Der Pessimist des Menandros

Textdaten
Autor: Ulrich von Wilamowitz-Moellendorff
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Titel: Der Pessimist des Menandros
Untertitel:
aus: Hermes. Zeitschrift für classische Philologie, Band 11, S. 498–506
Herausgeber: Emil Hübner
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1876
Verlag: Weidmannsche Buchhandlung
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Erscheinungsort: Berlin
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Quelle: DigiZeitschriften, Kopie des Scans auf Commons
Kurzbeschreibung:
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[498]
DER PESSIMIST DES MENANDROS.

Welcher Philologe hätte nicht einmal von der Auferstehung der menandrischen Komödien geträumt, wem wäre nicht trotz aller Mahnungen des Verstandes ein Rest dieses Glaubens in kindlichem Gemüthe verblieben. Aber Mancher hatte wohl für unsere Generation die Hoffnung aufgegeben; denn dass die Zukunft mehr als ein Exemplar aus den Schulstuben Herculaneums wird aufsteigen sehen, das dürfen wir auch mit dem Verstande annehmen: nicht anders als die römische wird die campanische Jugend ihr Griechisch an Menandros gelernt haben. Aber sonst ist aus occidentalen Handschriften allerdings nichts zu erwarten; denn wenn auch die Scholastiker und Silentiare der justinianischen Zeit noch eine ganze Reihe Stücke wohl kennen[1], so schwindet doch mit ihrem Ausscheiden aus dem Schulunterrichte jede Spur einer Existenz der menandrischen Lustspiele so plötzlich und so räthselhaft, dass die Welt lange das Märchen von einem mönchischen Autodafé geglaubt hat, welches die flüchtigen Griechen den Humanisten des fünfzehnten Jahrhunderts aufgebunden haben. In der Schule aber kennt den Menander zuletzt die vita Fulgentii Ruspensis (cap. 1 der Ausgabe Lugdun. 1623[2]), wie mich Moriz Haupt gelehrt hat, als ich ihm gegenüber sehr unbegründete Hoffnungen [499] laut werden ließ, die bei mir, wie bei so vielen Studiengenossen vor der Romfahrt, Jacob Burckhardts Notiz über einen urbinatischen Menander wach gerufen hatte; auch sie hat mittlerweile ihre endgiltige Erledigung gefunden, und gewiss hatte Haupt recht, wenn er mir meine Träume störte: dennoch war damals schon dreißig Jahre ein Blatt Menander entdeckt, aber freilich in den Händen seines für heidnische Verse unempfänglichen Finders grade so verborgen, wie die Blätter des Hersfelder Ammian, die uns eben ein günstiges Geschick auch wider jedes besonnene Erwarten beschert, in ihren Actenbündeln. Vielleicht findet sich in Tischendorfs Nachlass noch die Originalcopie, vielleicht selbst das Original. Jedenfalls wollen wir glücklich sein, dass wenigstens eine Abschrift in sachverständige Hände gerathen ist, und in die Hände dessen, der dieses Schatzes vor allen Lebenden am meisten würdig war. Cobet hat sein unvergleichlicher Trefferblick auch hier nicht verlassen, er hat gefunden, was nur er finden konnte; aber die eigentliche Aufgabe, ein zusammenhängendes Verständniss der einzigen Scene eines neuattischen Lustspieles, die wir besitzen, hat er ungelöst gelassen. Trotzdem halte ich sie für lösbar; möge er selbst sehen, ob ich von ihm zu lernen verstanden habe.

