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Titel: Der Ritter und das Mägdlein
Untertitel:
aus: Deutscher Liederhort,
S. 81–85
Herausgeber: Ludwig Erk
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1856
Verlag: Th. Chr. Fr. Enslin
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Erscheinungsort: Berlin
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Quelle: Google und Wikimedia Commons
Kurzbeschreibung:
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[81]
26. Der Ritter und das Mägdlein.
Erste Melodie.


Mäßig. Aus dem Brandenburgischen, aus Sachsen,
Schlesien, Hessen-Darmstadt etc.
Noten
Noten


Zweite Melodie.


Mäßig bewegt. Aus der Gegend von Liegnitz.
Noten
Noten


Dritte Melodie.


Mäßig bewegt. Aus dem Brandenburgischen. (Oranienburg.)
Noten
Noten


Vierte Melodie.
Aus der Wetterau.

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      Es8 spielt ein Graf4. mit8 ei -- ner Magd,4. sie8 spiel -- ten al4 -- le bei -- de, _8
      und als der hel4. -- le8 Morgn an -- brach,4. da8 fieng sie an4 zu wei -- nen.
    }
  >>
}
1.
Es spielt ein Ritter mit einer Magd,

sie spielten alle beide,

2.
Und als der helle Morgen anbrach,

da fieng sie an zu weinen.

[82]
3.
„Weine nicht, weine nicht, brauns Mägdelein!

dein Ehr will ich dir bezahlen,

4.
„Ich will dir geben den Reitknecht mein,

dazu dreihundert Thaler.“

5.
‚‚‚Den Reitknecht und den mag ich nicht,

ich will den Herren selber;

6.
‚‚‚Und wenn ich den Herrn nicht selber krieg,

so geh ich zu meiner Frau Mutter.‘‘‘

7.
Als sie nun vor die Stadt Augsburg kam,

wol an die lange Brücke,

8.
Da sah sie ihre Frau Mutter stehn,

die that ihr freundlich winken.

9.
„„Willkommen, willkommen, liebs Töchterlein!

wie ist es dir ergangen,

10.
„„Daß dir dein Rock von vorne zu klein

und hinten viel zu lange?““

11.
‚‚‚Und wie es mir ergangen ist,

das darf ich dir wol sagen:

12.
‚‚‚Ich hab mit einem jungen Ritter gespielt,

ein Kindlein muß ich tragen.‘‘‘

13.
Sie nahm das Mägdlein bei der Hand

und führt sie gleich zu Tische;

14.
Sie setzt ihr auf einen Becher Wein,

dazu gebackne Fische.

15.
‚‚‚Ach Mutter, liebste Mutter mein,

ich kann nicht essen noch trinken;

16.
‚‚‚Macht mir ein Bettlein weiß und fein,

daß ich darin kann liegen!‘‘‘

17.
Und als es kam um Mitternacht,

dem Ritter träumts gar schwere,

18.
Als wenn sein herzallerliebster Schatz

im Kindbett gestorben wäre.

[83]
19.
„Steh auf, steh auf, lieb Reitknecht mein,

sattel mir und dir zwei Pferde!

20.
„Wir wollen reiten Tag und Nacht,

bis wir den Traum erfahren.“

21.
Und als sie über die Heid naus kamn,

hörten sie ein Glöcklein lauten:

22.
„Ach reicher Gott vom Himmel herab,

was mag doch dies bedeuten?“

23.
Und als sie vor die Stadt Augsburg kamn,

wol vor die hohen Thore,

24.
Da brachten sie eine Leiche getragn

auf einer Todtenbahre.

25.
„Setzt ab, setzt ab, ihr Träger mein!

die Leiche will ich beschauen;

26.
„Es möcht mein Herzallerliebste sein

mit ihrn schwarzbraunen Augen.“

27.
Er deckt ihr auf das Leichentuch

und sah ihr unter die Augen:

28.
„Du bist fürwahr mein Schatz gewest,

und hasts nicht wollen glauben!“

29.
Er deckt ihr auf das Leichentuch

und schaut ihr auf die Hände:

30.
„Du bist einmal mein Schatz gewest,

nun aber hats ein Ende!“

31.
Er deckt ihr auf das Leichentuch

und schaut ihr auf die Füße:

32.
„Du bist einmal mein Schatz gewest,

nun aber schläfst du süße!“

33.
Er zog heraus sein blankes Schwert

und stach sich in sein Herze:

34.
„Hast du gelitten Angst und Pein,

so will ich leiden Schmerzen!

[84]
35.
„Nun machet mir ein tiefes Grab

wol zwischen Stein und Mauern,

36.
„Es soll mein herzallerliebster Schatz

in meinen Armen verfaulen!“

37.
Man legt den Ritter zu ihr in Sarg,

begrub sie unter die Linden.

38.
Es stunde an kein halbes Jahr,

da wuchsen heraus zwei Lilien.

(Dasselbe Lied holländisch, nach dem Antwerpener Liederbuche von 1544, bei Uhland I, 223.)

