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Autor: Verschiedene
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Titel: Die Gartenlaube
Untertitel: Illustrirtes Familienblatt
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Herausgeber: Ferdinand Stolle
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Entstehungsdatum: 1853
Erscheinungsdatum: 1853
Verlag: Ernst Keil
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Erscheinungsort: Leipzig
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[405]

No. 38. 1853.
Die Gartenlaube.


Familien-Blatt. – Verantwortlicher Redakteur Ferdinand Stolle.


Wöchentlich ein ganzer Bogen mit Illustrationen.
Durch alle Buchhandlungen und Postämter vierteljährlich für 10 Ngr. zu beziehen.


Bilder und Skizzen aus dem Erzgebirge.

1.0 Ein Harfenmädchen.
(Schluß.)

„Am folgenden Abend war der Fremde wirklich im Concert, hielt sich aber fern von uns, doch verwandte er kein Auge von mir. Dabei sah er so schwermüthig aus, daß mir noch bang’ um ihn war. Auch die folgenden Tage kam er, blieb aber immer in gleicher Entfernung. Nach und nach wurde sein Antlitz belebter, heiterer. An das Seegestade ging ich eine Zeit lang nicht, – ich fürchtete ihm zu begegnen und doch – ich gesteh’ es Dir – hätt’ ich noch gern einmal mit ihm geredet. Endlich schrieb er mir ein Briefchen, worin er mir in rührenden Worten dankte, daß ich ihn vor einer großen Schuld bewahrt hätte; er sei dadurch für Zeit und Ewigkeit mein Schuldner geworden. Weiter erzählte er mir, daß keine andere Ursache, als Ueberdruß an den Menschen, finstere Weltverachtung, ihn zu dem verzweifelten Schritte getrieben, dessen Ausführung ich verhinderte. Er habe auf Erden Nichts als Lug und Trug, schnöde Selbstsucht und Ungerechtigkeit finden können, und darum beschlossen, seinem Leben ein Ende zu machen, um kein Genosse zu sein des allgemeinen Elends. – Mutterle! die Menschen draußen mögen schon recht schlimm sein, weil ein so guter Mensch, wie Richard Saldern – denn so schrieb er sich – zu einer solchen Weltansicht gelangen konnte! Nun, ich werde Dir gleich ein Stücklein von der großen Welt erzählen. Unter den täglichen Besuchern befand sich, nach jenem Vorfall auf der Klippe, ein junger reicher Graf. Dieser machte sich uns Mädchen gleich den ersten Abend durch sein ewiges Lorgnettenspiel gegen uns auffallend. Wir kümmerten uns natürlich weiter nicht um ihn, erfuhren aber durch den Kellner seinen Namen: Graf K. Nun denke Dir! Am andern Morgen erschien früh ein Bedienter mit einem Briefchen an mich von diesem Grafen K. Ich war ganz erschrocken und gab, da ich nicht gleich Worte hatte, das Billet, das wie lauter Moschus und Lavendel roch, uneröffnet der Schmidt-Lene, die es ohne allem Umschweif dem Bedienten mit den Worten zurückgab, daß sie und ihre Begleiterinnen keine Briefe von unbekannten Herren annähmen. „Aber von bekannten?“ fragte der Bediente naseweis. „Je [406] nachdem sie sind!“ erwiederte die Lene kurz und der Bediente trollte sich. Denselben Tag erhielt die Lene auch ein Briefchen von Richard Saldern. Er warnte uns vor den Schlichen des Grafen K. Derselbe sei ein berüchtigter Mädchenjäger aus Berlin; er, Richard, bewache zwar jeden seiner Schritte, allein Vorsicht auch von unserer Seite könne nicht schaden. – „Das hab’ ich dem Patron gleich angesehen,“ sagte die Schmidt-Lene; „man versteht sich nach so langem Reisen ein wenig auf die Menschen. Die Warnung ist ehrlich gemeint; der junge, schöne, blasse Herr, der sie schickt, hat mir gleich Vertrauen eingeflößt. Wenn er nur nicht krank wär’!“ – Krank? fragte ich erschrocken. „Nun ja,“ sagte sie, „sahst Du ihn denn noch nicht, den schönen, schwarzlockigen Herrn? Man sieht’s ihm ja an, daß er leidet, wenn nicht am Körper, so desto mehr im Gemüthe.“ – Ja so – dachte ich und war froh, daß er nicht noch anders erkrankt war. Ich hatte aber der Lene verschwiegen, daß und auf welche Art ich mit ihm bekannt geworden war, und verschwieg es auch ferner, denn es war eben mein Geheimniß, das ich Niemand sagen durfte. Der Graf ließ sich durch die Abfertigung der Lene nicht abschrecken, mich mit seinen Aufmerksamkeiten zu verfolgen. Den andern Tag nahte er sich mir ganz dreist und stellte mich zur Rede, daß ich sein Billet nicht angenommen. Er schalt mich grausam und fügte dazu einen Schwall von Schmeichelreden, der mir Uebelkeit verursachte. Von da an konnt’ ich ihn gleich gar nicht leiden, und es verdroß mich nun Nichts so sehr, als wenn er nach jedem Stücke, das ich sang, klatschte wie ein Verrückter. Das that Richard nie. Einige Abende später machten wir mit einer durchreisenden Gesellschaft aus Preßnitz Compagnie zu einem größern Concerte. Ich gestehe, daß ich mich fürchtete, von der Preßnitzer Vorsängerin ausgestochen zu werden, daher nahm ich mich zusammen, meine Sache recht gut zu machen. Die Preßnitzerin sang wirklich recht brav, aber die Gäste, einmal an mich gewöhnt, wendeten mir den größten Beifall zu. Das Alpenhorn von Proch und „Wenn die Schwalben heimwärts zieh’n“ mußte ich da capo singen. Am Schlusse aber kommt der Geck von Grafen auf mich zu, hat ein goldnes Armband mit funkelnden Steinen in der Hand und will es mir mit den Worten anlegen: „Nur ein kleines Huldigungszeichen statt des Lorbeerkranzes für meine erzgebirg’sche Nachtigall.“ Richard stand unweit davon und sah mit düstern Augen herüber. Ich hätte das Geschenk so wie so nicht genommen, nun aber hatte ich den Muth, es dem Grafen ohne Weiteres mit den dürren Worten zurückzugeben: Ich bin nicht Ihr, sondern meiner Mutter, und die Nachtigallen fliegen im Walde herum, da fangen Sie sich eine! – da bricht Dir der Mensch in ein Gelächter aus, daß es durch den ganzen Saal schallt, und spricht: „Nein, ist die Kleine naiv – hat man so was von einem Harfenmädchen erlebt? Spielt da Trutz-Nachtigall! Auf Ehre! – Na, die Politur kommt schon noch – der erste Ausflug das – beim zweiten sind wir schon kirre! Allerliebstes Naturkind –“ und dabei knipp er mich in den Arm. In dem Augenblicke aber flogen ihm ein Paar Ohrfeigen dergestalt um den Kopf, daß ihm Hören und Sehen verging. Mir verging es aber auch, denn es war kein Anderer, als Richard, der diese Züchtigung austheilte, mich dann bei der Hand nahm, und nachdem er dem Grafen eine Karte hingeworfen hatte, auf unser Zimmer begleitete. Hier sank ich weinend auf einen Stuhl – ich wünschte mich weit weg, in unsere Berge, wo man sich durch züchtiges Benehmen leicht gegen jede Zudringlichkeit schützen kann. Ich dachte in dem Moment nicht daran, daß Richard Saldern zugegen war; daher riß ich das Bild des Vaters von der Brust und bat Gott bei diesem, seine Hand über mir zu halten, daß kein Verführer je Gewalt über mich gewönne; dann schwor ich feierlich, lieber zu sterben, als je der Schande zu verfallen. Jetzt nahm ich wahr, wie Richard neben mir niederknieete und seine Hände faltend, ausrief: „Vater, ich habe gesündigt im Himmel und vor Dir! Wie konnte ich Deine Welt zu richten wagen, so lange sie noch solche Wesen trägt? O Herr, gehe nicht in’s Gericht mit mir, wie ich es mit der ganzen Menschheit that, und nimm mich wieder zu Gnaden an!“ – Ich bin wohl ein furchtsam, schüchtern Ding, Mutter, aber in diesem Augenblicke wich alle Scheu von mir – ich legte meine Hand auf sein Haupt und sagte: „Gott ist barmherzig und geht nicht gleich mit uns in’s Gericht, wie die schwachen Menschen thun. Wer möchte sonst auch bestehen vor ihm? Da stand er auf und ergriff meine Rechte und drückte sie an sein Herz, dann nahm er das Bild aus meiner Linken und sagte: „Ihr Vater also?“ betrachtete es lange und murmelte für sich. Laut begann er hierauf: „Ich möcht’ ihn kennen, diesen Vater.“ Da sagt’ ich ihm, daß er schon lange im Himmel sei – und nun gab ein Wort das andere, so daß er bald Alles wußte, was mich und Dich betrifft, unser Leid und unser Glück; ich aber auch von ihm, daß er, eines reichen Mannes Sohn und Miterbe seiner Güter, an Nichts Mangel litte, worein die Menschen gewöhnlich das Glück auf Erden setzen. Dennoch sei er nie glücklich gewesen. In seiner Kindheit mit finsterer Strenge erzogen, dann von seinem vierzehnten Jahre an fern vom Elternhause in einer klösterlichen Erziehungsanstalt wieder kalt und herzlos behandelt, sei er um seine Jugend betrogen worden. Unter Büchern und Bücherwürmern zum Jünglinge herangereift, sei er, dem Leben entfremdet, in die Welt getreten und nach wenig Jahren eines vergeblichen Ringens, in ihr heimisch zu werden – von Freunden, denen er sich sorglos anvertraut, verführt und betrogen, von einer Geliebten, der er sein ganzes Herz geschenkt, treulos verlassen, von den Seinen daheim nie verstanden – eben dahin gekommen, worüber ich ihn betroffen. „Gott sandte Sie mir, weil er nicht den Tod des Sünders wollte“ – schloß der arme gute Mensch – „sondern daß er sich bekehre und lebe. Und ich will mich bekehren und will leben; ich will das Leben erfassen mit aller Kraft und Gluth meines Wesens – dieses Leben, das Ihr Werk ist. Erhält mir’s Gott, so sehen wir uns einst wieder und zwar in Ihrer Heimath. Zuvor aber muß ich Buße thun, und das sei der Anfang meiner Buße, daß ich noch heute von Ihnen scheide, ohne nach [407] dem Namen Ihres Heimathsortes zu fragen, mich von Ihrem Angesichte verbanne und nicht eher wieder vor Sie trete, bis ich als ein tüchtiger Mensch, ein wahrer Christ, mit einem Herzen voll lauterer, ungefärbter Bruderliebe vor Sie treten und mich für werth halten kann, die Luft Ihrer Heimath mit Ihnen zu athmen. Weiß ich doch den Namen Ihrer weiteren Heimath – das Erzgebirge! Der Stern, der Sie mich hier finden ließ, wird mich auch wieder zu Ihnen leiten. Es sei ein Theil meiner Buße, daß ich Sie suchen muß. Aber damit ich nicht ganz einsam sei, nicht von Allem geschieden, was mit Ihrer Person in einigem Zusammenhange steht; ja, damit ich ein Pfand besitze, das mir dafür bürgt, daß Sie mich nicht von Ihrer Schwelle jagen wollen, so geben Sie mir das Bild Ihres Vaters für dieses.“ Er zog aus seiner Tasche das Medaillon hier. „Ich ließ es,“ fuhr er fort, „für meine Braut malen, kurz eh’ sie mich verrieth. Nehmen Sie es statt des Ihrigen; ich löse es nach vollendeter Buße sicher wieder ein.“ – Mutter! Ich zögerte nicht – ich gab ihm das Bild – ich wollte das seine nicht nehmen – aber das unsere konnt’ ich ihm nicht abschlagen – nein, Mutter! ich hätt’ ihm mein Herzblut geben müssen, wenn er es gefordert hätte – ich konnte nicht anders. Ich küßte das Bild noch einmal und hing es ihm um den Hals; er mir schnell das seine – was in dem nächsten Augenblicke geschah – ich weiß es nicht – ob er mir blos die Hand drückte – oder mir auch die Stirn küßte – ich bin mir dessen nicht deutlich bewußt. Als ich wieder völlig bei mir selbst war, befand ich mich allein. Ich sah ihn nicht mehr. Nur hörte ich noch, und gerieth darüber in nicht geringen Schreck, daß Richard von dem Grafen auf Pistolen gefordert worden war, diesem aber, was mich schnell wieder beruhigte, hatte sagen lassen: Buben gäbe er keine Genugthuung. Darauf ist er abgereist – wohin, weiß ich nicht. Aber, Mutterle! härme Dich nicht um Dein Bild – gewiß, Du erhältst es wieder – mir sagt mein Herz, daß Richard hierher kommt, und wenn Du ihn dann siehst, wirst Du selbst sagen, daß ich recht gehabt, ihm seine Bitte nicht abzuschlagen!“ –

