Der Untergang der „Amazone“

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Titel: Der Untergang der „Amazone“
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aus: Die Gartenlaube, Heft 27–28, S. 417–420, 433–436
Herausgeber: Ernst Keil
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Erscheinungsdatum: 1862
Verlag: Verlag von Ernst Keil
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Scans bei Commons
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Der Untergang der „Amazone“.

Nichts ist wohl natürlicher, als daß der Leser dieser Zeilen, bevor er sein Interesse denselben zuwendet, das wohlbegründete Recht in Anspruch nimmt, die Vergangenheit des Autors kennen zu lernen. So möge er denn erfahren, daß mein Name Charles Whitman ist und daß ich im Jahre 1817 in Berks-County, Pennsylvania, geboren wurde. Nachdem ich dann in Lancaster eine für die damalige Zeit gut zu nennende Schulbildung genossen hatte, kam ich in Philadelphia bei einem Droguisten in die Lehre, wo ich es aber bald satt wurde und meiner Neigung zum Seeleben folgte, indem ich mich auf einem Ostindienfahrer als Leichtmatrose einschiffte. Da es nicht der Zweck dieser Zeilen ist, meine Kreuz- und Querfahrten auf dem Ocean zu schildern, so will ich nur noch einfach hinzufügen, daß ich bei dem Eintritt des gegenwärtigen Bürgerkrieges das Unglück hatte, mein eigenes Schiff durch den Kaper Jefferson Davis verbrannt zu sehen, und so gezwungen wurde, als erster Steuermann auf dem „Black Hawk“ (schwarzer Falke), einem großen Neu-England Klipper, einzutreten. Hätte ich nur ahnen können, welche traurige Begebenheit sich an dieses Schiff knüpfen würde, ich würde es sicher vorgezogen haben, einfach anderswo vor den Mast zu gehen, als hier den Comfort eines ersten Officiers zu genießen. –

Nachdem wir in Boston eine Ladung Maschinerien und Thee an Bord genommen hatten, nahmen wir die nördliche Passage über den atlantischen Ocean und befanden uns nach dreiwöchentlicher Fahrt zwischen Dunnet-Head und den Orkney’s, von wo wir direct auf das Skager Rack zusteuerten; im Kattegat und in der Ostsee etwas aufgehalten liefen wir direct vor dem westlichen Winde in den finnischen Golf ein und am zweiundvierzigsten Tage, nachdem wir Cap Cod aus Sicht verloren hatten, lagen wir unter den Batterien von Kronstadt vor Anker. Während der ganzen Reise, auf welcher sich Mr. Morton, der Master, als ein ausgezeichneter Navigator, aber auch als ein schonungsloser Tyrann der Mannschaft gegenüber betrug, hatte ich wenig Gelegenheit, mit ihm vertraut zu werden, da unser zweiter Steuermann kurz nach unserer Abfahrt erkrankte und mir somit der Dienst wenig Zeit überließ. Nur so viel bemerkte ich, daß hinter seinen finstern grauen Augen der Teufel lauerte und daß er Menschenleben wenig achtete. Wenn bei stürmischem Wetter andere Schiffe ihre Segel einzogen, setzte er erst recht Leesegel auf, unbekümmert ob bei dem Ausschütten der Maintopsegel und dem heftigen Stampfen des Schiffes Jemand über Bord ginge oder nicht. Als in der Straße von Pentland bei dickem Nebel eine Fischersmack nur dadurch dem Uebersegeln entging, daß der Mann am Ruder das Schiff schnell einen halben Strich abfallen ließ, fuhr er denselben wie ein Tiger an, weshalb er seinen Curs nicht steuere, den Fischern geschehe ganz recht, wenn sie nach der Hölle geschickt würden, da sie in seinem Fahrwasser nichts zu thun hätten. Bald nach diesem Vorfalle vertraute mir eine alte Theerjacke, die den Master vor langen Jahren gekannt haben wollte, an, daß Morton früher Howard geheißen habe, daß derselbe sich bei der bekannten Meuterei auf der Vereinigten-Staaten-Brigg Sommers betheiligt und späterhin bei der Bildung der deutschen Marine eine Commission (Officierspatent) erhalten habe, dann habe er ihn aus den Augen verloren, bis er ihn zu seinem Erstaunen auf dem Quarterdeck des Black Hawk wiedergefunden habe. Morton mußte in der That ein vielbewegtes Leben geführt haben, sein wettergebräuntes, tieffaltiges Gesicht zeugte von starken Leidenschaften, und wenn er getrunken hatte, machte er das Schiff der Mannschaft zur Hölle. Daß ich unter solchen Umständen mich ihm gegenüber ganz passiv verhielt, nur gewissenhaft auf meinen Dienst achtend, versteht sich von selbst. Um so angenehmer war es mir, als er gleich nach unserer Ankunft in Kronstadt mit dem nächsten Dampfer nach Petersburg, wo er schon früher gewesen sein wollte, abfuhr, mir die Zollhausgeschäfte und das Ausladen des Cargo vollständig überlassend. Während seiner Abwesenheit athmeten wir Alle frei auf, und diese Tage waren sicher die angenehmsten, welche ich auf dem Black Hawk zubrachte. –

Ein Mäkler, der hin und wieder auf dem Schiffe zu thun hatte, erzählte mir, daß Morton, der schon früher in Sebastopol bei der Hebung der versenkten Schiffe thätig gewesen sei, sich bei der Admiralität um eine Anstellung auf der Marine beworben habe, aber abschlägig beschieden sei, weil man, obwohl man seine ungemeine Tüchtigkeit anerkenne, befürchte, er würde zu unabhängig handeln, eine Erfahrung, welche die kaiserliche Regierung nur zu oft bei Amerikanern gemacht habe. –

Endlich nach vierzehntägiger Abwesenheit erschien Morton wieder an Bord, aber sehr mißgelaunt, was er dadurch erklärte, daß er keine Rückfracht nach den Vereinigten Staaten finden könne, er sei deshalb entschlossen, bei der schon vorgerückten Jahreszeit nach Kopenhagen zu segeln, wo er Briefe von seinen Rhedern zu erwarten habe, auch hoffe er dort eine Ladung für St. Thomas einzunehmen. So lichteten wir denn Anfang October die Anker und lavirten mit Gegenwinden langsam durch die Ostsee dem Sunde zu. Auf dieser Fahrt wurde Morton zutraulicher gegen mich, auch war sein Betragen gegen die Mannschaft ungleich milder, nur selten fluchte er und noch seltener drohte er mit dem Tauende. Da der zweite Steuermann, der an einem unheilbaren Lungenübel litt und nach seinen grünen Bergen in Vermont jammerte, noch immer das Bett hüten mußte, war er lediglich auf meine Gesellschaft angewiesen und wurde nun auffallend mittheilender. [418] Ich erstaunte über die Fülle von Begebenheiten, deren Zeuge er gewesen war, auch konnte ich seine Sprachkenntnisse nicht genug bewundern. Er gab mir zu verstehen, daß er eine lange Zeit über mit den Vereinigten-Staaten-Marschällen nicht auf dem besten Fuße gestanden und es deshalb vorgezogen habe, eine Reihe von Jahren in den europäischen Gewässern sein Glück zu versuchen, wozu ihm die Kriege und Revolutionen reichlich Gelegenheit gegeben hätten. Erst bei dem Ausbruche des Bürgerkriegs drüben sei er nach den Neu-England-Staaten zurückgekehrt und habe dann, durch den Einfluß eines Senators, dessen Sohn er einst einen Dienst erwiesen habe, unterstützt, das Glück gehabt, das Commando des Black Hawk zu übernehmen. –

Endlich nach elftägiger Fahrt warfen wir Mitte October vor Kopenhagen dicht unter der Dreikronenbatterie Anker, und Morton, der mir mitgetheilt hatte, daß er dort von früher her sehr bekannt sei, ging sofort an’s Land, um alte Freunde aufzusuchen und Briefe von seinen Rhedern auf der Post abzuholen. Erst am nächsten Morgen kam er wieder an Bord, wie es schien, ziemlich verstimmt, und theilte mir mit, daß es schwer sein würde, Fracht für St. Thomas oder für Westindien zu bekommen, da die Verschiffer des Krieges halber der neutralen Flagge den Vorzug gäben; außerdem hätten ihm seine Rheder die Instruction hinterlassen, wo möglich wegen der südländischen Kaper keine Ladung für die Vereinigten Staaten anzunehmen; wenn es ihm nicht gelänge, in den baltischen Gewässern Fracht nach irgend einem andern europäischen Hafen zu bekommen, möge er nach Southampton segeln, dort würde er weitere Briefe und Vollmachten vorfinden. Er fügte hinzu, und dabei flog es wie ein schwarzer Schatten über seine wettergebräunte Stirne, er habe alte Bekannte am Lande getroffen, und vielleicht, wenn ich und die Mannschaft die rechte Sorte von Leuten am rechten Platze wären, könnten wir noch ein recht profitables Geschäft machen, wenn es auch nahe an der Hölle vorbeiginge.

