Die Offenbarung Johannis/2,12-17. Pergamon

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Inhalt Kapitel 2,12-17. Pergamon
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2,12-17 Pergamon. 2,12. καὶ τῷ ἀγγέλῳ τῆς ἐν Περγάμῳ ἐκκλησίας[1] γράψον. Pergamon, die alte Attalidenhauptstadt, behauptete sich auch neben Ephesus als angesehenste Stadt der Provinz Asien. Plinius N. H. V. 33: Longeque clarissimum Asiae Pergamum. Pergamena vocatur eius tractus jurisdictio. Ad eam conveniunt Thyatireni ..., aliaeque inhonorae civitates. Außerordentlich wichtig ist, daß im Jahre 29 v. Chr. hier dem divus Augustus und der Göttin Roma auf der höchsten Höhe der Akropolis ein Tempel gewidmet und damit der Kult des römischen Kaisers in Asien begonnen wurde (Guiraud, les assemblées provinciales 25). Daß dieser Tempel wirklich der Sitz des Provinzialkultus gewesen ist, zeigt eine Inschrift aus Mytilene: ἐν [τῷ ναῷ τῷ κατα]σκευαζομένῳ αὐτῷ ὑπὸ τῆς Ἀσίας ἐν Περγάμῷ. Eine eigene Priesterschaft des Augustus läßt sich ebenfalls in Pergamon nachweisen. Von den ὑμνωδοὶ θεοῦ Σεβαστοῦ καὶ θέας Ῥώμης wurde hier dem Hadrian zu Ehren ein Altar errichtet (Hirschfeld z. Gesch. d. röm. Kaiserkultus. Sitzungsbericht d. Berl. Akad. 1888, II 837). Die Stadt Pergamon ist aber vor allem bekannt als Kultstätte des (Zeus) Asklepios. Der Heil- und Wunder-Gott Asklepios nimmt im späteren griechischen Volksglauben, der sich mehr und mehr entnationalisierte und den privaten Bedürfnissen des Lebens zuwandte, die höchste Stelle ein. Bei den Apologeten spielte er eine besondere Rolle (Justin I 21f.; I 54). Man stellte ihn geradezu in Parallele mit Christus. (Origenes, c. Cels. III 3; Arnobius I 49; III 23; VII 44-48. Vgl. die Artikel über Asklepios in Roschers Lexikon der Mythologie und der Realenzyklopädie von Pauly-Wissowa. Zahn, Einleitung II 609). Pergamon aber gilt als die Hauptstätte seiner Verehrung und als einer der berühmtesten Wallfahrtsziele des Altertums. Hier war daher immer genügend Zündstoff für den Ausbruch heidnischen Fanatismus vorhanden. Galenus, de Compos. medic. per. part. IX: εἰώθασιν πολλοὶ ... ἐν τῷ βίῳ λέγειν· μὰ τὸν ἐν Περγ. Ἀσκληπιὸν, μὰ τὴν ἐν[211] Ἐφέσῳ Ἄρτεμιν, μὰ τὸν ἐν Δελφοῖς Ἀπόλλωνα. Tacitus, Ann. III 63. Martialis IX 16. Philostratus, Vita Apollonii IV 34: ὥσπερ ἡ Ἀσία ἐς τὸ Πέργαμον, οὕτως ἐς τὸ ἱερὸν τοῦτο ξυνεφοίτα ἡ Κρήτη. Serenus Sammonic. qui colis Aegeas, qui Pergama, quique Epidaurum. Herodianus Hist. IV 8,3: ἠπείχθη εἰς Πέργαμον τῆς Ἀσίας χρήσασθαι βουλόμενος θεραπείαις τοῦ Ἀσκληπιοῦ. Statius Silv. III 4,23: Pergameas intrasse domos, ubi maximus aegris auxiliator adest. Vgl. Lucian, Icaromenipp 24 p. 780, und den Andreaskommentar zu dieser Stelle (κατείδωλος ἦν αὕτη ἡ πόλις). Bemerkenswert ist die Schilderung des Aussehens des Asklepios Pausanias II 27,2: κάθηται δ’ ἐπὶ θρόνου βακτηρίαν κρατῶν, τὴν δὲ ἑτέραν τῶν χειρῶν ὑπὲρ κεφαλῆς ἔχει τοῦ δράκοντος. Auf pergamenischen Münzen erscheint Asklepios stehend, oder ein Schlangensymbol (die Zitate im Anschluß an Wetsteins Bemerkungen z. Stelle).