Es wäre ein wunderlicher Zufall, wenn die beiden im letzten Hefte der Mnemosyne S. 285 abgedruckten menandrischen Versreihen zwei zusammenhangslose Bruchstücke, gar aus verschiedenen Komödien, wären. In Wahrheit schließen sie inhaltlich so nahe zusammen, dass die einfachste Annahme auch die wahrscheinlichste ist. Tischendorf hat ein Blatt gefunden, 24 Zeilen auf der Seite, aber die Vorderseite sehr unleserlich und so verrieben, dass die letzten fünf Zeilen völlig unkenntlich waren. Verblasst werden auch an den Stellen des Personenwechsels rothe Striche sein: denn dass dieser ganz unbezeichnet gewesen sei ist kaum glaublich; nur müssen die Striche innerhalb der Verse senkrecht gewesen sein, da kein Raum für wagerechte frei gelassen ist. Uebrigens hat Tischendorf in der Abschrift zum Theil unmögliche Buchstabenformen, wie das Ω statt ω gegeben, und auf seine Altersbestimmung ist natürlich geringer Verlass; schwerlich war die Handschrift älter als der euripideische Phaethon: sie ist zu fehlerhaft geschrieben.

Dass wir Menander vor uns haben hat Cobet glänzend erwiesen, indem er die beiden Schlussverse in dem Eingang eines [500] menandrischen Bruchstückes bei Klemens von Alexandreia Strom. VII 844 wiedererkannt hat. Aber den Namen des Stückes habe ich nicht ermitteln können; denn Meinekes Vermuthung, der eben jene Verse in den Δεισιδαίμων aufgenommen hat, ist zwar von Cobet angenommen[3], wird aber durch den Zusammenhang widerlegt, denn kein Abergläubischer tritt hier auf und nicht im Ernste soll gezaubert werden. Ich habe also oben einen Namen meiner Fabrik gesetzt, den man griechisch freilich mit Δύσκολος übersetzen kann; aber an das menandrische Stück gleichen Namens ist nicht zu denken, ich wollte nur den Charakter der Hauptperson, des Pheidias, bezeichnen. Diesen hat Cobet nicht erkennen können, weil ihm die pessimistischen Tiraden nicht geläufig sind; ein Deutscher müsste sich die Ohren mit der Watte einer vorgefassten Meinung verstopfen, wollte er in diesem Lamentieren über der Welt Schlechtigkeit nicht den ausgesprochensten Weltschmerz klingen hören; nicht etwa jenen heroischen Lebensüberdruss der dem Balsamsaft der Trauben und jeder höchsten Liebeshuld flucht, sondern den hochmodernen, sich in seiner Krankhaftigkeit brüstenden, der mit der coquetten Weltverachtung ein recht bequemes Genussleben und untadelhafte Toilette zu verbinden weiß. Dieses Schlages ist unser Held Pheidias. Wir hören ihn poltern, gegen Wein und Weiber, nicht ohne wohlgefällige Detailmalerei, wo es die Nachtseiten des Lebens zu schildern gilt. Und sehr nah geht ihm dieser Schmerz um die schlechteste aller möglichen Welten; er klagt, wie er in tiefem Sinnen darüber die kummervollen Nächte auf seinem Bette zubringe; ganz wie Euripides liebeskranke Phaidra vorgiebt ἤδη ποτ’ ἄλλως νυκτὸς ἐν μακρῷ χρόνῳ Θνητῶν έφρόντισ’ ᾗ διέφθαρται βίος. Es ist wohl möglich nach Menanders ganzer Art, dass er eben diese hochberühmten Worte von seinem Pheidias hat anwenden lassen: denn dieser letzte Trumpf des Weltschmerzes war in den am Ende der Vorderseite zerstörten Versen ausgespielt. Naturgemäß hält Pheidias nun etwas inne, und so kommt sein Widerpart, ein alter gutmüthiger Herr (Onkel oder Haussclave), der ihn erzogen hat, aber seines Glaubens ein [501] unverbesserlicher Optimiste ist, zu Worte, während er vorher die Predigt nur mit wenigen ironischen Bemerkungen begleitet hat. Er fährt Pheidias mit der völlig vom Zaun gebrochenen Frage in die Parade, wie hoch denn die Agoranomen heut den Weizenpreis notiert hätten. Das consterniert Pheidias. Aber Onkel fahrt unbeirrt fort, „ich brauche die Frage zu einem argumentum ad hominem; wenn du dir durchaus über Jemand anders den Kopf zerbrechen willst, lieber Junge, dann thus gefälligst über die Menschen, welche es so viel schlechter haben als du, und da wird sich der Weltschmerz schon legen. Wenn dir aber dein eigenes Elend, welches in schlechtem Schlafe besteht, Sorge macht, so fange deine Untersuchungen lieber bei dir an, dann wird es sich schon aufklären. Du machst dir keine Bewegung, du verzärtelst deinen Körper, der Erfolg ist ganz natürlich: gutes Leben, schlechter Schlaf. Ergo, es fehlt dir gar nichts, außer – entschuldige das derbe Citat – die Freiheit die dem Werther fehlte, so dass er sich so verdorben hat, die Freiheit, die Nicolai an Werthers Grabe hatte, wie die so Leute haben. Nicht wahr, leugne nur nicht, nicht wahr, ich habs getroffen“. Freilich hats Onkel getroffen; ganz kleinlaut giebt Phidias seine schweren Nöthe zu, und als Onkel seinen thörichten Trotz schilt, der sich gescheut habe den Grund