„Denken Sie nicht, Charley,“ fuhr er vertraulich fort, „daß unser schwarzer Falke tüchtige Rippen hat, und daß sein Rückgrat (Kiel) stark ist, wie das einer Fregatte? Es mag sein, daß wir diesen Winter noch mit Eis zu thun haben, und so denke ich, es ist besser, wenn wir Leute von Nyholm kommen lassen, um unsern Vordersteven stärker zu machen.“

Diese und ähnliche Aeußerungen Morton’s fielen mir um so mehr auf, da ich die Verstärkung unseres Vorderstevens für eine vollkommen unnütze Ausgabe hielt, während doch sonst der Master bei seiner mir wohlbekannten Geldgier einer fast übermäßigen Sparsamkeit huldigte. Außerdem war unser Schiff so stark, wie es Holz und Eisen möglicher Weise machen können; werden ja doch die großen Neu-England-Klipper vom besten Material gebaut.

Gegen Abend kamen zwei Herren an Bord, die mich so ziemlich an unsere Broadway-Dandies erinnerten; sie begrüßten Morton sehr freundlich und nach einigen gewöhnlichen Redensarten folgten sie ihm in die Kajüte, wo er sich mit ihnen einschloß. Nach Verlauf von zwei Stunden verließen sie das Schiff, und Morton, den ich noch nie so höflich gesehen hatte, begleitete sie auf das Artigste nach der Fallreepstreppe, dann trat er freundlich zu mir hin und sagte, er hätte mit seinen Besuchern über eine sehr wichtige Angelegenheit gesprochen, die er mir vielleicht späterhin, wenn ich unverbrüchliches Stillschweigen geloben wolle, mittheilen werde.

Am nächsten Tage, da ich von Morton bereitwillig Urlaub erhalten hatte, schlenderte ich gemüthlich in den Straßen Kopenhagens herum, um die Sehenswürdigkeiten der Stadt zu beschauen.

An diesem wie an den folgenden Tagen kam ich öfter mit dänischen Seeleuten zusammen, die, wie ich, gern beim Kruge Bier und der holländischen Pfeife ihr Garn spannen. Da die meisten von ihnen englisch und viele auch deutsch sprachen, konnte ich mich ganz gemüthlich mit ihnen unterhalten. Das Thema des Gespräches war in der Regel der anscheinend bevorstehende Krieg mit Deutschland, das sie im Grunde ihres Herzens haßten. Preußen, das im letzten Kriege seine eigenen Landsleute und Bundesgenossen verrathen habe, unterfange sich jetzt, kriegerische Drohungen auszustoßen, und zeige übermüthig auf seine neu entstehende Marine. Ja, wenn noch die Handelsherren von Hamburg und Bremen eine solche Sprache führten, dann müsse man noch Respect haben, das seien praktische Leute, die gewiß tüchtige Kriegsschiffe ausrüsten und tüchtige Seeofficiere anstellen würden, aber das windbeutelige Schreibervolk in Danzig verstehe vom Marinedienst so viel, wie der Esel vom Lautenschlagen. Die deutschen Seeleute seien gut genug, sagte mir ein alter Hafenbeamter, auch viele von den Officieren, allein der stupide Junkergeist, der von Berlin aus sich geltend mache, wirke wie ein Mehlthau auf die junge Pflanze der preußischen Marine. Die ganze Administration sei in den Händen von unwissenden Landratten, die sich freilich gut auf den Parademarsch verständen, aber keinen Schooner von einer Fregatte unterscheiden könnten. Da sei es doch bei ihnen ganz anders, da gelte ein alter vergilbter Stammbaum nichts, nur das Verdienst würde belohnt; die Marine sei an und für sich demokratisch, deshalb schätze man sie in Dänemark über Alles, während in Preußen das Junkerthum dieselbe aus ebendemselben Grunde verabscheue. – Es thut mir leid, daß ich diese und ähnliche Aeußerungen nur oberflächlich in meinem Tagebuche notirt habe, da sich das gesunde, klare seemännische Urtheil darin aussprach. Da ich selbst einmal an Bord eines Kriegsschiffs gedient hatte, so mußten mir Einrichtungen, wie sie mir bei der preußischen Marine als bestehend geschildert wurden, im höchsten Grade unzweckmäßig, ja sogar lächerlich vorkommen; jedenfalls sind die Anschauungen des Paradeplatzes auf dem Quarterdeck eines Orlogschiffes nicht am Platze; wenn man ihnen huldigt, wird man bald nur zu seinem eigenen Schaden erkennen, welchen Mißgriff man gemacht hat.

Morton, der jetzt außerordentlich zutraulich gegen mich wurde und mich häufig mit in die Stadt nahm, schien alle Hoffnung aufgegeben zu haben, Fracht zu bekommen, und da der zweite Mate immer hinfälliger wurde – kaum zeigte er sich bei Sonnenschein auf dem Deck – so trug er mir auf, noch mehr Ballast einzunehmen, um das Schiff schwerer zu machen. Der Black Hawk ohne Ladung ging in der That zu hoch aus dem Wasser, was bei stürmischem Wetter, und einem solchen sahen wir in der That auf der Nordsee und im Canal entgegen, nicht zweckmäßig ist, zumal wenn das Schiff, wie das unsere, hohe Klippertakelage hat. Liegt zu wenig Gewicht auf dem Kiel und man setzt bei sehr hohen Masten viel Segel auf, so wird das Schiff, wenn es einigermaßen stark weht, überstürzig und kann leicht vollständig umschlagen. Auch am Bugsprit ließ Morton neue Stützbalken anbringen, deren Construction er selbst nach eigener Idee leitete; ebenso wurde das cutwater[1] durch starke eichene Bohlen verplankt, alles Vorrichtungen, als wenn wir direct in den arktischen Ocean hinein steuern müßten. Als ich Morton fragte, zu welchem Zwecke er diese Veränderungen träfe, lächelte er auf zweideutige Weise und sagte: „Charley, Sie müssen nicht so neugierig sein; wenn die Zeit kommt, werden Sie mir dankbar sein, daß ich unseres Falken Schnabel schärfe, er wird es bald nöthig haben.“ – Da er auf meine weitern Fragen nicht antwortete, sonst aber Alles that, um meine gute Meinung zu gewinnen, so achtete ich nicht weiter darauf. Sind wir Seeleute doch durchgängig sorglose Menschen, welche das Kopfzerbrechen nicht sehr lieben, und ist nicht der Capitain absoluter Herr auf seinem Schiffe, der Keinem Rede und Antwort zu stehen hat? Auffallend war es mir jedoch, daß jene oben bezeichneten Herren öfter an Bord kamen, und daß Morton ihnen zu seiner und ihrer Zufriedenheit die Veränderungen zeigte, welche er am Bugsprit vorgenommen hatte. Seeleute waren diese Herren nicht, auch keine Schiffsbauer, das konnte man an ihren Händen sehen; ich traute ihnen instinctmäßig nichts Gutes zu, fast konnte ich mit Shakespeare sagen:

„Juckend sagt mein Daumen mir,
Etwas Böses naht sich hier.“

Eines Nachmittags, als ich auf dem Königsneumarkte die Reiterstatue des Königs Christian V. bewunderte, fühlte ich, daß Jemand leise meine Schulter berührte. Als ich mich umschaute, gewahrte ich meinen alten Hafenbeamten, der mich, indem er mir von seinem echten cavendish[2] anbot, freundlich anredete.

„Nun, Meßmate, wenn Ihr so ein vertracktes preußisches Kriegsschiff sehen wollt, so kommt mit mir hinüber nach der Insel Amager; die Corvette Amazone ist im Ansegeln begriffen. Uebrigens braucht Ihr nicht sehr zu eilen, denn sie ist langsam, wie eine Schnecke.“

Da ich weiter nichts zu thun hatte, nahm ich das Anerbieten an, und bald waren wir in Christianshaven, von wo wir in kurzer Zeit einen Punkt erreichten, von dem wir das sich nahende Schiff ziemlich gut beobachten konnten. In der That, wenn mir der Alte nicht gesagt hätte, daß die Amazone ein Kriegsschiff sei, [419] und wenn ich nicht die Stückpforten gesehen hätte, hätte ich kaum geglaubt, ein solches vor mir zu haben. Unverhältnißmäßig hohe Masten auf einem Rumpf, der mehr einem oblongen Waschtubben ähnlich sah, als dem einer schmucken Corvette, dazu schlottrige Wanten und das laufende Takelwerk so wenig straff angezogen, daß das seemännische Auge dadurch beleidigt wurde, alles das mußte einem alten See- und Seekriegsmann keine hohe Meinung von ihrer Seetüchtigkeit einflößen. Sie lavirte langsam bei mäßigem Gegenwind heran, und so oft sie umlegte, sah man, daß ihre Manöver nur langsam und mit schwachen Kräften ausgeführt wurden, was mir mein alter Freund dadurch erklärte, dieses sei ein Uebungsschiff und habe nur wenig alte Matrosen an Bord, der Dienst würde von halbwüchsigen Seecadetten gethan. „Daraus könnt Ihr sehen,“ fuhr er fort, „wie wenig man in Danzig von der Marine versteht, da man sich kein Gewissen daraus macht, einen solchen alten Kasten mit unerfahrener junger Mannschaft im Herbste den Stürmen des Kattegats und der Nordsee preiszugeben. Und doch bilden sich diese Pickelhauben ein, sie könnten es mit dem Dannebrog aufnehmen. Ihre Kriegsschiffe mögen gut genug sein, schmutzigen Spionen- und Höflingsdienst für Franz II. zu thun, aber Breitseiten werden sie nie austauschen können; die preußischen Junker denken wie die Juden: das Wasser hat keine Balken.“

Nachdem der alte Seemann auf diese Weise seinem Herzen Luft gemacht hatte, kehrten wir nach Christianshaven zurück, wo wir bei einem Glase Grog gemüthlich fortplauderten. Gegen Abend ging ich an Bord, wo ich Morton noch nicht vorfand; ich gab dem Bootsmann und dem Segelmacher noch einige Befehle und begab mich dann in mein Stateroom, theilweise um das Schiffsjournal in Ordnung zu bringen, theilweise um mein eigenes Tagebuch, das ich stets sorgsam führte, mit dem Erlebten zu bereichern.

