Der langnasige Riese und der Schloßergesell

Textdaten
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Autor: Ernst Meier
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Titel: Der langnasige Riese und der Schloßergesell
Untertitel:
aus: Deutsche Volksmärchen aus Schwaben, S. 210-212
Herausgeber:
Auflage: 1. Auflage
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1852
Verlag: C. P. Scheitlin
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Erscheinungsort: Stuttgart
Übersetzer:
Originaltitel:
Originalsubtitel:
Originalherkunft:
Quelle: Google und Scans auf Commons
Kurzbeschreibung:
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[210]
59. Der langnasige Riese und der Schloßergesell.

Der Herr auf dem „Rauber,“ der zwischen Teck und Wielandstein liegt, ließ einst einen Schloßer aus Owen zu sich kommen und bestellte bei demselben ein so kostbares und kunstvolles Schloß, daß der Meister gestand, er selbst könne ein solches nicht machen; allein er habe einen sehr geschickten Gesellen, der werde es vielleicht können. Darauf mußte der Gesell zum „Rauber“ kommen und versprach, das Schloß sogleich zu verfertigen, jedoch unter der Bedingung, daß der Rauber ihm dafür seine Tochter zur Frau gebe. Ja, das wollte er gern thun und versprach dem Gesellen noch obendrein [211] ein kleines Schlößlein, das leer stand, darin er mit seiner Frau wohnen könne. –

Nun machte der Gesell das kunstvolle Schloß für den Rauber und vergoldete es und bekam dafür die Tochter und eine kleine Burg als Belohnung. Kaum aber hatte er mit seiner Frau die neue Wohnung, die zwischen dem Rauber und der Teck lag, bezogen und wollte hier sein Handwerk fortsetzen, als sich ein Spukgeist in dem Schloße vernehmen ließ. Jeden Abend erschien nämlich ein großer Mann, der hatte eine Nase, ja die war wenigstens anderthalb Schuh lang, und guckte dem Schloßer beständig auf die Arbeit. Nachts aber tappte er in der Schlafkammer auf und ab. Endlich gelang es dem Schloßer eines Abends, als der Riesenkerl ihm wieder auf die Arbeit stierte, die lange Nase desselben zu faßen und in den Schraubenstock zu bringen, und ließ sie so lange fest eingeklemmt darin, bis er versprach, daß er nicht wieder kommen wolle. Dann ließ er ihn los, und er kam auch wirklich nicht wieder.

Nach einiger Zeit aber gieng der Schloßer einmal mit seiner Frau in dem schönen Walde spazieren, und wie sie eben an nichts weiter dachten, wen sahen sie daher kommen? – Den Mann mit der langen Nase! „Jetzt sind wir verloren! rief die Frau; ach wär ich doch bei meinem Vater geblieben!“ „Sei nur still, sprach der Mann und laß mich nur machen!“ Und sogleich ergriff er seine Frau und stellte sie auf den Kopf, daß die Füße in die Höhe standen wie die beiden Klammern eines Schraubenstocks. Wie das der [212] lange Mann sah, blieb er erschrocken stehen und rief in näselndem Tone: „So? Du bist schon wieder da mit deinem verfluchten Schraubenstock!“ und wandte sich um und lief was er konnte, und hat sich nie wieder blicken laßen.

Anmerkung des Herausgebers

[314] 59. Der langnasige Riese und der Schloßergesell. Mündlich aus Owen. Vgl. Wolf’s Märchen: Hans ohne Furcht, S. 328, wo ebenfalls die Nase eines Riesen in den Schraubenstock geklemmt wird. Dasselbe geschieht dem Teufel bei Wolf in dem Märchen: „Fürchten lernen.“ S. 408.