Die „schlagenden Wetter“ und ihre Verhütung

Textdaten
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Autor: August Hollenberg
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Titel: Die „schlagenden Wetter“ und ihre Verhütung
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 9, S. 287–289
Herausgeber: Adolf Kröner
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Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1892
Verlag: Ernst Keil’s Nachfolger in Leipzig
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung:
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Die „schlagenden Wetter“ und ihre Verhütung.

Von A. Hollenberg.


Ein ernster Beruf ist es, den sich der Bergmann und ganz besonders der Kohlenbergmann erwählt hat. Gefahren aller Art umgeben ihn bei seiner mühevollen Arbeit. Während der Seemann nur dem Winde und den Wellen Trotz bieten muß, ist der Bergmann außer von Luft und Wasser auch von einbrechendem Gestein, vom zerschmetternden Sturz in die grausige Tiefe, vom Feuer der durch Selbstentzündung entflammten Kohle bedroht. Wenn für irgend einen Stand, so gilt für den Bergmann das Wort des alten Kirchenliedes:

„Mitten wir im Leben sind
Von dem Tod umfangen.“

Wir wollen den Bergmann auf seiner Reise begleiten.

Die Einfahrt in die Grube wird mit dem Seile ausgeführt. Schweigend treten die schwarzen Gestalten je mit einer Lampe versehen in den Förderkorb, dumpf ertönen die üblichen Schläge auf die Metallplatte, welche dem Maschinenwärter melden, daß er Mannschaften zu fördern hat und deshalb langsamen Gang halten muß. Die Schachtthür wird verriegelt, und lautlos gleitet der Korb in die Tiefe. Jetzt hängt das Leben der ganzen Besatzung an der Haltbarkeit des Drahtseiles, eines Seiles, das man bequem mit der Hand umspannen kann! Wäre nicht alles dunkel, so würde wohl manchen ein Grausen ergreifen, wenn er den unermeßlichen Abgrund - 250 Meter und noch mehr - unter sich erblicken könnte. Aber der Bergmann vertraut auf die Festigkeit des Seiles und im schlimmsten Falle auf die rechtzeitige Wirksamkeit der Fangvorrichtung, die den Korb beim Reißen des Seiles an den Leitbäumen festklemmen wird.

Nach einer Fahrt von einigen Minuten kommen wir auf der „Sohle“ an; wir gehen zunächst der Hauptstrecke nach, dann auf immer engeren Wegen zu dem Arbeitsplatze des Bergmannes. Halb kriechend gelangen wir „vor Ort“, zu der einsamen Stelle, wo er, meist nur von einem Kameraden unterstützt, seine Arbeit zu verrichten hat. Mit mattem Scheine leuchtet ihm das Grubenlämpchen - es droht zu erlöschen, denn heute sind, wie der Bergmann sagt, die „Wetter schlecht“. Nur ab und zu wird die Totenstille unterbrochen durch ein entferntes dumpfes Rollen, welches anzeigt, daß auf der Förderstrecke ein Zug von Grubenwagen vorbeifährt, oder es erdröhnt ein dumpfer Knall, von dem Abschießen einer Sprengpatrone herrührend, mit welcher das Gestein oder die Kohle losgesprengt wird.

Schon beim Einfahren hörten wir ab und zu ein eigenthümliches Rauschen, wie von durchströmendem Wasser. Das ist die „Wasserhaltung“, welche, von mächtigen Dampfmaschinen getrieben, das in der Grube sich ansammelnde Wasser „zu Tage“ fördert. Auf unserm Gange durch die Förderstrecke hatten wir auch Gelegenheit, eine eiserne Dammthür zu sehen, wie sie zum Absperren von Wasserzuströmungen dient. Ein Druckmesser an derselben zeigt uns an, daß das von ihr zurückgehaltene Wasser einen Druck von zwanzig und noch mehr Atmosphären hat. Was würde die Folge sein, wenn durch irgend einen Zufall ein Bruch in der Dammthür oder in der Rohrleitung der Wasserhaltung entstände? Das Grubenwasser würde sich mit unwiderstehlicher Kraft hervorstürzen und alles Lebendige ertränken.

