Textdaten
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Titel: Der künstliche Indigo
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aus: Die Gartenlaube, Heft 11, S. 184
Herausgeber: Ernst Ziel
Auflage:
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Erscheinungsdatum: 1881
Verlag: Verlag von Ernst Keil
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Scans bei Commons
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[184] Der künstliche Indigo. Schon vor zwei Jahren brachte die „Gartenlaube“ (1878, S. 869) eine kleine Notiz über das Gelingen der lange angestrebten künstlichen Herstellung des Indigofarbstoffs. Allein die damals entdeckte Methode gab nur so winzige Spuren des geschätzten Farbstoffes, daß sie für die Industrie nicht verwerthbar erschien. Der um die Chemie der Indigofarbstoffe hochverdiente deutsche Chemiker Adolf Baeyer hat inzwischen seine seit fünfzehn Jahren begonnenen Versuche, den Indigo künstlich zu erzeugen, fortgesetzt und ist neuerdings zu einem ergiebigeren Verfahren gelangt, welches, wenn es erst durch die Praxis vervollkommnet sein wird, in der That verspricht, den theuren indischen Farbstoff zu verdrängen. Die neue Methode geht von der Zimmtsäure aus, einer im Benzoeharz, Perubalsam und anderen mehr oder minder kostbaren Specereien enthaltenen Substanz. Die Zimmtsäure wird zunächst durch Behandlung mit Salpetersäure in Nitrozimmtsäure verwandelt, und letztere durch Einwirkung von Brom in das Dibromid derselben. Man hat in dem letzteren Stoffe eine Verbindung, welche in Berührung mit Alkalien schon ein wenig Indigoblau giebt, aber viel vortheilhafter ist es, das Dibromid zunächst in eine Verbindung zu verwandeln, welche Orthonitrophenylpropiolsäure heißt. Dieser langnamige Körper giebt durch Behandlung mit Alkalien und Traubenzucker sofort Indigoblau und bietet den außerordentlichen Vortheil, daß man ihn in beliebigen Mustern direct auf die Gewebe drucken kann, um das Indigoblau auf der Faser selbst zu erzeugen, ein Umstand, der für die Praxis so wichtig ist, daß man diesem Stoffe seinen langen Namen verzeihen wird und schon jetzt in einer unserer größten Anilinfabriken drauf und dran ist, ihn in größerer Menge künstlich zu bereiten. Freilich würde der künstliche Indigo nie mit dem natürlichen concurriren können, wenn man die Zimmtsäure nur aus den oben erwähnten Specereien erhalten könnte. Allein dieselbe läßt sich ihrerseits aus einem Bestandtheil des Steinkohlentheers, dem Toluol, künstlich darstellen, sodaß nunmehr eine greifbare Wahrscheinlichkeit vorhanden ist, daß wir dereinst den Indigofarbstoff ebenso wie den gleichgeschätzten Krappfarbstoff und die blendenden Analinfarben aus dem Abfalle der Leuchtgasfabriken gewinnen werden. Es ist herzerfreuend, daß alle diese wichtigen Entdeckungen von deutschen Chemikern theils angebahnt, theils wirklich gemacht worden sind. Die Entdeckung der Anilinfarben dankt man bekanntlich mittelbar Professor A. W. Hofmann in Berlin, die Darstellung des künstlichen Alizarins, bei der es sich um viele Millionen Mark handelt, die früher in’s Ausland gingen, den Berliner Chemikern Gräbe und Liebermann; hoffen wir nun, daß der dem Professor Baeyer in München gelungene große Wurf sich volkswirthschaftlich ebenso wichtig erweisen möge, wie die Darstellung des künstlichen Alizarins! Vorläufig handelt es sich nur um vertrauenerweckende Aussichten.