τάδε λέγει ὁ ἔχων τὴν ῥομφαίαν τὴν δίστομον τὴν ὀξεῖαν[2]. Das wird mit Bezug auf das Strafgericht über die Bileamiten V. 16 gesagt. 2,13. οἶδα[3] ποῦ κατοικεῖς. ὅπου ὁ θρόνος τοῦ σατανᾶ. Der Eingang lobt und tröstet. In bedrängter Lage ist die Gemeinde treu geblieben, und der Herr kennt ihre Not. Der Thron des Satan hat die verschiedensten Erklärungen gefunden: Vielfach deutete man auf den Kult des Aeskulap, wobei man sich auch auf das Schlangensymbol des Aeskulap berief, oder allgemeiner auf Pergamon als den Sitz der Christenverfolgungen, da hier allein bis jetzt Christenblut geflossen sei, unter Hinweis auf die Tatsache, daß Pergamon Sitz des Obergerichts war, oder unter Annahme besonders dem Christentum feindlicher Personen. Andre Ausleger dachten nur an eine besondre Blüte des Götzendienstes oder an die Nicolaiten oder an eine besondre Machtstellung der Juden in Pergamon (Sp.). Geistvoll haben eine Reihe von Erklärern endlich (Manchot, Vlt., Weizsäcker 509, Hirscht 31, Zahn II 609) an den Riesenaltar des Ζεὺς σωτήρ (Asklepios), das Siegesdenkmal zur Erinnerung an den Sieg des Attalos über die Gallier mit seinem berühmten Reliefschmuck gedacht, der die Stadt allerdings derart überragte, daß man wohl begreifen könnte, wie der Apok. zu seinem Bilde vom θρόνος τοῦ σατανᾶ gekommen wäre. Dieser Auslegung hält jedoch eine zweite die Wage. Wir erinnern uns, daß Pergamon ältester Sitz des Kaiserkultus, die erste Neokore des römischen Cäsarentums war. Hier war der erste Tempel des Augustus und der Roma gebaut, hier bestand eine angesehene Priesterschaft des Kaiserkultus. Nachweislich gingen die Verfolgungen gegen die Christen sehr häufig von dem Provinzialpriestertum des Kaiserkultus aus (vgl. das Martyrium Polycarpi; der Asiarch ist der provinziale Oberpriester des Kaiserkultus), und es handelte sich in ihnen vor allem um die Forderung der Cäsarenverehrung. Daher ist es sehr wohl denkbar, daß der Apokalyptiker, dessen Haupttendenz gegen den Cäsarenkult gerichtet ist, Pergamon, den Hauptsitz dieses Kultus, wo der Kampf mit dem Tier, das [212] Anbetung verlangt, schon begonnen hat, eben deshalb den Thron des Satan nennt (vgl. auch Hltzm.). καὶ κρατεῖς τὸ ὄνομά μου. Du hältst unter diesen Umständen fest an meinem Namen. καὶ οὐκ ἠρνήσω τὴν πίστιν μου. Der allgemeinen Schilderung folgt das spezielle Lob mit Bezug auf eine ganz bestimmte Verfolgungsperiode. πίστις hat hier und 14,12 die Bedeutung „Glaube“ (an mich); in anderer Bedeutung (Treue) 2,19; 13,10. καὶ (mit AC c vg.: auch, sogar in den Tagen) ἐν ταῖς ἡμέραις, αἷς[4] Ἀντίπας[5] ὁ μάρτυς μου ὁ πιστός[6]. Solche Relativsätze ohne Kopula sind in der Apk gebräuchlich 1,4; 5,13 (vielleicht auch 2,20; 3,12). Zu übersetzen ist also: in den Tagen, in welchen Antipas, mein getreuer Zeuge, (Apposition, nach der richtigen Lesart) war. ὃς ἀπεκτάνθη παρ’ ὑμῖν, ὅπου ὁ σατανᾶς κατοικεῖ[7]. Tertullian, scorp. 