Die Mordgrube bei Freiberg
[90] Die alte Mordgrube, Fundgrube, ist eine gewerkschaftliche Grube zwischen Berthelsdorf und Erbisdorf auf dem obern Brande. Als die Zeit nachstehender Begebenheit giebt Möller’s Chronik v. Freiberg das Jahr 1350 an.
[91] Gut stand’s um die Gruben im Freiberger Gau, drin fand man des Silbers in Menge; 5 Da wallte der Hauf’ zur Schenke hinauf; 10 in wilder unbändiger Freude,da warnte der Fiedler, dem Sünde es schien, 15 habt Acht, bald kommt nach den Freuden das Leiden!“ 20 schweigt still und warnt sie nimmer,[92] und unwirsch geigt er fort, und streicht, 25 Da zogen des Weges heran von fern zwei Männer mit sorglicher Schnelle, 30 mit güldnem Kranz; Kraft soll sie einem Sterbenden spenden 35 da schellte der Glöckner so feierlich drein, daß sich beugen die Knie der Frommen. 40 entbehre.
45 Da weichet der Grund, aufthut sich ein Schlund, [93] Die Erde, so weit sie die Tanzenden trug,50 war in’s Bodenlose gefallen,nur dumpf aus des Trichters tief untersten Bruch 55 und Erdschollen die Frevler bedecken mit Schrecken. 60 zugleich mit dem Schuldigen sterben. Doch kaum er stand 65 Die Bünge 2) ist öde und bringet nicht Frucht, tief grub man, und konnte nichts finden; 70 was Gott versteckt: der deckte mit ewigem Schweigen |
1) Monstranz ist das meist sehr kostbare Behältniß der geweihten, nicht zum Genusse, sondern zum Vorzeigen vor dem in der katholischen Kirche versammelten Volke bestimmten Hostie. Beim Vorzeigen klingelt der Sacristan oder Glöckner drei Mal.
2) Bünge, Binge, Pinge, ist eine kesselartige Vertiefung in der Erdoberfläche, welche dadurch entsteht, daß ein Bruch oder Einsturz in der Grube geschieht, und das Erdreich nachrollt.
3) vollig, gebrech, ist in der bergmännischen Sprache so viel, als locker, unhaltbar, was gleich nachstürzt, wenn man drinnen gräbt, wie trockner Sand u. a. Erdarten.