Die Mutter gab der Erzählerin einen Kuß auf den dargereichten Mund, schüttelte hinterher aber doch den Kopf und meinte: „Man darf keinem solchen feinen Herrn trauen – wer weiß, ob Dein Herr Richard nicht auch – –“

Aber Röschen hielt der Mutter den Mund zu und sagte: „Nein, gewiß und wahrhaftig ist Richard nicht, wie Du argwöhnen möchtest – darauf verwett’ ich Leben und Seligkeit!“

„Bst!“ – erwiederte die Mutter – „frevle nicht, Kind! Es sei wie es wolle – kommt er, ist es gut; kommt er nicht, nun, so sind wir um eine gute, aber traurige Lehre reicher. Jedenfalls laß ich Dich sobald nicht wieder mit reisen; ich bin nur froh, daß wir wieder beisammen sind!“ Darauf erzählte sie, wie einsam sie sich gefühlt während der ganzen Trennung, wie glücklich aber auch über jeden Brief, den sie von Röschen empfangen, und wie sie das Geld, das diese ihr geschickt, gewissenhaft erst zur Tilgung aller Schulden und dann zur Anschaffung der nothwendigsten Dinge für Leib und Haus verwendet habe.




Die Kirmes war vorüber; manches Breitenbrunner Kind, das den weißen Sonntag fröhlich mit begangen hatte, feierte die Kirmes schon nicht mehr: daheim wie in der Fremde war Dieser und Jener gestorben, Andere hatten ihr Herz draußen verloren und es nicht im Stiche lassen wollen, waren also mit draußen geblieben. Den nächsten weißen Sonntag sollten ihrer aber noch weit mehr vermißt werden: denn es kam eine böse Zeit über das Gebirge – die Kartoffeln mißriethen, das Getreide wurde theuer, andere Lebensmittel mit ihm. Im Geleite des harten Winters pochte der bittere Mangel an die Thüren der Armuth, das heißt: an die meisten Thüren des Gebirges. Schon waren die wenigen Kartoffeln, die man erbaute, aufgezehrt, schon war ein Bissen Schwarzbrod eine Leckerei, und man war glücklich, wenn statt der beliebten Röhrenkuchen „Röhrenklöße“ von Kleien erzeugt werden konnten, den Hunger zu stillen. Kälte und Hunger oder schlechte Nahrung im Bunde erzeugten böse Krankheiten – bald wüthete der Würgengel der Armuth, der Typhus, weithin über das ganze Gebirge diesseits und jenseits der Grenze. Auch Breitenbrunn blieb von dem allgemeinen Jammer nicht verschont. Opfer um Opfer bettete das Fieber unter den kühlen Schnee. Aber wie damals vom allgemeinen Jubel, so blieb jetzt das kleine Häuschen an der Gabel des „Ortsbach’s“ von dem allgemeinen Weh lange Zeit ziemlich unberührt. Röschens mitgebrachter Verdienst hielt lange vor – zwei Erzgebirgerinnen brauchen wenig, um zu leben. Dennoch empfanden sie die Noth sehr wohl – sie hatten manchem armen Verwandten mitzutheilen und ihr eigener spärlicher Unterhalt kam ihnen dreimal so hoch zu stehen, als in bessern Zeiten. Endlich mußten sie eine arme, verlassene Muhme zu sich nehmen. Da wurde Röschens Schatz allmälig doch recht klein. „Wenn nur der Winter vorbei ist und wir bleiben gesund,“ tröstete Röschen die oft ängstlich klagende Mutter; „zum Frühjahre mach’ ich dann gleich wieder eine kleine Reise mit der Lene, nur eine von wenig Wochen. So lange, hoff’ ich, werden wir uns schon hinfristen.“ Aber als schon der Thauwind hohl durch die „Unruh“ und um den „Sauberg“ sauste, streckte das gierige Fieber auch die Frau Goldhahn auf’s Lager. Da ließ sich nicht mehr sparen wie bisher, da mußte der Arzt gerufen, Arznei geholt, ein wärmeres Zimmer gehalten und Das und Jenes geschafft werden. Röschen ließ es an Nichts fehlen, um das Leben der guten Mutter zu retten. Sie rief noch einen Doktor aus der Stadt herbei, als der Ortsmedikus ein bedenkliches Gesicht zeigte, sie bezahlte ihm gleich seine Bemühung, damit er ja wiederkomme und die Mutter recht sorgfältig behandle – darüber ging ihre Baarschaft bis auf den letzten Pfennig fort. Die Mutter überstand zwar glücklich die Krisis, die Kraft des Typhus war gebrochen, aber sie siechte noch lange fort und bedurfte stärkender Mittel, um aufzukommen. Röschen schaffte Rath: sie verkaufte ihre besten Kleider und verwendete [408] den Erlös, um ihrer Kranken nahrhafte Speisen zu bereiten. Die Muhme stand ihr in ihren Mühen und Sorgen trefflich bei. Nach und nach erholte sich die Mutter; es war aber auch die höchste Zeit, denn Röschen hatte Nichts mehr zu veräußern; was ihr noch Werthvolles geblieben, das war Richards Bild, und das war anvertrautes Gut!

