Textdaten
Autor: Walther Kabel
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Titel: Die Hustenschlange
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aus: Das Buch für Alle, Illustrierte Familienzeitung, Jahrgang 1914, Heft 15, S. 341
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Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1914
Verlag: Union Deutsche Verlagsgesellschaft
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Erscheinungsort: Stuttgart
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[341] Die Hustenschlange. – Unter den gefährlichen Giftschlangen kannte man bisher nur zwei, die dem Menschen durch gewisse Töne ihre Gegenwart verraten, die Klapperschlange und die südafrikanische Cobra de Cappello, die „Zickleinschlange“, so genannt von dem Rufe, den sie nachts hören läßt, und der genau dem Blöken eines Zickleins gleicht.

Nunmehr hat man in Rhodesia in Südafrika eine ganz neue Schlangenart aufgefunden, die von ihrem Entdecker, dem englischen Obersten Cornels, den Namen „Hustenschlange“ erhielt. Cornels erzählt über seine erste Begegnung mit diesem Reptil folgendes: „Ich war mit zwei Ochsenwagen weit in den Busch eingedrungen, um an einem Flüßchen Löwen zu jagen. Eines Mittags, als ich gerade auf unserem Lagerplatz im Zelte die größte Hitze verschlief, weckte mich mein eingeborener Diener unter großem Geschrei und bat mich, ich solle ihm mit meiner Büchse schleunigst folgen. Kaffern, die wir zur Wartung der Gespanne mitgenommen hatten, hätten eine „Teufelsschlange“ umstellt, und ich mochte ihr doch den Garaus machen. Als wir auf der nahen Blöße im Busch anlangten, woher das wütende Geschrei der Schwarzen und das Bellen meiner beiden Hunde mir schon von weitem entgegenschallten, sah ich inmitten eines eben erst kahl gebrannten Grasflecks ein etwa zwei Meter langes, bräunliches Reptil, daß von den herumstehenden Kaffern, sobald es flüchten wollte, mit langen Dornzweigen, an denen sie brennende Grasbüschel befestigt hatten, immer wieder zurückgetrieben wurde. Meine Hunde gebärdeten sich wie toll und sprangen trotz meines Zurufs immer wieder auf die Schlange ein, obwohl sie sonst Reptilien ängstlich mieden. Vielleicht reizten sie die merkwürdigen Töne, die die mit erhobenem Kopf hin und her schießende Schlange fortwährend ausstieß, und die täuschend dem lauten Husten eines Menschen glichen. Ich war über dieses sonderbare Geräusch selbst so erstaunt, daß mich erst ein Zuruf meines Dieners veranlaßte, dem Reptil mit einem Schrotschuß den Kopf zu zerschmettern. Leider zu spät. Denn sehr bald stellte es sich heraus, daß die ‚Hustenschlange‘ meine unvorsichtigen Hunde gebissen hatte, die in kurzer Zeit beide eingingen.“

Oberst Cornels hat dann eine Woche später ein zweites Exemplar dieser seltenen Art lebend gefangen. Es befindet sich jetzt im Londoner Zoologischen Garten. Cornels hatte sich damals nicht verhört. Das giftige Reptil ist, sobald es gereizt wird, infolge besonderer Anlage seiner zu einem Sacke erweiterten Kehle tatsächlich imstande, hustenähnliche Tone hervorzubringen. –

In Südafrika gibt es noch eine zweite merkwürdige Schlangenart, die Spuck- oder Speischlange, die keine Giftzähne besitzt, dafür aber eine giftige, in Rachendrüsen erzeugte weiße Flüssigkeit auf beträchtliche Entfernung fortzuschleudern vermag. Die Schwarzen behaupten allen Ernstes, daß die in ihren Bewegungen ziemlich schwerfällige Speischlange stets nach den Augen ihrer Beute ziele, um diese zu blenden.

Der englische Reisende Cumming beobachtete einmal ein solches Reptil, das einen arglosen Frosch auf etwa zwei Meter mit dem giftigen Sekret bespritzte und das wehrlos gewordene Opfer dann hinunterschlang. Cumming entdeckte ein andermal nachts in seinem Zelt eine Schlange, nach der er, um sie zu vertreiben, mit seiner gefüllten Feldflasche warf. In demselben Augenblick fühlte er einen brennenden Schmerz im Gesicht, der nur von der Flüssigkeit herrühren konnte, mit der das Reptil ihn angespritzt hatte. Das Erlebnis hatte weiter keine schlimmen Folgen. Nur das Brennen auf der Wange und am Halse hielt einige Stunden an, und die getroffenen Stellen blieben noch tagelang leicht gerötet und geschwollen.

W. K.