Der glücklich gewordene Ehemann

Textdaten
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Autor: Christian Fürchtegott Gellert
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Titel: Der glücklich gewordene Ehemann
Untertitel:
aus: Sämmtliche Schriften. 1. Theil: Fabeln und Erzählungen, Erstes Buch. S. 80–81
Herausgeber:
Auflage: 1. Auflage
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1769
Verlag: M. G. Weidmanns Erben und Reich und Caspar Fritsch
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Erscheinungsort: Leipzig
Übersetzer:
Originaltitel:
Originalsubtitel:
Originalherkunft:
Quelle: Commons
Kurzbeschreibung:
Erstdruck 1746/48
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S. 80-81


[80] Der glücklich gewordene Ehemann.

Frontin liebt Hannchen bis zum Sterben;
Denn Hannchen war ein schönes Kind.
Allein je reizender die losen Mädchen sind,
Um desto weniger kann man ihr Herz erwerben.

5
Frontin erfuhr es wohl. Drey Jahre liebt er sie;

Allein umsonst war alle Müh.
Was that er endlich? Er verreiste,
Und gieng (was kann wohl ärgers seyn?)
Gieng, sag ich, mit dem bösen Geiste

10
Ein Bündniß an dem Blocksberg ein;

Ein Bündniß, daß er ihm zwey Jahre dienen wollte,
Wofern er Hannchen noch zur Frau bekommen sollte.
Sie werden hurtig eins, und schließen ihren Kauf;
Der böse Geist giebt ihm die Hand darauf.

15
Und ob er gleich die Welt sehr oft belogen,

Und Doctor Fausten[1] selbst betrogen:
So hielt er doch sein Wort genau.
Frontin ward Hannchens Mann, und sie ward seine Frau.

Doch eh vier Wochen sich verlieren:

20
So fängt Frontin schon an, den Schwarzen zu citiren.

Ach! spricht er, da der Geist erscheint,
Ach! darf ich, lieber böse Feind,[2]
[81] Noch einer Bitte mich erkühnen?
Ich habe dir gelobt, für Hannchen, meine Frau,

25
Zwey Jahre, wie du weist, zu dienen,

Und dieß erfüll ich auch genau.
Doch willst du mir mein Hannchen wieder nehmen:
So soll mein Dienst ein Jahr verlängert seyn.
Der Böse will sich nicht bequemen.

30
Drauf geht Frontin die Frist noch zweymal ein;

Denn, sprach er bey sich selbst, so arg du immer bist:
So weis ich doch, daß Hannchen ärger ist.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Doctor Fausten = Doktor Faustus, der seine Seele an den Teufel verkaufte
  2. lieber böse Feind = wahrscheinlich ein Druckfehler: lieber böser Feind wäre auch im 18. Jahrhundert die grammatisch korrekte Form gewesen.