Der todte Achill
Der todte Achill.
Im Vatican vor dem vergilbten Marmorsarg,
Dem ringsum bildgeschmückten, träumt’ ich heute lang,
Betrachtend seines feinen Zierats üpp’gen Kranz:
Thetis entführt den Sohn, den Rufer in der Schlacht,
Die Lider sanken – von Delphinen rings umtanzt –
Im Muschelwagen durch des Meers erregte Fluth.
Tritonen, bis zum Schuppengurt umbrandete,
Bärt’ge Gesellen, schilfbekränztes, stumpfes Volk,
Der muth’gen Rosse Paar, das, Haupt an kühnem Haupt,
Die weite Fluth durchrudert mit dem Schlag des Hufs,
Des Zügels nicht! In des Peliden Waffen hat
Sich schäkernd ein leichtsinniges Gesind getheilt:
Und lacht und haut und sticht und wundet Licht und Luft.
Ein schlankes Mädchen zielt mit rückgebognem Arm,
In schwach geballter Faust den unbesiegten Speer,
Der auf und nieder, wie der Wage Balken, schwankt.
Dem Erzschild unter, ganz als zöge sie zu Feld,
Dann deckt damit den sanften Busen gaukelnd sie,
Als schirmt’ das Eisen eines Kriegers tapf’re Brust.
Die vierte – Held, du zürntest, schlummertest du nicht! –
Auf das gedankenlose Haupt und nickt damit.
Scherzt, Kinder! Nur mit dir ein Wort, Vollendeter!
Im Schooß gebettet hält, der dir das Leben gab,
Pelide, sprich! Was ist der Tod? Wohin die Fahrt?
Wozu die Waffen? Zu erneutem Lauf und Kampf?
In deines Grabes Schmuck und düstern Ehren nur?
Was blitzt auf deinem Schwerte? Deine letzte That,
Die Morgensonnen eines neuen Kampfgefilds?
Bedarfst du deines Schwertes noch, du Schlummernder?
Wohin der Lauf? Zum Hades? Nein, es lügt Homer.
Den Odem neiden einem kleinen Ackerknecht
Du einer Geisterinsel bleichem Frieden zu
Und trägst den Myrtenkranz, beseligt und gestillt,
Mit den Geweihten! Doch auch solches ziemt dir nicht!
Was einzig dir geziemt, ist Kampf und Kampfespreis –
Und schimmert unter deinem mächt’gen Augenlid!
Du lebst, Achill? Gieb Antwort! Wohin wanderst du?
Er schweigt! Er schweigt. Der Wagen rollt. Ein Triton bläst
Sein Muschelhorn, daß leis und dumpf der Marmor schallt.