Die Musageten
Oft in tiefen Winternächten
Rief ich an die holden Musen:
Keine Morgenröthe leuchtet
Und es will kein Tag erscheinen,
Mir der Lampe fromm Geleuchte,
Daß es, statt Auror und Phöbus,
Meinen stillen Fleiß belebe.
Doch sie ließen mich im Schlafe,
Und nach jedem späten Morgen
Folgten ungenutzte Tage.
Da sich nun der Frühling regte,
Sagt ich zu den Nachtigallen:
Früh, o früh! vor meinem Fenster,
Weckt mich aus dem vollen Schlafe,
Der den Jüngling mächtig fesselt.
Doch die lieberfüllten Sänger
Ihre süßen Melodien,
Hielten wach die liebe Seele,
Regten zartes neues Sehnen
Aus dem neugerührten Busen,
Und Aurora fand mich schlafen,
Ja mich weckte kaum die Sonne.
Endlich ist es Sommer worden
Und beym ersten Morgenschimmer
Die geschäftig frühe Fliege
Unbarmherzig kehrt sie wieder
Wenn auch oft der halberwachte
Ungeduldig sie verscheuchet,
Und von meinen Augenlidern
Muß der holde Schlaf entweichen.
Rüstig spring ich von dem Lager
Suche die geliebten Musen,
Mich gefällig zu empfangen.
Und den leidigen Insecten
Dank ich manche goldne Stunde,
Seyd mir doch, ihr unbequemen,
Als die wahren Musageten.