1. u. 2. Es spielt ein Ritter (Graf) mit einer Dam (so fast alle Texte), sie spielten eine lange Weile, und als der helle Morgen ankam (und als sie genug gespielet hattn), das Mägdlein fieng an zu weinen. – 3, 2. ich will dir Alles bezahlen, – 4. Ich will dir geben den Reitersknecht, dazu fünfhundert Reichsthaler. – 5. u. 6. Den Reitersknecht den mag ich nicht, will lieber den Herren selber; krieg ich den Herren selber nicht, so klag ichs meiner Frau Mutter. – 6a. In Freuden bin ich von ihr gegangen, in Trauern kehr ich wieder (will ich sie suchen). – 7. u. 8. Und da sie vor die Stadt Regensburg kam, wol unter (vor) die hohen Thore (wol in die enge Gasse), da sah sie ihre Frau Mutter da stehn bei Fürsten (Rittern) und bei Grafen (und Markgrafen). – 9. u. 10. Grüß dich Gott, grüß dich Gott, liebs Töchterlein! wie ist dirs denn ergangen? von vorn ist dir dein Rock so kurz (klein), von hinten thut er hangen (daß dir dein Röcklein vorn so hoch, und hinten thut niedrig hangen! – 11. u. 12. Ach Mutter, liebe Mutter mein, das darf ich dir nicht sagen! ich hab mit einem Edelherrn (jungen Grafen) gespielt; der Schelm hat mich betrogen! – 12a. Hast du mit einem Edelherrn gespielt, du brauchst es Niemand zsagen. Wenn du dein Kindlein zur Welt gebierst, in Rheinstrom wollen wirs tragen. – 12b. Ach nein, ach nein, liebe Mutter mein, das wolln wir lassen bleiben! wenn ich das Kind zur Welt gebier, dem Vater will ichs zuschreiben. (Ach Mutter, liebe Mutter mein, das wär uns eine Schande! Wenn das der junge Markgraf erfährt, der jagt uns aus dem Lande!) – 15. u. 16. Ach Mutter, Herzensmutter mein, bett mir in einer finstern (dunkeln) Kammer, da will ich mich nun legen ein, beweinen meinen Jammer! (da will ich vollbringen meine Zeit mit Weinen und mit Jammer!) - Ach Mutter, liebste Mutter mein, schafft (gebt) mir ein finstre Kammer, da ich kann weinen Tag und Nacht mein Elend und mein Jammer. – Ach Mutter, liebste Mutter mein, mach mir ein Bett von Seiden, machs mir fein lang, machs mir fein schwank; den Tod will ich drauf leiden! – 16a. Und als es um die Mitternacht kam, das Mädel sank an die Wände (da klopft sie an die Wände), sie ruft ihrem Vater und Mütterlein und nahm ein seligs Ende. – 17. Und als es um den Morgen kam, dem Ritter träumts gar schwere. – 20, 2. bis wir die Post erfahren. – 20a. Und als sie kamen den halben Weg, das Pferd fieng an zu wanken. „Ach großer Gott vom Himmel drobn (Himmelsthron)! wie schwer sind meine Gedanken!“ – 21. Und als sie zu der Heid nein kamen, da kam ein Schäfer getrieben. „Gott grüß euch, Schäfer hübsch und fein! für wen gehn die Glocken so schöne?“ ‚‚‚Es ist gestorben eine Rittersbraut; sie läuten ihr zur Seele.‘‘‘ – 22a. Und als sie zu dem Kirchhof kamn, da grub der Gräber die Grube. „Gott grüß euch, Gräber hübsch und fein! für wen grabt ihr die Grube?“ ‚‚‚Es ist gestorben eine Rittersbraut; hier drinnen soll sie ruhen.‘‘‘ – 25. u. 26. Setzt nieder, setzt nieder, ihr Träger mein! ich muß mein Lieb noch schauen! ich seh sie heut zum letzten Mal mit ihren schwarzbraunen Augen. – 28. Du hast einmal solln meine werdn, hasts aber nicht wolln glauben! – Du hast mich einmal treu geliebt, habs aber nicht wolln glauben! – Nehmt ab, nehmt ab das Kränzelein und setzt ihr auf die Haube! – 28a. Er deckt ihr auf das Leichentuch und sah ihr zu dem Herzen: „So will ich nun und nimmermehr mit keinem Mädel mehr scherzen!“ – 32. So will ich nun und nimmermehr von keinem Schatz mehr wissen! (kein schwarzbrauns Mädel mehr küssen!) – 34. Hast du gelitten große Pein, will ich jetzt leiden Schmerzen! – Hab ich dir geben Angst und Pein, so will ich leiden Schmerzen! – 34a. O nein, o nein, edler Herre fein, das sollst du lassen bleiben! es hat schon manches liebe Paar von einander müssen scheiden. – 35. u. 36. Nun grabet mir ein Gräbelein wol zwischen zwei hohen Mauern, so will ich mich nun legen [85] ein und will darunter verfaulen! – Grabt zu, grabt zu, ihr Gräber mein, wol zwischen Stein und Mauern! legt mich zu meiner Herzliebsten ein, wir wollen mitsammen verfaulen! – 36. Man legt den Ritter zu ihr in Sarg, verscharrt sie wol unter die Linden; da wuchsen nach drei Vierteljahrn aus ihrem Grab drei Lilien. – 38. Es dauert (stunde) kaum drei Vierteljahr, da wuchsen herauf zwei Lilien; – 38a. Auf den Blättern stands geschrieben dar: sie sind Beide bei Gott gebliebn.