Des kleinen Volks Hochzeit-Fest

Textdaten
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Autor: Brüder Grimm
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Titel: Des kleinen Volks Hochzeit-Fest
Untertitel:
aus: Deutsche Sagen, Band 1, S. 39–40
Herausgeber:
Auflage: 1. Auflage
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1816
Verlag: Nicolai
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Erscheinungsort: Berlin
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Originalherkunft:
Quelle: Google, Commons
Kurzbeschreibung:
Eintrag in der GND: [1]
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Bearbeitungsstand
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31.
Des kleinen Volks Hochzeit-Fest.
Mündlich, aus Sachsen.

Das kleine Volk auf der Eilenburg in Sachsen wollte einmal Hochzeit halten und zog daher in der Nacht durch das Schlüsselloch und die Fenster-Ritzen in den Saal und sie sprangen hinab auf den glatten Fußboden, wie Erbsen auf die Tenne geschüttet werden. Davon erwachte der alte Graf, der im hohen Himmel-Bette in dem Saal schlief und verwunderte sich über die vielen kleinen Gesellen. Da trat einer von ihnen, geschmückt wie ein Herold, zu ihm heran und lud ihn in ziemenden Worten gar höflich ein, an ihrem Fest Theil zu nehmen. „Doch um eins bitten wir, setzte er hinzu, ihr allein sollt zugegen seyn, keins von euerm Hof-Gesinde darf sich unterstehen, das Fest mit anzuschauen, auch nicht mit einem einzigen Blick.“ Der alte Graf antwortete freundlich: „weil ihr mich im Schlaf gestört, so will ich auch mit euch seyn.“ Nun ward ihm ein kleines Weiblein zugeführt, kleine Lampenträger stellten sich auf und eine Heimchen-Musik hob an. Der Graf hatte Mühe, das Weiblein beim [40] Tanz nicht zu verlieren, das ihm so leicht daher sprang und endlich so im Wirbel umdrehte, daß er kaum zu Athem kommen konnte. Mitten in dem lustigen Tanz aber stand auf einmal alles still, die Musik hörte auf und der ganze Haufe eilte nach den Thürspalten, Maus-Löchern und wo sonst ein Schlupf-Winkel war. Das Brautpaar aber, die Herolde und Tänzer schauten aufwärts nach einer Öffnung, die sich oben in der Decke des Saals befand und entdeckten dort das Gesicht der alten Gräfin, welche vorwitzig nach der lustigen Wirthschaft herabschaute. Darauf neigten sie sich vor dem Grafen und derselbe, der ihn eingeladen, trat wieder hervor und dankte ihm für die erzeigte Gastfreundschaft. „Weil aber, sagte er dann, unsere Freude und unser Hochzeit also ist gestört worden, daß noch ein anderes menschliches Auge darauf geblickt, so soll fortan euer Geschlecht nie mehr als sieben Eulenburgs zählen.“ Darauf drängten sie nach einander schnell hinaus, bald war es still und der alte Graf wieder allein im finstern Saal. Die Verwünschung ist bis auf gegenwärtige Zeit eingetroffen und immer einer von den sechs lebenden Rittern von Eilenburg gestorben, ehe der siebente geboren war.