Selten kommt ein Unglück allein. Frau Goldhahn hatte kaum ihren ersten Umgang im Zimmer gehalten, da legte sich die alte Muhme. Woher nun Hülfe nehmen? Röschen mußte den Arzt wieder rufen; er kam auch gleich, ohne seine Hand nach der Bezahlung auszustrecken, war ihm doch die alte Rechnung schon vor Röschens Heimkunft von Heller zu Pfennig bezahlt worden. Aber wie den Apotheker bezahlen? Auch da half der Arzt durch seine Fürsprache; der Apotheker wartete mit der Bezahlung. Allein es wollte auch jetzt noch so mancherlei sein, was nicht vom Arzte, nicht in der Apotheke zu erlangen war. Freilich kamen von Außen Unterstützungen in den Ort, aber so beträchtlich sie waren, so wenig reichten sie aus für alle Bedürfnisse aller Bedürftigen. Röschen war übrigens wie ihre Mutter eine „verschämte Arme.“ Sie durchsuchte alle Schachteln, Kästen und Winkel, ob sie Nichts mehr fände, das sich entbehren ließ – umsonst, da war Nichts, gar Nichts mehr – als das Bild mit dem Rahmen von Gold und Perlen. Hätte sie das nur versetzen können, so wäre geholfen gewesen. Die Muhme schwebte in der größten Gefahr – der Stadtdoktor mußte auch für sie geholt werden – die Mutter wurde auch wieder bettlägerig – – gräßlich, herzbrechend war die Noth, deren Wogen das arme Röschen umringten und sie zu verschlingen drohten.

„Es hilft Nichts!“ rief sie endlich. „Noth kennt kein Gebot! Ich kann die Muhme nicht umkommen lassen, und wenn sie auch nicht meine Muhme wäre, sie ist ein Mensch wie die Mutter – es muß sein, und kost’ es das Glück meines Lebens! – Mutter!“ sagte sie zu dieser, „ich gehe selbst nach Johanngeorgenstadt zum Doktor; ich schicke die Schmidt-Rieke her, daß sie einstweilen meine Stelle vertritt. Sorge Dich nicht, wenn ich etwas spät wiederkomme.“

Sie ging, das Bild des unvergeßlichen Fremdlings von Dobberan – nicht zu verkaufen, nur zu versetzen. Auf dem Wege nahm sie es wohl tausendmal und küßte es, und weinte dazu, daß die Thränen den Schnee salzten. Es wurde ihr so schwer, sich von dem lieben Andenken zu trennen. Und wie? Wenn er nun plötzlich kam, es zurückzufordern, und sie konnt’ es ihm nicht geben? Der Gedanke hemmte noch einmal ihren Schritt, aber die Erinnerung an die todtkranke Muhme und die nothleidende Mutter trieb sie vorwärts. So erreichte sie die Stadt, so trug sie ihr Kleinod zum Goldschmied, der ihr gleich funfzig baare Thaler darauf leihen wollte. Sie nahm aber nur zwanzig. „Das Geld giebt sich aus,“ sagte sie, „und zu zwanzig Thalern wird eher wieder Rath als zu funfzig.“ Während der Goldschmied das Geld aufzählte, bedeckte sie das Bild heimlich mit Küssen und Zähre auf Zähre floß darüber hinweg. Endlich mußte sie es doch hingeben. Sie nahm ihr Geld, eilte zum Arzte, und nach zwei Stunden betrat sie mit ihm ihr heimathliches Stübchen, jetzt ein kleines Lazareth.

Nicht lange blieb es das. Die Muhme genas, die Mutter wurde wieder stark und rüstig – aber das Bild des theuern Richard war weg. Bald wird auch das Geld aufgezehrt sein, das Röschen darauf geliehen – aber der Frühling ist da, „der Schnee des Winters rieselt von den Kuppen,“ bald kommt Ostern, bald können die Menschen wieder hinaus. Mancher freilich muß daheim bleiben unter dem Rasen, aber den Andern wird Gott weiter helfen! –




„Von der Alpe tönt das Horn!“ blies der Postillon auf dem Bocke einer Extrapost, die in Johanngeorgenstadt langsam nach dem hochgelegenen Markte hinauffuhr. Kopf zum Fenster hinaus! hieß es da rechts und links in den Häusern, auch im Hause des Goldschmieds, der im Besitze von Röschens Medaillon war.

„Sieh’ nur mal den Herrn, Alte, der da drin sitzt!“ sagte der ehrenwerthe Mann zu seiner mit ihm nach der Extrapost spähenden Ehehälfte. „ist das nicht das leibhaftige Ebenbild zu dem Kopfe auf dem Pfande der Breitenbrunner Rösel?“

„Mein linkes Ohrringel kann dem rechten nicht ähnlicher sehen,“ bestätigte die Frau. „Wie’s scheint, steigt der im Gasthofe drüben aus – richtig, die Kutsche hält – da eilt er schon in’s Haus!“

„Bring’ mir gleich Stiefel, Rock und Hut!“ befahl der Mann; „ich will ein Töpfchen drüben trinken! man weiß nicht, was es mit dem Medaillon für eine Bewandtniß hat.“

Bald saß der ehrsame Goldschmied bei seinem Töpfchen, der Fremde ihm unfern gegenüber. Je länger jener diesen betrachtete, destomehr fiel ihm die wahrgenommene Aehnlichkeit auf. Diese konnte unmöglich eine zufällige sein. Nicht lange dauerte es, so befand sich der freundliche Bürger mit dem Reisenden im Gespräche. Dieser fragte nach den Verhältnissen des Ortes, dann nach seinen Umgebungen, insonderheit nach den Namen der verschiedenen Dörfer und ihren Haupterwerbsquellen. Da wurde ihm Jugel als Berg- und Ackerbau treibender Ort, Wittigsthal als Hammerwerk, Karlsfeld als Sitz von Wanduhrenmachern, Nagelschmieden, Wald-, Wiesen- und Straßenarbeitern genannt; zuletzt auch Breitenbrunn mit seinen fahrenden Musikanten.

Ein Freudenstrahl zuckte über das edle, blasse Gesicht des Fremden. „Wie weit ist es bis dahin?“ fragte er hastig.

„Nur zwei gute Stunden,“ lautete die Auskunft.

„Da könnte ich ja heute noch hinkommen,“ sagte der Fremde. „Aber wer weiß,“ fuhr er mit gesenkter Stimme fort, „ob ich mich nicht wieder täusche. Ich bin nun schon hin und her, kreuz und quer gefahren, aber immer an den unrechten Ort gekommen.“

„Suchen Sie vielleicht Jemand in Breitenbrunn?“ fragte der Goldschmied.

„Ich suche wohl Jemand, weiß aber nicht wo?“ war die Antwort.

[409] „Da kann ich Ihnen vielleicht auf die Spur helfen,“ sagte Jener. Er nahm das Medaillon aus seiner Tasche und hielt es dem Fremden hin.

„Mein Gott! mein Gott!“ rief dieser, „woher haben Sie das?“

„Das soll ich freilich Niemand sagen,“ antwortete der Gefragte; „aber wenn Sie sich als Eigenthümer ausweisen, so muß ich es Ihnen sagen.“

„Das kann ich nicht,“ erwiederte der Reisende. „Es war einmal mein Eigenthum, ist es aber nicht mehr. Kommen Sie mit auf mein Zimmer, da will ich Ihnen Alles erklären.“

Es stellte sich nach kurzen Erklärungen von beiden Seiten heraus, daß der Fremde, in dem der Leser längst unsern Richard Saldern wieder erkannt hat, wirklich dem lange gesuchten Ziele seiner Pilgerfahrt nahe war. Bei der Enthüllung der Art, wie das Medaillon in seine Hände gekommen, hatte der Goldschmied nicht unterlassen zu erwähnen, daß nur die äußerste Noth, nur die Todesgefahr einer Verwandten Röschen dahingebracht habe, das Kleinod zu versetzen; ja, auch das vergaß er nicht hinzuzufügen, daß sie es mit bitterm Schmerze gethan, daß sie das Bild zwar verstohlen, aber von ihm doch bemerkt, unter Thränen geküßt habe.

„Auf! auf! nach Breitenbrunn!“ rief Richard, seines Entzückens nicht Meister. „Und Sie, werther Herr, thun mir den Gefallen und begleiten mich mit dem Medaillon. – Es wird doch gleich wieder Extrapost zu haben sein?“

Der Meister Goldschmied war als ein ächter Gebirgsmann gleich bereit, den glücklichen Fremden nach seinem Eldorado zu begleiten. Bald waren beide auf dem Wege dahin.

