Der Ruf aus der Tiefe
Der Ruf aus der Tiefe
Es zog ein Knabe durchs Schweizerland,
Saß nieder im Dorf, wo er Arbeit fand,
Ein starker, verschlossener Junge,
Trug nie sein Herz auf der Zunge.
Was für ein Schöner und Stolzer bist du!
Die Mütter machten ihm Augen:
Hier kann dein Stolzkopf nicht taugen!
Des Ammanns Tochter am Kirchweihtanz
Sein war ihr Herz und ihr Wille;
Sie gab ihm den Kranz in der Stille.
Doch als schon der Pfarrer im Chorrock stand,
War der Knabe davon und weit übers Land.
Und ihr Vater, der Ammann sich schämen.
Bald legte sie sich und säugte ein Kind,
Ein Mädchen so frisch wie der Morgenwind.
Sie drückt’ es mit bitterem Weinen:
Auf sprang sie zur Nacht und barg es im Kleid,
Trug’s heimlich geborgen und trug es so weit,
Daß niemand sein Schreien mehr hörte. –
Dort warf’s in den Fluß die Betörte,
Vom Ufergebüsch eine starke Hand:
Hier bin ich! Kannst du vergeben?
Von heut an gehört dir mein Leben!
Mein Kind, mein Kind in den Wellen!
Das schüttelt den starken Gesellen.
Hart packt er das Weib, schwingt hoch sie hinauf
Und springt mit ihr in den gurgelnden Lauf. –
Das tote Kind in der Tiefe.