Die Lindenkirche
Still ist’s schon im Waldesraume,
Vöglein alle flogen ein;
Bei der Heerd, am Wiesensaume
Steht ein Knabe noch allein;
Daß sich sammelt Groß und Klein –
Sieh, da bricht, goldrosengluthig,
Aus der Höh’ ein Wunderschein!
Lichte Sterne sich gestalten
Ihn ergreift des Himmels Walten,
Und in Andacht sinkt er ganz.
Süße Töne niederschwimmen,
Wie von sel’ger Engel Mund,
Ihm ein nahes Wunder kund.
Auf springt klingend schon die Rinde
Von dem alten Lindenbaum,
Und vor dem entzückten Kinde
Mit dem Knäblein in den Armen
Steht die Himmelskönigin,
Winkt in gnädigem Erbarmen
Nach dem jungen Hirten hin.
Des Gesichtes fern und nah,
Und auf dem geweihten Grunde
Steht ein heilig Kirchlein da. –
Kindesreinheit schaut erschlossen
Himmelsgnade hat ergossen
Sich in Herzen fromm und mild.