Der Strand zwischen Swine und Dievenow

Textdaten
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Autor: Jodocus Donatus Hubertus Temme
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Titel: Der Strand zwischen Swine und Dievenow
Untertitel:
aus: Die Volkssagen von Pommern und Rügen. S. 279–281
Herausgeber:
Auflage: 1. Auflage
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1840
Verlag: Nicolaische Buchhandlung
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Erscheinungsort: Berlin
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Originalherkunft:
Quelle: Google und Scans auf Commons
Kurzbeschreibung:
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238. Der Strand zwischen Swine und Dievenow.

Auf dem Strande zwischen der Swine und der Dievenow ist es von alten Zeiten her nicht geheuer gewesen, [280] und man hat schon allerlei wunderliche Gestalten dort gesehen. So hatte um das Jahr 1500 der Herzog Bogislav seinem Kanzler Jürgen Kleist das Amt zu Usedom eingethan, worauf dieser oft über die Swine ziehen mußte. Als er nun auch einmal in der Nacht des Weges fuhr, und von der Swine nach der Dievenow zurückkehren wollte, da ist ihm eine sehr seltsame Geschichte widerfahren. Es wurde nämlich der Himmel plötzlich finster, und es ward so dunkele Nacht, daß man weder Sterne noch Menschen sehen konnte, und Jürgen Kleist und seine Diener nicht mehr wußten, wo hinaus sie sollten. Da hörten sie auf einmal auf der Seite eine Stimme, die rief: hierher! hierher! Derselben wollten die Knechte folgen, aber der Kanzler verbot ihnen das, denn er wußte wohl, daß in der Nacht allerlei Teufelsgespenst herum zu wanken pflegt. Er befahl ihnen daher, in demselben Wege weiter fahren, in dem sie einmal waren. Die Stimme schrie unterdeß immer heftiger: hierher, hierher! und wie man nicht darauf hörte, da kam ein feuriger Mann daher, der ganz nackt war bis auf einen feurigen Mantel, den er umgehangen hatte. Derselbe machte sich dicht an den Wagen, griff die Lehne an, und lief also neben dem Wagen her. Er sagte kein Wort und sah nur den Jürgen Kleist ohne Unterlaß starr und heftig an. Zuweilen schlug er seinen feurigen Mantel auseinander, dann konnte man ihm in den Leib hineinsehen, und es sah darin aus, als wenn Rippen und Alles wie höllisches Feuer wären. In dem Laufen wurde das Gespenst immer größer und größer, daß es zuletzt mit dem Kopfe bis an den Himmel reichte. Auf die Länge, da ihm Niemand ein Wort sagte, ließ es von dem Wagen ab, und schlug seinen Mantel ganz auf; und nun schüttete es aus demselben große Flammen heraus, wie aus einem brennenden Meiler; dann gab es ein großes, tiefes Grunzen [281] von sich, und darauf verschwand es. Jürgen Kleist und seine Knechte waren so erschrocken geworden, daß sie es in vielen Tagen nicht verwinden konnten. Ein Hund, der bei dem Wagen war, hat sich über das Gespenst so gefürchtet, daß er vor Angst zwischen die Räder gelaufen ist, und geheult und gewinselt hat, als sollte er sterben. Dieses, sagt man, sey dem Kanzler begegnet, weil er nicht an das Fegefeuer hat glauben wollen, und habe ihn unser Herr Gott durch das Gesicht bekehren wollen. Andere meinen, es sey ihm zur Warnung und zum Zeichen gewesen, weil er viele Unpflicht im Lande aufgebracht habe. –

Ein ähnliches Abenteuer hatte ein andermal der Edelmann Jacob Flemming an derselben Stelle. Dieser reisete auch einmal im Finstern am Strande zwischen der Swine und Dievenow. Da fingen auf einmal den Knechten die Peitschen an zu brennen, und wie sie das Feuer abschlugen, so flog es in den Wagen hinein, in welchem Jacob Flemming saß, und lief darin umher. Deß erschrak ein Knabe, der vorn im Wagen saß, dermaßen, daß er unter den Wagen fiel. In demselben Augenblicke kam auch eine große feurige Kugel, die ebenfalls unter den Wagen fiel. Und als nun nach dieser die Knechte stechen wollten, da hätten sie schier den armen Knaben erstochen, wenn er nicht früh genug aufgeschrien hätte. Diesem Jacob Flemming soll das zur Strafe geschehen seyn, denn er hat greulich geflucht, und wenn er Jemandem böse wurde, so hat er ihm angewünscht: dir soll Unglück bestehen.

Kantzow, Pomerania, II. S. 277-279.
Cramer, Gr. Pomm. Kirchen-Chron. III. S. 12.
v. Klempzen, vom Pommerlande, S. 184. 185.