seines Uebelbefindens anzugeben, da bittet er nur um einen guten Rath. Und gleich ist Onkel wieder gutmüthig und freundlich; die Heilung sei sehr einfach; denn für reale Krankheiten gäbe es reale Mittel, für eingebildete aber sei der Schwindel gut. – Hier bricht unsere Ueberlieferung ab. Es leuchtet ein, dass die Scene der Exposition angehört, und dass sich die Handlung des Stückes um die Bekehrung des Pessimisten drehte. Ob aber, was mich wahrscheinlicher dünkt, die Verdauungsbeschwerden bloß ein artiges Intermezzo bilden sollten, wesentlich um des komischen Effectes willen, den das plötzlich im Wortsinne genommene Sprichwort haben musste, oder ob darauf sich gumpelinohafte Schwanke bauen sollten – mögen es uns die Klöster des Orients lehren. Aber wenn auch der Verstand dieser Hoffnung gegenüber Recht behalten sollte, ein Schatz bleibt die Scene auch in ihrer Vereinzelung: sie lehrt uns verstehn, weshalb Menandros der Liebling eines Jahrtausends gewesen ist. Denn der Reiz auch des griechischen wie eines jeden bürgerlichen Lustspiels lag in der feinen Detailmalerei, in der Behandlung, nicht in der [502] Fabel, dem μῦθος τῆς κωμῳδίας, und darum kann uns weder die tölpelhafte Travestie des umbrischen Müllerknechtes von den Φιλάδελφοι, noch die semitische Betriebsamkeit des halbierten Menanders von den Ἀδελφοί einen Begriff geben. Wohl aber erkennen wir, dass gerade unsere Zeit und unsere Cultur an Menandros ein besonderes Gefallen finden würde. Denn er ist der Spiegel einer uns verwandten Periode in der Entwickelung der Menschheit. Seine Zeit, die Zeit der διάδοχοι, nicht bloß des großen Alexandros, sondern auch des Aristoteles Praxiteles Lysippos, jene Zeit einer eminenten politischen industriellen wissenschaftlichen Regsamkeit, aber eines künstlerischen und litterarischen Epigonenthums, jene Zeit, welche die griechische Cultur bis zu der Mündung des Ganges und den Quellen des Niles trug, in den Geisteswissenschaften die minutiöseste Detailforschung, in der Naturwissenschaft die kühnsten Entdeckungen zeitigte, aber bei aller der vielgestaltigen Bildung so gründlich phantasielos und philiströs war: jene Zeit dürfte wohl in der unseren auf einen verwandten Wiederhall rechnen. „Die besten Dichter und Künstler aber, die sich in dieser Zeit berühmt gemacht haben, waren noch von dem Stamme, welcher in dem Grunde der stolzen Freiheit gepflanzt worden, entsprossen, und die Sitten des Volkes beförderten die letzte Feinheit und den auf das Höchste getriebenen Geist in den Werken des Witzes und der Kunst. Menander, der Freund des Epicurus, trat mit den ausgesuchtesten Worten, mit dem abgemessensten und wohlklingendsten Maße, mit gereinigten Sitten, in Absicht zugleich zu belustigen und zu lehren und zu tadeln, mit einem feinen attischen Salze auf die Schaubühne, als der erste, dem sich die komische Grazie in ihrer lieblichsten Schönheit gezeigt hat.“ Es sind die Worte, mit denen Winckelmann am Ende des neunten Buches der Kunstgeschichte den Dichter charakterisiert, so treffend und schön wie es nur der gigantische Mann konnte, vor dessen Prophetenauge trotz aller Verkümmerung und Entstellung die gesammte Entwickelung des hellenischen Geistes in unerreichter Klarheit lag, weil sein Auge sie in allen ihren Offenbarungen, ohne die Scheuklappen sogenannter Specialdisciplinen der Wissenschaft, weil er sie unmittelbar, ohne die Brillen litterargeschichtlicher und archäologischer Systeme, betrachtete, und eine jede Erscheinung mit historischem, also mit gerechtem Sinne in den Bedingungen ihres Werdens und also in ihrer Berechtigung [503] auffasste. Winckelmann verwendet die Reste der menandrischen Dichtung, die er übrigens, so viel ich weiß, nur in dem Schmutze des Clericus kannte, zur Charakteristik der gleichzeitigen Kunst: uns lassen die glücklichen Funde der letzten Jahre vielmehr in der zierlichen Kleinkunst, wie sie vor allem boiotische und megarische, auch athenische Gräber ans Licht gebracht haben, die lebensvolle Illustration wie zu den Caricaturen der theophraetischen Charactere so zu der anmuthigen Hetärenwelt Menanders erblicken. So reinen und unmittelbaren Genuss wie die Tanagräerinnen würden uns schwerlich selbst die vollständigen Dichtungen jener Zeiten gewähren; aber derselbe Geist ist es, der auch aus ihnen spricht, und von der vornehmen aber lieblichen Grazie, von dem nicht tiefen aber feinen Gemüthe, von dem scharf beobachtenden aber wohlwollenden Humor, den die wundervolle Statue des Dichters in der Galleria delle statue zeigt, weht, dünkt mich, auch ein Hauch noch in den zerrissenen Resten seines ‚Pessimisten‘.