Mitten im Schreiben wurde ich durch ein Geräusch unterbrochen und ich hörte, daß der Steward zwei Fremde in die Kajüte führte, wo sie den Master erwarten wollten. Ich schenkte diesem Umstande erst wenig Aufmerksamkeit, als ich plötzlich an ihren Stimmen erkannte, daß diese Herren die mysteriösen Besucher Morton’s waren. Da ich dicht in ihrer Nähe war, nur durch eine dünne Breterwand getrennt, so konnte ich jedes Wort verstehen. Sie sprachen absichtlich deutsch, weil sie vermutheten, von der Mannschaft verstände keiner diese Sprache; sie hatten weder eine Ahnung, daß ich in ihrer unmittelbaren Nähe sei, noch daß ich als geborener Pennsylvanier jedes Wort verstehen könnte. Als ich den Namen Amazone mit Morton in Verbindung gebracht hörte, wurde ich doppelt aufmerksam und suchte meinem Gedächtnisse, wenn nicht gerade alle Worte, doch den correcten Sinn derselben einzuprägen. Der Eine hatte einen unangenehm scharfen Dialekt, ich will ihn daher den Schnarrenden nennen; der Andere sprach süßlich und salbungsvoll, wie ein Baptistenprediger, ich will diesen daher als den Schmelzenden bezeichnen.

„Aber, mein Verehrtester,“ begann der Schnarrende, „wann haben Sie dann den Baron zuletzt gesehen?“

„Erst vorgestern in Fredensborg,“ antwortete der Schmelzende, „wo er mit der Gräfin *** eine lange Unterredung in Bezug auf unsere Angelegenheit hatte. Die hohe Dame hätte sich sehr beifällig geäußert, sagte er, und wenn wir unser Unternehmen durch Morton zu Stande brächten und für die strengste Discretion einständen, so könne uns der Dannebrogorden nicht fehlen. Der Baron setzte hinzu, weiter könne sich sein Hof nicht mit der Sache befassen, man habe die Werften von Nyholm zur Disposition gestellt, das sei genug. Herr Hall sei zu rechtschaffen; wenn er etwas davon erführe, würde er Morton in Eisen legen lassen.“

Der Schnarrende: „Herr Hall ist ein bürgerlicher Parvenü, er kennt keine nobeln Gefühle; er sollte wissen, daß die neue Schöpfung der Marine unserer Partei ein Dorn im Auge ist und daß wir in dem Ausbau derselben nur ein Manöver der Demokratie sehen, um das gute alte feudale Preußen in den Schwindel der Revolution hinein zu reißen; deshalb sollte ich meinen, daß dänische Staatsmänner jedes Ereigniß, das dazu beiträgt, unserm König und dem Prinzen die Schöpfung einer Seemacht zu verleiden, mit Freuden begrüßen, wenn sie auch die Connivenz ablehnen. Denn da das Interesse Dänemarks es nie erlauben kann, daß Preußen sich zu einer Seemacht entwickele, und da die Feudalpartei unseres Landes in einer solchen eine gefährliche Neuerung sieht, so ist ja beiden Parteien gedient, wenn man dieselbe im Keime erstickt.“

Der Schmelzende: „Darin haben Sie vollkommen Recht; wie schwer wird es schon, die bürgerlichen Elemente in der Armee zu majorisiren, und nun sollen wir diesem Volk einen so großen Einfluß im Staate einräumen! Ja, wenn sie alle so wären, wie der Capitain Kühn; der war hübsch demüthig und bescheiden und ehrte in Franz dem Zweiten unser Princip. Dieser Lieutenant Herrmann aber von der Amazone soll mit der liberalen Partei coquettiren; er hat sich sogar geweigert, in See zu gehen, weil das Schiff nicht mehr tüchtig sei und er die Verantwortlichkeit für das Leben der Seecadetten nicht auf sich nehmen wolle; erst gemessene Befehle von Berlin konnten ihn dazu bewegen.“

Der Schnarrende: „Was diese Menschen doch für einen Instinct haben!“

Der Schmelzende: „Wahrlich, Freundchen, wir treiben diesmal die gewagteste, aber die ehrenvollste Diplomatie, denn so im Stillen der guten Sache dienen, dem demokratischen Institut einen Genickfang geben, von dem es sich so leicht nicht wieder erholt, das ist eine diplomatische That ohne Gleichen, und einen hohen Orden für solche Verdienste erhalten, ist doch immer ehrenhafter, als für gewöhnliche Hofdienste. Nur Eines macht mir Sorgen, daß der Coup mißlingt und der König oder der Prinz Wind davon bekommt. Wenn Seine Majestät auch im Grunde des Marineetats überdrüssig sind, so würde man sich höchsten Ortes doch sehr erzürnen und unsere gut gemeinten Dienste für nichts weniger als loyal betrachten und darnach handeln.“

Der Schnarrende: „Befürchten Sie Nichts, mein Verehrtester. Morton ist uns gut von St. Petersburg aus empfohlen, er ist gewiß der Mann dazu, sein Wort zu halten. Außerdem ist er ja ganz in unserer Hand, da er die Hälfte der stipulirten Summe erst nach vollbrachter That erhält. Doch still; ich glaube, er kommt.“

Ich hörte in diesem Augenblicke Morton gewaltig fluchen, weil ihm die Deckwache keine Laterne an die Fallreepstreppe gestellt hatte; er schien etwas angetrunken zu sein und trat geräuschvoll in seine Kajüte, wo die Fremden seiner harrten. Ich blies schnell mein Licht aus, legte mich in das Bett und that, als wenn ich schliefe.

„Endlich!“ sagte einer der Herren in deutscher Sprache, „wir dachten schon, daß Mr. Morton sich anders besonnen hätte.“

„Ein ordentlicher Mann hält auf sein Wort,“ antwortete Morton; „doch bevor wir weiter reden, erlauben Sie einen Augenblick, daß ich sehe, ob wir sicher sind.“

Bald darauf öffnete sich die Thür meines Staterooms, und Morton leuchtete vorsichtig hinein, um zu sehen, ob ich fest schliefe. Ich that natürlich, als wenn ich selbst durch die Trompeten Jericho’s nicht geweckt werden könnte, und schnarchte wie ein Irländer, der seine volle Ladung Whisky genommen hatte. Beruhigt zog er sich zurück.

Das Gespräch in der Kajüte wurde nun leise fortgeführt, und ich verstand bald, daß von Geld die Rede war. Ich hörte das Knittern von Banknoten und Morton’s dumpfe Stimme: das sind 10 Hundertpfundnoten, all right, aber wie steht es mit dem Wechsel?“

„Hier ist er,“ flüsterte die Stimme des Schnarrenden; „wenn Sie die eingegangenen Verpflichtungen getreulich erfüllt haben werden, können Sie die andern 1000 Pfund sofort auf Sicht von unserm Banquier in London ziehen.“

„Der Handel ist abgeschlossen, basta, that will do!“ versetzte Morton, „nur Eines wünschte ich mir, daß wir nämlich recht stürmisches Wetter in der Nordsee finden möchten; denn wenn es recht ordentlich weht und es passirt Etwas, so wird man um so weniger Verdacht schöpfen, da dann auch schon bessere Schiffe in den Hafen einlaufen, von wo sie nie zurückkehren.“

„Die Lootsen von Helsingör sagen ja,“ meinte der Schmelzende, „daß es um diese Jahreszeit immer im Kattegat und in der Nordsee stürmt; übrigens, wann wollen Sie segeln?“

„Wir können schon morgen früh oder morgen Mittag in See stechen,“ entgegnete Morton, „da wir Alles geordnet haben. Die alte Schnecke werden wir bald genug einholen, jedenfalls wird sie bei Kronenburg Anker werfen, da wollen wir sie uns ein bischen näher beschauen. Bei Anbruch des Tages will ich Alles klar machen lassen, und mit der Strömung, die jetzt günstig ist, werden wir bald im Sund sein. Aber, meine Herren, nun ein Glas zum Abschied. Heda, Steward!“ schrie er laut, „Hund von einem Jungen, schläfst Du schon? Wart, ich will Dir Beine machen!“

Bald darauf hörte ich das Klirren von Gläsern, das Knallen [420] von Champagnerpfropfen, und Morton brachte übermüthige Toaste aus, die von den anderen Herren leise beantwortet wurden. Man trank auf guten Erfolg und trennte sich. Kurz nachher erschien der Master in meinem Stateroom, weckte mich, den anscheinend in tiefen Schlaf Versunkenen, und theilte mir mit, daß wir mit Tagesanbruch die Anker lichten würden, der Helsingörer Lootse würde noch in der Nacht an Bord kommen.