Aber den schlimmsten Feind, der nach amtlichen Nachweisen [288] gegen ein Fünftel der sämmtlichen Unfälle verschuldet, haben wir noch nicht erwähnt, es sind die „schlagenden Wetter“.

Wer je die lange Reihe todesbleicher Opfer schlagender Wetter nebeneinander gebettet sah, dem wird der Anblick unvergeßlich bleiben. Ein schreckliches Bild einer solchen Katastrophe bot kürzlich das Unglück in Anderlues, bei dem über 200 Bergleute eine Beute des Todes wurden. Auch auf den deutschen Zechen, insbesondere auf denen des Oberbergamtsbezirkes Dortmund, welcher die Zechen des Rheinisch-westfälischen Steinkohlengebietes umfaßt, hat sich jener unheimliche Gast häufig eingestellt. Innerhalb der Jahre 1861 bis einschließlich 1887 haben dort 1564 Explosionen schlagender Wetter stattgefunden, bei welchen 3376 Verletzungen und unter diesen 1129 Tötungen vorgekommen sind. Das entspricht einem Todesfall auf je 1167 und einer Verletzung auf je 552 Mann der Gesammtbelegschaft.

Unter den Unglücksfällen haben die 17 Explosionen auf der Zeche „Neu-Iserlohn“ 160 Tote und 61 Verletzte gefordert. Allein bei der Katastrophe vom 15. Januar 1868 zählte man 81 Tote und 10 Verletzte. Bei einer Explosion auf Zeche „Consolidation“ im September 1886 waren 56 Tote und 8 Verletzte, bei einer anderen auf Schacht „Hibernia“ 52 Tote und 4 Verletzte zu beklagen.

Man wird nicht zu hoch greifen, wenn man – das Ausland eingeschlossen – die Gesammtzahl der im laufenden Jahrhundert getöteten Bergleute auf 100 000 und der allein durch schlagende Wetter Umgekommenen auf 15 000 annimmt. Bei einer so erschreckend hohen Zahl ist es wohl erklärlich, daß mit allem Aufwand von Geist und Erfindungskraft daran gearbeitet wird, diesen Unglücksfällen zu steuern. In England, Frankreich, Belgien, Oesterreich, Deutschland, speziell in Preußen und Sachsen, bestehen besondere Kommissionen mit dem Auftrag, die Frage zu studieren und Vorschläge zur Beseitigung der Gefahren zu machen. Die Arbeiten dieser Kommissionen haben nun zwar in erfreulicher Weise die nöthigen Aufklärungen über Entstehung und Verhütung der Schlagwetter zu Tage gefördert und es sind allerlei vortreffliche Sicherheitsvorrichtungen gefunden worden. Aber der stete Umgang mit der Gefahr und die daraus entstehende Gleichgültigkeit der Bergleute, in einzelnen Fällen sogar offenkundige Leichtfertigkeit, tragen die Schuld daran, daß die besten Sicherheitsmaßregeln ihre Wirkung nicht voll zu entfalten vermögen.

Fragen wir nach der Ursache der Explosion schlagender Wetter, so liegt dieselbe, wenn wir die seltener vorkommenden, von Kohlenstaub herrührenden Explosionen außer acht lassen, in der Entzündung der sogenannten Sumpf- oder Grubengase. Diese Gase bestehen gewöhnlich aus einem Theile Kohlenstoff und vier Theilen Wasserstoff. Verbinden sie sich mit einer gewissen Menge Luft, so entsteht eine Mischung, welche mit der größten Heftigkeit explodiert, und zwar am stärksten dann, wenn die Luft etwa neuneinhalb Prozent Grubengas enthält; sowohl bei höherem als bei geringerem Gehalt der Luft an Grubengas nimmt die Gewalt der Explosion ab. Diese selbst wird herbeigeführt, sobald die Mischung mit einer offenen Flamme in Berührung kommt.

