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Autor: Heinrich Gottlob Gräve
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Titel: Der Pan Dietrich
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aus: Volkssagen und volksthümliche Denkmale der Lausitz, S. 54–55
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Erscheinungsdatum: 1839
Verlag: F. A. Reichel
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Erscheinungsort: Bautzen
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Quelle: MDZ München, Commons
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[54]
XI. Der Pan Dietrich.[1]

Wenn man von dem ungefähr 1½ Stunden von Budissin gelegenen Dorfe Mönichswalde den Fußsteig nach dem Marktflecken Wilthen hin wandelt, gewahrt man rechter Hand einen mittelmäßig hohen, mit Nadelholze bewachsenen Berg, der Pan Dietrich (zu teutsch: Herr Dietrich) genannt, von welchem man sich erzählt:

Wie in den Zeiten des Faustrechts ein wilder, unbändiger Raubritter, Namens Dietrich, daselbst seine Burg gehabt, welcher die ganze Gegend umher weit und breit in Furcht und Schrecken setzte, und nach vollbrachten [55] Weglagerungen der Jagd an Sonn- und Festtagen oblag, mit seinen wüsten Gesellen schlemmte und zechte, sich weder um Gott, noch Menschen bekümmerte und so Tag täglich sein rohes, ungebundenes Leben fortführte. Im Leben ging ihm Alles nach Wunsch und Willen; allein nach dem Tode folgte die Strafe, indem er mit seinen Kumpans im Früh- und Spätjahre als scheußliche Spukgestalt, bald mit, bald ohne Kopf, unter Begleitung von Hunden und andern wilden Thieren, unter tosendem Lärm, Heulen, Pfeifen, Pferdegewieher und Peitschenknall aus seiner verfallenen Burg – welche jetzt nur noch in der Runde zusammengeworfene Steine, denen man keine Bearbeitung ansieht, zeigt – auszieht, im Kreise einigemal herumfegt und sich dann wiederum dahin zurückbegiebt und durch sein Erscheinen Krieg, Pest, Sterben, Mißwachs, oder andre Unglücksfälle verkündet. Dem Zuge, welchen der Tod, auf einer Eule reitend, beschließt, schreitet der fromme Bonifacius (der ihn oft von seinem rohen, wüsten Leben abzustehen, vergeblich ermahnte) voran.

Wen erinnert nicht diese Sage an das in Thüringen so bekannte wüthende Heer, dem der treue Eckhard warnend vorangeht, – so wie an den unbändigen Graf von Hackelberg, der auf der Jagd den Hals brach, oder an den – selbst durch Actenstücke bekannten – Kriegs- und Friedensfürst Lindenschmidt im Odenwalde, der selbst zu unsern Zeiten aus seiner Kriegesveste ziehend, die französische Revolution verkündete und nach des großen Kaisers Fall in die Friedensburg kehrte.


  1. Auch Bern Dietrich (Bernhard Deitrich), in manchen Gegenden der Lausitz auch Schümbrich genannt. Der herrl. Luther gedenkt auch seiner in Folgendem: „Als wenn ich aus Dietrich von Bern wollte Christum machen etc.; daher er den Teutschen auch als ein vermeintes Gespenst scheint bekannt gewesen zu seyn. Man hört ihn des Nachts blasen, jagen, schreien, seine Jagdhunde bellen, sieht ihn mit oder ohne Kopfe herumreiten. Man behauptet, daß, wer ihn nur nicht necke, oder nachschreie, nichts von ihm zu befürchten habe, thue man aber dieses, so werfe ihm der Pan Dietrich ein Stück Fleisch vom gefallenen Viehe zu, welches er zeitlebens nicht, als blos mit Hilfe des Scharfrichters los werden könne.