„Grüß dich Gott. Grüß dich Gott! fein’s Liebchen!“ blies der Schwager, als die Post in Breitenbrunn ihren Einzug hielt. Soll ich Röschens freudiges und doch auch banges Erschrecken schildern, das sie bei diesem Klange durchzitterte – das Jauchzen ihrer ganzen Seele, des Busens Ebb’ und Fluth, als der Wagen an ihr Haus fuhr, vor ihm hielt und niemand anders ausstieg, als ihr Geretteter, ihr Freund, ihr – doch das wagte sie selbst nicht zu denken, was er ihr noch war – Niemand anders, als er und der Goldschmied? Mithin wußte er schon – o sie hätte sich mögen tief in der Erde verbergen vor Scham, und doch auch ihm entgegenfliegen mit ausgebreiteten Armen. So stand sie wie eingewurzelt in des Zimmers Mitte. Die Thür ging auf – da stand er vor ihr. Soll ich, kann ich sagen, wie ihr wurde, als er ihr das Bild des Vaters umhing und das seinige dazu, zum ewigen Andenken, wie er, ihr die Stirn küssend, sagte. „Wie glücklich,“ fügte er hinzu, „wie glücklich bin ich, daß, da ich es nicht selbst sein konnte, wenigstens mein Bild das Werkzeug zur Rettung einer lieben Verwandten geworden. Ach, liebes Röschen! werthe Mutter! wollen Sie mich nicht auch wie einen Verwandten betrachten? O, Ihr armen, und doch durch Liebe so reichen Menschen, Ihr guten, frommen Herzen! nehmt mich doch auf in Euern kleinen, stillen Kreis und laßt mich Einer von Euch sein und nimmer von Euch ziehen!“

O Gott! Ich fühl’ es in tiefster Brust und weiß es doch nicht zu sagen, wie da dem armen Mädchen wurde, und dem guten Mütterlein, und der Muhme, und dem wackern Goldschmied dazu! Sie weinten alle mit einander – aber Niemand gab Antwort auf die Frage und Bitte des Fremdlings – Röschen nicht vor namenlos süßem Wirrwarr in allen Kammern ihres Innern, die Mutter nicht, weil sie an ihre Armuth und Niedrigkeit dachte. Endlich nahm der Goldschmied das Wort: „Das kann ich nicht länger so mit ansehen. Der gute fremde Herr kommt da wohl hundert Meilen weit her gereist, dem Mädel zu gefallen, und hat sie gesucht kreuz und quer. Nun thut er das doch nicht vor lieber Langeweile, sondern weil er das Rösel liebt – und sie liebt ihn auch, das weiß ich – und da dächt’ ich, Sie nähmen seine Hand, Frau Goldhahn – so – und legten sie in die Ihrer Tochter – so – und so verlobten wir sie; das wird beiden recht sein und dem lieben Gott auch.“

So war es. Richard und Röschen wurden ein Paar nach Gottes Wohlgefallen. Er vermochte die Schwiegermutter, ihr Häuschen der alten Muhme zu schenken, kaufte in einer etwas mildern, aber nicht fernen Gegend des Gebirges ein hübsches Hammergut und gründete da sich, seinem Weibchen und der Mutter eine neue Heimath, die eine Zuflucht aller Bedrängten, eine Herzensweide aller guten Menschen wurde. A. P. 




Irland und Italien in London.

Die Bettler in London. – Ein Sohn Irlands. – Charakteristik seines Anzugs. – Der Irländer, ein geborner Bettler. – Was England an Irland verschuldet. – Das Land der Citronen. – Italienische Jammergestalten. – Handel mit italienischen Knaben. – Geschichte eines italienischen Bettlerknaben.

Ich fand vor einiger Zeit zufällig in einem alten englischen Buche die Andeutung, daß Nichts so vortrefflich den moralischen Gehalt eines Volkes charakterisire, als das Aussehen und Benehmen seiner Bettler. Dies veranlaßte mich, dem Gegenstande eine genauere Aufmerksamkeit zu schenken, und ich fühle mich zu dem Geständniß berechtigt, daß jene Bemerkung in jeder Beziehung wahr und treffend ist. Man wandere durch die Straßen der englischen Riesenweltstadt und betrachte die unglücklichen Armen aller Nationen [410] und aller Himmelsstriche, aller Glaubensbekenntnisse und aller Farben, welche auf diese oder jene Weise in der Mildthätigkeit der Einwohner ihren – dürftigen – Lebensunterhalt suchen, und man hat im Großen und Einzelnen herrlichen Stoff zu einer Culturgeschichte aller Völker des Erdbodens, von dem fernen Indien bis zu dem luxuriösen aber unglücklichen Mexiko.

Es würde zu weit führen, wollte ich hier die Repräsentanten aller Nationen vorführen; ich beschränke mich deshalb heute nur auf zwei, die irländische und italienische, die in ihrer ganzen Erscheinung die am meist auffallenden in London sind.

Wenn Du in den Beistraßen der großen Weltstadt eine kräftige Figur siehst, welche mit wahrhaft stoischer Bedachtsamkeit an der Seite des Rinnsteins einherwandelt, gegen die Vorübergehenden eine kleine Schachtel mit Schwefelhölzern der allergemeinsten Art ausstreckt, die voraussichtlich Niemand annimmt, welche jedoch nöthigenfalls gegen Polizeimaßregeln wegen Bettelns schützen, zwölf gegen Eins! Du hast einen bettelnden Sohn Irlands vor dir! Es ist wunderbar, mit welcher Sorgfalt er alle Winkel und Ecken der Gasse durchforscht, und sobald sein Auge einen Gegenstand erblickt, der etwas Werthvolles enthalten könnte, sei es zusammengedrücktes Papier oder ein Haufen Kehrigt, so steht er still, dreht den verdächtigen Gegenstand erst zwei oder drei Mal nach allen Seiten hin mit dem Fuße um, und falls seine Neugierde noch nicht befriedigt ist, hebt er denselben bedächtig auf, prüft ihn sorgfältig nach allen Dimensionen und wenn er von einigem Werthe erscheint, dann verschwindet er in der ungeheuern Rocktasche, welche den ganzen einen Flügel einnimmt und, beiläufig gesagt, der einzige Theil des Anzuges ist, der stets in gutem Zustande erhalten wird. Dieser unterirdische Sack ist in der That ein wahres Ungeheuer; er nimmt Alles in seinen Tiefen auf und ist doch nie überfüllt. Die Ueberreste mancher Mittagsmahlzeit, als Fleisch, Kartoffel, Kohl, Brod ruhen hier mit abgenagten Knochen, alten Hufeisen, leinenen Lumpen und anderen Raritäten, welche die Tageswanderung gerade bescheert, in süßester Harmonie zusammen.

Der Anzug besteht, um von Oben anzufangen, aus einem alten bodenlosen Hute, der während der Nacht als Kopfkissen dient und der von manchen Stürmen und Schlachten zu erzählen weiß; dann aus einem Rocke mit langen Schößen, der gewöhnlich an den Ellenbogen zerrissen und auf dem Rücken bedeutend offenherzig ist, und der, seit er die Hände des Schneiders verlassen – aus Furcht ihm zu schaden – nie die Bürste gekostet hat. Auch wird derselbe niemals durch einen Flicken verunstaltet, sondern so lange er auf dem Körper festhalten will, wird er Tag und Nacht getragen und dann, wenn sich endlich eine mildthätige Seele, vielleicht die trauernde Wittwe eines Handwerkers, des alten zerfetzten Veteranen erbarmt und Paddy[1] mit dem Arbeitsrocke ihres verstorbenen Ehemannes beglückt, wird er für ein jüngeres Mitglied der Familie zurechtgestutzt. Die Hosen sind gewöhnlich im höchsten Grade der Auflösung begriffen und die Sohlen der schweren, nie gereinigten Schnürstiefeln häufig mit Bindfaden, die um den Fuß laufen, an das Oberleder befestigt. Dies ist jedoch nur ein sehr mangelhaftes Mittel, Himmel und Erde zusammenzuhalten; denn jedesmal, wenn der Fuß den Boden verläßt, um einen Schritt vorwärts zu machen, bildet sich – vielleicht vermöge der Gravität unsers Planeten – ein ungeheurer Abgrund, in welchem die Zehen in ihrer natürlichen Grazie spielen. Der einzige Theil des Anzuges, welcher einigermaßen auf unsern Respekt Anspruch machen kann, ist das Hemde, welches stets sauber und dessen breiter Kragen mit einiger Sorgfalt über die schmutzige – gelbe – Weste geschlagen ist und merklich gegen den wettergebräunten bloßen Hals absticht. Dies ist in Bezug auf die äußere Erscheinung ein allgemeines Bild eines irländischen Bettlers, wie sie täglich zu vielen Hunderten in den Straßen Londons zu finden sind. Der große Unterschied zwischen dem Proletarier Irlands und den Bettlern anderer Nationalitäten besteht namentlich darin, daß die letzteren im Allgemeinen nicht ohne Kampf gefallen sind; ihre Physiognomie spricht deutlich von vielen und gewaltigen Gemüthsbewegungen, Leidenschaften und sündhaften Lastern.

