Die Constitutionen der europäischen Staaten seit den letzten 25 Jahren (Band 2)/Norwegen

7. Schweden Die Constitutionen der europäischen Staaten seit den letzten 25 Jahren (Band 2) von Karl Heinrich Ludwig Pölitz (Hrsg.)
8. Norwegen
Anhang
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8.
Norwegen.

Als im Frieden zu Kiel am 14. Jan. 1814 der König von Dänemark sich genöthigt sah, sein zweites Erbreich Norwegen an Schweden abzutreten, stand der Prinz Christian Friedrich von Holstein-Schleswig noch als Befehlshaber der dänischen Macht in Norwegen. Die Normänner waren nicht gemeint, in die Verbindung mit Schweden einzuwilligen; sie wollten vielmehr ihre Selbstständigkeit und Unabhängigkeit, wie in frühern Jahrhunderten, behaupten, und der Prinz Christian Friedrich nahm, im Einverständnisse mit dem normännischen Volke, den Titel eines Prinz-Regenten am 19. Febr. 1814, und am 29. Mai die königliche Würde an, nachdem der norwegische Reichstag zu Eidswold am 17. Mai 1814 eine Constitution für dieses Reich aufgestellt und der Prinz dieselbe bestätigt hatte. Wahrscheinlich war der geistvolle Präsident des Eidswolder Reichstags, der Professor Svertrup von Christiania, der Concipient dieser zeitgemäßen, und mit vieler Umsicht auf die Verhältnisse eines für die politische Freiheit mündig gewordenen [468] Volks berechneten, Constitution[WS 1]; welche von 104 Repräsentanten der norwegischen Nation am 31. Mai 1814 zu Christiania unterzeichnet ward. Sie besteht aus 110 Artikeln und ist vollständig aufgenommen in das politische Journal vom Jahre 1814, Sept. S. 778 ff. u. Oct. S. 880 ff.

Allein das normännische Volk ward in seinem Kampfe mit Schweden von allen nordischen Mächten verlassen, welche im Voraus dem Kronprinzen Karl Johann von Schweden die Erwerbung Norwegens garantirt hatten; ja selbst im Innern Norwegens bildete sich, geleitet von dem Grafen Wedel-Jarlsberg, eine Opposition gegen den neuen König. Die Schweden bemächtigten sich der wichtigsten Pässe und Plätze, und der Kronprinz von Schweden ließ erklären, daß er die Constitution der normännischen Stände vom 17. Mai mit den Modificationen annehmen wolle, welche aus der Verbindung beider Reiche mit Nothwendigkeit hervorgehen würden. Der König Christian Friedrich resignirte darauf am 16. Aug. 1814 die königliche Würde, und ging nach Dänemark zurück. Der Storthing (Reichstag), noch von dem Prinzen Christian Friedrich vor seiner Abreise nach Christiania berufen, versammelte sich am 7. Oct., erklärte sich am 21. Oct. für die Vereinigung Norwegens mit Schweden, und ließ am 4. Nov. 1814 die Eidswolder Constitution mit denjenigen Veränderungen bekannt machen, welche durch die Vereinigung beider Reiche herbeigeführt worden waren. Der Kronprinz von Schweden erschien am 9. Nov. zu Christiania, bestätigte die neue Constitution, und reisete am 29. Nov. nach Schweden zurück.



Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: Constitutian


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