Die Schlange im brennenden Wald

Textdaten
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Autor: Johann Wilhelm Wolf
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Titel: Die Schlange im brennenden Wald
Untertitel:
aus: Deutsche Hausmärchen, S. 263–264
Herausgeber: Johann Wilhelm Wolf
Auflage: 1. Auflage
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1851
Verlag: Dietrich'sche Buchhandlung, Fr. Chr. Wilh. Vogel
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Erscheinungsort: Göttingen und Leipzig
Übersetzer:
Originaltitel:
Originalsubtitel:
Originalherkunft:
Quelle: Google und Scans auf Commons
Kurzbeschreibung:
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Bearbeitungsstand
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Die Schlange im brennenden Wald.

Es war in einem heißen Sommer, da zündeten zwei Hirtenknaben ein Feuerchen im Walde an, um sich Kartoffeln zu braten. Aber das Feuer erfaßte das dürre Laub, dann das dürre und endlich auch das grüne Holz und da der Wind heftig wehte, so stand bald der ganze Wald in Flammen. Am Rande des Waldes arbeitete ein Bauer auf seinem Felde. Als er dem Feuer so zusah, wie es an den Bäumen emporleckte, das grüne Laub fraß und endlich Zweig um Zweig ergriff, hörte er plötzlich, wie eine Stimme aus dem Feuer ihn beim Namen rief. Er eilte darauf zu, da sah er ein Schlänglein, welches sich auf einen Baum gerettet hatte, das schaute ihn mit flehenden Augen an und rief: „Ach hilf mir doch aus dem Feuer!“ Der Bauer nahm eine lange Stange und hielt sie ihm dar, da verließ es den Baum und ringelte sich um die Stange. Der Bauer aber legte es ins Gras, machte eine Grube in die Erde und sprach: „Komm, daß ich dich in das Kühle lege, das ist gut für Brandwunden.“ Da wand das Schlänglein sich von der Stange los und kroch in die Grube und der Bauer deckte es mit Erde zu, so daß ihm nur der Kopf herausschaute. Als es eine Weile so dagelegen hatte, sprach es: „Ein Dienst ist des andern werth, plagt dich nicht ewiger Magenschmerz?“ „Das weiß der Himmel,“ sprach der Bauer, „ich [264] habe Tag und Nacht keine Ruhe davor.“ „Dann lege dich hier neben mich auf die Erde, drück die Augen zu und sperre den Mund auf,“ sprach das Schlänglein. Der Bauer that es, husch schlüpfte das Schlänglein aus der Grube heraus, dem Bauern durch Mund und Schlund und holte aus seinem Magen sieben junge Eidechsen heraus, welche ihn schon Jahr und Tag geplagt hatten. Als der Mann die Thiere sah und seinen Magen so frei fühlte, wußte er vor lauter Dankbarkeit nicht, was machen. Da sprach das Schlänglein: „Du kannst mir einen großen Dienst erweisen und es kostet dich gar nichts.“ „Ach so sag es doch schnell,“ rief der glückliche Bauer, „Alles was du willst, sag es nur.“ „Nun so nimm dein Beil und haue mir den Kopf ab,“ sprach das Schlänglein. „Gott behüte mich,“ rief der Bauer, „das thue ich nun und nimmermehr.“ Da bat das Schlänglein aber so flehentlich darum und hielt ihm vor, er solle doch nicht sein Glück verscherzen, bis er endlich sein Beil nahm, den Kopf herumdrehte und einen kräftigen Schlag that. Da fuhr das Schlangenhaupt weit weg, aber aus dem Leib stieg die schönste Prinzessin heraus, die sprach: „Hast du mich aus meiner Verwünschung erlöst, so will ich dich aus deiner Armuth erlösen.“ Der Bauer mußte sie ins Schloß fahren, da war große Freude, als der König und die Königin sie wiedersahen. Zum Lohne wurde der Wagen, womit der Bauer sie heimgebracht hatte, mit Gold beladen, so schwer als die Pferde ziehen konnten, da war der gute Bauer der reichste Mann im ganzen Königreich.