Ganz anders ist es mit Paddy, sein häufig sehr wohlgenährtes Gesicht ist ein treffliches Bild des gutmüthigen Indifferentismus, der sich an Elend gewöhnt hat. Der Irländer ist nicht gefallen, sondern als Bettler geboren. Eine Nationalität, welche wohlgenährte Bettler aufzuweisen hat, muß in der Scala der Demoralisation in der That weit vorgeschritten sein, und das ist der Fall mit Irland. Irland ist im höchsten Grade elend, schlecht bebaut, gespalten, eine Beute des Hungers und des Parteikampfes. Welches ist die Macht, die seine Lage ändern könnte und sollte? Es ist England. Als England die Regierung Irlands an sich riß, war es pflichtgemäß gebunden, gut zu regieren, und wenn es – als es häufig gesagt wird – diese Regierung deshalb übernahm, weil sie zur Zeit äußerst schlecht war, so war es doppelte Pflicht, fortan besser zu regieren. Dies ist nicht geschehen. Das ganze Regierungssystem in Bezug auf Irland hat nur in zwei Dingen bestanden: Vernachlässigung und Unterdrückung. Der höchste Grad der englischen Staatspolitik ist von jeher gewesen: „Nichts zu thun“; und wenn sie sich von Zeit zu Zeit ermunterte, so war es nur nach Art eines schlaftrunkenen Dorfschulmeisters, welcher in seinem Lehnstuhle schnarcht und, durch den Tumult seiner Schüler aufgeweckt, plötzlich aufspringt, mit seinem Stocke wüthend um sich schlägt und nachdem er ein halbes Dutzend junge Ruhestörer in seinen Keller, sein Gefängniß geworfen hat, ruhig weiter schläft. Der einzige Weg, Irland zu beruhigen, war: die Ursachen der Unruhe, den leicht zündbaren Stoff zu entfernen. Das Betragen Englands gegen Irland gleicht dem Verfahren jener weisen Kinderfrauen, welche ihre Pflegebefohlenen, die vor Hunger schreien, auf den Rücken schlagen und dann schütteln, anstatt ihnen etwas Substanzielles, Beruhigendes und Tröstendes zu bieten. [411] Das schreiende Unglück und der Fluch Irlands ist lediglich schlechte Verwaltung und Nichts weiter. Und wer trägt die Schuld derselben? Niemand als England. Wer erniedrigte Irland zu einem eroberten Lande? – England. Wer brachte alle die verschiedenen Elemente des Haders, der Unzufriedenheit und der Ungerechtigkeit in’s Land? Wer brachte zwei feindliche Kirchen und zwei feindliche Raçen, Celten und Sachsen, mit einander in Conflict? – England ohne Zweifel. Und die Consequenzen aller jener Ungerechtigkeit und monströser Verwaltung mußten nothwendig so ausfallen, als wir sie heutigen Tages vor Augen haben. Elende und nachlässige anglo-sächsische Grundbesitzer, welche mehr als ein Viertel des besten Landes unbebaut liegen lassen und nun die arme Bevölkerung durch ungeheuere Pächte für den Rest zu Tode drücken. Eine nutzlose Kirche, die mit dem Eigenthume mit Gewalt verdrängter Katholiken unterhalten wird, die natürlich wegen der Räuberei äußerst erbittert sind. Und dann schütteln wir unsere Köpfe und sprechen von Raçe. Wenn die Raçe schlecht ist, warum hat die Regierung nicht Sorge getragen, sie zu verbessern? Weshalb war es ihnen während vieler, vieler Jahre sogar gesetzlich verboten, sich auszubilden? Haben wir ein Recht, sie der Trägheit, Fahrlässigkeit und Hülflosigkeit zu beschuldigen, wenn die Regierung alle Mittel erschöpft hat, sie so zu machen?

England hat Kasernen an Stelle der Schulen errichtet, Schießpulver anstatt Getreide gesäet und nun wundert man sich über das Volk und die Früchte. Die weisesten und besten Männer in England haben seit Jahrhunderten Reform und Verbesserung Irlands verlangt, doch Alles, was geschehen ist, besteht namentlich in der Vermehrung der Armee und Polizei. Jahr ein Jahr aus haben ein Drittel der Debatten im Parlamente irländische Angelegenheiten zum Gegenstande. Alles Worte, keine Handlungen; als ob lange Reden das einzige Hülfsmittel wären für lange Leiden. Worte werden Irland nun und nimmermehr mit einem nur gerechten Gesetze versehen, welches das Verhältniß zwischen Grundbesitzer und Pächter regulirt, nun und nimmermehr die Millionen Brachacker in blühende Fluren umwandeln, oder die Masse des Volks erziehen, oder die Grundbesitzer zwingen, die Armen auf dem vernachlässigten Boden zu beschäftigen; oder die usurpirende Kirche entfernen, welche der katholischen Bevölkerung ein Dorn im Auge ist; oder den so verderblichen Indifferentismus hinwegräumen.

Der Irländer ist nicht ohne bedeutende Talente; er hat namentlich vortreffliche sociale Eigenschaften, ist stets fertig und empfänglich für einen guten Witz und, wenn gut gehandhabt, der allerbeste Gesellschafter. Aber Irland an der Seite Englands ist gleich der Sklavenbevölkerung in den Staaten Nordamerika’s ein Unglück für beide, für Herren sowohl als Unterdrückte. Und der größte Uebelstand dieses unglücklichen Verhältnisses ist in unserer Meinung jener Indifferentismus gegen das Elend. So lange Paddy seine Kartoffeln, ein Stück trockenes Brod und Salz hat, ist er überglücklich und rührt sich nicht von der Stelle. Man setze dem John Bull eine Mahlzeit vor, ich bin fest überzeugt, er würde sie nimmer anrühren, er verlangt sein Roastbeef und Plumpudding, und nebenbei einen pot of ale oder porter. Der Engländer hat viele Bedürfnisse und er spekulirt und arbeitet hart, dieselben zu befriedigen; der Irländer dagegen hat wenig oder keine Bedürfnisse, das macht ihn träge und elend. Der Irländer kann arbeiten, wenn er Lust hat, aber er hat einen Aufpasser nöthig, welcher ihn fortwährend anfeuert und leitet; dafür spricht das Gedeihen der irländischen Landarbeiter in Amerika und das bezeugen die Tausende von Tagarbeitern in London.

Wir haben uns über diesen Punkt absichtlich etwas ausführlicher ausgelassen, weil unseren deutschen Landsleuten der Zustand und Charakter des irländischen Volks gewöhnlich nur durch Vermittlung der englischen Presse bekannt wird und somit in Betracht des Gegenstandes höchst einseitige Ansichten verbreitet sind. Und wir glauben unsern geehrten Landsleuten, welche im Laufe der Ausstellung in Dublin Irland besuchen werden, hiermit höchst willkommene Andeutungen gegeben zu haben. –

„Kennst du das Land, wo die Citronen blühen?“ Wir haben gewöhnlich in unserer Jugend so viel Schönes und Erhabenes von Italien gehört, daß es uns später schwer, wenn nicht ganz unmöglich wird, uns dasselbe ohne seine Cato’s, Cicero’s, Virgile, seine Raphaele zu denken. Das alte Rom mit seinen stolzen Senatoren und kühnen Volkstribunen, das moderne Rom mit dem St. Peter und den ehrwürdigen Ruinen, die redenden Zeugen einer großen historischen Vergangenheit; das meerumgürtete Venedig mit seinen Kanälen und Gondoliren, seiner geheimen Inquisition und seinen Zinndächern; das herrliche Neapel mit seinen feuerspeienden Bergen, seinem schönen Meerbusen und einem ewigen Frühlinge; dies sind phantastische Bilder, welche ein jugendliches Gemüth, wie die Landschaften des Salvator Rosa – mit einem feierlichen Schauer des Großen und Erhabenen erfüllen, der sich später fast nie wieder ganz verwischen läßt. Und „wenn die Enttäuschung folgt dem gläubigen Hoffen“ und wir diese Tausende von italienischen Bettlern in London bemerken, welche uns ein Bild des geistigen Elendes und der körperlichen Entartung in der allerschrecklichsten Gestalt bieten, können wir anfänglich kaum den Gedanken ertragen, diese Jammergestalten mit dem klassischen Boden eines italienischen Himmels in Zusammenhang zu bringen. Kunst und Poesie sind hier zur allergemeinsten Karrikatur entartet, und die alten römischen Helden, welche ohne Anstrengung im Triumphe von einem Ende der Erde zum andern marschirten, sind in kleine, unansehnliche Figuren zusammengeschrumpft. Statt der plastischen Figuren eines Raphael und Michel Angelo haben mir ungeformte, zerbrechliche Gypsfiguren und an Stelle der göttlichen Poesie eines Dante haben wir die herzzerreißenden Töne eines verstimmten Leierkastens oder das betäubende Getöse einer zerbrochenen Trommel. Ja der Leierkasten und das Tambourin, die Trommel und tanzende Figuren; weiße Mäuse, Murmeltiere und halbverhungerte Affen und billige Gypsabgüsse sind die unzertrennlichen Symbole [412] eines italienischen Bettlers. Die ganze Gattung möge man der besseren Uebersicht wegen in zwei Klassen theilen: die industriellen oder plastischen Künstler und die reisenden Musikanten oder Tonkünstler. Die erstere Klasse ist die bei weitem anständigere, sie treibt wenigstens dem Anscheine nach ein ehrliches Gewerbe und geht im Allgemeinen auch viel besser gekleidet. Ihr Gewerbe besteht in der Anfertigung und dem Verkaufe von Gypsfiguren aller Zeiten und aller Nationen. Da steht häufig auf demselben Bret Cäsar’s Büste neben Brutus, Karl I. neben Cromwell, Napoleon an der Seite von Wellington und in der Mitte zwischen ihnen befindet sich Homer, Shakspeare und Milton, umgeben von langhaarigen Pudeln, bunten Papageien und anderen zoologischen Raritäten. Die zweite Klasse ist bei weitem die zahlreichere und umfaßt alle Arten von schrecklichen Instrumenten, von dem großen Pauken- und Trompeten-Leierkasten auf einem vierrädrigen Wagen hinunter bis zur schrillenden Rohrpfeife des schalkhaften Pan. Und unter den Künstlern selbst giebt es in der That wunderbare Erscheinungen.

