Die Sagen des Volkes
Wohl manche schöne Blüthe
Der Zeit, die sich verlor,
Kommt in des Volks Gemüthe
Zu neuem Frühlingsflor;
Aus alten grauen Tagen
Verschollne Luft und Klagen
Blühn wieder frisch zu Tag empor.
Geh durch zerfallne Klöster,
Die Sagen ziehn als Tröster
Mit dir durch den Ruin.
Die längst geschlummert hatten
Tief unter Kirchenplatten,
Im Mondenlicht du wieder ziehn.
Du siehst, wie aus dem Schutte
Manch Herz von Neuem glüht,
Das einst in rauher Kutte
Du siehst der bleichen Nonne
Im Tausch um Himmelswonne
Der irdischen Liebessonne
Nur schwer entsagendes Gemüth.
Dich zu der Elfen Tanz,
Zeigt Zwerge dir und Riesen
In des Gebirges Kranz;
Die Gnomen und Kobolde
Im Schacht, verklärt von Golde
Und bunter Edelsteine Glanz.
O trinke von der Sage
Würzvollem Firnewein,
Bewölkt die Stirne seyn!
Aus dunkeln Tannenbäumen
Wiegt sie zu goldnen Träumen
Von Zauberfrühlingsräumen