Textdaten
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Autor: Theodor Lachmann
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Titel: Der Minkreiter bei Bambergen
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aus: Ueberlinger Sagen, in: Alemannia, Band XVI, S. 249
Herausgeber: Anton Birlinger
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Erscheinungsdatum: 1888
Verlag: Peter Hanstein
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Erscheinungsort: Bonn
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Quelle: Google-USA*, Commons
Kurzbeschreibung:
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[249] 2 DER MINKREITER BEI BAMBERGEN

Die alte Straße von Überlingen über Lippertsreute ins Salemertal fürt in der Nähe von Bambergen, oberhalb des Hefhäusle’s in bedeutender Steigung durch den Wald gegen den Schönbucherhof, und wird hier von einem Waldweg gekreuzt. Diser Waldweg heißt der „Minkweg;“ der Name soll von einem ehemal. Abtei Salem’schen Förster herrüren, welcher auf einem Schimmel-Wallachen („Mink“) und begleitet von einem schwarzen Hund seine Forsten von Salem über Owingen biß nach Münchhof bei Stockach durchritten; er war ein Tyrann seiner Untergebenen, plagte die Waldarbeiter, namentlich die Bannwarte und Holzhauer, aufs Schändlichste, fluchte gräulich und fürte gottlose Reden. Deshalb muste er nach seinem Tode umgehen. Manchmal in der Nacht hört man den Minkreiter im Walde fluchen und krakeelen; noch jezt verwirrt er oft die Leute, die die Steige hinauf gehen, so daß sie den Weg nicht mer finden und schließlich da aus dem Wald herauskommen wo sie hineingegangen; oder er macht die Pferde scheu, daß sie den Wagen umwerfen; mitunter hemmt er auch das Furwerk derart, daß es nicht mer weiter gebracht werden kann und umkeren muß. Gar Mancher fürchtet sich, Nachts allein durch den Wald zu gehen; Frauen holen häufig aus dem Hefhäusle einen Mann, der sie biß zum Ausgang des Waldes begleiten muß. Ein Bauer fur einmal Nachts mit zwei Pferden den Berg hinan; da hörte er aus dem Wald Rossegewiher und hielt an, um das Tier herankommen zu laßen; allein es kam Nichts, trozdem das Gewiher fortdauerte. Nun fürchtete er, „es sei der Mink“ und fur rasch von dannen. Einstens gieng ein Knecht aus einem benachbarten Hof schimpfend und fluchend mit seinem Meister durch den Wald; beim Minkweg angekommen rief er: „Mink! Jezt komm einmal!“ Da stand plözlich ein großer Mann neben im und gab im eine solch kräftige Orfeige, daß er zu Boden stürzte. Dann war der Mann wider verschwunden. Alles diß ward auch vom Meister wargenommen. Der Knecht aber gieng seitdem nie mer, weder bei Tag noch bei Nacht, durch den Wald. Vor merern Jaren marschierte ein beurlaubter Soldat bei Mondschein heimwärts durch den Wald und bemerkte auf einmal hinter sich einen großen schwarzen Hund, der im folgte, der stehen blib wenn er stand, und der weiter gieng, wenn er gieng. Der Soldat hielt seinen Säbel bereit; aber der Hund tat im Nichts zu leid, ja er murrte gar nicht, sondern folgte im biß auf die Höhe, wo der Minkweg die Landstraße schneidet. Hier verschwand der Hund plözlich.

Mündlich