Doch es ist Zeit, dass wir ihn zu Worte kommen lassen. Bei der Reconstruction aber muss man in jedem einzelnen Punkte unbedingte Sicherheit erreichen auch nicht einmal wollen: demgemäß begründe ich meine Ergänzungen nur wo es mir besonders angezeigt erscheint; es mag sich einzeln etwas besseres, öfters etwas gleichwerthiges finden lassen, aber die Mehrzahl der Möglichkeiten, die die Zukunft zweifelsohne vorbringen wird, werde ich wohl auch bedacht und verworfen haben. Von Cobet bin ich nirgend aus subjectivem Gefühle, sondern nur wo ich präcisierbare Gründe zu haben glaube abgewichen: ich betrachte solche Versuche als keine Spielerei müßigen Scharfsinnes, sondern als ernsthafte Wissenschaft, und möchte den der mich verurtheilen will erst bitten selbst den Ergänzungsversuch im ganzen zu wagen. Aber vorausschicken will ich noch ein menandrisches Bruchstück, dessen Zugehörigkeit zu diesem Zusammenhange Cobet erkannt hat, ohne dass es möglich wäre, den Zusammenhang genauer zu bestimmen. Es ist eine Anrede des Onkels an Pheidias und steht in Plutarchs Trostschrift an Apollonios 103c

εἰ γὰρ ἐγένου σύ, τρόφιμε, τῶν πάντων μόνος,
ὅτ’ ἔτικτεν ἡ μήτηρ σ’, ἐφ’ ᾧ τε διατελεῖν
πράττων ἃ βούλει καὶ διευτυχῶν ἀεί, καὶ τοῦτο τῶν θεῶν τις ὡμολόγησέ σοι,
ὀρθῶς ἀγανακτεῖς, ἔστι γάρ σ’ ἐψευσμένος

[504]

