Textdaten
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Autor: Wilhelm Hertz
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Titel: Der Räuber
Untertitel:
aus: Gedichte, S. 137-139.
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Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1859
Verlag: Hoffmann und Campe
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Erscheinungsort: Hamburg
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Quelle: Scans auf Commons und Google
Kurzbeschreibung:
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[137]
Der Räuber.

Mein Herz ist kalt, meine Wang’ ist roth,
Und der mich zeugte, ist der Tod,
     Die Rache ist mein Leben.
Ihr Schergen, die ihr vor mir kniet,

5
Ich will euch noch ein altes Lied

     Vor Nacht zum Besten geben.

Dort drüben in dem finstern Tann,
Da lebte einst ein tapfrer Mann
     Mit sieben kühnen Knaben.

10
Dort, wo das Roth vom Felsen scheint,

Dort haben sie manch bleichen Feind
     Im Zackengrund begraben.

Doch einst umringt in wilder Nacht
Die Knaben fielen in der Schlacht,

15
     Der Vater trof von Wunden.
[138]

Er sah der sieben Söhne Fall,
Schlug sich allein durch Feindes Schwall
     Und ist im Wald verschwunden.

Er kam zur Höhle sinnberaubt,

20
Von Säbelhieben klafft sein Haupt,

     Vom Blute glüh’n die Wangen.
Da küßt er noch sein treues Weib,
Die hat von seinem wunden Leib
     Ein wildes Kind empfangen.

25
„Wach’ auf den Keim in deinem Schooß,

Säug’ ihn mit Blut und Thränen groß!
     Meine Rache soll er erben.
Wie der Tod kenn’ er Erbarmen nicht;
Die Hölle soll sein Angesicht

30
     Mit blut’gem Zeichen färben!“


Und als das Weib ein Kind gebar,
Wie Blut so roth sein Antlitz war,
     Die Mutter starb vor Grausen.
Der Knabe aber wuchs heran

35
Und soll jetzt in des Vaters Tann,

     Ein wilder Rächer, hausen.

[139]

Ihr Schergen, die ihr vor mir kniet,
Will euch bei meinem alten Lied
     Die Seele nicht erwarmen?

40
Mein Herz ist kalt, meine Wang’ ist roth,

Und der mich zeugte, ist der Tod, –
     Der schenke euch Erbarmen!