Der Humorist singt

Textdaten

Autor:	Kurt Tucholsky unter dem Pseudonym Theobald Tiger
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Titel:	Der Humorist singt
Untertitel:
aus:	Ulk Jahrgang 49. Nummer 38. Seite 38
Herausgeber:
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum:	5. März 1920
Verlag:	Rudolf Mosse
Drucker:	{{{DRUCKER}}}
Erscheinungsort:	Berlin
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Quelle:	UB Heidelberg und Scan auf Commons
Kurzbeschreibung:

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Der Humorist singt

Von Theobald Tiger

Fährt in Berlin die Straßenbahn,
dann ist sie proppenvoll.
Was da mit dir, o Mensch, getan
wird, das ist einfach doll.

5

Man rüttelt dich,

man schüttelt dich;
man drängt dich so
man engt dich so –
In einen Wagen gehen glatt

10

zweihundert Menschen rein …

Wer ihn früher nicht gesehen hat,
der denkt, das muß so sein –!

New York sitzt an der Panke Strand.
Es kauft uns arm der Gent.

15

Er kriegt den ganzen Hektar Land

für sechseinhalben Cent.
Die Börse winkt.
Valuta sinkt.
Wirf weg die Mark!

20

Was soll der Quark!

Am Abend steht im Tageblatt:
„Der Geldwert ist so klein …“
Wer ihn früher nicht gesehen hat,
der denkt, das muß so sein –!

25

Am Tische sitzt Herr Helfferich.

(Ab stehen seine Ohren.)
Er schimpft und schilt gar fürchterlich,
weil wir den Krieg verloren.
Wie er enthüllt

30

und schneidig brüllt!

Pfui Politik
der Republik!
„Die neuen Herrn sind mau und matt!“
So hörst du laut ihn schrein …

35

Wer ihn früher nicht gesehen hat,

der denkt, das muß so sein –!

November Achtzehn schlug die Uhr
zwölfmal in deutschen Landen.
Die Nationalen hörtens nur,

40

als sie im Nu verschwanden.

Nun sind sie ja
all wieder da.
Es kam so weit
im Lauf der Zeit.

45

In jedem Dorf, in jeder Stadt,

da pöbeln sie allein …
Wer sie früher nicht gesehen hat,
der denkt, das muß so sein –!