Der Zweikampf
Ein alter deutscher Degenknopf,
Noch einer von der Leuthner Schlacht,
Der manche Narb’ an seinem Kopf
Aus Friedrichs Siegen mitgebracht,
Bei dem Vorbeiritt in Betracht,
Und fand da etwa einen Zopf,
Der nicht nach Vorschrift war gemacht.
Zum Fähnrich, der die Wache führt,
Ihr hieltet schlechte Musterung.
Der Fähnrich färbt sich; tief berührt
Des Obrist’s Vorwurf seinen Stolz,
Und bleibt er jetzt auch stumm wie Holz,
Und fordert für Beleidigung
Als Mann von Ehr’ Genugthuung.
Der Obrist siehet willig ein,
Daß, was er sagte, kränken kann.
Vergessen sei die Kleinigkeit.
Ihr mustertet die Zöpfe schlecht,
Ich musterte das Wort nicht recht:
Herr Obrist, nein;
Ein Kampf nur kann hier Richter sein.
Ich bin von altem Stamm und Blut,
Beweisen muß ich, daß der Muth
So spricht der Fähnrich stolz. –
Nun gut!
So wollen wir uns schießen, Schatz;
Doch wie und wenn, auf welchem Platz?
Denn mir gebühret ja die Wahl,
Als dem Geforderten. Ihr macht,
Fall’ ich nach des Geschicks Gebot,
Hier mir bequemer meinen Tod.
Doch dächt’ ich so: Ich setz’ mich dort
An jener Tafel schmalen Ort,
Am andern Ende setzt ihr hier
Euch grade gegenüber mir,
Ihr seht, die Kerzen brennen hell –
Zielt ihr nach mir bei vollem Licht;
Die Diener aber tragen schnell
Die Lichter dann hinaus, und krach!
Und träfet ihr vielleicht mich nicht,
Schieß’ ich auf gleiche Weise nach.
Der Fähnrich, überrascht, so schnell
Das Abenteuer zu bestehn,
Pistolen sind sogleich zur Stell’,
Und Alles ist zum Schuß bereit.
Mit ernst gestimmter Miene weiht
Der Oberste beim Glase Wein
Und setzet sich dann an das Ziel.
Der Fähnrich hat den ersten Schuß,
Legt an, und zielt. –
Es ist kein Spiel!
Er, wenn die Hand er fest behält.
Man trägt die Lichter schnell hinaus,
Der Fähnrich schießt, und donnernd fällt
Der Schuß, und krachet durch das Haus,
Die Diener treten furchtsam ein;
Todt kann der Obrist sein; doch nein!
In seiner alten Stellung ruht
Herr Fähnrich, spricht er, jetzt begehrt
Die Ordnung, daß ich schießen soll;
Doch, ist gesühnt nun euer Groll,
So ist, zu gehn, euch unverwehrt.
Dem Kampf Genüge thun.
Wohlan!
So werd’ ich schießen! – Feierlich
Bereitet er zum Schusse sich;
Eins! – rufet er. Man schaffet schnell
Die Lichter fort; – Zwei! hört man; – Drei! –
Prrr! knallt es. – Augenblicklich hell
Wird es im Saal; man stürzt herbei.
Nein, nein! Er steckt gesund und frisch, –
Man sucht ihn leuchtend, – unter’m Tisch.
Er flieht die Blicke schambedeckt.
Doch drauf der Obrist freundlich spricht:
Ich hab’ auch unter’m Tisch’ gesteckt.