Die Franzosen in Cochin-China und dessen Marmorgrotten

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Titel: Die Franzosen in Cochin-China und dessen Marmorgrotten
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aus: Die Gartenlaube, Heft 52, S. 755
Herausgeber: Ferdinand Stolle
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Erscheinungsdatum: 1858
Verlag: Verlag von Ernst Keil
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Scans bei Commons
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[755] Die Franzosen in Cochin-China und dessen Marmorgrotten. Wir Deutschen, die wir Alles idealistisch aufzufassen lieben, freuen uns der englischen, französischen, russischen und amerikanischen Siege in China und Japan, weil nun dort „Civilisation“ und sogar Christenthum unter den blinden Heiden verbreitet werden könne. – Thatsache ist, daß bisher verschlossene Länder, mehr als ein Drittel sämmtlicher Bewohner der Erde, der gebildeten, fabricirenden und handelnden Abendwelt zugänglich geworden. Zu China und Japan kommt nun wahrscheinlich auch Cochin-China, in welches sich die Franzosen Eingangslöcher geschossen haben. Eine französische Flotte erzwang sich Anfangs September festen Boden vor der Hauptstadt Cochin-China’s, Touranne, angeblich in christlichem Rachegefühl über französische Missionäre, die wiederholt von Cochin-Chinesen ermordet wurden. Der Kaiser Meng-Meng befahl 1833, daß alle christlichen Kirchen und Häuser niedergerissen und deren Bewohner und Priester ermordet werden sollten. Die Missionäre Gagelin und Jaccard wurden erwürgt. Ein dritter, Marchand, ward 1855 mit glühenden Zangen gezwickt, der Bischof Lefevre 1854 sechs Monate in einem Gefängnisse gemartert u. s. w. Aber der Kaiser Thieufri, wegen dieser Missethaten gegen französische Missionäre bedroht, erklärte sich bereit, mit den Franzosen Freundschaft und einen Handelsvertrag zu schließen. Ehe etwas der Art zu Stande kam, erhielt man von einem neuen Missionär-Martyrthum Kunde. Die Anamesen oder Cochin-Chinesen hatten den Bischof Diaz in Tonquin mißhandelt. Während die französische und spanische Regierung Rechenschaft dafür forderten, wurde der Bischof Melchior im Innern des Landes arretirt und ermordet.

Um diese Frevel zu rächen, griff eine französisch-spanische Flotte die Seefestungen des Landes an, zerstörte sie und landete. Zwar übt jedes Land das Recht aus, Menschen und deren Lehren, die dem „Landrecht“ und der „Landesreligion“ zuwider sind, zu bestrafen; aber die Christen verlangen von den Heiden für das Christenthum eine Ausnahme. Insofern es als Religion der Liebe, der Wirkung auf Herz und Ueberzeugung gelten will, durfte es auf diese Ausnahme keinen Anspruch machen, sondern mußte Alles der inneren, geistigen Macht der christlichen Lehre überlassen, die wenigstens auf keinen Fall mit Kanonen und Bombardement verbreitet werden kann. Das ist und bleibt ein Widerspruch in sich selbst. Diese Praxis hebt Alles, was wesentlich christlich ist, mit Stumpf und Stiel auf und ist geeignet, auch etwa schon gewonnene Gläubige zu den umgekehrten Saulus-Paulus-Proceß zu bringen.

Doch still davon. Unter uns: das Christenthum ist blos ein Vorwand. Man treibt den schamlosesten Spott mit dem „Worte Gottes.“