Die Lilie im Kloster zu Corvei

Textdaten
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Autor: Brüder Grimm
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Titel: Die Lilie im Kloster zu Corvei
Untertitel:
aus: Deutsche Sagen, Band 1, S. 351–352
Herausgeber:
Auflage: 1. Auflage
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1816
Verlag: Nicolai
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Erscheinungsort: Berlin
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Originalherkunft:
Quelle: Google, Commons
Kurzbeschreibung:
Eintrag in der GND: [1]
Bild
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Bearbeitungsstand
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[351]
263.
Die Lilie im Kloster zu Corvei.

Gab. Bucelin Germania sacra II. 1647.
Notitiae S. R. procerum III. c. 19. p. 334.
Höxar in elegiis. Paderb. 1600.
Erasm. Francisci höll. Proteus 1054. 1055.
Altdeutsche Wälder II. 185 - 187.


Das Kloster der Abtei zu Corvei an der Weser hat von Gott die sonderbare Gnade gehabt, daß, so [352] oft einer aus den Brüdern sterben sollte, er drei Tage zuvor, ehe er verschieden, eine Vorwarnung bekommen, vermittelst einer Lilie an einem ehrenen Kranze, der im Chor hing. Denn dieselbe Lilie kam allzeit wunderbarlich herab und erschien in dem Stuhl desjenigen Bruders, dessen Lebens-Ende vorhanden war; also daß dieser dabei unfehlbar merkte und versichert war, er würde in dreien Tagen von der Welt scheiden. Dieses Wunder soll etliche hundert Jahre gewährt haben, bis ein junger Ordensbruder, als er auf diese Weise seiner herannahenden Sterbestunde ermahnt worden, solche Erinnerung verachtet und die Lilie in eines alten Geistlichen Stuhl versetzt hat: der Meinung, es würde das Sterben dem Alten besser anstehen, als dem Jungen. Wie der gute alte Bruder die Lilie erblickt, ist er darüber, als über einen Geruch des Todes, so hart erschrocken, daß er in eine Krankheit, doch gleichwohl nicht ins Grab gefallen, sondern bald wieder gesund, dagegen der junge Warnungs-Verachter am dritten Tag durch einen jählingen Tod dahin gerissen worden.