12, nennt einen Märtyrer Antipas in Pergamon. Er wird einfach von unserer Stelle abhängig sein. Akten des Antipas will Andreas gelesen haben. Nach Simeon Metaphrastes soll Antipas, Bischof von Pergamon, unter Domitian in einem glühenden ehernen Stier getötet sein. (Vgl. über Antipas F. Görres ZwTh 1878, 257-279.) Bemerkenswert ist, daß uns aus ältester Zeit noch ein Martyrium von Christen in Pergamon überliefert ist, das des Carpus, Papylus und der Agathonice (vgl. Gebhardt ausgew. Märtyrerakten 13ff. und Euseb. H. E. IV 15,48). 2,14. ἀλλ’ ἔχω κατὰ σοῦ ὀλίγα [ὅτι] (> C fu. a c s² Pr.) ἔχεις ἐκεῖ (d. h. gerade an diesem Ort des Martyriums)κρατοῦντας τὴν διδαχὴν Βαλαάμ. Nur einiges hat der Herr gegen die Gemeinde, weil sie zwar einige Irrlehrer unter sich hat und diese gewähren läßt, aber doch sich im großen und ganzen unberührt von der Irrlehre zeigt. Aber immerhin ist in dem ἔχεις der Vorwurf angedeutet, daß die Gemeinde die Irrlehrer hat aufkommen und Anhang gewinnen lassen. Sp. streicht das allerdings etwas unerwartet kommende ὀλίγα, aber ohne einleuchtenden Grund.ὃς ἐδίδασκεν[8] τῷ Βαλάκ βαλεῖν σκάνδαλον ἐνώπιον τῶν υἱῶν Ἰσραήλ. Die grammatische Irregularität τῷ Βαλάκ ist mit AC 11. 95. [1. 18. 92.mg. εν τω Β.; P. An.com. εν τω Βαλααμ τον Βαλακ; Q nur Βαλακ; ℵ* > τω Β.] in den Text zu setzen, die meisten Min. lesen τον Βαλακ. Der Dativ bei ἐδίδασκεν ist nicht als Dat. commodi zu erklären, eher als Hebraismus = לׅמַּד לְ, am besten wohl als einfache Nachlässigkeit. Der Infin. ist von ἐδίδασκεν abhängig (vgl. oben V. 7 δώσω φαγεῖν). σκάνδαλον (vgl. Röm 14,13), eigentlich σκανδάλητρον, ist ursprünglich das Stellholz in der Falle = מוֹקֵשׁ (Jos 23,13; Ps 141,10), gewinnt in diesem Zusammenhang fast die Bedeutung des Lockmittels. Schürer (die Prophetin Isabel in Thyatira S. 44; theol. Abhandl. C. v. Weizsäcker gewidmet 1892; S. 44) [213] bezieht das Lockmittel auf die Reize der schönen Moabiterinnen, durch welche die Israeliten verführt wurden, macht aber darauf aufmerksam, daß Num. 22-24 von dieser Tatsache gar nicht die Rede sei, daß erst 25,1ff. die Verführung durch die Moabiterinnen erzählt und 31,16 kurz angedeutet werde, daß dies auf Bileams Rat geschehen sei. Die Kombination dieser Notizen sei ein Werk des späteren Midrasch. Philo, Vita Mosis I 48-55 § 263 bis 304; Jos. Antiq. IV 126ff. Origen., in Numer. Homil. XX,1. — φαγεῖν[9] εἰδωλόθυτα καὶ πορνεῦσαι. Der Infin. ist nicht parallel dem vorhergehenden (wie derjenige Abschreiber, der hier ein καί [s. u.] einschob, verstand), sondern ist erklärender (resp. appositioneller Infinitiv) zu σκάνδαλον. Also B. lehrte, ein Lockmittel (zur Sünde) den Kindern Israels zu geben, nämlich Götzenopferfleisch zu essen und zu huren. Auch im alten Testament verführen die Moabitischen Buhlerinnen die Israeliten zur Teilnahme an den Opfermahlen (Nu. 25,1f.); für den Apokalyptiker ist diese Parallele zu den gegenwärtigen Verhältnissen, da es sich bei den Irrlehrern wieder um diese beiden Dinge handelt, besonders schlagend. Wenn also hier den Irrlehrern Schuld gegeben wird, daß sie die „Lehre“ Bileams haben, so bedeutet das, daß sie dieselben verführerischen Ratschläge gaben wie damals Bileam, nämlich εἰδωλόθυτα φαγεῖν und πορνεῦσαι; der Ausdruck διδαχή mit Bezug auf Bileam ist natürlich mit Rücksicht auf die Gegenwart gewählt (Genaueres s. weiter unten). 2,15. οὕτως ἔχεις καὶ σὺ κρατοῦντας τὴν διδαχὴν [τῶν] (der Artikel ist mit ℵP An. nach der Parallele in 2,6 beizubehalten) Νικολαιτῶν ὁμοίως[10] (so ist der Satz abzuteilen, nicht ὁμοίως μετανόησον). So wie Bileam durch Balak die Israeliten verführte, so haben die Pergamener die Nicolaiten als Verführer. Zu vergleichen ist nun aber dieser Satz mit dem obigen: ὅτι ἔχεις κρατοῦντας τὴν διδαχὴν Βαλαάμ. Nach dem Zusammenhang kann diese Wendung kaum anders verstanden werden, als daß die, welche an der Lehre Bileams festhalten, identisch sind mit den an der Lehre der Nicolaiten festhaltenden. Es steht also die Lehre Bileams der Lehre der Nicolaiten parallel (man beachte, daß es nicht im Singular heißt: die Lehre des Nicolaus). Nicolaiten sind also Leute, wie einst Bileam es war, und so wird der Gedankengang erst prägnant: wie einst Bileam es gelang, Israel zu verführen, so ist es auch seinen Nachfolgern, den Nicolaiten, gelungen, einige aus der pergamenischen Gemeinde zu gewinnen. Nicht ganz klar ist bei alledem das Verhältnis der Bileamiten zur Gemeinde der Pergamener. Wenn aber im folgenden Vers das angedrohte Gericht über die Bileamiten zugleich ein Gericht über die Gemeinde ist, so müssen die Bileamiten doch in einem, wenn auch losen Verhältnis, zur Gemeinde gestanden haben. Man darf hier den Vergleich Bileam und Israel — Bileamiten und Pergamener nicht zu straff durchführen.

2,16. μετανόησον [οὖν lassen aus ℵP An.¹²³ g vg. Pr.] εἰ δὲ[214] μή, ἔρχομαί σοι ταχὺ καὶ πολεμήσω μετ’ αὐτῶν ἐν τῇ ῥομφαίᾳ τοῦ στόματός μου. Nach Sp. folgt eine dem Vergehen entsprechende Strafe, auf sinnliche Ausschweifung Vernichtung des Fleisches; vgl. I Kor 5,4f; (11,30). Diejenigen aber, über die das Gericht ergeht, werden deutlich von der Gesamtheit der Gemeinde unterschieden (σοι – αὐτῶν). Es sind die Anhänger der Bileamitischen Richtung. Das Strafgericht trifft die Gemeinde, insofern es eine Anzahl ihrer Glieder trifft.