Mir sind in meinem Leben zuweilen arme Frauen in Kleidungsstücken vorgekommen, die zu dem Anzuge eines Mannes gehören; aber Männer in zerrissene Damenmäntel und schmutzige Damenumschlagetücher gehüllt, findet man nur unter den italienischen Bettlern. Gewöhnlich ist der Anzug ein Index von dem Wege, welchen der Tonkünstler gemacht hat. Da ist der schwarze, spitzig zulaufende italienische Filzhut mit breitem Bande; die weiten, häufig bunt karrirten pariser Pantalons und eine große dunkelbraune Jacke von englischem Leder. An Stelle des Hutes befindet sich nicht selten eine schäbige deutsche Pelzmütze, welche weit über die Ohren gezogen ist, und an Stelle der englischen Jacke ein alter Rock, der ursprünglich einen sechsfüßigen Eigenthümer hatte. Das Schuhzeug, wenn überhaupt solches vorhanden sein sollte, ist natürlich stets im allerschlechtesten Zustande. Der Unterschied in dem Anzuge eines irländischen und italienischen Bettlers ist auffallend. Der des ersteren ist gewöhnlich zerlumpt und zerrissen, aber niemals durch einen Flicken verunglimpft; der des letzteren dagegen besteht gewöhnlich nur aus Flicken und die Combination derselben ist häufig äußerst possirlich. Da befinden sich weiße, rothe, grüne und gelbe Flicken von den verschiedensten Stoffen dicht neben- und sogar übereinander auf dem blauen Grunde des Rockes, und dunkle Lappen decken nicht selten die defecten Stellen der hellfarbigen Hosen. Das Ganze gleicht einer alten Musterkarte eines Tuchhändlers oder Kleidermachers, welche Jahre lang im Schmutze gelegen hat. Ein anderer merklicher Unterschied zwischen den beiden Nationalitäten zeigt sich in der Art und Weise des Bettelns. Der Irländer streckt mit einer ungeheuren Seelenruhe den Vorübergehenden seine Schachtel mit Schwefelhölzchen entgegen, indem er einige unverständliche Worte murmelt; der Italiener hingegen ist niemals ohne ein musikalisches Instrument der einen oder anderen Art, zu dessen schrecklichen Tönen er singt und hüpft und wodurch er die ungebildete Klasse amüsirt und die gebildetere zur Verzweiflung bringt, aber in beiden Fällen gewöhnlich seinen Zweck erreicht, d. h. ein Almosen empfängt.

Die allerunglücklichsten Wesen dieser Klasse sind die sogenannten „Italien boys“, italienischen Knaben. Diese unglücklichen Geschöpfe werden in ihrer Heimath von Speculanten, die einen Bettelzug nach England unternehmen wollen, für eine geringe Summe gemiethet; werden dann für den Kreuzzug mit den nöthigen Instrumenten ausgerüstet und sind genöthigt, ihren ganzen Erwerb an ihre sogenannten Brodherren abzuliefern, die gewöhnlich ganz ausgezeichnete Geschäfte machen. So weiß ich z. B. aus zuverlässiger Quelle, daß drei dieser Sclavenhalter mit etwa 20 Knaben während der großen Ausstellung über 4000 Pf. Sterling (etwa 28000 Thaler preußisch) in London zusammengebettelt haben. Um soviel als irgend möglich aus dem Geschäfte zu machen, miethen sich die sog. Herren in den allerschlechtesten Stadttheilen gewöhnlich in White Castel, ein oder zwei elende Zimmer, in welche einige Bündel Stroh geworfen werden und die den unglücklichen Geschöpfen als Nachtlager und während der Sonntage zum Anfenthalte dienen. Des Morgens um 6 Uhr giebt es eine dünne Mehl- oder Grützsuppe und ein Stück Brod, dann werden sie nach allen Himmelsgegenden während des ganzen Tages ausgesandt und wenn sie des Abends spät oft erst nach 10 und 11 Uhr müde und halb verhungert in ihre Höhle zurückkehren und bringen nicht so viel Geld heim, als der unmenschliche Herr erwartete, dann giebt es statt des elenden Abendessens Schläge und eine brutale Mißhandlung.

Das Bild, welches ich hier von diesen Unglücklichen entworfen habe, ist nicht etwa maßlos übertrieben oder das Gebilde der Phantasie, sondern theils auf Thatsachen gestützt, welche in den hiesigen Polizeigerichtshöfen constatirt sind, theils auf eigner Anschauung basirt. Das Loos der amerikanischen Sclaven in den Baumwollplantagen ist im Vergleiche zu dem Leben dieser italienischen Knaben wirklich beneidenswerth.

Ich fand z. B. an einem ungewöhnlich kalten Abende des vergangenen Winters – es mochte wohl 11 Uhr sein – unter einem dunklen Durchgange in der City einen kleinen, wie ich später erfuhr, 13 Jahre alten, italienischen Knaben bitterlich weinen. Ich fragte ihn nach der Ursache und er erzählte mir, daß ihm sein Herr diesen Morgen drohend anempfohlen, daß er wenigstens 3 Schillinge nach Hause zu bringen habe, er habe indessen nur Etwas über 2 Schillinge eingenommen und so fürchte er sich nach Hause zu gehen, denn sein Rücken sei noch nicht geheilt von den Streichen, die er unter ähnlichen Umständen einige Tage vorher erhalten hätte. Als ich nach seiner Wohnung forschte, vernahm ich zu meiner größten Freude, daß sich dieselbe in White Chapel in einem Hinterhause befand, dessen Eigenthümer – ein Deutscher, ich sehr wohl kannte. Nach vielem Zureden gelang es mir endlich, den kleinen Musikanten zu bewegen, mir in seine Wohnung zu folgen. Der Hauswirth, dem ich die Erzählung des Knaben mittheilte, hegte in Bezug auf die Wahrheit derselben auch nicht den geringsten Zweifel und er stimmte endlich mit mir dann überein, den unmenschlichen [413] Tyrannen womöglich auf der That zu ertappen. Wir schickten deshalb den vor Furcht und Erschöpfung zitternden Knaben unter dem Versprechen, daß wir ihm sofort zu Hülfe kommen würden, im Falle er gemißhandelt werden sollte, in seine Wohnung, welche sich in einem Seitenflügel auf dem Hofe befand. Kaum waren einige Minuten verflossen, so hörten wir schon die klägliche Stimme des unglücklichen Knaben, welcher die Jungfrau und alle Heiligen um Erbarmen anflehte.

In einem Nu waren wir beide im Zimmer, wenn man ohne der Sprache Zwang anzuthun, ein dunkles Loch, das früher als Waarenlager gedient hatte, ohne Fenster, ohne Kamin und – wenn ich nicht irre, auch ohne Fußboden – mit diesem Namen bezeichnen darf. Dieses Gemach wurde durch ein schlechtes Talglicht, welches in dem Halse einer zerbrochenen Flasche auf einem alten Tische in der einen Ecke brannte, matt erleuchtet. An der einen Seite standen drei Leierkasten, einige Tambourins, Trommeln und andere musikalische Instrumente dieser Art, an der andern lagen auf einigen Bündeln Stroh 6 oder 7 Figuren, welche theilweise mit zerlumpten wollenen Decken zugedeckt waren, und am Fuße dieses Lagers lag auf dem Boden der jammernde Knabe und über ihm stand schwörend und fluchend ein menschliches Ungeheuer von etwa 40 Jahren, klein und von ächt italienischem Ansehen, das mit einem breiten ledernen Riemen, der gewöhnlich als Leibgurt diente, den Unglücklichen – als der technische Ausdruck ist – „tüchtig bearbeitete.“ Wir thaten, was ein jeder Mann an unserer Stelle und vielleicht in besserem Maße gethan haben würde. Der Unmensch war bald ein widerlich winzelnder und jammernder Sclave, als er den Riemen auf seinem eigenen Rücken fühlte, und am folgenden Tage nöthigten wir ihn durch Vermittelung des Comitées einer Gesellschaft, welche sich hier zum Schutze dieser unglücklichen italienischen Knaben gebildet hat, nicht nur unserem Schützlinge seinen verdienten Lohn zu geben und ihn mit dem nöthigen Reisegelde in seine Heimath zu versehen, sondern dasselbe auch allen anderen Knaben zu gewähren, welche nicht freiwillig bei ihm verharren wollten. Drei andere Knaben, ebenso unglücklich und hülflos, machten ebenfalls von der dargebotenen Gelegenheit Gebrauch; die anderen noch Zurückbleibenden waren theils Verwandte des Unternehmers, theils schon mehr erwachsen und hatten es daher wohl im Allgemeinen etwas besser. Der Tyrann erklärte sich zu allen Opfern bereit und hatte nur Angst, daß er den Händen des englischen Polizeirichters überliefert werden würde. Er war aus Genua, bereits 3 Jahre in England und hatte nach eigenem Eingeständnisse während dieser Zeit mehr als 400 Pfd. Sterl. gespart. Dies ist ein Beispiel von Hunderten, wie fast täglich in London vorkommen.

Die Ausrüstung dieser Knaben besteht gewöhnlich aus einem etwa vierfußlangen Bret und auf dessen Oberfläche befindet sich an dem einen Ende ein etwa 1 Fuß langer aufrechtstehender Stock, an dessen oberem Ende ein Bindfaden mit zwei komisch gekleideten Puppen verschiedenen Geschlechts befestigt ist. Sobald der junge Künstler nun einen passenden Ort für seine dramatische Aufführung gefunden hat, legt er das Bret auf das Pflaster, befestigt den Bindfaden um das rechte Bein und nach den Tönen einer zerbrochenen Trommel und einer alten blechernen Spitzpfeife läßt er nun die beiden Puppen tanzen und allerlei unästhetische Bewegungen machen. Die italienischen Bettler in London sind mit einem Worte diejenigen, welche das Elend, die Demoralisation und Entartung am allermeisten zur Schau tragen. Wohl ist Italien das Land, wo die Citronen blühen und die Orangen reifen, doch nur um die Bowlen anderer Nationen zu würzen und fremde Gaumen zu kühlen.