Um einen klaren Einblick in das Wesen der Schlagwetter zu bekommen, müssen wir unsere Leser bitten, uns bei einem kleinen Abstecher auf das Gebiet der Chemie zu begleiten. –

Die Luft besteht bekanntlich aus einem Gemisch von Sauerstoff und Stickstoff. Der letztere ist ein träger Geselle, der nur ungern Verbindungen anknüpft oder Freundschaft schließt und lieber für sich bleibt. Nicht so der Sauerstoff, der das Feuer unterhält; er ist stets begierig, mit anderen Stoffen Verbindungen einzugehen.

Mischt sich nun Luft mit Grubengas, so haben wir in dem Gemisch die Bestandtheile Sauerstoff, Stickstoff, Wasserstoff und Kohlenstoff zunächst friedlich nebeneinander, und da alle diese Gase sich durch den Geruch nicht bemerklich machen, so ahnen wir gar nicht, in welch gefährlicher Gesellschaft wir uns befinden. Bringen wir aber eine Flamme in das Gemisch, so werden die schlummernden Riesenkräfte wachgerufen und mit einem entsetzlichen Schlage geht die verhängnißvolle Umwandlung vor sich: ein Theil des Sauerstoffes geht an den Wasserstoff, verbrennt diesen zu Wasser, der Rest des Sauerstoffes geht an den Kohlenstoff und verbrennt zu Kohlensäure oder Kohlenoxyd, und der Stickstoff bleibt, was er gewesen ist. Durch diesen Explosionsvorgang wird eine gewaltige Hitze und ein verheerender Luftstoß hervorgebracht, der oft die größten Zertrümmerungen in der Grube zur Folge hat, die Bergleute zerschmettert und tötet. Aber mit der Explosion sind die schlimmen Wirkungen noch nicht erschöpft.

Man weiß, daß zum Athmen Sauerstoff unerläßlich ist; nun ist aber sämmtlicher Sauerstoff durch die chemische Zersetzung bei der Explosion verschwunden, er ist zu Wasser und zu Kohlensäure oder Kohlenoxyd geworden und in dieser Form zum Einathmen nicht mehr geeignet; das etwa noch gasförmig gebliebene Wasser ist dazu ebenfalls nicht brauchbar, ebensowenig die Kohlensäure, und das Kohlenoxyd ist für die Athmung nicht nur nicht nutzbar zu machen, sondern sogar giftig. Die Folge davon ist, daß der Bergmann aus Mangel an geeigneter Luft erstickt oder, wie es in seiner Sprache heißt, das Opfer der „Nachschwaden“ wird. Diese Opfer sind meistens zahlreicher als die der eigentlichen Explosion, des ersten Luftstoßes.

Man nimmt an, daß sich die Grubengase in den Spalten („Klüften“) der Steinkohlenlager allmählich bilden und bei günstiger Gelegenheit, insbesondere bei vermindertem Luftdruck, an den oberen Theilen der Grubengänge ansammeln und sich dort mit gewöhnlicher Luft mischen. Das nächstliegende Mittel, diese Gase zu entfernen, ist die „Wetterführung“. So nennt der Bergmann die Vorrichtungen, die dazu dienen, dem unterirdischen Grubenbau bis zu den äußersten Verzweigungen frische Luft zuzuführen. Zur Wetterführung gehören zwei Haupttheile, die Gebläsemaschine und die Wetterscheidung; von den bei Steinkohlengruben weniger vorkommenden Einrichtungen, wie natürlichem Wetterwechsel, Erwärmung der ausziehenden Wetter, können wir an dieser Stelle absehen. Als Gebläsemaschinen werden jetzt meistens die Ventilatoren benutzt. Es sind dies große, mit schaufelförmigen Flügeln versehene Windräder, welche bis zu 14 m Durchmesser haben und imstande sind, eine bedeutende Luftmenge – bis zu einigen Tausend Kubikmetern in der Minute – in Bewegung zu setzen. Um sich von diesem Raume einigermaßen eine Vorstellung zu machen, erinnere man sich, daß eine schon recht geräumige Wohnstube, von 5 m Länge und Breite und 4 m Höhe erst 100 cbm enthält. Es müßte mithin der Luftinhalt von etwa zwanzig solchen Stuben in einer Minute durch den Ventilator gezogen werden. Die Ventilatoren findet man entweder so angeordnet, daß sie die frische Luft in die Grube hineinblasen (drücken), wobei die schlechte Luft verdrängt wird, oder so, daß sie die schlechte Luft aus dem Innern der Grube absaugen. Zu beiden Zwecken wird die „Wetterscheidung“ benutzt, welche aus einem sich nach allen Punkten des Bergwerks verzweigenden Kanal- oder Röhrennetz besteht. Bei dem „drückenden“ Ventilator muß sich die schlechte Luft ihren Ausweg durch den Wetterschacht suchen, bei dem saugenden tritt die frische Luft durch den Schacht ein. Bei Gruben, welche zur Bildung von Schlagwettern besonders geneigt sind und die man deshalb kurzweg „Schlagwettergruben“ nennt, muß auf die Wetterführung die größte Sorgfalt verwendet und ihr Gang stets genau beobachtet werden, zu welchem Behufe an [289] verschiedenen Stellen der Grube Apparate zum Messen des Druckunterschiedes oder der Windgeschwindigkeit aufgestellt sind.