2,17. (17a = 7a.) τῷ νικῶντι δώσω αὐτῷ[11] [+ ἐκ ℵ 36. 91 c s¹ Pr.] τοῦ (τό Q) μάννα τοῦ κεκρυμμένου (2,7). Die Konstruktion von δοῦναι mit Gen. Part. kommt im neuen Testament nur hier vor. Blaß (99) hält den einfachen Gen. für unwahrscheinlich. Schwierigkeit bereitet der Ausdruck das verborgene Manna. Jedenfalls kann es sich hier nach der ganzen Anlage der Schlußworte der Sendschreiben nur um eine Gabe des ewigen Lebens und des jenseitigen Aeons handeln. Der Ausdruck „das verborgene Manna“ erinnert an die jüdische Tradition, daß vor der Zerstörung Jerusalems der Prophet Jeremias die Bundeslade mit den darin enthaltenen Heiligtümern verborgen hat, und daß der Messias diese bei seinem Erscheinen wiederbringen werde. Vgl. II Mak 2,4ff; Apk. Bar 6,5-10; Josephus, Ant. XVIII 85-87; vgl. Religion d. Judentums 227; Stellen aus der späteren jüdischen Literatur s. bei Wetstein. Zum Gedanken des Mannaessens im zukünftigen Reich vgl. Apk. Bar 29,8: „Und zu jener Zeit werden wieder die Mannavorräte vom Himmel herabfallen, und sie werden davon in jenen Jahren essen, weil sie das Ende der Zeit erlebt haben“ Sibyll. Prooem. 87; III 746; II 318. Bousset, Rel. d. Judentums 271. Jedenfalls hat gerade diese Verheißung im Zusammenhang einen bestimmten Sinn. Diejenigen, die auf das Essen von Götzenopferfleisch verzichten, bekommen dereinst himmlisches Manna als ihren Lohn. — Sp. findet hier einen Anklang an Joh 6,49ff., der ihm einen Grund abgibt, den Vers dem Redaktor zuzuweisen. Sollte hier ein Anklang vorhanden sein, so ist er anders zu erklären.

καὶ δώσω αὐτῷ ψῆφον λευκὴν καὶ ἐπὶ τὴν ψῆφον ὄνομα καινὸν „γεγραμμένον“ (> Pr.), ὃ οὐδεὶς οἶδεν εἰ μὴ ὁ λαμβάνων. An diesen rätselhaften Worten sind die verschiedensten Deutungen versucht. Wtst. hat die Talmudstelle Joma 8 herangezogen, wo es heißt, daß den Israeliten wertvolle Steine und Perlen mit dem Manna herunterfielen. Die Parallele ist auf den ersten Blick überraschend, aber auch nur auf den ersten Blick. Denn es findet sich hier keine Parallele zu dem auf diesem Stein geschriebenen neuen und unbekannten Namen — Xiphilin, Epit. Dion. p. 228 berichtet von Titus: σφαίρια γὰρ ξύλινα μικρὰ ἄνωθεν εἰς τὸ θέατρον ἐρρίπτει σύμβολον ἔχοντα τὸ μὲν ἐδωδίμου τινὸς ... ἃ ἁρπάσαντάς τινας ἔδει πρὸς τοῦς δωτῆρας αὐτῶν ἀπενεγκεῖν καὶ λαβεῖν τὸ ἐπιγεγραμμένον. Nach dieser Stelle erklären eine Reihe von Exegeten den weißen Stein etwa als [215] Einlaßbillet zu den himmlischen Mahlzeiten. Andre machen auf die Sitte aufmerksam, daß im Gericht weiße Steine zum Zeichen der Freisprechung abgegeben werden und finden demgemäß hier die Rechtfertigung angedeutet. Wieder andre denken an die Urim und Thumim. Dstd. macht jedoch dagegen geltend, daß diese Steine nicht ψῆφοι genannt werden (vgl. Exod 28,17; 39,14). — Noch ratloser sind die Exegeten in der Deutung des unbekannten Namens. Man rät bald auf den Namen Gottes oder Christi (vgl. 3,12; 14,1. 19,12 hat der Messias einen Namen, den Niemand kennt), bald auf den eignen Namen des Siegers (Dstd.). Und was bedeutet es, daß der Name des Siegers auf dem weißen Stein steht? Diejenigen Ausleger, welche die Steine auf Urim und Thumim deuten, sind der Ansicht, daß wie auf diesen die Namen der Zwölfstämme standen, die Gottgeweihtheit der Seligen dadurch zum Ausdruck gebracht werde, daß ihre Namen auf den Steinen stehen. Daß nur der Empfänger den Namen kennt, erklärt Dstd. unter Hinweis darauf, daß der Name die neue Herrlichkeit der Kinder Gottes zum Ausdruck