Wer kennt nicht die freundliche Stadt Helsingör am Sunde, der vielbelebten Weltstraße, und das durch Hamlet so berühmte alte Schloß Kronenburg, auf dessen äußerster hoher Platform am Flaggenmaste die Dannebrogsfahne weht, an der nach altem Brauch kein Schiff, ohne zu salutiren, vorübersegelt? Dort ankerten wir am 2. November im hellen Sonnenschein, außerhalb des kleinen Nothhafens, auf dessen Steindamme die blaugekleideten Sundlootsen mit ihren Fernrohren nach nahenden Schiffen auslugten. Eine halbe Seemeile von uns ankerte die preußische Corvette Amazone, welche eben im Begriff war, ein Boot auszusetzen. Wir thaten das Gleiche, und ich ging mit Morton an’s Land, wo wir von der Bevölkerung viele Klagen über die Aufhebung des Sundzolles hörten. – Die Schiffe langen hier in der Regel schaarenweise an, wie die Zugfische, was sich dadurch leicht erklären läßt, daß der Wind meistens entweder für die Fahrzeuge, welche aus der baltischen See, oder für die, welche aus dem Kattegat kommen, günstig sein muß. So kommt es denn, daß sich mitunter vor der Nord- oder Südpassage zum Sund Hunderte von Schiffen anhäufen, die dann die erste günstige Brise benutzen, um von einer See in die andere zu kommen. So geschah es auch, daß wir rings von Fahrzeugen umgeben waren, die, wie die Amazone und wir, südliche Winde erwarteten, um nach dem Kattegat zu steuern.

Am Lande angekommen verließ mich Morton, um verschiedene Erkundigungen einzuziehen; ich sah, wie er sich auf dem Hafendamm eifrig mit einem Sundlootsen unterhielt, der hin und wieder nach der Amazone hinzeigte. Ich selbst that einige Fragen über das preußische Kriegsschiff, deren Antwort mich bald belehrte, wie wenig beliebt die schwarz-weiße Flagge hier war.

Die kurze Zeit, welche mir an diesem Tage übrig blieb, benutzte ich noch dazu, Hamlet’s Grabmal zu besuchen, welches sich auf einer Wiese hinter einem kleinen Schlosse befindet. Der königliche Däne mit seiner Ahnung eines großen Verbrechens und seiner Unentschlossenheit schwebte mir vor, es lastete auf mir wie drückende Gewitterschwüle. Als ich, wie es alle Engländer und Amerikaner thun, welche nach Helsingör kommen, jene wunderliche Säule umfaßte und in der Idee schwelgte, daß hier die Manen des unglücklichen Prinzen trauerten, wurde ich plötzlich gewahr, daß sich eine kleine Gesellschaft junger Leute in Seemannstracht näherte. Ich zog mich zurück, um dieselben ungestört beobachten zu können, und sah bald, daß sie zur Mannschaft der preußischen Corvette gehörten. Einer von ihnen trug ein reich gebundenes Buch, aus dem er Stellen zu recitiren schien. Sie umringten die halbverfallene Säule, welche das Grab Hamlet’s schmückt, und horchten auf die Verse, welche der halbwüchsige Midshipman ihnen aus dem Munde des königlichen Dänen vortrug. Einer der Seecadetten, ein schmächtiger junger Mensch, verlangte die Kirchhofsscene, da dieses unstreitig auch der Platz sei, wo Hamlet und Horatio die Todtengräber Ophelia’s Grab hätten machen sehen. Kaum hatte der Lesende die betreffende Stelle aufgeschlagen und die Scene zu recitiren angefangen, als plötzlich zu meinem großen Erstaunen Morton, der unbemerkt hinzugetreten war, ihn unterbrach und ebenfalls Shakespeare citirend (auf Englisch) fortfuhr: „Hier steht das Wasser: gut; hier steht der Mensch: gut. Wenn der Mensch zu diesem Wasser geht und sich selbst ertränkt, so bleibt’s dabei, er mag wollen oder nicht, daß er hingeht. Merkt Euch das! Aber wenn das Wasser zu ihm kommt und ihn ertränkt, so ertränkt er sich nicht selbst. Daher, wer an seinem eignen Tode nicht schuld ist, verkürzt sein eigenes Leben nicht.“

Die durch diese Unterbrechung unangenehm berührten Seecadetten sahen Morton unwillig und erstaunt an, und einer schickte sich an, ihn zurecht zu weisen, als er von einem andern darauf aufmerksam gemacht wurde, daß man in Helsingör sei und sich dort nicht herausnehmen könne, was man etwa in Danzig oder Berlin einem Civilisten bieten dürfte. Morton lüftete höhnisch seinen Hut, nahm mich unter den Arm und schritt mit mir über die Wiese der Stadt zu. Unterwegs sagte er:

„Bemerkten Sie wohl, Charley, was für eine Sorte grüne Jungens diese Preußen sind? Werden im Leben keine Seeleute, so lange sie gedrillt werden, wie die Soldaten auf dem Paradeplatze. Einer von diesen jungen Hunden (puppy’s) wollte mich sogar anfahren, weil ich mir den Scherz erlaubte, sie in ihrer eingebildeten Empfindelei zu stören. Da sind unsere Jungens von Annapolis bessere Leute, sie verstehen einen praktischen Spaß; aber sie machen sich auch nichts daraus, in Sturm und Wetter die große Bramstenge ebenso unbesorgt zu umhalsen, als wie diese unreifen Knaben Hamlet’s verfallene Denksäule. Kommen Sie, Charley, lassen Sie uns erst auf dem Hafendamm ein wenig nach dem Wetter ausschauen und dann gemüthlich ein Glas Irisch Whiskypunsch auf glückliche Fahrt ausleeren. Schauen Sie sich Helsingör und das alte Schloß noch einmal recht ordentlich an, Sie möchten so leicht nicht wieder in diese Gegend kommen.“ –

Es war am Morgen des 3. November, als die den dicken Nebel verscheuchende Sonne die Rhede von Helsingör mit ihrem Glanze überstrahlte. Der Wind hatte sich des Nachts günstig gestaltet, und es wehte aus Südost gen Süd eine frische Brise. Die vielen Schiffe, welche auf günstiges Wetter gewartet hatten, um aus dem Sunde in das Kattegat zu kommen, benutzten diese Gelegenheit und spannten alle Segel auf. Morton, der schon bei Tagesanbruch auf dem Deck erschienen war, sah fleißig nach dem Wetterglase und meinte, die gute Witterung würde nicht lange anhalten. „Der Preuße dort,“ fuhr er fort, indem er auf die hohen Masten der Amazone zeigte, „muß es aber besser wissen, denn er macht wahrhaftig alle Anstalten, um in See zu stechen. Wenn der es mit seinem alten Waschtubben wagt, braucht sich unser Klipper nicht zu scheuen. Also alle Hände auf’s Deck! Mr. Whitman, lassen Sie die Anker lichten, schnell! was zögern Sie? steckt Ihnen Hamlet noch im Sinn? Setzen Sie nicht zu viel Segel auf, denn wir wollen in des Preußen Fahrwasser bleiben; Sie sehen ja, er ist langsam wie eine deutsche Postkutsche.“

[433] Bald nachher waren wir im Gange, der Black Hawk gehorchte zierlich dem Steuer und glitt mit mäßiger Geschwindigkeit über die gekräuselte See hin. Jetzt konnten wir erst recht die Überlegenheit amerikanischer Schiffsbaukunst sehen. Während die andern Fahrzeuge ihr Bestes thaten, alle Leesegel aufgezogen hatten, benutzten wir kaum den dritten Theil unserer Leinewand und überholten doch binnen kurzer Zeit die plumpen Collier, Gallioten und andere kurzgebauten Schiffe. Nur die Amazone allein, welche besser als die andern, aber immerhin für ein Kriegsschiff schlecht genug segelte, ließen wir voraus. Als wir uns Kullen’s Spitze nahten, hatten wir die meisten schon weit hinter uns zurückgelassen. Gegen Abend schwand die schwedische Küste aus Sicht, und als es dunkel wurde, konnten wir die grün und rothen Lichter des Preußen deutlich vor uns sehen. Morton gab dem Mann am Ruder und der Wache auf der Back die gemessensten Befehle, stets die Amazone im Auge zu behalten, und begab sich dann in die Kajüte. Bald ließ er mich durch den Steward rufen. Ich fand ihn in tiefes Sinnen versenkt, den Kopf auf die rechte Hand gestützt am Tische sitzen.

„Charley,“ sagte er, „ich habe Sie rufen lassen, um ein wenig mit Ihnen zu plaudern; es ist nicht gut, so allein seinen Gedanken nachzuhängen.“

Dabei schob er mir ein Kistchen mit türkischem Tabak zu und verlangte, ich solle nur eine Pfeife stopfen, wie er es selbst thun wolle. Dann ließ er durch den Steward alles Nöthige zu einem starken Punsch mischen, schickte denselben fort und füllte die Gläser. Schweigend nahm ich ihm gegenüber Platz und in der Erwartung, was da kommen solle, hüllte ich mich in die blauen Wolken des Latakia.

