Textdaten
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Autor: Heinrich Heine
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Titel: Der Tambourmajor
Untertitel:
aus: Neue Gedichte, Zeitgedichte.
S. 237–240
Herausgeber:
Auflage: 1
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1844
Verlag: Hoffmann und Campe
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Erscheinungsort: Hamburg
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Quelle: Scans auf Commons
Kurzbeschreibung:
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[237]
 VII.

     Der Tambourmajor.

Das ist der alte Tambourmajor,
Wie ist er jetzt herunter!
Zur Kaiserzeit stand er in Flor,
Da war er glücklich und munter.

5
Er balanzirte den großen Stock,

Mit lachendem Gesichte;
Die silbernen Tressen auf seinem Rock,
Die glänzten im Sonnenlichte.

Wenn er mit Trommelwirbelschall

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Einzog in Städten und Städtchen,

Da schlug das Herz im Wiederhall
Den Weibern und den Mädchen.

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Er kam und sah und siegte leicht,

Wohl über alle Schönen;

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Sein schwarzer Schnurbart wurde feucht

Von deutschen Frauenthränen.

Wir mußten es dulden! In jedem Land,
Wo die fremden Eroberer kamen,
Der Kaiser die Herren überwand,

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Der Tambourmajor die Damen.


Wir haben lange getragen das Leid,
Geduldig wie deutsche Eichen,
Bis endlich die hohe Obrigkeit
Uns gab das Befreyungszeichen.

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Wie in der Kampfbahn der Auerochs

Erhuben wir unsere Hörner,
Entledigten uns des fränkischen Jochs
Und sangen die Lieder von Körner.

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Entsetzliche Verse! Sie klangen ins Oh’r
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Gar schauderhaft den Tyrannen!

Der Kaiser und die Tambourmajor,
Sie flohen erschrocken von dannen.

Sie ärndteten beide den Sündenlohn
Und nahmen ein schlechtes Ende.

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Es fiel der Kaiser Napoleon

Den Britten in die Hände.

Wohl auf der Insel Sankt-Helena,
Sie marterten ihn gar schändlich;
Am Magenkrebse starb er da

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Nach langen Leiden endlich.


Der Tambourmajor, er ward entsetzt
Gleichfalls von seiner Stelle.
Um nicht zu verhungern dient er jetzt
Als Hausknecht in unserm Hotele.

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Er heitzt den Ofen, er fegt den Topf,

Muß Holz und Wasser schleppen.
Mit seinem wackelnd greisen Kopf
Keucht er herauf die Treppen.

Wenn mich der Fritz besucht, so kann

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Er nicht den Spaß sich versagen,

Den drollig schlotternd langen Mann
Zu nergeln und zu plagen.

Laß ab mit Spötteley’n, o Fritz!
Es ziemt Germania’s Söhnen

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Wohl nimmermehr mit schlechtem Witz

Gefallene Größe zu höhnen.

Du solltest mit Pietät, mich däucht,
Behandeln solche Leute;
Der Alte ist dein Vater vielleicht

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Von mütterlicher Seite.