bringe, welche nur von diesen (ὁ λαμβάνων generisch zu fassen) geschaut wird, und von welcher die nichtberufenen keine Ahnung haben. — Das sind alles höchst gezwungene Erklärungen. Erst wenn man diesen rätselhaften Ausdruck in das richtige Milieu eingerückt hat, vermag man ihn zu verstehen. Er findet aber seine Erklärung in dem weitverbreiteten Glauben an die zauberkräftige Bedeutung des Namens. Parallelen hierfür beizubringen, erscheint überflüssig, nachdem Heitmüller in seinem Werk „im Namen Jesu“ (Forsch. z. Rel. u. Lit. d. A. u. N. T 1903 H. 2) das in Betracht kommende Material zusammengebracht hat (vgl. namentlich 128-265). Was hier vorliegt, ist Zauberglaube. Und zwar ist hier wohl weniger daran zu denken, daß der Fromme selbst dereinst einen neuen Namen zu eigen bekommen soll und mit dem Namen eine neue Machtstellung. Auch dieser weiter unten noch genauer zu besprechenden Vorstellung begegnen wir in der Apk 3,12; (14,1) und (auf den Messias bezogen) 19,12. Vgl. Jes 62,2; 65,15. Hier liegt vielmehr eine andre Vorstellung zu Grunde. Der weiße Stein mit dem unbekannten Namen ist nichts andres als ein Amulett mit einer wirkungskräftigen Zauberformel. Eine Parallele mag hier erwähnt werden, weil hier ebenfalls gerade ein Stein mit einem geheimnisvollen Namen erwähnt wird: Bab. Talmud, Sukka 5 „Zur Stunde, da David die Fundamente des Tempels ausgrub, strömt der Abgrund hervor, die Welt zu verschlingen. David sprach, wer weiß, ob es erlaubt ist, den unaussprechlichen Namen auf eine Scherbe zu schreiben und in den Abgrund zu werfen, damit er sich beruhige?“ (Wtst.) Ein solches zauberkräftiges Amulett verleiht dem Frommen eine vollkommene Herrschaft über alle Dinge. Ganz in diese Vorstellungswelt paßt es hinein, wenn betont wird, daß der Name neu und niemandem bekannt sein soll als dem Empfänger. Auf dem tiefen Geheimnis beruht der Wert des zauberkräftigen Namens (resp. der Formel). Wer den Namen erführe, hätte damit dieselbe Macht wie der Besitzer. Daher wird betont, daß nur der Fromme den Namen kennen und seiner Macht teilhaftig werden soll. Ob der Apok. diese volkstümliche Zaubervorstellung nur noch als herübergenommenes [216] halbverstandenes Bild für den Gedanken der Weltherrschaft verwendet, oder ob er selbst noch mitten im volkstümlichen Glauben steht, kann nicht entschieden werden.


  1. τω εν εκκλ. Περγαμου ; τω εν τη Π. εκκλ. (?) sa.; ecclesiae Pergami Pr. (g vg.).
  2. > g Pr. vgl. 1,16. την οξειαν την διστομον .
  3. ACP 38 g vg. c s¹ ae. Pr.; Q Rel. a s² + τα εργα σου και (vgl. V. 9).
  4. Q Rel. ae. s²; εν αις verbessern ℵc (ℵ εν ταις) P An. (a) g sa. αις ist durch Versehen ausgefallen in AC vg. c s¹ Pr. (Pr. cle. lips.⁴⁶ haben diebus illis, beginnen also mit diebus einen neuen Satz). Zahn konjiziert nach der Lesart der älteren Hndschrn. ἐν ταῖς ἡμέραις Ἀντίπα ὁ μάρτυς. Ich halte die Konjektur für überflüssig. Die Annahme eines alten Schreibfehlers genügt.
  5. Αντειπας ℵcc A Min.⁸ c s¹².
  6. + μου AC 14. 92. .
  7. 38 > οπου ο σατανας κατοικει.
  8. εδιδασκεν mit ℵACP An.¹²³ g vg. Pr.; εδιδαξεν alle übrigen.
  9. > „και“ φαγειν ℵACP An.¹²³ c s¹ a g vg. Pr., die Einschiebung des και in den übrigen Zeugen ist absichtliche Korrektur.
  10. ο (ην) μισω lesen irrtümlich 1. (80); ομοιως ο (ην) μισω P 12. 13. 17. 81. 161 (Bousset, textkrit. Stud. 7) Vgl. 2,6.
  11. + φαγειν απο schieben zur Erleichterung der Konstruktion ein P. An. a s² g (nur manducare) Tic.
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