ἄτοπόν τε πεπόηκ’· εἰ δ’ ἐπὶ τοῖς αὐτοῖς νόμοις
ἐφ’ οἷσπερ ἡμεῖς ἔσπασας τὸν ἀέρα
τὸν κοινόν, ἵνα σοι καὶ τραγικώτερον λαλῶ,
οἰστέον ἄμεινον ταῦτα καὶ λογιστέον.
τὸ δὲ κεφάλαιον τῶν λόγων, ἄνθρωπος εἶ,
οὗ μεταβολὴν θᾶττον πρὸς ὕψος καὶ πάλιν
ταπεινότητα ζῷον οὐδὲν λαμβάνει.
καὶ μάλα δικαίως· ἀσθενέστατον γὰρ ὄν
φύσει μεγίστοις οἰκονομεῖται πράγμασιν,
ὅταν πέσῃ δὲ πλεῖστα συντρίβει καλά.
σὺ δ’ οὔθ’ ὑπερβάλλοντα, τρόφιμ’, ἀπώλεσας
ἀγαθὰ τὰ νυνί τ’ ἐστὶ μέτριά σοι κακά,
ὥστ’ ἀνὰ μέσον που καὶ τὸ λυπηρὸν φέρε
[4].

Nun folge das erste Tischendorfische Bruchstück, also die Vorderseite des Blattes. Wir stehen in einer Rede des Pheidias, von der man etwa noch höre πῶς δὲ καὶ δύναται πιεῖν

ἄνθρωπος οἶνον, αὐτὸ τοῦτ’ ἐκπλήτ[τομαι[app 1]
ἔγωγε· ὑπὲρ (δε) τοῦ μεθύσκε(σ)θ’ οὐ λέγω·[app 2]
ἀπ(λη)στίᾳ[app 3] γὰρ ἐσθ’ ὅμοιον τοῦτό γε,
εἰ καὶ βιάζεται κοτύλην τις τοῦ (ὀ)βό[λου
[app 4]

5
ὠνούμενος πίνειν ἑαυτόν. Α. τοῦτ’ ἐ[γὼ

προσέμενον. Φ. οὗτος ἐμπεσὼν διασ[κεδᾷ
τὸν ἔρωτα. Α. τί δέ μοι τοῦτο πάλιν; Φ. οἰμώ[ξεται.
προῖκα δὲ λαβὼν τάλαντα τέτταρ’ ἀργύ[ρου
ο]ὐ τῆς γυναικὸς νενόμιχ’ αὑτὸν οἰκέ[την;[app 5]

10
ἀπόκοιτός ἐστι, πορνοβοσκῷ δώδεκ[α
[505]

τῆς ἡμέρας δραχμὰς δίδωσι. Α. δώδεκα;
λελόγισ]τ’ ἀκ[ρι]βῶς οὑτοσὶ τὰ πράγματα.
Φ. .... Ϲδια[τ\ροψην άνδρϊ και ΠΡΟϹΗΜΕΡ
..... λ]ελ[όγ]ισται δύ’ ὀβολοὺς τῆς ἡμέρας

15
..... NT .. ΓΩΠΕΙΝΩΝΤΙΠΤΙ ....... ΠΟΤΕ

.... Ϲ .. ΠΡΟϹΜΕΝΕΙΧΑΙΡΩ ....
.... ΓΛΥΚΥΤΑΤΕΟΤΗϹ ............... ΤΗΡ
.... ONωϹAΘΛIOϹTIϹ.....[app 6]
....... ΤΡΙϹΚΑΚΟΔ .......

Die schweren Klagen, das ἄθλιος und τρισκακοδαίμων des Pheidias sind kenntlich. Nun fehlen die, vermuthlich fünf, Verse, in denen er seiner Schlaflosigkeit Erwähnung that, dann geht es, also auf der Rückseite des Blattes, weiter

20
Α. πῶς εἰσὶν οἱ πυρο[ὶ κατ’ ἀγορὰν ὤνιοι;[app 7]

Φ. τί δὲ σοὶ μέλει τοῦτο; Α. οὐθὲν, [ἀλλὰ κολλάβῳ[app 8]
εἰς τὴν ἀλήθειαν καταχρῆσ[θαι βούλομαι·[app 9]
ἂν τείμιος δακέτω σε ὑπὲρ ἑ[τέρου τινὸς
πένητος, αἰσθοῦ σαυτὸν ὄντα, [Φειδία,
[app 9]

