Der Meßner zu Bamberg
[207] Der Meßner zu Bamberg.
Der Meßner Jobst zu Bamberg ward
Gar gern geseh’n bei frohem Schmause:
Ihn lockte mehr der Zecher Art,
Als frommer Dienst im Gotteshause.
Die heiße Wang’ ihm thät’ erglühen
Bei Wein und Minnesold, vergaß
Er leicht des Tages heil’ge Mühen.
So war er einst vom Weine spät
Und ohn’ ein frommes Nachtgebet
Hat ihn der Schlummer bald umfangen.
Und hohl, wie aus dem Grabe tönt
Ein Pochen in des Domes Raume.
Erwachte Jobst aus schwerem Traume.
Und eilt voll Angst der Kirche zu,
Späht’ rings im Tempel gar verdrossen,
Was ihn gestört aus süßer Ruh’
Er schaute nichts, doch plötzlich stieß
Sein Fuß an eines Grabmals Kante,
Das prunklos diese Inschrift wies,
Die nicht des Frommen Namen nannte:
Zu meines Namens Angedenken,
Und täglich sei’s des Meßners Pflicht,
Die Lampe frisch mit Oel zu tränken.“
„„Schlaf’ still in deinem dunklen Haus,
So rief der Meßner frevelnd aus,
Eilt brummend aus des Tempels Halle.
[208] Still war’s. Der freche Spötter schlief.
Doch horch’! Welch’ schaurig Grabespochen
Daß ihm begann das Blut zu kochen.
„So schweige doch, du todter Mann!
Was willst du mir die Ruhe stehlen?
Nicht zünd’ ich dir die Lampe an,
Es klirrt - erzittre Bösewicht! -
Es öffnet sich des Zimmers Thüre.
Da steht der Geist. „Riefst du mir nicht?
Nun folge mir, wie ich dich führe.“
Das Thor geht auf, der Geist bleibt stehen
Am Grab. „Nun Jobst die Hand zum Krug,
Und thue jetzt, was nicht geschehen!“
Der Meßner that nach dem Geheiß;
Jobst aber fror das Blut zu Eis,
Geschehen war des Frevlers Wille.
Siehst du im Dom den Beter knie’n?
Jobst ist’s, der Küster, frommergeben.
Er führt ein bußgeweihtes Leben.