Der Westphalia-Schacht und der Einigkeit-Schacht

Textdaten
<<< >>>
Autor: Diverse
Illustrator: {{{ILLUSTRATOR}}}
Titel: Der Westphalia-Schacht und der Einigkeit-Schacht
Untertitel:
aus: Album der Sächsischen Industrie Band 2, in: Album der Sächsischen Industrie. Band 2, Seite 74–76
Herausgeber: Louis Oeser
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1856
Verlag: Louis Oeser
Drucker: {{{DRUCKER}}}
Erscheinungsort: Neusalza
Übersetzer: {{{ÜBERSETZER}}}
Originaltitel: {{{ORIGINALTITEL}}}
Originalsubtitel: {{{ORIGINALSUBTITEL}}}
Originalherkunft: {{{ORIGINALHERKUNFT}}}
Quelle: Commons und SLUB Dresden
Kurzbeschreibung:
{{{SONSTIGES}}}
Eintrag in der GND: {{{GND}}}
Bild
[[Bild:|250px]]
Bearbeitungsstand
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Um eine Seite zu bearbeiten, brauchst du nur auf die entsprechende [Seitenzahl] zu klicken. Weitere Informationen findest du hier: Hilfe
Indexseite


[Ξ]

Steinkohlenwerk der Gesellschaft Westphalia in Lugau.

[Ξ]

Steinkohlenwerk der Gesellschaft „Rhenania“ in Lugau.

[74] Seit vor zwölf Jahren durch glückliche Bohrversuche der längst vermuthete Steinkohlenreichthum der Gegend zwischen Hohenstein, Lichtenstein, Stollberg und Chemnitz festgestellt wurde, sind eine bedeutende Anzahl Steinkohlenwerke entstanden und noch im Entstehen begriffen, welche sich sämmtlich im Besitz von Actiengesellschaften befinden, die auch in der Mehrzahl mit großem Glück arbeiten, so z. B. bei Ober- und Nieder-Würschnitz, Lugau, Oelsnitz, Erlbach, Lungwitz, Grüna u.s.w., und immer noch bilden sich neue Vereine und werden durch Bohrversuche neue Flötze aufgefunden, so daß wie bei Zwickau so auch hier der Steinkohlenreichthum im Allgemeinen wenn auch nicht grade zu unerschöpflich so doch auf viele Jahrhunderte bei flotter Bebauung aushaltend erscheint.

In dieser Gegend, namentlich um Würschnitz und Lugau, reihen sich Schachtgebäude an Schachtgebäude mit ihren ununterbrochen dampfenden Oessen, und oft begleitet von sehr geschmackvoll gebauten Beamtenwohnungen, und nicht selten auch sehr romantisch gelegen, und geben der ehemals ziemlich unbelebten Gegend einen ganz veränderten Anblick, der vortheilhaft für die vermehrte industrielle Regsamkeit spricht, wozu auch der Verkehr, welcher durch trefflich unterhaltene Chausseen und die Chemnitz-Würschnitzer Kohlenbahn – die in Lugau einen Bahnhof hat – wesentlich befördert wird.

Auch auf den materiellen Wohlstand der Gegend haben diese Werke bedeutenden Einfluß, da eine Menge Menschen bei dem Kohlenabbau – als Bergleute sind angeblich allein über 2000 Mann beschäftigt – und den Tagebauten, sowie bei dem Transport der Kohlen Beschäftigung, andere wieder durch belebten Verkehr Gewinn ziehen. Endlich möge noch bemerkt werden, daß der Wohlstand der Grundbesitzer dieser Gegend im Allgemeinen seit Entstehung der Kohlenbergwerke sich bedeutend gehoben, indem sie einen ansehnlichen Pacht für Benutzung des Unterirdischen ihres Besitzthums beziehen.

In diesem Steinkohlengebiet liegt an dem Ufer des Oelsnitzbaches das Dorf Lugau, von Chemnitz und Zwickau je zwei Meilen, von Hohenstein drei Viertelmeilen, von Stollberg eine halbe Meile entfernt. Seine Bewohner beschäftigten sich früher, außer mit der Landwirthschaft, hauptsächlich mit der Weberei von wollenen Zeugen, mit der Strumpfwirkerei, wo sich die hiesigen Meister zu der Innung in dem benachbarten bedeutenden Fabrikdorf Oelsnitz – über dreihundert Meister mit mehr als siebenhundert Stühlen – halten und mit der Arbeit in der Meinertschen Baumwollspinnerei, die zu den bedeutenderen Sachsens gehört; zu diesen Erwerbszweigen kam nun noch die Beschäftigung bei den Kohlenbergwerken.

Von diesen Kohlenbergwerken wählen wir vorerst zwei der in den Fluren Lugaus liegenden zu näherer Besprechung aus, den Westphalia-Schacht und den Rhenania-Schacht.