25
ἄνθρωπον, ἄνθρωπον δὲ κα[ὶ στέργειν σε χρή,[app 10]

ἵνα μὴ ἐπιθυμηῆις τῶν ὑπὲρ [σὲ γεγονότων,
ὅταν δ’ ἀγρυπνεῖν εἴπηις, τίς ε[ἶ σαυτὸν σκοπῶν
τὴν αἰτίαν γνώσῃ. περιπατ(ή)σ[ας
[app 11] κακῶς
εἰσῆλθες
[app 12] εὐθὺς ἂν κοπιάσῃ[ς ἐς Δάμα,

30
μαλακῶς ἐλούσω· πάλιν ἀνασ[κόπει· βίος
[506]

πρὸς ἡδονήν, ὕπνος αὐτοσόβ[ος ἀνέπτατο·
τὸ πέρας· κακὸν ἔχεις οὐδέν, ἡ [δέ σοι νόσος
ἔστι ἣν διῆλθες – φορτικώτερ[ον δέ τι
ἐπέρχεταί μοι, τρόφιμε, συγγν[ώμην δ’ ἔχε –

35
τὸ δὴ λεγόμενον, οὐκ ἔχεις ὅ(π)[οι χέσῃς[app 13]

ὑπὸ τῶν ἀγαθῶν. εὖ ἴσθι, μη[δ’ ἄλλως λέγε,
(εὖ ἴσθ)ι, τἀληθῆ λέγω. Φ. νὴ τοὺς θε[ούς,
τοῦτ’ ἐστὶ τἀρ(ρ)ώστημα καὶ μῆ[νας δέκα
[app 14]
ἀτόπως ἐμαυτοῦ καὶ βαρέως [ἔχω πάνυ.[app 15]

40
Α. φιλό]νικόν ἐστι τὸ ἀνόητο[ν· οὔ σ’ ἔχρην[5]

σιγᾶ]ν, πάνυ γὰρ ταυτεὶ λελ[όγισμ’ ἐγὼ πάλαι.
Φ. τί οὖν] παραινεῖς; Α. ὅ τι πα[ραινῶ; τοῦτ’ ἐρῶ.
[app 16]
εἰ μέ]ν τι κακὸν ἀληθὲς [εἶχες, Φειδία,
ζητεῖ]ν ἀληθὲς φάρμα[κον τούτου σ’ ἔδει·
[app 17]

45
νῦν δ’ οὐκ ἔχεις, κενὸν ἄρα καὶ τὸ φάρμακον

πρὸς τὸ κενόν, οἰήθητι δ’ ὠφελεῖν τί σε.
περιμαξάτωσάν σ’ αἱ γυναῖκες ἐν κύκλῳ,
καὶ περιθεωσάτωσαν· ἀπὸ κρουνῶν τριῶν
ὕδατι περίρραν’ ἐμβαλὼν ἅλας, φακούς.

Greifswald, 20. Juli.

ULRICH von WILAMOWITZ-MÖLLENDORFF.

[Textkritischer Apparat]

