Der Hexenthurm bei Bühl
Das liebliche Mägdlein, – o Jammer und Graus! –
Führt klagend die Menge zum Thore hinaus.
Sie hat sich den Lüsten des Vogtes versagt,
Drob hat er sie tückisch als Hexe verklagt.
Bald lag sie gefesselt zu Bühl in dem Thurm.
Sie trug es geduldig und betete fromm:
„Maria, du himmlische Helferin, komm!“
Und als man sie schleppte ins Foltergemach,
„Erkennt nun, ihr, die von Unschuld logt,
Sie hat es mit Beelzebub!“ – brüllte der Vogt.
„Unselige Dirne, so trifft dich der Tod!“ –
Schon steht sie am Pfahle, von Flammen umloht.
„Maria, du himmlische Helferin, komm!“
Da weinen die Engel; vom Regen erfrischt,
Erholt sich das Mägdlein, das Feuer erlischt.
Im Volk nun erhebt sich ein Jubelgeschrei:
Verderben dem Lügner!“ – sie führen im Sturm
Das Mägdlein zur Freiheit, den Vogt in den Thurm.
Dort hat er, entlarvt, zum Bekenntniß gedrängt,
Den Henker noch trügend, sich selber erhängt.