Jedoch auch die beste Wetterführung unterliegt unvorhergesehenen Zufällen. Wir wollen nur eine Möglichkeit anführen, bei welcher die tadelloseste Einrichtung ihren Dienst versagen kann: es ist dies das unerwartete Hereinbrechen einer großen Menge von Grubengasen, die sich vielleicht in einer verborgenen Kluft oder einem verlassenen Grubenbau – einem sogenannten „alten Mann“ – angesammelt hatten und denen unversehens der Zugang „an Ort“ geöffnet wurde. Dann ist, wie der Bergmann sagt, ein Bläser vorhanden, und in solchen Augenblicken liegt die Gefahr einer Entzündung der schlagenden Wetter außerordentlich nahe. Es ist also unter allen Umständen stete Vorsicht geboten.

Als eine der ersten Vorschriften in Schlagwettergruben gilt die, daß nicht mit freiem Feuer hantiert werden darf. Sehen muß nun aber der Bergmann bei seinen Arbeiten und dazu ist ihm eine Beleuchtung unentbehrlich! Zum Glück machte der englische Chemiker Davy die Entdeckung, daß eine Wand von geflochtenem Drahte die Verbreitung einer Explosion verhindert, und auf diesen Umstand gründete er die Konstruktion einer Sicherheitslampe, welche die Flamme selbst mit einem Glascylinder umgibt, um die Leuchtkraft möglichst wenig zu beeinträchtigen, während der obere Theil aus einem engmaschigen Drahtgewebe besteht. Bringt man nun die Sicherheitslampe in einen Raum, welcher Schlagwetter enthält, so tritt allerdings auch eine Explosion ein, aber sie ergreift nur denjenigen Theil der Luft, welcher sich innerhalb der Lampe befindet; zugleich ist gewöhnlich die Folge die, daß die Lampe erlischt und der Bergmann so ein Zeichen erhält, daß er sich an einer gefährlichen Stelle befindet, für deren gründliche Lüftung sofort Sorge getragen werden muß. In Schlagwettergruben ist der Gebrauch anderer als der Sicherheitslampen aufs strengste untersagt, und ein ganz besondrer Scharfsinn ist daraus verwendet worden, dem Bergmann das unbefugte Oeffnen der Lampe unmöglich zu machen, sei es durch Anwendung künstlicher Schlösser, deren Schlüssel ein Beamter über Tag aufhebt, oder durch Verwendung elektromagnetischer Verschlüsse, die dem Grubenarbeiter unerreichbar sind. Zum Wiederanzünden erloschener Lampen sind Vorrichtungen vorhanden, die nur von außen in Thätigkeit gesetzt werden können und also ein Oeffnen der Lampen sowohl unnöthig als unmöglich machen. Auch das Reinigen des Dochtes kann von außen her bewerkstelligt werden. Aus Sicherheitsrücksichten ist den Bergleuten ferner ebensowohl das Rauchen verboten wie das Mitführen von Feuerzeug. Trotzdem entstehen die meisten Entzündungen durch leichtsinnige Uebertretung dieser Vorschriften. Wohl sind die Opfer der Katastrophe meist nicht mehr imstande, über die Entstehung eines Unfalls Bericht zu erstatten, aber die stummen Zeugen, das Feuerzeug oder die geöffnete Lampe, sprechen laut genug.