Der Westphalia-Schacht


ist im Besitz der Actiengesellschaft: Lugauer Steinkohlen-Abbauverein Westphalia, und wurde im Herbste 1856 begonnen, bis September 1859 hatte der Schacht eine Tiefe von 165½ Lachtern erreicht und war im Rothliegenden niedergebracht; im Januar 1860 erreichte man das erste Flötz und es wurden bis April noch vier weitere Flötze durchteuft. – Die zu dem Schacht gehörigen Tagegebäude, im Jahre 1857 in Angriff genommen, sind theilweise 1857, theilweise erst 1859 vollendet. Bis September 1858 wurde die achtpferdige Dampfmaschine zur Förderung und Wasserhaltung benutzt; um diese Zeit erfolgte [75] die Aufstellung der fünfzigpferdigen Maschine, welche von da bis Juli 1859 zur Wasserwältigung diente, jetzt jedoch gleichzeitig als Fördermaschine gebraucht wird. Die achtpferdige Maschine ist nur noch als Reservemaschine in Thätigkeit.

Zu dem Werke gehören an Gebäuden

ein Schachthaus;
ein Maschinenhaus;
ein Kesselhaus;
ein Zimmerschuppen;
eine Schmiede;
ein Pulverthurm und
ein Wohnhaus für die Beamten, auch das Comptoir enthaltend.

Betriebsdirektor des Werkes ist Herr Freiherr von Beust.

Bei dem Westphalia-Schacht sind fortwährend sechs und fünfzig Leute angestellt, als zwei technische Beamte, zwei Comptoiristen, zwei Maschinisten und acht und vierzig Bergarbeiter (Häuer, Zimmerlinge, Förderleute, Bergschmiede u.s.w.)

Ein Achtel- bis eine Viertelmeile entfernt liegen die Schächte des Lugau-Niederwürschnitzer Steinkohlenbau-Vereins, ferner der Gottes-Segen-Schacht, die Neue Fundgrube, der Rhenania-Einigkeit-Schacht, der Eintracht-Schacht u.s.w.


Der Einigkeit-Schacht


ist Eigenthum des unter dem Namen: Lugauer Bergbau-Gesellschaft Rhenania zusammen getretenen Actienvereins. Der Schacht befindet sich in der Nähe des Bahnhofes und in der Entfernung von fünf Minuten bis zu einer Viertelmeile liegen die Gruben des Lugau-Niederwürschnitzer Kohlenbau-Vereins, der Gottes-Segen-Schacht, der Segen C und D Schacht, der Lugauer Westphalia-Schacht u.s.w.

Dieser Schacht ist ebenfalls im Herbst 1856 in Angriff genommen; die zu demselben gehörigen Gebäude, im Frühjahr 1857 begonnen, wurden theilweise noch im nämlichen Jahr, theilweise auch erst 1858 vollendet. Der Schacht hat eine Gesammttiefe von 367½ Lachter, und es wurde derselbe bis Januar 1859 niedergebracht. – Nach einer Durchteufung von 95 Lachtern Rothliegenden und 6 Lachtern Kohlenformation traf man auf einen Rücken des Grundgebirges (hier Thonschiefer), durch horizontale Strecken wurde indessen von diesem Schachte aus schon nach einigen Monaten das normal abgelagerte Kohlengebirge wieder aufgeschlossen.

Herr Freiherr von Beust leitet auch hier die Arbeiten als Betriebsdirektor. Das Personal beträgt fortwährend vier und sechszig Mann, als zwei technische Beamten, zwei Maschinisten und sechszig Bergarbeiter, als Häuer, Förderleute, Zimmerlinge und Schmiede u.s.w.

An Gebäuden besitzt das Werk

ein Schachtgebäude;
ein Maschinengebäude;
ein Kesselhaus;
ein Zimmerhaus;
eine Schmiede;
einen Pulverthurm und
eine Beamtenwohnung.

An Maschinen besitzt das Werk [76]

eine Dampfmaschine von elf Pferdekraft zur Förderung, früher auch zur Wasserhaltung gebraucht, und
eine zweite Dampfmaschine von sechs und dreißig Pferdekraft zur Wasserhaltung, jedoch nach Befinden auch zur Förderung zu benutzen.

Die Schächte der Westphalia und der Rhenania haben jeder im Lichten eine Länge von 15½ Elle und eine Breite von 3¾ Ellen und sind also bis jetzt die größten Schächte im sächsischen Kohlenbassin.

Die Gesellschaften Westphalia und Rhenania sind in Bezug auf den Geschäftsbetrieb vereinigt und haben ihr Bureau, das sich früher in Lichtenstein befand, gegenwärtig nach Zwickau verlegt.