauern umgeben und durch eine Citadelle gedeckt. An großen Monumentalbauten ist die Stadt nicht reich, denn auf den Philippinen sind viele Vulkane thätig und Erdbeben überaus häufig. Die Stadt liegt an der Mündung des Pasig, eines Abflusses der Laguna del Bay; über den Strom führt eine 110 m lange Steinbrücke. Manila exportierte im Jahre 1890 über 100 Millionen Stück Cigarren, 170 Millionen kg Zucker und 63 Millionen kg Manilahanf, wie die Faser der Bananenart Musa textilis genannt wird. Auch eine Eisenbahn von 192 km Schienenlänge führt von hier nach Dagupan. Die Stadt hat neben verschiedenen anderen Lehranstalten auch eine Universität.

Hafenbatterien von Manila. Ansicht des Hafens von Manila.

Die Zahl der Spanier, die auf den Philippinen wohnen, ist sehr gering, sie wird auf nur 20000 geschätzt. In kultureller Beziehung ist der Einfluß der Spanier auch nicht hervorragend. Sogar der Handel, der sich hauptsächlich in Manila konzentriert hat, liegt in den Händen fremder Nationen. Seine Hauptträger sind Deutsche, Engländer und Amerikaner, und was an Verbesserung der Verkehrswege, im Bau von Eisenbahnen auf den Philippinen erreicht worden ist, muß auf das rührige Einschreiten dieser fremden Kaufleute zurückgeführt werden. So wird leider durch die Verlegung des Kriegsschauplatzes nach den Philippinen auch ein Teil des europäischen Handels ungünstig beeinflußt. Bei dem regen Interesse, das die europäischen Großmächte gegenwärtig für Ostasien zeigen, wird die weitere Entwicklung des Feldzugs im Gebiete der Philippinen mit besonderer Aufmerksamkeit verfolgt werden.

In Amerika ist der Sieger von Manila der Held des Tages. Kommodore George Dewey ist ein bewährter Seemann, der schon wiederholt Beweise seiner kriegerischen Tüchtigkeit geliefert hat. Er ist 61 Jahre alt und wurde im Staate Vermont geboren. Auf der amerikanischen Marineakademie Annapolis erhielt er seine Ausbildung und trat 1854 in den Dienst der amerikanischen Flotte. In dem Bürgerkriege zeichnete er sich aus bei der Erzwingung der Einfahrt in den Mississippi unter Kommodore Farragut am 1. Mai 1862 und durchbrach die Blockade der Südländer flußaufwärts bei Port Hudson. Im Jahre 1884 wurde er zum Kommodore ernannt.

Der spanische Konteradmiral Don Patricia Montojo y Pasarón wurde am 7. September 1839 in Ferrol geboren. Seine Ausbildung erhielt er in Cadix. Nachdem er verschiedene Fahrten im Atlantischen Ocean und im Mittelländischen Meere mitgemacht hatte, wurde er zum Fregattenkapitän ernannt und nahm 1860 teil an den Kämpfen auf Mindanao und 1866 an der Beschießung des peruanischen Hafens Callao. Später war er im Marineamt thätig und zeichnete sich als Marineschriftsteller aus.

[355]

Kommodore Dewey.

Konteradmiral Montojo y Pasarón.