Er leerte sein Glas auf einen Zug, gleichsam als wenn er sich Muth trinken wollte, und seine sonst so unheimlichen Augen schienen mildere Gefühle widerzuspiegeln. Dann begann er: „Charley, ich weiß sehr wohl, daß Sie mir mißtrauen, und daß Ihnen Manches in meinem Thun und Treiben räthselhaft erscheint, indessen wenn Sie meine Vergangenheit kennten, würden Ihnen die Schatten meines Charakters nicht auffallen. Vor mehr als zwanzig Jahren war ich Midshipman auf der Vereinigten-Staaten-Brigg Sommers, glücklich und unbefangen, wie ein junger Mann nur sein kann. Da plagte mich der Teufel, und ich betheiligte mich bei der Meuterei, welche der Sohn des damaligen Marinesecretairs in Washington an Bord dieses Schiffes anzettelte. Zu strenge Disciplin und schlechte Behandlung hatten uns zu diesem Schritte bewogen. Sie erinnern sich gewiß noch der Geschichte mit der Sommers, sie war das schnellste Schiff in der ganzen Navy und ging später auf der Rhede von Veracruz im mexicanischen Kriege zu Grunde, da ein plötzlicher Windstoß sie umwarf. Die Meuterei wurde entdeckt, die Rädelsführer auf der Stelle gehängt und ich mit vielen Anderen in Ketten nach New-York geschleppt. Dort gelang es mir von Governors-Eiland zu entspringen und in den Narrows an Bord eines Bremer Schiffes, das nach Rio segelte, zu entkommen. Von da an trieb ich mich auf allen Meeren herum, weil ich begreiflicher Weise auf lange Zeit die Staaten meiden mußte. Manche Fracht mit lebendigem Ebenholz brachte ich von der afrikanischen Küste nach Cuba und manche tausend Dollars habe ich in Havanna im Monte durchgebracht. Ich sank immer tiefer, die Franzosen sagen ja: ce n’est que le prémier pas qui coûte. Verwegen und glücklich im Geschäft, wie ich es war, wollte ich nun nicht mehr für die faulen Dons fahren, sondern rüstete auf eigene Kosten, es nahm mein ganzes Vermögen, einen schnellen Baltimoreklipper aus und brachte auf eigene Rechnung fünfhundert der schönsten Nigger glücklich bis an die Küste von Cuba. Da fügte es der Himmel, daß einer jener verdammten Regierungsdampfer, welche immer bei Key-West herumlungern, mir in die Quere kam. Hätten wir nur eine tüchtige Brise gehabt, so wäre ich ihm doch noch entschlüpft und hätte meinen Cargo noch zur rechten Zeit gelandet. So aber trat plötzlich Windstille ein, und ich mußte froh sein, mich und die Mannschaft noch in den Böten an die Küste zu retten. Der man of war kaperte mein Schiff und meine Neger; so wurde ich plötzlich ein armer Mann, kaum blieb mir so viel, um mich einige Wochen in Havanna halten zu können. Gern wäre ich nun nach New-Orleans zurückgekehrt, wo ich weniger bekannt zu sein glaubte, als ich im New-Yorker Herald einen Bericht über die Wegnahme meines Schiffes las, in dem auch erwähnt wurde, daß der Capitain desselben wahrscheinlich der entsprungene Meuterer von der Vereinigten-Staaten-Brigg sei, der nun zum zweiten Male seiner gesetzlichen Strafe entronnen wäre. Durch diesen Artikel erschreckt gab ich für das Erste jede Hoffnung auf, in mein Vaterland zurückkehren zu können. In demselben Blatte las ich einen langen Bericht über die neue Bildung einer deutschen Marine, und daß man dort befähigte Seeleute suchte. Da ich nun allen Grund hatte, mich für einen solchen zu halten, und auch entschlossen war, eine ganz neue Laufbahn anzutreten, da, wo ich vollständig unbekannt war, so eilte ich so schnell wie möglich nach Deutschland, wo ich, durch Zeugnisse, welche mir meine alten Freunde, die Dons, listiger Weise zu verschaffen gewußt hatten, unterstützt, es bald dahin brachte, als Deckofficier eines der neu auszurüstenden Kriegsschiffe angestellt zu werden. Freilich hatte ich jetzt nur so viel Thaler, als vormals Dublonen, indessen ich fühlte mich neu belebt dadurch, daß ich nun wieder ein ehrliches Mitglied der menschlichen [434] Gesellschaft geworden war. Ich wußte auch, daß, falls die neue Marine wirklich dazu bestimmt war, die dänischen Kriegsschiffe, welche damals die deutschen Küsten bedrohten, anzugreifen, ich reichlich Gelegenheit haben würde, mich auszuzeichnen, denn, Charley, Sie wissen, daß ich schon oft dem Tode in das Auge gesehen habe, ohne zu zwinkern. In dieser Erwartung that ich ruhig meinen Dienst, wie ich mir als Instructeur einen guten Namen erwarb. Einmal, in Bremerhaven, wollte es der Zufall, daß ich einen meiner alten Cameraden erblickte, indessen nahm er glücklicher Weise von mir keine Notiz, da er mich in der deutschen Marineuniform nicht erkannte. Da wir auf der Weser unthätig vor Anker lagen, hatten wir begreiflich viel Zeit übrig und benutzten dieselbe, um Ausflüge in die Umgegend zu machen; auf einem dieser lernte ich die Tochter eines Landgeistlichen kennen, ich wußte sie für mich zu gewinnen, und sie ward trotz des Widerspruchs ihres Vaters mein Weib. Charley, ich sage Ihnen, damals war ich sehr glücklich und ich glaube auch auf dem besten Wege ein braver Kerl zu werden.“

Hier wurde Morton unterbrochen, denn Brown, der Bootsmann, steckte sein buschiges Haupt in die Kajüte und rief uns schnell auf’s Deck. Ich warf einen flüchtigen Blick auf den Barometer und fand, daß das Quecksilber plötzlich gesunken war. Oben angekommen fanden wir das Firmament pechdunkel, kein Sternchen war zu sehen, nur hin und wieder leuchteten die grün und rothen Lichter des Preußen. Bei vollständiger Windstille schlugen die Segel schlaff an den Mast, und ein schwaches Wetterleuchten über den felsigen Küsten Schwedens mahnte uns, daß ein Gewitter im Anzuge sei, wie das so häufig in diesen Breiten bei dem Nahen der kalten Jahreszeit der Fall ist und stets als Vorbote von stürmischem Wetter betrachtet wird. Dieses Mal war es aber kein so zahmes Gewitter mit den dünnen Zickzacklinien nordischer Blitze, wie sie gewöhnlich in Nordeuropa vorkommen, sondern es glich an Heftigkeit jenen Donnerstürmen, wie sie die tropischen Gegenden heimsuchen. Wir zogen alle Segel ein, bis auf das doppelt gereffte Vormars- und das Vor-Steng-Stagsegel, gerade genug Leinewand, daß damit das Schiff dem Steuer gehorchte, und warteten auf die Dinge, die da kommen sollten. – Und das Gewitter kam, aber wie?

Wer auf dem Meer einmal Gelegenheit gehabt hat, diese Naturerscheinung in ihrer vollen Größe zu beobachten, wird gefunden haben, daß die See mehr durch ihre großartigen Längen- und Breitenproportionen imponirt, als durch Kühnheit und groteske Ausprägung der Formen, wie die Gebirge. Höhe, Spitze und Tiefe sind weniger da. Hier bei diesem Gewitter schien es mir, als wenn sich der Charakter des Meeres auch am Himmel abspiegele. Die Blitze bei solchem Donnersturm sind ganz anders beschaffen, als die auf dem festen Lande, oder vielmehr kann dabei vom Blitzen kaum die Rede sein. Die elektrischen Entladungen schießen oder vielmehr flammen und fallen wie ganze Lichtergüsse vom Himmel herab. Um die endlose, schäumende, aufgeregte Fläche des Meeres zu beleuchten, muß man ein anderes Licht aufstecken. Es ist, als wenn ganze Seen von Elektricität plötzlich ausleckten, als ob ganze Katarakten von Licht gleichsam herabstürzten. Bei jedem Schlage ist das ganze Firmament eine Halbkugel, die mit feuriger Röthe sich über uns wölbt. Man könnte denken, ein solcher Schlag sei hinreichend, möchte fürchten, die Kraft habe sich damit erschöpft. Allein wunderbar genug – man begreift es kaum wie, – auch die Anzahl der Blitze, wie auch die Stärke jedes einzelnen ist hier viel größer als auf dem festen Lande. Mehrere Stunden hinter einander war der Himmel in einem Schlag auf Schlag folgenden Zucken und leuchtenden Beben ergriffen, bis endlich der herabströmende Regen seine funkelnden Lichter auslöschte.