Spanische Reisebriefe.

Von
E. A. Roßmäßler.
VIII.[WS 1]
Ein spanisches Hôtel.
Ocaña.  

Gestern war ich frühzeitig aus dem ärmlichen aber von wissenschaftlichem Zauber umgebenen Flecken Porullena abgereist, um heute bei früher Tageszeit noch nach Almeria zu kommen. Der Weg führt lange Zeit in einem blos für den Forscher auf dem Gebiete der Erdgeschichte unterhaltenden und lehrreichen Terrain. Meine Tartana bewegte sich langsam zwischen großen und kleinen Rollsteinen des Fluthbettes eines vorweltlichen Diluvialstromes, welcher hier wie bei Guadix und Porullena ungeheure Schuttmassen zurückgelassen hatte. Zu meiner Rechten dehnte sich die Riesenkette der Sierra Nevada aus, zwischen deren einzelnen Gipfeln Regen- und Schneewetter unaufhörlich ihr Spiel trieben, ohne dabei zu mir in’s Thal herabzukommen. Es that meinem Auge wohl, auf den mittleren Höhen der prächtigen, bis 12,000 Fuß ansteigenden Sierra Bewaldung zu erblicken, woran im Allgemeinen das südöstliche Spanien so bittern Mangel leidet. Die linke Seite meiner Stromgasse bildete die malerische, vielgipfelige Sierra de Baza.

Die Pflanzenwelt zeigte sich auf diesem schuttigen, mageren Boden äußerst dürftig. Kümmerliche Weizenfelder und dann und wann am Rande des ehemaligen Stromes stehende Tamariskengebüsche, vergesellschaftet [414] mit Sanddorn und unserem deutschen Flieder, waren das einzige Grün. Käfer sammelnd und Eidechsen fangend, woran Spanien sehr reich ist, suchte ich mir die sonst für meine wissenschaftlichen Zwecke durchaus unergiebige Gegend wenigstens in etwas fruchtbar zu machen. Doch nach langer Fahrt in der öden breiten Rambla senkte sich endlich der Weg, entgegentretende Thonschieferfelsen durchbrechend, und nahm einen von der Sierra Nevada herkommenden schäumenden Gebirgsbach auf, den früher die Mauren in kühnen Bogen an den Felsen hineingeleitet hatten, von denen hier und da noch einige Ueberreste zu sehen waren. Nun kamen auch die Feigenbäume, Agaven und Granatbüsche wieder, und nachdem meine Tartana und meine Knochen

Ein spanisches Hôtel.

eine glänzende Probe ihrer Haltbarkeit auf dem Wege, der oft lange Zeit mit dem Rinnsal des Gebirgsbaches eins und dasselbe war, abgelegt hatten, sah ich vor mir auf einem den Weg versperrenden Hügel einen Haufen ruinenartigen Gemäuers. Es war Ihrer Maj. Doña Isabel II. reyna de las Españas Städtlein Ocaña. Das Herz fiel mir vor die Füße, denn hier sollte und mußte ich ja Nachtquartier machen! Nachdem ich mich in den zwei oder drei gebirgigen Gäßchen des Ortes vergebens nach einem wenigstens einigermaßen verheißungsvollen Gebäude umgesehen hatte, hielt meine Tartana am andern Ende Ocaña’s vor dem Hôtel des Ortes. Meine erste Frage, ob un quarto con una cama (Zimmer mit Bett) zu haben sei, wurde von dem Mozo selbstgefällig mit „si Señor!“ bejaht; und nachdem ich mir den ungeheuerlichen, schwarzgeräucherten, von den Spinnen reich decorirten Raum, den ich Ihnen in einem schwachen Konterfei beilege, besehen hatte, bezog ich mit meinen Siebensachen mein quarto. Ich hätte den Hexenmeister sehen mögen, der die Treppe zu diesem Himmelreiche gefunden hätte! Sie lag verborgen hinter der Hausthüre in einem kleinen staubigen Winkel. Mein Bildchen zeigt Ihnen denselben. Ich trat in ein großes, einen Winkel bildendes Gemach, in welchem ich die zwei äußeren Wände entlang 24 Schritte machen konnte. Mit Bequemlichkeit sind darin 100 Menschen zu placiren. Trotzdem hat es nur ein einziges Fenster, oder vielmehr eine Fensterthüre, in deren jedem Flügel ein kleines Fenster, natürlich ohne Glas, ist. Das Parket wird von großen und kleinen unregelmäßigen Steinen gebildet, wie man sie auf reinlichen deutschen Bauerhöfen weit besser findet. Die Wände sind roh mit Kalk beworfen und nach der Erbauung des nicht mehr jugendlichen Hauses weiß angestrichen worden. Ich halte es wenigstens dafür.

Hunger hatte ich hier nicht und auch zu dem Bett kein sonderliches Zutrauen, obgleich nach der anstrengenden Tartanafahrt – meine Tartana steht im Vorgrunde meines Bildchens – mein Schlaf stets gut beschaffen zu sein pflegt.

Sie sehen, daß in dem großen Raume außer meiner Tartana noch eine vierrädrige Galera steht, deren [415] Vorderräder auffallend viel kleiner als die Hinterräder sind. Sie gehört Herrn Joaquin Barranco und geht mit Gütern und Passagieren, die sich möglichst gut vertragen müssen, in drei Tagereisen zwischen Granada und Almeria, in einem großen Bogen, hin und her. Es ist noch für manchen carro in dem großen Raume Platz und ehe es 10 Uhr geschlagen hatte, war auch mancher hinzugekommen. In dem Innern einer solchen Venta ist immer alles beisammen und unter einem Verschluß: Wagen, Pferde, Esel und beider Kinder, die Maulesel, Hunde, Fremde, Schweine, Ziegen, Hühner u. s. w. Links im Winkel brennt unter dem ungeheuern Rauchfange das ewige Feuer. Sonst kommt nur durch das Thor Licht herein, welches hier einem reisenden Siebmacher bei seiner Arbeit dient. Die schräge Decke ist die Innenseite des Daches. Zahlreiche Tragbalken sind anstatt mit Latten mit Rohr belegt, welches auswendig die plumpen Hohlziegel trägt. Der ganze Raum ist gepflastert.

Am andern Morgen mußte ich eingestehen, daß der Mozo von wegen der Chinches (Wanzen) nicht zu viel versichert hatte. Jedoch deswegen war ich immer noch nicht auf Rosen gebettet gewesen. Mein Bett hätte füglich denken sollen: mein Joch ist sanft und meine Last ist leicht. Allein selbst mein geringes Körpergewicht brachte das leichte Gestell in eine schwankende Bewegung und ein Theil desselben fiel zu Boden, als ich mich diesem zerbrechlichen Fahrzeuge durch die dunklen Wellen der Nacht anvertraute. Glücklicherweise blieb er der einzige. Aber ein anderer Uebelstand belästigte mich so lange, bis der Ausgleicher der Stürme des Taglebens, der Schlaf, meinen Sinneswerkzeugen die bewußte Thätigkeit benahm. Unglücklicherweise fehlten an einigen Stellen der sechs Wände meines Schlafgemaches einige Steine, die übrigens von der spanischen Kunststraße leicht herbeizuschaffen gewesen sein würden. Gerade unter einer solchen Stelle mußte der offene Ort sein, den das feingebildete Deutschland in guter Gesellschaft nicht zu bezeichnen wagt, trotzdem, daß dieser Ort in Deutschland gegen einen solchen in Spanien das non plus ultra von Sauberkeit zu sein pflegt. Dieses Oertchen sendete durch das sehr überflüssige Mauerloch alle seine Düfte über meine schaukelnde Schlummerstätte.

Doch es wurde Alles glücklich überstanden; auch die 5 Realen (10 Ngr.), welche ich für dieses Vergnügen (blos für das Bett) bezahlen mußte. Dafür hätte ich bei den Herren Großberger und Kühl in Leipzigs Hôtel de Pologne ein ungepflastertes Zimmer und feststehendes Bett ohne Parfüm bekommen.




Blätter und Blüthen.

Eine preußische Monarchie im südlichen Weltmeer. Der brausende Sturm, der 6000jährige Götzentempel in China niederreißt und die unantastbare Heiligkeit faustdicker Zöpfe millionenweise abschneidet, ging von dem verdorbenen deutschen Kaufmannsdiener Gützlaff aus. Die Helden, die zuerst in’s Innere Australiens und Afrika’s (für die praktische Baumwolle Englands) vordrangen und Tausende von Meilen und Hunderte von Staaten wissenschaftlich eroberten, waren und sind Deutsche. Wo die Engländer zum ersten Male in ihrem Leben (in Afrika) hinkamen, fanden sie schon deutsche Missionäre als Schulzen ihrer Gemeinden und Dörfer. Weit jenseits Australiens und Neuseelands nach dem Südpole zu entdeckten die Engländer vor einigen Jahren eine Insel, von der noch Niemand auf der bekannten Erde eine Ahnung gehabt. Sie glaubten als erste Europäer sie nach ihrer Manier sofort Ihrer Majestät der Königin Victoria durch eine einfache Besitzergreifungserklärung unterwerfen zu können, wie sie am 1. Januar 1800 (ein bedeutungsvoller Anfang des Jahrhunderts) durch bloßen Trommelschlag an einer Ecke Australiens diesen ganzen ungeheuern Continent Georg dem Dritten eroberten, so daß der Besitztitel noch heute gilt. Aber hier ging’s nicht. Preußen that Einspruch und zwar so energisch, daß die unbekannte Insel preußisches Eigenthum blieb. Als sie sich nämlich die Insel näher ansahen, entdeckten sie ein wunderschönes Dörfchen mit Gärten und Feldern vor und hinter den Häusern und Hütten, darunter eine besonders schöne, stolze, schloßartige Villa, von einem Lattenzaun, wie von Soldaten in Reih’ und Glied, umgeben und bewacht von einer Schildwache in einem Leibrock und mit einer Art von Badehosen, im Uebrigen barfuß.

