Die Nacht (Büchner)
[395] Die Nacht.
Niedersinkt des Tages goldner Wagen,
Und die Stille Nacht schwebt leis’ herauf,
Stillt mit sanfter Hand des Herzens Klagen,
Bringt uns Ruh’ im schweren Lebenslauf.
Der ermattet auf der Pilgerbahn,
Bringt ihm wieder seinen stillen Frieden,
Den des Schicksals rauhe Hand ihm nahm.
[396] Ruhig schlummernd liegen alle Wesen,
Tiefe Stille herrscht im weiten Reiche,
Alles schweigt im öden Kreis’ herum.
Und der Mond schwebt hoch am klaren Aether,
Gießt sein sanftes Silberlicht herab;
Schau’n herab auf Leben und auf Grab.
Willkommen Mond, willkommen sanfter Bote
Der Ruhe in dem rauhen Erdenthal,
Verkündiger von Gottes Lieb’ und Gnade,
Willkommen Sterne, seid gegrüßt ihr Zeugen
Der Allmacht Gottes, der die Welten lenkt,
Der unter allen Myriaden Wesen
Auch meiner voll von Lieb’ und Gnade denkt.
Du hast den Sonnenball emporgethürmt,
Hast den Planeten ihre Bahn bezeichnet,
Du bist es, der das All mit Allmacht schirmt.
Unendlicher, den keine Räume fassen,
Allgütiger, den alle Welten preisen,
Erbarmender, der Sündern Gnade beut!
Erlöse gnädig uns von allem Uebel,
Vergieb uns liebend jede Missethat,
Und siegen über Tod und über Grab.