Morton stand neben mir auf dem Promenadedeck und deutete mit seinem Fernrohr nach der preußischen Corvette hin, die eine halbe Meile vor uns ihre Umrisse am feurigen Firmament abzeichnete; es war ein wahrhaft dämonischer Anblick, würdig des fliegenden Holländers. Die Amazone zeigte ebenso wie wir fast nackte Spieren, doch schien sie in der jetzt aufgeregten See hin und her zu taumeln, wie ein Betrunkener, offenbar eine Folge ihrer schlechten Bauart, während unser Schiff wie eine Puppe zierlich aber stetig auf der Backbordseite lag. Gegen Morgen ging Morton hinunter, nachdem er mir den strengen Befehl ertheilt hatte, das vor uns segelnde Schiff nicht aus dem Auge zu lassen; ich ging deshalb vorn auf die Back und ließ mir bei der jetzt vorherrschenden Dunkelheit mein Nachtglas bringen. Meine Aufgabe war um so leichter, weil die Amazone so gut wie wir das Skagener Riff sechs Meilen auf der Leeseite lassen mußte. Mr. Brown gesellte sich zu mir, machte einige Bemerkungen über das plötzliche Gewitter und meinte, wenn er nicht gewußt hätte, daß wir im Kattegat seien, würde er geglaubt haben, wir befänden uns auf dem Golfstrom mitten im Floridacanal. „Was hat denn der Master,“ fuhr er fort, „mit dem verdammten Preußen im Schilde? ich fürchte nichts Gutes. Wenn wir mehr Segel aufgesetzt hätten, würden wir ihn schon längst überholt haben; der Master ist doch sonst nicht so ängstlich um ein Paar Spieren oder ein Bischen Havarie; wir sind ja gut versichert.“

„Das weiß Gott und Morton allein,“ erwiderte ich. „Sie mögen Recht haben, indessen, Mr. Brown, Sie kennen den Act des Congresses, durch welchen die Mannschaft bei schwerer Strafe gezwungen ist, den Befehlen des Capitains unbedingt zu gehorchen; er allein hat die Verantwortlichkeit zu tragen.“

Der Bootsmann entfernte sich nach hinten, mit geheimnißvoller Miene, den Yankee-doodle pfeifend, und ich sah, wie er, der Zimmermann und Andere die Köpfe zusammensteckten. Mittlerweile war die Dämmerung hereingebrochen, und das graue Gewölk verzog sich langsam vor den Strahlen der steigenden Sonne. Als sich der Horizont nach und nach aufklärte, sahen wir deutlich ungefähr zwei Meilen vor uns die preußische Corvette mit halbnackten Masten vor uns hertreiben, sie hatte ihre Oberbramstenge während des Gewitters verloren, wahrscheinlich durch einen kalten Schlag. Die See ging hohl, der Wind hatte sich mehr nach Osten umgeschlagen, und nicht sehr weit von uns, keine sechs Meilen, brandeten die Wellen an den Dünen einer öden sandigen Küste. Als ich diese nichts weniger als angenehme Gegend mit dem Fernrohr musterte, trat Morton zu mir, zeigte auf die Amazone und sagte: „Well, Charley, ich danke Euch, daß Ihr den Cameraden da nicht aus den Augen verloren habt. Der Kerl hat Havarie gehabt, eine Oberbramstenge hat ihm der Blitz zerschmettert; kömmt von den Kanonen, ziehen den elektrischen Funken an! Solchen Kindern muß man kein Geschütz anvertrauen; hätten sie Theertuch darüber gedeckt, würden sie besser gefahren sein.“

Immer stärker fing es jetzt an zu wehen, und immer näher kam uns die gefürchtete Landspitze des Skagener Riffes. Dort ist ein wahrer Kirchhof für Schiffe; mit dem Fernrohr konnten wir deutlich die geschwärzten Skelete der Wracks erkennen, die hoch oben auf dem Sande nur bei der Fluthzeit von den Wellen gepeitscht werden. Hier war es, wo Nelson, als er durch seinen Ueberfall die dänische Flotte vor Kopenhagen geraubt hatte, die schwach bemannten Prisen in einem Südoststurm verlor; hier war es, wo Peter der Große auf seiner Fahrt von Saardam nach Petersburg sein hochbordiges Schiff stranden sah und mühsam sein Leben rettete. – Die andern Fahrzeuge, welche mit uns Helsingör verlassen hatten, waren sämmtlich aus Sicht verschwunden, da wir sie alle übersegelt hatten, und so kämpften wir einsam mit der Amazone, um diese den Seefahrern so gefährliche Spitze bei ungünstigem Winde und hoher See zu umfahren. Endlich gegen Abend, als die lange nordische Dämmerung in Nacht überzugehen drohte, befanden wir uns, nachdem wir mühsam bei kurzen Segeln lavirt hatten, im Eingange des Skagener Racks, wie die Skandinavier es nennen. Außer dem Preußen war kein Schiff in Sicht, nur in der Ferne glaubten wir den Rauch eines nach der Ostsee segelnden Dampfers zu erkennen. Der Barometer deutete auf Sturm, Morton gab die nöthigen Befehle für die Nacht, befahl dem Manne am Ruder, die Lichter der Corvette nicht aus den Augen zu lassen, und lud mich dann in seine Kajüte ein. Nachdem der Steward wieder für den Punsch gesorgt hatte, und nachdem uns der Dampf des türkischen Tabaks wieder in seine Wolken gehüllt hatte, begann er wieder:

„Charley, wenn ich Ihnen erst recht mein Herz ausgeschüttet habe, werden Sie sehen, welche gerechte Ursache ich habe, jenem verdammten Preußen auf den Hacken zu sitzen. Nach dem, was mir in Deutschland passirt ist, möchte ich alle Schiffe, welche jene verd– schwarz-weiße Flagge führen, in Grund und Boden segeln. Sie wissen, wie glücklich ich im Besitz meiner Mary war, wie ich ein neues Leben angefangen hatte! Unser ganzes Streben auf der neugegründeten Flotte ging dahin, etwas Ordentliches zu leisten, die Ausländer wollten sich dem Adoptivvaterlande als dankbare Kinder erweisen; da verbreitete sich auf einmal das dumpfe Gerücht, [435] das deutsche Parlament, von dem unsere Existenz abhing, sei von den Fürsten gesprengt worden, und dieselben hätten, um dem Ansinnen ihrer Verbündeten, der Junkerpartei, zu entsprechen, beschlossen, die Marine als eine Schöpfung der Revolution zu vernichten. Man flüsterte sich leise zu, daß wir bald entlassen werden würden und daß die Flotte unter den Hammer kommen sollte. Unser Admiral, den wir Alle schätzten, machte mehrere Reisen, um durch seine Vorstellungen die Katastrophe abzuhalten; mit trauriger Miene kam er zurück, und wir lasen in seinen Augen, daß unser Schicksal besiegelt sei. Das brach ihm das Herz, und bald nachher ist er, wie ich später hörte, an seinem Kummer verschieden. Die Meuterei, bei der ich mich als junger Mann auf der Vereinigten-Staaten-Brigg Sommers frevelhafter Weise betheiligte, war gewiß gesetzlos, aber wenn wir in diesem Falle uns widersetzt hätten, wäre das gute Recht auf unserer Seite gewesen. Leider führten die Besprechungen, welche wir heimlicher Weise unter uns hielten, zu keinem Resultat, weil wir einen faux frère, einen Schotten, der sich schon früher dadurch verdächtig gemacht hatte, daß er ein in England für die Flotte gekauftes großes Dampfschiff in der Nordsee auflaufen ließ, unter uns aufgenommen hatten. Derselbe verrieth die noch unfertige Verschwörung an einen hochgestellten Chef der Reaction, durch den der Admiral, der von Nichts wußte, veranlaßt wurde, solche Vorkehrungen zu treffen, daß unser Vorhaben vereitelt wurde. Bald darauf wurden uns die Rückstände ausgezahlt und wir entlassen. Das Bischen Geld, welches ich bekam, ging bald darauf, und ich sah mich gezwungen, nach England zu gehen, um dort eine neue Anstellung zu suchen. Mein armes Weib, das seine Niederkunft erwartete, mußte in einer kleinen Weserstadt zurückbleiben, wo ich bei einer braven, aber unbemittelten Familie ein Zimmer für sie gemiethet hatte. Während meiner Abwesenheit drang die Polizei, durch einen Befehl aus Berlin dazu berufen, in ihre Wohnung, visitirte ihre ärmlichen Habseligkeiten nach meinen Papieren und fand Nichts! In Folge des Schreckens kam sie zu früh nieder und starb mit ihrem noch unreifen Kinde. Charley, ich sage Ihnen, nie habe ich in meinem Leben so gefühlt, wie bei dieser Nachricht! Bei Davy Jones’ locker, ich schwur mich zu rächen und ich glaube, die Rache ist da! – sie ist da für mich, während Andere die Schuld und – die Kosten derselben tragen!“

Hier wurden wir durch einen plötzlichen Knall, das Geschrei und das Stampfen der Matrosen auf dem Deck unterbrochen. Wir stürzten Beide herauf und fanden, daß die Heftigkeit des Windes unser Vorbramsegel zerrissen hatte. Der Schaden war nicht bedeutend und bald wieder ausgebessert, das Schiff wurde mehr an Norden gelegt und der Wache dringend befohlen, den Preußen, der jetzt bei der hohen See bald auf- bald untertauchte, nicht aus Sicht zu lassen. Wir gingen wieder hinunter.

