Textdaten
<<< >>>
Autor:
Illustrator: {{{ILLUSTRATOR}}}
Titel: Der Krokodilwächter
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 34, S. 577, 580
Herausgeber: Adolf Kröner
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1894
Verlag: Ernst Keil’s Nachfolger in Leipzig
Drucker: {{{DRUCKER}}}
Erscheinungsort: Leipzig
Übersetzer:
Originaltitel:
Originalsubtitel:
Originalherkunft:
Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung:
Eintrag in der GND: {{{GND}}}
Bild
[[Bild:|250px]]
Bearbeitungsstand
korrigiert
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal Korrektur gelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.
Um eine Seite zu bearbeiten, brauchst du nur auf die entsprechende [Seitenzahl] zu klicken. Weitere Informationen findest du hier: Hilfe
Indexseite


[577]

Krokodile und Krokodilwächter.
Nach einer Originalzeichnung von F. Specht.

[580] Der Krokodilwächter. (Zu dem Bilde S. 577.) Der rohe Kampf ums Dasein beherrscht die Tierwelt, und auch in den sogenannten Tierfreundschaften ist der Egoismus, das Nützlichkeitsprinzip maßgebend. Die Herden auf der Weide locken Kerbtiere an, welche sich auf der Haut der Tiere ansiedeln und für diese zur Plage werden. Die Stare, namentlich die Hirtenstare, merken es, sie wissen wohl, daß dort, wo es Herden giebt, Kerbtiere vorhanden sind, und sie fliegen den Herden zu, säubern das Vieh von den Schmarotzern und werden infolgedessen als Befreier von einer lästigen Plage für Rinder und Schafe geduldet. Der afrikanische Kuhreiher (nicht zu verwechseln mit unserem Kuhreiher) leistet den Büffeln und Elefanten dieselben Dienste und wird geduldet, selbst wenn er zudringlich wird. Auf demselben Grundsatz ist die anscheinende Freundschaft zwischen dem Krokodil und dem regenpfeiferartigen Vogel, dem Krokodilwächter, begründet. Dieses Verhältnis war schon den alten Naturforschern bekannt, und Plinius erzählt: „Wenn das Krokodil mit gähnendem Rachen auf dem Lande liegt, fliegt der Vogel Trochilus herbei, schlüpft ihm ins Maul und reinigt dasselbe. Das thut dem Krokodil wohl und es schont daher den Vogel, ja es öffnet den Rachen weiter, damit er sich nicht drückt, wenn er heraus will. Dieser Vogel ist klein, nicht größer als eine Drossel, hält sich in der Nähe des Wassers auf und warnt das Krokodil vor dem Ichneumon, indem er herbeifliegt und es teils durch seine Stimme, teils durch Picken an der Schnauze aufweckt.“

Die Thatsachen sind wahr, und jeder, der an den Nilufern längere Zeit weilt, kann. sie bestätigen. Der kritische Naturforscher der Neuzeit deutet sie aber ein wenig nüchterner. Der Krokodilwächter traut nicht ganz und gar dem Krokodil. Er besucht es, denn es bildet für ihn eine reichbesetzte Tafel; es sind ja auf demselben immer allerlei genießbare Wassertierchen zu finden. Der Vogel kennt genau alle Eigentümlichkeiten seines Wirtes und verkehrt mit ihm anscheinend ganz vertraulich, so daß er selbst die Mahlzeitbrocken, die dem Ungetüm zwischen den Zähnen stecken blieben, fortpickt; aber der kecke Bursch ist stets auf seiner Hut und weiß sich im Augenblick der Gefahr rechtzeitig zurückzuziehen. Sein kleines Herz schlägt auch nicht für das Krokodil. Der Vogel hat die Gewohnheit, laut zu schreien, wenn er einen neuen Gegenstand, einen Menschen oder ein Tier nahen sieht. Das thut er immer, gleichviel ob er auf dem Krokodil sitzt oder auf einer Sandbank spaziert. Sitzt er aber auf dem Krokodil, so wird dieses durch das Geschrei geweckt, es merkt die Gefahr und taucht in die sichere Flut.