Die Jungfrau auf dem Ursteine

Textdaten
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Autor: Curt Mündel
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Titel: Die Jungfrau auf dem Ursteine
Untertitel:
aus: Elsaeszische Sagen, in: Alemannia, Band XI, S. 23
Herausgeber: Anton Birlinger
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1883
Verlag: Adolph Marcus
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Erscheinungsort: Bonn
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Originalsubtitel:
Originalherkunft:
Quelle: Google-USA*, Commons
Kurzbeschreibung:
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[23] 8 Die Jungfrau auf dem Ursteine

Auf einem dem Schneeberge benachbarten Berge soll einst ein wilder gewalttätiger Ritter gehaust haben, der seine Seele dem Teufel verschriben hatte. Von seinem Schlosse ist jede Spur verschwunden. Der Ritter entbrannte in heftiger Liebe zu der schönen Tochter des Ritters auf Nideck. Da der Vater die Werbung zurückwis, raubte er die Tochter, als sie einst im Walde lustwandelte. Er schleppte sie auf den hohen Felsen des Ursteines und ließ sie dort unter der Bewachung des Teufels zurück. Diser umkreisete den Felsen beständig in Gestalt eines Hengstes und hinderte jeden Fluchtversuch der Jungfrau. Sie sollte durch Hunger und Durst gezwungen werden, ire Einwilligung zur Vermählung mit dem Ritter zu geben. Da flehte die Jungfrau zu Gott, er möge sie nicht verderben laßen. Gott erhörte ir Gebet und die schalenartigen Vertiefungen des Felsens füllten sich mit Waßer und in den Kräutern entdeckte die Verzweifelnde eßbare Beren. So fristete sie kümmerlich ir Leben, immer bedacht, der Wachsamkeit des Teufels zu entschlüpfen. Endlich bot sich die Gelegenheit, sie sprang den Felsen hinab und floh das Alberschweiler Tal abwärts. Der Teufel eilte ir nach, konnte jedoch die in Todesangst Fliehende nicht einholen. Die Jungfrau fülte jedoch, daß ire Kraft zu Ende gieng. Verzweifelnd brach sie zusammen, schon hörte sie den Teufel sich nahen, da betete sie inbrünstig zur Mutter Gottes um Errettung. Ir Gebet fand Erfüllung. Die Glocken des nahen Klosters L’Hor (jezt ein Hof bei Alberschweiler) läuteten zur Hora. Die Macht des Teufels war gebrochen, er muste ablaßen von der Jungfrau. An der Stelle, wo die Jungfrau zusammenbrach, sprudelt noch jezt eine helle Quelle, die „Fontaine de la dame blanche“, an der noch manche Sage haftet. Oben aber im Gebirge auf einem öden Plateau, Hengst genannt, in der Nähe des Ursteines stet eine rossänliche Felsgestalt, der vilgenannte Hengstfelsen, von den Umwonern noch jezt mit abergläubiger Scheu und als Bestätigung der Sage betrachtet.

Alemannia IX 1 S 31 u. IX 3 S 233.