Der Thurm zu Schartfeld
Der Thurm zu Schartfeld.
Letzner Dasselsche Chronik. Buch VI. c. I. |
Von dem Thurm auf Schartfeld berichten viel alter
Leute, daß er keine Dachung leide, der Teufel
darin hausen und Nachts viel Gerumpels droben seyn
solle. Vorzeiten trug Kaiser Heinrich der Vierte unziemliche
Liebe zu eines Herrn auf Schartfeld Ehweib,
konnte lange seinen Willen nicht vollführen. Da kam
er ins Kloster Pölde in der Grafschaft Lutterberg und
ein Münch machte ihm einen Anschlag. Er ließ den
Herrn von Schartfeld zu sich fordern ins Kloster, und
trug ihm eine weite Reise mit einer Werbung auf.
Der Ritter war dem Kaiser unterthan und gehorsam.
Tags darauf zog der Kaiser mit dem Mönch in weltlichen
Kleidern auf die Jagd, kam insgeheim vor das
Haus Schartfeld und wurde von dem Mönch bis vor
der Edelfrau Kemenate geleitet. Da überfiel sie Heinrich
und nöthigte sie zu seinem Willen. Da soll der
Teufel die Dachung vom Thurm abgeworfen und in
der Luft hinfahrend über den Mönch geschrien haben,
daß er an dieser Unthat schuldiger sty, als der Kaiser.
Der Mönch war seit der Zeit im Kloster stets
traurig und unfroh.