Eine weitere Ursache zu Schlagwetterexplosionen liegt in der Verwendung von Sprengpatronen. Die Kohlen werden für gewöhnlich in der Weise losgelöst, daß man in die feste Kohlenmasse Löcher bohrt, auf deren Grund Sprengpatronen legt und diese durch Zündschnur oder neuerdings auch vielfach auf elektrischem Wege entzündet. Wenngleich man nun auch den über der Patrone befindlichen Theil des Loches mit „Besatz“ füllt, so finden doch noch recht oft die Schlagwetter Gelegenheit, sich mit zu entzünden und es ist nachweisbar, daß ein großer Theil der Explosionen hierauf zurückzuführen ist. Man hat schon viele Versuche gemacht, diese Gefahr zu beseitigen, aber bis jetzt ohne zuverlässigen Erfolg. Man hat die elektrische Zündung verbessert, Reibungszünder versucht, als „Besatz“ Wasser angewandt, allein das alles gab keine Sicherheit. Sprengungen mit gebranntem Kalke und mit Wasserdruck oder mit Keilvorrichtungen schützen zwar gegen Explosionen, führen aber wieder andere Uebelstände herbei, die eine allgemeine Verwendung dieser Verfahrungsweisen unthunlich erscheinen lassen. Die frühere Gepflogenheit, die Grubengase sofort bei ihrem Entstehen und also in kleinen Mengen zu entzünden, indem man in den oberen Räumen der Gänge eine sogenannte ewige Lampe anbrachte, hat man als unpraktisch und sogar gefahrvoll wieder verlassen. Und auch die Versuche, die Grubengase durch chemische Zersetzung unschädlich zu machen, haben zu keinem brauchbaren Ergebniß geführt. Als das beste und einzige Schutzmittel hat sich immer eine gute Wetterführung erwiesen, und auf diese wird daher auch fortan alle Sorgfalt gerichtet werden müssen.

Die Schrecken der schlagenden Wetter werden ins ungeheuerliche gesteigert, wenn sich zu ihnen noch ein Grubenbrand gesellt, wie dies infolge der großen Wärmentwicklung bei der Explosion stets zu befürchten und auch neuerdings in Anderlues wieder der Fall gewesen ist. Wollte man unter solchen Umständen die Wetterführung noch wirken lassen, so würde man den Grubenbrand erst recht anfachen. Das einzige Mittel, den Grubenbau selbst noch zu retten, ist das, die Wasserhaltung zum Stillstand zu bringen, was zur Folge hat, daß die Wasser der Grube sich sammeln und bei ihrem Emporsteigen die Gluthen allmählich ersticken. Natürlich wird dieses äußerste Mittel nur dann ergriffen werden, wenn die Möglichkeit, daß sich noch lebende Menschen in der Grube befinden könnten, vollständig ausgeschlossen ist.

Ein Versuch zur Rettung der vom Schlagwetter betroffenen Bergleute ist, wenn auch mit vielen Gefahren verbunden, doch durchaus unerläßlich; denn es ist niemals ausgeschlossen, daß einzelne noch mit dem Leben davonkommen. Die Rettungsmannschaften erhalten eine Gesichtsmaske mit Schlauchapparat, wie er beim Tauchen üblich ist, oder einen mit gepreßter Lust gefüllten Tornister, von dem aus ihnen die Athmungsluft durch einen Schlauch zugeführt wird. Ein andrer Schlauch führt der Grubenlampe die erforderliche Luft zu. So ausgerüstet, kann sich der Retter an den Ort des Schreckens wagen und mehrere Stunden dort arbeiten. Zur Ehre der Bergleute aber muß es gesagt werden: sie sind in solchen Fällen unermüdlich und wagen unbedenklich ihr Leben, wenn es gilt, einem gefährdeten Kameraden Hilfe zu bringen.