Citronengelbe und morgenrothscheinende Weiber und Kinder liefen zusammen und starrten die Engländer mit weit offenen Mäulern und Augen sprachlos an, bis die Schildwache martialisch aufschrie und ein stolzer Mann mit europäischer Physiognomie und einem Säbel an der Seite inmitten einer Menge Kinder aus einem Hause (dem Schulhause) heraus und auf sie zuschritt, aus dem Schulmeister sich sofort in den Tyrannen der Insel verwandelnd.

Er verstand so viel Englisch, um eine Unterhaltung möglich zu machen, wurzelte aber im Uebrigen mit seinem Stammbaume in der Brauhausgasse der Königsstadt von Berlin (im englischen Texte wird sie Browhouse lane genannt).

Er war nach der Schlacht bei Waterloo aus Versehen vom Blücher’schen Husarenpferde unter die englischen Verwundeten gekommen und, da er sechs Wochen größtenteils sprach- und besinnungslos gewesen, auch mit nach England hinüber geschafft worden. Hier habe man ihm seinen sehr offenen Kopf wieder mit Haut und Haar bedeckt und ihn auch gut unterstützt, aber als ein lockerer Bursche sei er damit nie ausgekommen und deshalb mit der Zeit heimlicher Steuereinnehmer aus den Taschen Anderer geworden, bis man alle seine [416] Verdienste um den Sturz Napoleon’s vergessen und ihn mit vielen Collegen „transportirt“ habe. Der Capitän ihres Schiffes sei unterwegs gestorben und der Steuermann sehr krank geworden. Der Unverstand der Uebrigen habe das Schiff in die Eisregionen des Südpols getrieben, wo sie sieben Monate mit Eis, Hunger und Leben gekämpft und die Meisten gestorben seien. Endlich sei das Schiff hier an der Insel eines Nachts gescheitert und Alles bis auf drei Mann umgekommen. Seine beiden Collegen wären bald gestorben und er sei seit fünf Jahren hier Tyrann und Schulmeister der Insel. Mit seinem einzigen Säbel habe er die ganze Insel unterworfen und treue Unterthanen, gute Gärtner und gehorsame Schulkinder aus den gutmüthigen Bewohnern gemacht. Bibliotheken, Bücher, selbst Tinte und Papier seien in seiner Monarchie unbekannt, ebenso „Charten,“ aber sämmtliche Unterthanen wüßten das Vaterunser und die zehn Gebote auswendig, so weit er sie in seinem Gedächtnisse selbst habe herstellen können. Alles Uebrige von Theologie, Gelehrsamkeit und Wissenschaft sei unbekannt. Doch habe er Bau- und Kochkunst, auch die Weberei aus Bast und die edle Fußbekleidungskunst aus einem Pflanzensafte (der mit Gummi mehr Aehnlichkeit hat, als mit Gutta Percha) eingeführt und allgemein verbreitet, ebenso Hochzeiten und Kindtaufen. Früher habe man hier die Gewohnheit gehabt, sich blos auf sehr kurze Zeit (oft kaum auf Stunden) zu verheirathen. Jetzt traue seine Frau alle Paare und taufe die Kinder aller Unterthanen.

Die Frau, die den Engländern später vorgestellt wurde, sah so glänzend aus, wie ein neugeschlagener Penny und hatte krokosfarbige Finger, wie sie Homer der Göttin Morgenröthe andichtet. Ihre Majestät sprachen mit dem Landesvater aus der Brauhausgasse in einer unbekannten Sprache, die auch von den Unterthanen nicht verstanden ward, nämlich Deutsch (d. h. Berlinisch in dem Dialekte der Brauhausgasse), welche als eigentliche heilige, geheime Regierungssprache nur noch dem Thronfolger (einem derben, vierjährigen Jungen in einer weißen Bast-, nicht Batistjacke, der sich hinter dem königlichen Schlosse am Teiche mit schwarzen Schwänen und Känguruh’s herumtrieb) beigebracht ward. Selbst der erste und letzte und einzige Minister, ein komischer, kleiner gelber Bursche mit spitzigem Kopfe und einer Mundspalte, die von einem Ohre bis zum andern reichte, verstand die Regierungssprache nicht, desto besser aber die des Volkes, was man nicht jedem Minister, wenn auch mit besserer Schädelbildung, nachrühmen kann. Die Landessprache bestand übrigens blos aus etwa 150 Wörtern. Alles Uebrige, was durch die Civilisation hinzugekommen war, sproßte aus deutschen Wurzeln (mit brauhausgaßlicher Färbung).

Da es in dieser ganzen preußischen Monarchie kein einziges Rasirmesser gab, kam den Engländern der Landesvater vor, als hätte er sich sehr lange nicht rasirt, und in der That sahen auch blos Nase, Augen und Stirn als Kennzeichen menschlicher Individualität aus des Bartwaldes ehrwürdiger Nacht hervor. Bei den Eingebornen sind Oberlippe, Kinn und Backen absolut unfruchtbar, so daß sie sich blos im figürlichen Sinne barbiren lassen können.

Die Stärke der Landesarmee belief sich auf sieben Mann und einen sehr abgetragenen Leibrock, den der Generalfeldmarschall als Zeichen seiner Würde trug (und bei der Ankunft der Engländer Wache stand), Die Armee verrichtet zugleich alle Polizei- und Gensd’armendienste, ohne bis jetzt es dahin gebracht zu haben, nur einen einzigen staatsgefährlichen Urwühler oder Feind des Eigenthums zu entdecken.

Bei dem gänzlichen Mangel an Pferden war bis dahin keine Gelegenheit gewesen, eine Ritterschaft und Aristokratie zu bilden, so daß eigentlich Alles gleich war (wie „mir“ und „mich“ in der Regierungssprache).

Die Engländer machten mit dem Monarchen einige Geschäfte, d. h. sie tauschten einige Holzarten, seltene Tauben und Früchte gegen Eisenwerkzeuge, besonders Messer und Gabeln und einen kleinen Spiegel ein, über welchen sowohl König als besonders Königin erschraken. Der Autokrat hatte sich seit sechs Jahren und die Landesmutter nie in einem Spiegel gesehen. Trotz ihrer Berliner Cultur schien sie sich gar nicht erklären zu können, wie das Gesicht in den Spiegel komme und untersuchte ihn wiederholt auf der Rückseite, ob da nicht ein Zauber-Apparat angebracht sei.

Hernach wurden die Gäste zur Hoftafel gezogen und mit gerösteten Schwaneneiern, eingemachten Früchten und einem Getränk bewirthet, das der Landesvater „sanften Heinrich“ nannte und selbst erfunden hatte. Ich erinnere mich des Rezepts nicht mehr, wohl aber des thranartigen, fettigen Geschmackes. Ich glaube auch, es war aus Thran und gegohrenem Fruchtsafte zusammengesetzt, und hatte wirklich etwas Belebendes. Daß wir unter diesen Umständen einige Flaschen Wein aus dem Schiffe holen ließen, versteht sich von selbst. Nach den ersten Schlucken wurde besonders die Königin sehr heiter und später lachte sie fast ununterbrochen, ebenso der Kronprinz, der tüchtig naschte, wenn der Vater einmal nicht hinsah, und hernach mit seiner erhabenen Mutter die tollsten Possen trieb. Etwa nach einer Stunde mußten sie als völlig unzurechnungsfähig in das andere Zimmer und zu Bett, d. h. auf eine Art von Sopha’s mit Bast überflochten, gebracht werden.

Wie wir gegen Abend heraustraten, hatten sich, wie der Monarch sagte, alle Unterthanen um’s königliche Schloß versammelt, gegen 300 Seelen. Die Insel sollte etwa sechs (englische) Meilen und etwas über vier breit sein. Im Umkreise von etwa 30–40 Meilen entdeckten wir noch 10–12 kleinere, aber unbewohnte Inseln.

Die letzte Bitte, die der König bei unserem Scheiden an uns richtete, war um – Nadeln und Zwirn.[2]


  1. Der Spottname für Irländer.
  2. Wir bitten die Sache nicht als Scherz anzusehen. Der in London lebende Bearbeiter obiger Skizze, ein geborener Berliner, entnahm die Thatsache dem in London erscheinenden „London Journal“, welches die Mittheilungen wiederum einem jüngst erschienenen größeren Reisewerke entnahm. Die Wahrheit ist oft sehr unwahrscheinlich. D. Red.     





Verlag von Ernst Keil in Leipzig. – Druck von Alexander Wiede in Leipzig.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: „VII.“