„Glauben Sie mir, Charley,“ sagte Morton, „je mehr die Elemente stürmen, desto besser fühle ich. Ein wildes Entzücken überkommt mich, wenn die Wetter rasen, das harmonirt so recht mit meinen Leidenschaften. Stoßen Sie an, der Sturm soll leben!“ Damit goß er ein Glas des starken Getränkes hinunter. „Ach,“ fuhr er fort, „wenn mein Weib noch lebte, wäre ich ein anderer Mann; so wurde ich wieder in das wilde Thun und Treiben hineingehetzt, und so wurden meine besseren Gefühle getödtet, und so groß wie früher meine Sympathie für das deutsche Volk war, so groß ist jetzt mein Haß gegen die Regierungen, welche die Anfänge ihrer eigenen nationalen Marine, der ich meine ganze Zukunft und Hoffnung anvertraut hatte, auf solche rücksichtslose Weise zerstört haben. – Nach verschiedenen Schicksalsfällen kehrte ich aus Europa endlich wieder nach Amerika zurück, wo ich nun mit ziemlicher Gewißheit darauf rechnen konnte, nicht wieder erkannt zu werden, und Senator W., für den ich früher manche Ladung Nigger von der afrikanischen Küste geholt hatte, als er noch in Havanna einem spanischen Don associirt war, der aber jetzt einer der Hauptschreier unter den Abolitionisten ist, vertraute mir aus alter Freundschaft, oder weil er vielleicht fürchtete, ich würde ihn bloßstellen, das Commando des Black Hawk an. – In Petersburg traf ich einen alten Bekannten, einen Preußen, der mich früher auf der deutschen Flotte, wo er als Regierungscommissair herumschnüffelte, gekannt hatte; derselbe gab mir Empfehlungsbriefe an zwei deutsche Junker in Kopenhagen; es waren die beiden Männer, mit denen ich dort so häufig conferirte.“

Hier erdröhnte abermals unser Deck von einer gewaltigen Sturzsee, die auf der Luvseite über die Bollwerke geschlagen hatte, und so war unsere Anwesenheit oben nöthig. Der Wind hatte während unserer Unterhaltung der Art zugenommen, daß wir bei dem Umlegen die größte Vorsicht anwenden mußten, um kein Segel zu verlieren. Dieser Theil der Nordsee, den man Skager Rack zu nennen pflegt, ist auch oft von schweren Strömungen heimgesucht, welche dann die Gewässer noch mehr aufregen. Gegen Morgen, als der weißlichgelbe Nebel sich etwas aufklärte, und wir einigermaßen den Horizont beobachten konnten, sahen wir auch die Amazone. Morton hatte lange auf dem Campagnedeck mit dem Teleskop nach ihr ausgeschaut, und ein Lächeln der Befriedigung überlief sein gebräuntes Gesicht, als er dieselbe im Trog der See auf- und niederstampfen sah. Sie schien hart zu arbeiten, offenbar steuerte sie zu schwer, und die zu hohen Masten schlingerten hin und her, da ihre Wanten zu schwach waren. Weiter entfernt waren noch einige Segel in Sicht, doch ließ sich nicht erkennen, was sie waren. Als die Sonne höher stieg, ließ auch der Wind etwas nach, und wir konnten das Besansegel aufziehen, so daß der Black Hawk sicher und graciös auf der Seite liegend die hohen Wellen durchschnitt. Dieser Tag ging ohne weitere Ereignisse vorüber, es wehte freilich hin und wieder einmal stoßweise sehr heftig, indessen da der Wind nach Norden herumging, konnten wir sowohl, wie die Amazone, unsern südwestlichen Curs ohne viel Mühe verfolgen. –




So ging es mehrere Tage hintereinander, das Wetter war wohl stürmisch, und der Wind wechselte häufig, doch wehte er meistens von Norden. Wir begegneten vielen Segelschiffen und auch einigen Dampfern, die ihren Curs nach der Ostsee hin richteten, um noch vor Schluß der Jahreszeit und dem Eintritte des starken Frostes den Ort ihrer Bestimmung zu erreichen. Morton befand sich die meiste Zeit auf dem Deck, von wo er mit seinem Fernrohr nach dem Preußen und andern Schiffen hinüberlugte. Sobald ein neues Segel am Horizont auftauchte, fluchte er unwillig; es schien, als ob er darin Zeugen seines verbrecherischen Vorhabens erblickte, indessen nahm kein einziges Schiff Notiz von uns, da jedes bei der hohlen See mit sich selbst genug zu thun hatte. Eines Abends, es war einer der ersten Tage des Novembers, machte er mich auf eine kleine weiße Wolke aufmerksam, welche sich im fernen Westen kaum über den Sehkreis erhob. Das Wetter war verhältnißmäßig warm für diese Breite zu nennen, und der Barometer war schon früh bedeutend gefallen. Diese weiße Wolke kommt eigentlich nur in den Tropengegenden vor und ist dann stets der Vorbote eines aufbrechenden Orkans oder einer Cyclone (Wirbelwind). Wir Alle an Bord kannten die Gefahr, und Nichts wurde versäumt, um Alles fest und klar zu machen; wir bemerkten auch, daß der Preuße, der ungefähr drei Meilen windwärts von uns war, oben kahle Stengen zeigte, ein Beweis, daß er den kommenden Orkan erwarte.

Morton und ich standen auf dem Quarterdeck, als Mr. Brown zu uns trat und die Bemerkung machte, daß er in der Nordsee nicht erwartet hätte, die weiße Wolke zu sehen, ebensowenig wie jenes furchtbare Gewitter im Kattegat. „Wir werden das Wetter sich bald über uns entladen sehen,“ bemerkte er, indem er windwärts nach dem Horizont schaute, welcher nunmehr schwarz wie Pech war und die Umrisse der mit weißen Schaum bedeckten Wellen deutlich zeigte. „Sollen wir die Schnausegel einziehen, Capitain?“

„Ich glaube wirklich, wir werden einen Orkan haben,“ erwiderte Morton, indem er den Wettergangweg verließ, auf dem er eben gestanden hatte, und sich den Gischt vom Gesicht wischte, mit dem die Atmosphäre überfüllt war; „auch bemerkte ich, daß das Glas sehr gefallen ist. Nehmen Sie alle kleinen Segel da oben herunter, und sobald als das Stagsegel fest angezogen ist, lassen Sie die Gaffel herunter und falten den Spanker; eine Wache, denke ich, wird für’s Erste hinreichend sein, wir wollen unsre Leute nicht zu sehr ermüden, sie werden ihre Kräfte nöthig haben.“

„Ja, ja, Herr,“ erwiderte Brown, als der Master fortging. „Ich möchte schwören, daß er sich nicht viel daraus macht, er sah wenigstens so aus, als er den Gangweg verließ.“

„Das ist so seine Manier, je mehr die Elemente drohen, desto herausfordernder ist sein Blick.“

Nach dem Abendessen wurde die neue Wache aufgerufen, und der Master gab mir die Befehle, denen ich pünktlich gehorchte; ich mußte einen Matrosen aus Canada, einen Halbindianer, auf die Back postiren, mit dem gemessenen Befehl, die preußische Corvette [436] nicht aus den Augen zu verlieren. Soublette, so hieß er, hatte die besten Augen auf dem Schiffe.

„Nun, Mr. Whitman, wir wollen für die Nacht Alles in Ordnung bringen. Falten Sie das Vorbramsegel und riefen Sie das große Segel gehörig; dieses mit dem Fock-, Vorstag- und Schnausegel wird Alles sein, was wir führen können.“

„Soll ich nicht auch den Fock riefen, Sir?“ sagte ich. „Ich fürchte, wir müssen es vor Mitternacht thun, wenn wir es jetzt nicht thun.“

„Wenn Sie glauben, ja!“ war die kurze Antwort.

Während der ersten Wache nahm der Sturm gewaltig zu. Große Regentropfen mischten sich mit dem Gischt, ferner Donner rollte windwärts, und von Zeit zu Zeit fuhren scharfe Blitze durch die Finsterniß. Die Wache unten schlief sorglos, indem sie ihren Cameraden oben vertraute. Aber die Nacht war schrecklich, und Morton, ich und die Deckofficiere verließen das Steuerhaus keinen Augenblick, weil unsere Gegenwart nothwendig war.

Um sechs Uhr Morgens war der Sturm auf seiner Höhe. Der Blitz durchzuckte das Firmament in jeder Richtung, und der Donner übertönte das Heulen des Windes, wie er durch das Takelwerk fuhr. Die See schlug heftig am Bug an und sich von vorn nach hinten überstürzend überschwemmte sie das Schiff bis zum Quarterdeck, wenn es mühsam sein Vordertheil aus dem Wasser erhob.

„Wenn das länger so fortgeht, müssen wir das Focksegel ganz einziehen und uns auf das Hauptstagsegel verlassen,“ sagte ich zum Capitain.

„Ich glaube, wir müssen es in der That,“ bemerkte Morton, „aber sehn Sie, der Tag bricht an. Lassen Sie uns noch ein wenig warten.“ Dann befahl er dem Mann am Steuer, das Schiff etwas abfallen zu lassen.

Bei zunehmendem Tageslicht, und als der Sturm eher zu- als abnahm, war Morton eben in Begriff die nöthigen Befehle zu geben, um das Focksegel sofort einzuziehen, als Soublette von dem Leegangwege, wo er eben stand, plötzlich herüberrief: „ein Segel auf der Leeseite!“

„Ein Segel auf der Leeseite, Sir,“ rapportirte ich augenblicklich Morton, indem ich mich mit der einen Hand an einem Tau hielt und mit der andern den Hut berührte.

„Holt mir schnell mein Fernglas aus der Kajüte,“ sagte der Master zu einem der Matrosen, „ich hoffe, es wird unser alter Bekannter sein.“

„Es ist kein sehr großes Schiff, kaum halb so schwer wie wir,“ rief ich aus, als ich ein halbes Dutzend Stufen an den Wanten in die Höhe geklettert war.

Der Matrose brachte das Glas, und der Capitain, nachdem er seinen Arm um ein dickes Tau geschlungen hatte, um bei dem Schlingern des Schiffes nicht leewärts zu fallen, und nachdem er den Fremden in das Sehfeld gebracht hatte, was in diesem Falle keineswegs eine leichte Aufgabe war, rief aus: „Wahrhaftig, das ist der Preuße, aber übel zugerichtet!“

Andere Gläser wurden nun geholt und Morton’s Meinung von Allen bestätigt.

