Die Elster und der Sperling
Ein Sperling ließ sichs auf den Stöcken
Des Weinbergs recht vortrefflich schmecken,
Und schluckte still die besten Beeren ein.
Die Elster sahs mit scheelem Blicke,
Nicht bloß ein ferner Zeuge sein.
Sie hüpfte zu den vollen Trauben.
„Wie? darf ich meinen Augen glauben?
O welcher Vorrath! Ja, gewiß;
(Denn sie verstehn sich auf die Trauben,)
War, was nun auch der Winzer spricht,
Der Wein seit vielen Jahren nicht.“
Der Winzer hört der Elster Lobgedicht,
O! sprach der Sperling, welch Vergnügen
Entziehst du mir, du Schwätzerinn!
Willst du der Frucht in Ruh geniessen,
So muß es nicht der ganze Weinberg wissen.
Drum schweig, und komm, den Berg noch einmal durchzustreifen.
Sie thuts, und frißt mit ihm ganz still.
„Ein einzig Wort, Herr Spaz, ich kann es nicht begreifen,
Warum mirs itzt nicht schmecken will;
Drum weißt du, was ich machen will,
Ich nehme von den blauen Beeren
Mir eine Traube mit, sie ruhig zu verzehren.
Sie nimmt die Traube mit; und kaum
Erreichte sie den sichern Baum,
So schrie sie laut: O Sperling, welche Freude!
Wie glücklich sind wir alle beide!
So schrie sie noch, als schon ein Schwarm von Elstern kam,
Und das gepriesne Glück ihr nahm.
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Du, der sein Glück der ganzen Welt entdeckt,
O Schwätzer! lern ein Gut geniessen,
Uns sichrer bleibt, und süßer schmeckt!