Der Wald in Deutschland
[820] Der Wald in Deutschland. Das Deutsche Reich hat eine Bodenfläche von 540 483 qkm. Fast ein Zehntel davon ist „unproduktiver Boden“, der mit Gewässern, Wegen, Haus und Hofräumen bedeckt ist; nahezu die Hälfte (47,8 %) hat der Mensch in Acker und Gartenland verwandelt; Wiesen, Weiden und Hütungen erstrecken sich über 16% der Fläche und der Wald bedeckt ein Viertel der Fläche des deutschen Bodens. Deutschland steht in dieser Hinsicht hinter Oesterreich-Ungarn und Rußland, in welchen Ländern die Waldungen sich über 30% und 35% der gesamten Bodenfläche erstrecken. Es ist aber gottlob noch lange nicht so entholzt wie Frankreich, dessen Waldbestand nur 17% der Bodenfläche beträgt, oder gar Großbritannien, wo Wälder selten geworden sind und nur 3% des Landes einnehmen. Unter den deutschen Staaten ist Baden der waldreichste. Der Wald macht hier 37% der Gesamtfläche aus; nach ihm folgt Bayern mit 33%, die thüringischen Staaten mit 32%, Hessen mit 31%, Württemberg und Elsaß-Lothringen mit je 30%. Preußen und Sachsen halten die Mitte mit etwa 25%, während Oldenburg mit nur 10% als das waldärmste Land im Deutschen Reiche bezeichnet werden muß. Im Laufe der Zeit ist der Wald nicht nur räumlich zurückgegangen; auch sein Charakter hat sich verändert. Der Laubwald ist immer mehr zurückgetreten, während der genügsamere Nadelwald verhältnismäßig an Verbreitung gewonnen hat. So hat Bayern nur eine halbe Million Hektar Laubwald und 2 Millionen Hektar Nadelwald, während in Preußen 2½ Millionen Hektar Laubholz 5½ Millionen Hektar Nadelholz gegenüberstehen.