„Lassen Sie nur das Focksegel stehen, Mr. Brown, wir wollen gleich auf ihn lossteuern.“ Der Black Hawk fiel etwas ab, fuhr tief in den Trog der See und näherte sich rasch dem Fremden; in weniger als einer Stunde waren wir nur eine halbe Meile von ihm entfernt.

Es war leicht auch ohne Hülfe des Fernglases zu sehen, daß die Leute an Bord der preußischen Corvette, welche Besan- und Mittelmast verloren hatte, wie man jetzt, trotz des dicken Wassergischtes, deutlich bemerkte, es auf jede Weise versuchten, einen Nothmast hinten aufzurichten, wozu ihnen aber die Kräfte zu fehlen schienen. Auf diese Weise hofften sie durch das Zustandebringen eines neuen Besansegels das Schiff besser an den Wind zu bringen. Das Focksegel wagten sie nicht einzuziehen, weil ohne alle Segel die Corvette nicht steuern konnte, und so der einzige übergebliebene Mast über Bord gerollt wäre; aber ohne Segel am Hintertheil war es unmöglich sie an dem Winde zu halten, und so fiel sie um gut zwei Striche ab, schnell und hülflos von den Wellen umhergeworfen, obgleich der Mann am Steuer gewiß seine Schuldigkeit that.

In wenigen Minuten waren wir nur drei Kabelslängen von dem Preußen entfernt. Unser Schiff zitterte unter dem Druck der übermäßig gespannten Segel. Der Wind heulte, die See toste, der Donner betäubte, und der Blitz blendete. Der Ewige war gegenwärtig in seiner ganzen Majestät, doch tobte grimmige menschliche Leidenschaft in dem Herzen Morton’s. Schnell sprang er in die Wanten herauf, um sich zu überzeugen, ob kein Segel in Sicht war; befriedigt stieg er wieder herunter. Mit einem Blick auf die hülflose Corvette, der ein zweizölliges Bret hätte durchbohren können, hieß er den Mann am Steuer sich zum Teufel scheeren und ergriff selbst mit kräftigem Arm die Speichen des Rades. Das fremde Schiff lag gerade über Steuerbordhalsee ab, und wir segelten über Backbordhalsee auf jenes zu. Der Regen, der früher von oben herab gefallen war, wurde nun in horizontaler Richtung uns in das Gesicht gepeitscht, so daß alle Gegenstände noch mehr in dem Gischt der See verschwammen. Wir hörten einen Ruf, der aber vom Toben des Sturms fast erstickt war, und sahen, wie die Amazone schnell ihr Ruder nach Lee umlegte. – Zu spät! ein Stoß, ein Krachen und ein Angstgeschrei, welches das Heulen der See übertönte! Unser Bug hatte sie gerade in der Mitte gefaßt, die Reiliegen, Schanzdeckel und einen Theil des Hecks zerschmetternd. Dann hob sich, von einer ungeheuren Welle getragen, unser Vordertheil noch einmal und ritt einen Augenblick gleichsam auf dem berstenden Wracke. Unser Gewicht hatte ihr Rückgrat gebrochen, und die beiden Theile des unglücklichen Schiffes sanken im Nu in die gähnende Tiefe. Da, wo sie verschwanden, erhob sich von Neuem eine große Woge und drückte vollends im Zusammenbrechen die lebenden Wesen, welche etwa noch nach Rettung strebten, unter die Oberfläche hinunter.

Der Stoß hatte mich und fast die ganze Wache zu Boden geschleudert, nur Morton hielt sich krampfhaft am Ruder fest. Die andere Hälfte der Mannschaft, welche unten geschlafen hatte, stürzte erschrocken hervor, und die Verwirrung hörte nicht eher auf, als bis der Capitain, noch immer am Ruder stehend, mit donnernder Stimme die nöthigen Befehle gab. Morton übergab dann einem alten zuverlässigen Matrosen das Rad und eilte schnell auf die Back, während der Zimmermann in den untern Raum eilte, um nach einem etwaigen Leck auszuspähen. Der Schaden war nicht so bedeutend, als wir anfangs geglaubt hatten; das zwölf Tonnen schwere Bugspriet mit seinen Stützbalken war freilich arg beschädigt und in der Mitte abgebrochen, indessen der Bug in Folge der in Kopenhagen angebrachten Verstärkungen nicht so bedeutend lädirt, als man nach der Heftigkeit des Stoßes hätte schließen können. Die dicken, eichenen Bohlen hatten ihre Schuldigkeit gethan und das cutwater so ziemlich geschützt. Bald erschien auch der Zimmermann wieder auf Deck und berichtete, daß der Vordersteven noch gesund sei.

Da sich vom Leck keine Spur zeigte, so klärten wir bald mit Hülfe unserer Aexte das Wrack des Bugspriets und nagelten Theertuch über die Risse der vordern Verschanzung, sodaß wir bald unsern Curs wieder aufnehmen konnten. Als Morton sah, daß die Mannschaft die Köpfe zusammen steckte, um über den letzten Vorgang Bemerkungen einzutauschen, beorderte er die eine Hälfte wieder unter Deck und wies der andern solche Arbeiten an, daß die Leute nicht gut zusammen sprechen konnten. Dann rief er mich in eine Ecke des Quarterdecks, machte einige Bemerkungen über den jetzt sichtbar abnehmenden Sturm und sagte dann: „Charley, Sie sind der Einzige an Bord, der meine Handlungsweise am heutigen Morgen vielleicht richtig zu würdigen versteht, Sie allein kennen die Motive einer That, die allen Andern ein unglücklicher Zufall scheinen muß; ich bitte, nein, ich fordere Ihr unverbrüchliches Stillschweigen; das Gesetz kann mir nichts anhaben; bedenken Sie, daß ich Ihr Capitain bin und daß die Bestimmungen des Congresses meine Stellung unangreifbar machen.“ Hiermit wandte er sich ab, nahm gleichgültig sein Fernrohr und lugte am Horizont herum, ob nicht vielleicht Segel in Sicht seien. – In gedrückter Stimmung legte ich mich an die Reilieg und – habe bis heute geschwiegen über eine That, die Eigennutz und Rache geboren und deren Opfer nun auf immer von den rollenden Wogen bedeckt werden.[3] [437]

  1. Cutwater, die vordere aufsteigende scharfe Kante des Kiels.
  2. Cavendish, amerikanischer Kautabak.
  3. Obwohl wir die Verantwortlichkeit für obenstehenden Artikel nicht übernehmen können, so glaubten wir doch im Interesse der bis jetzt noch unaufgeklärten furchtbaren Katastrophe diese Darstellung, die uns aus gut empfohlener Hand zugeht, der Oeffentlichkeit nicht vorenthalten zu dürfen. Wie weit sie der Wahrheit entspricht, können wir in Leipzig unmöglich ermitteln, wir bemerken nur, daß unsere redactionellen Bedenken durch Zuschriften der gewichtigsten Art beschwichtigt wurden. Das unglückliche Schiff ist wirklich übersegelt worden, wie die spärlichen aufgefundenen Fragmente des Wracks deutlich beweisen, denn wenn in so kurzer Zeit Gegenstände, welche unten im Raum aufbewahrt werden, an die Küste schwimmen, so ist dieser Umstand fast immer ein Beweis, daß das Schiff mitten auseinander gebrochen ist, was in diesem Falle sich nur durch einen Zusammenstoß beweisen läßt, da im Fahrwasser der Amazone kein Felsen zu finden ist, der eine ähnliche Wirkung hervorbringen konnte. Wenn in der Nordsee ein Fahrzeug sinkt, so bettet es sich in den Sand und zwar langsam, so daß Lasten, welche sich im Raum befinden, nie wieder oder doch erst nach langen Monaten ans Tageslicht kommen. Man kann dies in der Nähe jeden Herbst auf den berüchtigten Godwin-Sands und den noch gefährlicheren Galloper vor der Themsemündung beobachten. Wäre die Katastrophe nicht plötzlich eingetreten, so hätten sich wohl Einer oder Einige von der Bemannung gerettet. – Zu diesen eben angeführten Gründen kommt noch, daß die Lootsen von Deal und Margate sich ganz unbefangen über den Vorfall ausgesprochen haben, da sie zur entsprechenden Zeit einen großen Yankeeklipper mit zerbrochenem Bugspriet und beschädigtem Bug in See sprachen, der ihren Beistand auf ganz ungewohnte schroffe Weise abwies. Wer im letzten Winter in New-York lebte, wird weiter wissen, daß man in allen Kaffeehäusern der Bowery und anderwärts ganz offen erzählte, die Amazone sei in der Nordsee von einem Amerikaner, den man in Kopenhagen zu diesem Zwecke bestochen habe, übersegelt worden. Ein jetzt bei Fort Monroe auf der Unionsflotte stationirter Seemann hat den dortigen deutschen Soldaten die Katastrophe ebenfalls erzählt. Auch die nordamerikanische Presse hat davon Notiz genommen, und man wird bei näheren Nachforschungen in der Shippers news des Herald oder der Times leicht die betreffenden Mittheilungen auffinden. Da aber die transatlantische Presse gegenwärtig mit den eigenen Angelegenheiten ausschließlich beschäftigt ist, so darf man sich nicht wundern, daß dieser Gegenstand nicht weiter beleuchtet wurde. Vielleicht giebt unser heutiger Artikel Veranlassung zu weitern und gewissenhaften Untersuchungen, die hoffentlich sehr rasch herausstellen werden, wie weit diese Darstellung ein Werk der Phantasie ist.
    Die Redaction.