Die Makua – ostafrikanische Elefantenjäger

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Titel: Die Makua – ostafrikanische Elefantenjäger
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 37, S. 627–628
Herausgeber: Adolf Kröner
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Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1896
Verlag: Ernst Keil’s Nachfolger in Leipzig
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung: Oskar Baumanns Bericht über die Makua
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[627] Die Makua – ostafrikanische Elefantenjäger. Das Elfenbein ist noch immer der einzige Handelsartikel, den uns das Innere Afrikas zu liefern vermag, und die Elefantenjagd erscheint darum als ein für unsere ostafrikanische Kolonie, deren weite Gebiete der Meeresküste so fern liegen, sehr beachtenswerter Erwerbszweig. Ursprünglich wurde der Dickhäuter mit den kostbaren Zähnen ausschließlich von den Eingeborenen gejagt, und Händler, die von der Küste kamen, handelten[WS 1] das Elfenbein ein oder nahmen es noch öfter den Eingeborenen mit Gewalt weg. Seit Jahren hat sich aber in Ostafrika ein besonderer Stand ausgebildet, der berufsmäßig die Elefantenjagd betreibt. Seyid Saïd, Sultan von Sansibar, sandte schon vor fünfzig Jahren Leute des Negerstammes Makua ins Innere, damit sie der Elefantenjagd oblagen. Später wurden zu diesem Zwecke auch Leute anderer Stämme gewählt, aber man nannte sie wie ihre Vorgänger „Makua“, so daß nunmehr diese Bezeichnung ebensoviel wie Elefantenjäger bedeutet.

Man begegnet den Makua häufig im Innern; sie dringen überall vor, wo Elefanten aufzuspüren sind, sie kennen Weg und Steg, die noch keines Europäers oder Arabers Fuß betreten hat, und sind zu Hause in einer Wildnis, die selbst von den Eingeborenen gemieden wird. Viele von ihnen kommen jahrzehntelang nicht nach der Küste, manche sind sogar im Innern aufgewachsen, alle werden durch das Leben in der Wildnis zu rauhen trotzigen Gesellen.

Dr. Oscar Baumann hat auf seiner im Auftrage des Deutschen Antisklaverei-Komitees ausgeführten Forschungsreise durch den Norden von Deutsch-Ostafrika wiederholt die Makua getroffen, zog auch eine Zeit lang in deren Begleitung dahin. In seinem Reisewerke „Durch Massailand zur Nilquelle“ (Berlin, Dietrich Reimer) entwirft er eine anziehende Schilderung dieser verwegenen Gesellen. In der weltentlegenen Landschaft Meatu an der Grenze von Usukuma hatte ein Halbaraber Munyi Hemedi eine Niederlassung gegründet und sandte seine Jäger hinaus in die weite Steppe zur Verfolgung des edlen Dickhäuters, dessen Zähne ihn in diese Einsamkeit gelockt hatten. Munyi Hemedi hatte schon vom Herannahen der Karawane Baumanns gehört und kam ihr entgegen. In seiner Gesellschaft befand sich eine Schar baumlanger, herkulischer Gestalten in zerfetzter Küstentracht, viele mit weißem Haar, aber kühn blitzenden Augen, das lange Feuerrohr geschultert – die Makua.

Die Ankunft Baumanns erweckte in den Makua den Wandertrieb; sie zwangen Munyi Hemedi, die Niederlassung aufzugeben und anderswo das Glück zu versuchen. Vierzig Mann zogen also mit dem Halb-Araber nach Uduhe ab, zwanzig aber, die von Munyi Hemedi unabhängig waren, gingen für einige Zeit mit Baumann.

„Ich schloß,“ berichtet Baumann, „mit den Makua, welche der Expedition beitraten, einen Vertrag, worin sie sich zu unbedingtem Gehorsam und zu allen Arbeiten bereit erklärten, wofür ich ihnen versprach, für sie eine Niederlassung im elefantenreichen Umbugwe zu gründen. Ich forderte sie dann auf, mir ihr Oberhaupt zu zeigen, worauf die baumlangen Kerle, unter denen sich auch einige grauhaarige befanden, zu meinem Erstaunen einen kleinen hübschen Jungen von etwa 12 Jahren brachten. Es stellte sich heraus, daß sie wirklich alle Sklaven dieses Jungen waren. Obwohl [628] ich also seine Oberherrlichkeit anerkennen mußte, bestimmte ich doch als seinen Stellvertreter den ältesten Jäger Fundi Mazapwa.

Mehr als sechzig Frauen der Makua und deren Kinder folgten gleichfalls der Karawane. Man sollte glauben, daß solcher Troß den Marsch verzögere; das ist jedoch kaum der Fall. Bepackt mit hohen Schachteln, in welchen Mehl und andere Lebensmittel verstaut sind, mit Kochgeschirr und allerlei Hausrat, womöglich noch einen Sprößling auf dem Rücken, marschierten die Weiber tapfer mit. Selbst Kinder liefen im scharfen Tempo der Karawane und wurden, wenn sie müde waren, von ihren kraftvollen Vätern auf die Schulter gehoben. Im Lager war das Walten der Weiber ein höchst wohlthätiges; die ermüdeten Leute konnten ihre Ruhe völlig genießen; denn das Sammeln von Brennholz und Wasserholen, das Mehlmahlen und Kochen, dies alles besorgten die Weiber, während die muntern Kinder durch Spiele und heiteres Wesen Leben in das Bild brachten.“

Wie lange werden noch die Büchsen der Makua durch die weite Steppe knallen und in der tiefen Stille des afrikanischen Urwaldes den donnernden Wiederhall wecken? Die Makua stehen und fallen mit dem Hochwild, zu dessen Ausrottung sie eifrig beitragen. *     

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: handelteten