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St. Martin gerichtet. Um 1200 wird dieser Anbau und Umbau vollendet worden sein. Im Mittelschiff und dem westlichen Kreuzschiff war die alte Holz­decke noch beibehalten worden. Wahrscheinlich haben auch hier die Stiftsherren ihren Gottesdienst während des Umbaues abgehalten. Als sie dann in den Besitz des neuen Chorbaues gelangt waren, musste sich in ihnen der Wunsch regen, auch die

 

     Dass Gelenius seine Baunachrichten nicht erdichtet hat, beweist seine hiermit übereinstimmende Nach­richt: testudo ejus Ecclesiae absoluta fuerat Anno 1219. per Alberonem laicum.*)

     Dass diese Inschrift nicht zu der Thätigkeit des romanischen Baumeisters des Dreichörebaues passt, liegt auf der Hand, denn dieser hat die Kirche nicht bloss gewölbt; dagegen passt dieser Wortlaut

Fig. 11. St. Apostelkirche, Turmfront.

übrige Kirche feuer­sicher überwölbt zu haben, und so sehen wir das Hochschiff mit sechsteiligen und das westliche Quer­schiff mit siebentei­ligen frühgotischen Gewölben auf vor­geblendeten Säulchen ausgestattet. — Auch über diesen früh­gotischen Baumeister hat sich, wie zu Gross St. Martin, eine Nach­richt erhalten.

     In dem Cartular des Stiftes findet sich Fol. 329 folgendes:*)

     Anno incarnationis dominice MCCXIX, mense Marcio reliquie XI milium virginum deposite sunt in hunc sarcophagum cum aliis pluribus reliquiis, que hic continentur, que etiam prius fuerant in hac ecclesia sanctorum apostolorum in diuersis locis recondite, presidente Colonie venerabili archiepiscopo Engelberto, quo tempore hac ecclesia testudinata est, Alberone**) laico viro religioso cum multa sollicitudine hoc procurante.***)


*) Ennen und Eckertz, Quellen. Bd. II. S. 78. **) Im „Liber rubens“ steht „ab Alberone“, der Beweis, dass A. der Baumeister und nicht der Verwaltungsbeamte war, während die erste Lesart noch diesen Zweifel offen lässt. ***) Im Jahre der Fleischwerdung des Herrn 1219, im Monat März, sind die Reliquien der 1100 Jungfrauen in diesen Sarko­phag niedergelegt worden mit mehreren anderen Reliquien, welche hierin enthalten sind und die hier in der Kirche der heiligen Apostel, auch früher an verschiedenen Orten auf­bewahrt gewesen waren, unter dem ehrwürdigen Kölner Erzbischofe Engelbert; in dieser Zeit wurde die Kirche von dem Laien Albero gewölbt, einem frommen Manne, welcher dieses mit grosser Beflissenheit besorgte.

 

vorzüglich zu dem, was der frühgotische Bau­meister geschaffen hat. Auch die Zeit 1219 stimmt zu der go­tischen Ausführung der Gewölbe.

     Dieser Albero Laicus war ein Laie wie Rudengerus. Beide führen ausserdem nicht den Titel „Stein­metz“. Bekanntlich sollen nach einer viel verbreiteten Anschau­ung im Mittelalter Steinmetzen mit einem Rezept, einem wun­derwirkenden Mittel aus Tausend und ei­ner Nacht bewaffnet, die Wunderwerke der Kathedralen erschaf­fen haben. Dass dies ein vollständiger Irr­tum ist, hat Verfasser bereits an anderer Stel­le nachgewiesen.**)

     Weder haben Stein­metzen zu gotischer Zeit jene Meisterwerke der Baukunst geschaf­fen, noch zu romani­scher Zeit Geistliche oder Mönche. Ebensowenig giebt es einen deut­schen Uebergangsstil. Ebensowenig ist es richtig, dass man in Deutschland bis 1275 romanisch neben einzelnen gotischen Bauten weiter gebaut hätte.

     Nach dem verheerenden Kampfe der beiden Gegenkönige Philipp von Schwaben und Otto IV., welcher besonders am Rhein fast alle Städte hart in Mitleidenschaft gezogen hatte, hört um 1210 die romanische Bauweise fast völlig auf. Von 1200 bis 1220 darf man jene Zeit ansetzen, in welcher die


*) Vita S. Engelberti S. 114. **) Zeitschrift für Bauwesen, Jahrg. 1895: „Haben Stein­metzen unsere mittelalterlichen Dome gebaut?“

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Empfohlene Zitierweise:
Max Hasak: Die Baukunst, 11. Heft. , 1899, Seite 15. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Baukunst_-_11._Heft_-_15.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)