Der Informator
Ein Bauer, der viel Geld und nur zween Söhne hatte,
Nahm einen Informator an.
Ich, sprach er, und mein Ehegatte,
Wir übergeben ihm, als einem wackern Mann,
Er siehts, es sind zwey muntre Knaben,
Und freylich wird er Mühe haben;
Allein ich will erkenntlich seyn.
Ich halte viel aufs Rechnen und aufs Schreiben,
Und präg er ihnen ja das Christenthum wohl ein.
Ich kanns ihm nicht so recht beschreiben;
Allein, er wird mich wohl verstehn.
Ich möchte sie gern klug und ehrlich sehn:
Und ist vor Gott im Himmel schön;
Erfüll er also meine Bitten!
Hier geb ich ihm zwey Stübchen ein,
Und was er braucht, das soll zu seinen Diensten seyn.
Als hundert Junker es nicht haben;
Denn zeugt nicht manches schlechte Haus
Oft Kinder mit den größten Gaben?
Und bildete die Kunst den rohen Marmor aus,
Trüg itzt verdient, als Staatsmann, seinen Orden;
Wohl mancher, der bey einem Bauernzwist,
Versehn mit Kühnheit und mit List,
Wär einst ein größrer Held geworden,
Als du, vornehmer Held, nicht bist!
Der junge Mann, geschickt im Unterrichten,
Erfüllte redlich seine Pflichten;
Er hielt ihn ungemein in Ehren,
Kam oft, den Kindern zu zuhören,
Als obs die Pflicht der Väter wär.
Nun war ein Jahr vorbey. Herr, sprach der gute Bauer,
„Ich fordre dreißig Thaler.“ Nein,
Nein, fiel der Alte hitzig ein,
Sein Informatordienst ist sauer.
So kriegte ja der Großknecht, der mir pflügt,
Der das besorgt, was mir am Herzen liegt.
Die Kinder nützen ihn ja durch ihr ganzes Leben.
Nein, lieber Herr, das geht nicht an,
So wenig giebt kein reicher Mann.
Und mich dazu von Herzen gern verstehn,
Ihm jährlich diesen Lohn ansehnlich zu erhöhn.
Auch das. Ists denn ein Bubenstück?
Als daß sies, reich und lasterhaft, verschwenden.
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Hat dieß sich wirklich zugetragen?
Ja, wirklich. Glaub es auf mein Wort.
Ich wollte dir so gar den Ort,
Allein dieß wär für ihn betrübt.
Er würde nur Verdruß vom Edelmanne haben,
Weil der für sein halb Dutzend Knaben
Mit vielem Stolz kaum dreyßig Gülden giebt.