Der Untergang des deutschen Kanonenbootes „Iltis“

Textdaten
<<< >>>
Autor:
Illustrator: {{{ILLUSTRATOR}}}
Titel: Der Untergang des deutschen Kanonenbootes „Iltis“
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 33, S. 564a
Herausgeber: Adolf Kröner
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1896
Verlag: Ernst Keil’s Nachfolger in Leipzig
Drucker: {{{DRUCKER}}}
Erscheinungsort: Leipzig
Übersetzer:
Originaltitel:
Originalsubtitel:
Originalherkunft:
Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung: Sinken der SMS Iltis aufgrund eines Taifuns
Eintrag in der GND: {{{GND}}}
Bild
[[Bild:|250px]]
Bearbeitungsstand
korrigiert
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal Korrektur gelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.
Um eine Seite zu bearbeiten, brauchst du nur auf die entsprechende [Seitenzahl] zu klicken. Weitere Informationen findest du hier: Hilfe
Indexseite

[564a] Der Untergang des deutschen Kanonenbootes „Iltis“. Ein schwerer Schlag hat die deutsche Kriegsmarine durch den Untergang des lange Jahre auf der ostasiatischen Station in Verwendung gewesenen Kanonenbootes „Iltis“ betroffen. Nach einer telegraphischen Meldung des Chefs des deutschen Kreuzergeschwaders, Kontreadmirals Tirpitz, aus Tschifu, hat sich die Katastrophe, die überall einen tiefschmerzlichen Eindruck gemacht hat, am 23. Juli neun Seemeilen nordnordöstlich von South-East-Promontory an der Ostküste von China im Gelben Meer zugetragen. Seit dem Untergange des „Großen Kurfürsten“ am 31. Mai 1878, der Kreuzerkorvette „Augusta“ Anfang Juni 1885 und des Kreuzers „Adler“ und des Kanonenbootes „Eber“ vor Samoa am 16. März 1889 hat unsere Marine kein so schweres Unglück zu verzeichnen gehabt. Nach amtlicher Feststellung haben mit dem „Iltis“ 68 wackere Seemänner den Tod gefunden; mit dem Kommandanten, Kapitän-Lieutenant Braun, dem Lieutenant zur See v. Holbach als erstem Offizier, den Lieutenants zur See Fraustaedter und Prasse, dem Assistenzarzt Dr. Hildebrandt und dem Obermaschinisten Hill ging die ganze Bemannung bis auf 12 Personen zu Grunde (Marineunterzahlmeister Loß befand sich im Lazarett zu Tschifu).

Kapitän-Lieutenant Braun,
Kommandant des „Iltis“.

Das Kanonenboot „Iltis“ ist 1877 vom Stapel gelaufen. Es war auf der Kaiserlichen Werft zu Danzig erbaut worden, gehörte der Nordseestation an und wurde 1880 für die ostasiatische Station in Dienst gestellt. Es war 42,4 m lang, 7,7 m breit und hatte etwa 3 m Tiefgang. Die Armierung bestand aus 7 Geschützen: auf jeder Seite im Bug befand sich eine kurze 8 cm-Kanone; auf dem Heck eine kurze 12,5 cm-Kanone und eine zweite gleichen Kalibers auf dem Oberdeck; drei Revolverkanonen waren auf der Reling befestigt. Im Sommer 1880 trat der „Iltis“ zum erstenmal die Reise nach den ostasiatischen Gewässern an und kehrte im Frühjahr 1886 nach Deutschland zurück, um einigen Reparaturen unterzogen zu werden. Inzwischen hatte das Schiff 1885 auf der Insel Yap der Karolinengruppe unter dem Kommando des Kapitän-Lieutenants Hofmeier bei schwierigen Verhältnissen die deutsche Flagge gehißt, wodurch es beinahe zu einer ernsten Verwickelung mit Spanien gekommen wäre. 1887 trat es zum zweitenmal unter Kapitän-Lieutenant v. Eickstedt die Reise nach Ostasien an und war bis jetzt auf der dortigen Station in Dienst. Besonders that es sich während des chinesisch-japanischen Krieges hervor, indem es eine große Anzahl chinesischer Soldaten nebst dem in chinesischen Diensten stehenden Hauptmann v. Hanneken, die sich auf einem von den Japanern in Grund gebohrten Kriegsschiffe befanden, das Leben rettete und nachher bei der Insel Formosa mit drei Schuß ein chinesisches Fort zum Schweigen brachte, das einen die deutsche Flagge führenden Dampfer nicht aus dem Hafen lassen wollte. Die jetzige Besatzung des „Iltis“ hatte Deutschland am 26. März 1895 verlassen und würde im Juni 1897 in die Heimat zurückgekehrt sein.

Der Kommandant, Kapitän-Lieutenant Braun aus Rhein, gehörte zu den begabtesten Offizieren der Marine, in die er am 21. April 1877 eingetreten war. Er machte in den Jahren 1878 bis 1880 an Bord des „Prinz Adalbert“, mit dem Prinzen Heinrich, dessen persönlicher Freund er war, die große Weltumsegelung mit. Er arbeitete später drei Jahre beim Oberkommando der Marine und hatte erst im Frühjahr dieses Jahres das Kommando des „Iltis“ übernommen.

Der Schauplatz, auf dem der „Iltis“ ein Opfer der elementaren Naturereignisse wurde, ist South-East-Promontory, eine niedrige kleine Insel im äußersten Südosten des Vorgebirges Shantung. Von der Seeseite, an der ganzen Ausdehnung der Insel entlang, erstrecken sich ausgedehnte Riffe, von denen einige weit in die See hinein liegen, so daß das Fahrwasser hier äußerst gefährlich ist. Es darf deswegen auch höchstens auf eine englische Meile angesegelt werden.

Der „Iltis“ hat nun wohl während des am 23. Juli herrschenden Unwetters versucht, die freie See zu gewinnen, aber die Maschinenkraft war zu schwach gegen die entfesselten Elemente und, ein Spiel der Wellen, wurde das nun hilflose Schiff auf die Riffe geschleudert, wo es zerschellte.

Ohne Aussicht auf Rettung ging die tapfere todesmutige Mannschaft, ihr voran der Kommandant und die Offiziere, mit drei Hurras auf den Kaiser in den Tod.

Fern von der Heimat haben so viele brave Männer, an ihrer Spitze ein hervorragend tüchtiger Seeoffizier, auf dem Meeresboden ihr frühzeitiges Grab gefunden, und nicht allein die Hinterbliebenen und die Marine fühlen den Verlust, sondern das ganze deutsche Vaterland trauert mit und wird den als Opfer der Pflicht Gebliebenen eine warme, unverlöschliche Erinnerung bewahren. Die Deutsche Marinestiftung hat bereits eine Sammlung für die Hinterbliebenen des „Iltis“ eröffnet; man bittet, Beiträge an die Hauptkasse der Königlichen Generaldirektion der Seehandlungs-Societät in Berlin, Jägerstraße 21, zu senden.

Das Kanonenboot „Iltis“.
Nach einer Originalzeichnung von Willy Stöwer.