Textdaten
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Autor: Ernst Deecke
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Titel: Die Laisenbrüder
Untertitel:
aus: Lübische Geschichten und Sagen, S. 116–117
Herausgeber:
Auflage: 1. Auflage
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1852
Verlag: Carl Boldemann
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Erscheinungsort: Lübeck
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Originalherkunft:
Quelle: Google, Commons
Kurzbeschreibung:
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61. Die Laisenbrüder.

1349 entstund eine sonderbare Brüderschaft unweit Cöln am Rhein; die nannte sich Geißelbrüder, konnte aber mit allem Recht des Teufels Marterbrüder genannt werden. In diesen Orden begaben sich Mann und Weib; und wo sie an eine Stadt kamen, gingen sie bei Paaren, und sangen Lieder vom Leiden Christi, und wenn Gott genannt wurde, fielen sie zur Erden wie ein Baum und peitschten sich bis aufs Blut; über das trieben sie viel Gaukelwerk in den Kirchen. So einer aber ihren Orden tadelte oder lästerte, oder so sie einen Mönch oder Pfaffen überkommen konnten, schlugen sie die todt, ingleichen auch alle Juden; und wenn dem nicht bei Zeiten gesteuert wäre, hätten sie es dabei nicht gelassen.

Dieser Leute nun kam eine große Menge vor Lübeck und begehrte, Ein Ehrbarer Rath möchte ihnen erlauben, nach ihrem Gebrauch einzuziehen. Aber solches Begehren wurde ihnen gar abgeschlagen. Jedennoch schlichen sich einige heimlich in die Stadt; diejenigen aber, deren Ein Rath habhaft werden konnte, wurden in die Frohnerei gefangen gesetzt. Inzwischen hatten viele Bürger an der Heuchelei ihr Wohlgefallen, und ließen das gar auf Tafeln in Kirchen abmahlen. Man hieß sie in diesen Orten [117] Laisenbrüder, weil sie alle ihre Gesänge mit dem Worte Kyrie eleison endigten, welches danach bei einfältigen Leuten lange in Gebrauch geblieben. Wohin sich aber die Rotte nachmals gewendet, davon findet man keine Nachricht.