Deutsche Sagen, Sitten und Gebräuche aus Schwaben: VII. Ostern

Textdaten
Autor: Ernst Meier
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Titel: Ostern
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aus: Deutsche Sagen, Sitten und Gebräuche aus Schwaben.
S. 392–395, Nr. 63–71
Herausgeber:
Auflage: 1. Auflage
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1852
Verlag: Verlag der J.B. Metzler’schen Buchhandlung
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Erscheinungsort: Stuttgart
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Quelle: Google und Scans auf Commons
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[392]
VII.
Ostern.
63.

Die Sonne macht am Ostermorgen, wenn sie aufgeht, drei Freudensprünge. Man zieht frühmorgens auf einen Berg, um dieß Wunder zu sehen. So in Jettenburg („Itenburg“ gesprochen), Dußlingen, Altenrieth, Hohenstaufen, Friedingen a. d. D., auf dem Heuberge, in Saulgau, Riedlingen und sonst. – Manche Leute z. B. in Dußlingen füllen auch wohl einen Kübel mit Waßer und blicken dahinein, um das Abbild der Sonne darin springen zu sehn.


64.

In katholischen Gemeinden werden am Osterfeste in der Kirche Speisen, Kuchen und gekochte Eier geweiht. Doch ist die Sitte nicht mehr allgemein.

(Oberschwaben.)     


65.

Für Kinder versteckt man gekochte und buntgefärbte Eier in den Winkeln der Stube, oder, wenn das Wetter es zuläßt, im Garten. Man macht auch wohl ein Nest von Moos und setzt einen Haasen darauf. Dann suchen die Kinder die Eier, die der „Haas“ oder „Osterhaas“ gelegt hat. – Die Höhlung, die sich immer an dem einen Ende jedes Eies findet, sagt man, rühre von der Mutter [393] Gottes her; dieselbe eße oder sauge aus jedem Ei etwas aus, und man freut sich, wenn sie recht viel genommen hat und die Höhlung tief geht.

(Bühl, Friedingen und sonst.)     


66.

Um Ostern spielt man in Wirthshäusern häufig mit gekochten Eiern. Man sagt: „mer wöllet Eier bicke!“ und stößt entweder mit den beiden spitzen, oder mit den stumpfen Enden gegen einander. Der Eine stößt, während der Andere sein Ei hinhält. Wessen Ei zerbricht, der hat es verloren.

(Derendingen und sonst sehr allgemein.)     


67.

An einem bestimmten Punkte des Hungerbrunnenthals, wo die Markungen von Altheim, Heldenfingen und Heuchlingen zusammenstoßen, ist ein Platz, der früher mit Marksteinen bezeichnet war und für eine Freistätte galt. Die genannten Gemeinden, die hier ein gemeinschaftliches Waidrecht hatten, feierten auf diesem Platze abwechselnd am Ostermontag und am ersten und zweiten Sonntag nach Ostern einen lustigen Tag mit Tänzen, wozu die Spielleute aus den Gemeindekassen bezahlt wurden. Zugleich wurde hier ein kleiner Markt gehalten. – Noch jetzt kommen am Palmsonntage junge Leute, meist aus Heldenfingen, auf diesen Platz, wo sich immer auch einige Bäcker mit Pretzeln einfinden, welche die Burschen kaufen und ihren Schätzen schenken. Am Ostertag wiederholt sich der Besuch des Platzes, wo dann das Mädchen jenes Geschenk mit einem Osterei erwiedert. – Nach kurzem Aufenthalte zieht man singend wieder heim.

(Beschr. des O.A. Heidenheim, S. 234.)     


[394]
68.

Am Ostermontag wurde sonst fast in jedem Dorfe ein „Eierlesen“ gehalten. Jetzt kommt es nur noch zerstreut vor, z.B. in der Nähe von Tübingen, in Betzingen, Hirschau, Wurmlingen, Entringen; ferner auf den Eßlinger Bergen und sonst. Es wird unter Begleitung von Musikanten eine Anzahl von wenigstens hundert Eiern aus dem ganzen Dorfe eingesammelt. Dann wetten ein Eierleser und ein Läufer, die ihre Rolle nach dem Loose übernehmen müßen, mit einander. Der Eine muß von einem bestimmten Platze, gewöhnlich aus dem nächsten Orte einen Säbel, einen Zweig, einen Wecken oder sonst etwas holen, oder seine Ankunft daselbst sich bescheinigen laßen, während der Andere die Eier aufliest. Diese werden in bestimmten Zwischenräumen, meist einen Schritt weit, in gerader Richtung auf die Erde hingelegt, und müßen in eine Wanne, die dem Leser in einer gewißen Entfernung nachgetragen wird, zusammengelesen werden. So ist er genöthigt, beständig ab- und zuzulaufen, indem er jedesmal so viele Eier nimmt, als er halten kann. In manchen Orten durfte er immer nur Eins nehmen. – Eine gewiße Anzahl Eier darf er auch zerbrechen; ist aber Eins darüber, oder kommt der Läufer zurück, eh er fertig ist, so hat er verloren. Gewöhnlich siegt der Läufer. – Nach dem Wettspiel verzehren beide mit ihren Genoßen die Eier im Wirthshause unter Musik.


69.

Anstatt des Laufens beim Eierlesen wurde sonst auch wohl ein Pferderitt angestellt. An einem bestimmten Ziele, zu dem man hinritt, war ein mit Bändern geschmückter Maibaum aufgesteckt, den der Sieger als Preis erhielt. – – Auf dem Welzheimer Walde, wo das Eierlesen sonst ganz allgemein war, hat es sich nur in Waldhausen als ein Kinderfest erhalten. – – In Hohenstaufen [395] sagt man: „Eier klauben“. Das Spiel wird auf dem Aasrücken gehalten. Während Einer nach einem Ziele „springt“, muß ein Andrer die Eier „klauben“, d.i. auflesen, und einer Jungfrau in die weiße Schürze werfen.

In vielen Orten des Hegaus am Bodensee soll das Eierlesen noch sehr gewöhnlich gehalten werden.


70.

Am Georgitage, am 23. April, ziehen die Knaben in der Umgegend von Ellwangen mit Peitschen in den Dörfern herum und knallen. Einer, der einen Korb trägt, sammelt Eier, Mehl, Schmalz, Geld u. dgl. ein.

(Ellwangen)     


71.

Zu Georgi ist die vierteljährige Wanderzeit der Mägde.

(Tübingen)