Der Lügenstein
Der Lügenstein.
Otmar’s Volkssagen |
Auf dem Domplatz zu Halberstadt liegt ein runder
Fels von ziemlichem Umfang, den das Volk nennet
den Lügenstein. Der Vater der Lügen hatte, als
der tiefe Grund zu der Domkirche gelegt wurde, große
Felsen hinzugetragen, weil er hoffte, hier ein Haus
für sein Reich entstehen zu sehen. Aber als das Gebäude
aufstieg und er merkte, daß es eine christliche Kirche
werden würde, da beschloß er, es wieder zu zerstören.
Mit einem ungeheuern Felsstein schwebte er herab, Gerüst
und Mauer zu zerschmettern. Allein man besänftigte
ihn schnell durch das Versprechen, ein Weinhaus
dicht neben die Kirche zu bauen. Da wendete er den
Stein, so daß er neben dem Dom auf dem geebneten
Platz niederfiel. Noch sieht man daran die Höhle, die
der glühende Daumen seiner Hand beim Tragen eindrückte.