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  1. 1 Schluss von Cobet ergänzt; bei selbstverständlichen Ergänzungen bemerke ich das nicht weiter; auch nicht bei der Personenvertheilung.
  2. 2 δὲ fehlt in der Handschrift, ebenso wie das σ, welches Tischendorf zugefügt hat.
  3. 3 ΑΠΙϹΤΙΑ
  4. 4 TOYϹBO. Dass der Artikel bei der Preisangabe griechisch, wenn auch nicht gewöhnlich ist, kann man aus Jacobis Index ersehen.
  5. 6—9 von Cobet ergänzt, 6 zweifelhaft.
  6. 12 ἐπίατατ’ ἀκριβῶς Cobet. Aber mit dem Verbum λογίζεσθαι, das er 14 richtig hergestellt hat, wird hier mehrfach gespielt, und zudem ist der Vers so besser. Das Folgende lässt sich nicht ergänzen; schon das Ende von 13 ist sehr bedenklich, und sicher verderbt überliefert sind 15 und 16, welche einen Spondeus im vierten Fuße haben; auch 18 verstattet keine metrisch erträgliche Herstellung.
  7. 20 πυροὶ παρ’ ὑμῖν ὦνιοι Cobet, selbst zweifelnd und ohne Beziehung.
  8. 21 Da ein Singular, auf den sich τίμιος beziehen kann, nöthig ist, der Begriff Weizen nicht hineinzubringen, so ist der Begriff Brot erfordert. Dass κόλλαβος vorzüglich passt, lehrt Athenaeus III 110.
  9. a b 22 und 24 von Cobet ergänzt.
  10. 25 Ich weiß, dass στέργειν absolut gebraucht etwas gewählter ist als der gewöhnliche Dialogstil Menanders, aber es passt weitaus besser als alle andern Möglichkeiten die ich kenne.
  11. 28 ΠΕΡΙΠΑΤΕΙϹ zur sicheren Heilung der leichten Corruptel führt von selbst die Betrachtung der folgenden Aoriste.
  12. 29 εἰσῆλθες beweist, dass gesagt war, wohin Pheidias nach dem Spaziergang gehe; dass er ins Bad geht, zeigt das Folgende: dies lässt sich angemessen nur mit einem Eigennamen, wie er einem Badewirthe zukommt, geben.
  13. 33. 34. 35 (wo Tischendorf ΟΝ für ΟΠ gelesen hat) glänzend von Cobet hergestellt nach Marcus Antonin. V 12, wo er auch erst mit gewaltsamer aber sicherer Hand den schwersten Schaden heilen musste: aber anders ist jenen schwer entstellten Büchern nicht aufzuhelfen.
  14. 38 ΙΚΟΙΤΑΛ von Tischendorf mit leichtem Irrthum verlesen.
  15. 39 von Cobet ergänzt.
  16. 42 der Schluss von Cobet ergänzt.
  17. 43. 44 von Cobet aus dem Fragment, Deisidaimon I Mein. ergänzt, dem 45–49 angehören. Die bei Klemens erhaltenen Verse sind in der Handschrift leicht entstellt, aber überall steht das Richtige außer Zweifel.

[Sachkommentar]

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  1. Ist auf das Lemma von Anthol. XI 263 Verlass, so wäre zu Palladas Zeit sogar noch Menander auf die Bühne gekommen. Das allmähliche Absterben der dramatischen Spiele muss aber überhaupt erst noch zusammenhängend untersucht werden. Jenes Gedicht lautet Παύλῳ κωμῳδῷ κατ’ ὄναρ στὰς εἶπε Μένανδρος Όὐδὲν ἐγὼ κατὰ σοῦ καὶ σὺ κακῶς με λέγεις‘. Es ist für Palladas schlecht genug.
  2. Ich citiere das mir unbekannte Buch nach einem Zettel in Haupts Nachlass.
  3. Die von Cobet als Beleg angeführte Stelle desselben Buches der Stromateis S. 842, d. h. Meinekes zweites Bruchstück des Abergläubischen beweist gar nichts. Klemens schreibt in jener Partie aus irgend einer poetischen Anthologie das Gapitel vom Aberglauben aus.
  4. τὸ λοιπὸν φέρε die Handschriften. Dass der Begriff des λυπεῖν erforderlich sei hat schon Grotius gesehen. Falsch, wie die Vorschläge welche sie ersetzen wollen, sind auch Herchers λοιπὸν διάφερε, das einen völlig fremden Gedanken hineinträgt, und Cobets λυποῦν δεῖ φέρειν, wo das Pronomen nicht entbehrt werden kann. Ich halte auch hier den etwas gewählteren Ausdruck für den angemessensten, abgesehen davon, dass es methodisch ist, die Aenderung auf das sicher verderbte Wort zu beschränken.
  5. 40 οὔ σ’ ἔχρην σιγᾶν ist matt und demnach schwerlich das Wahre.