Der Hexenhammer (1923)/Erster Teil, Fünfte Frage

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Woher die Vermehrung der Hexenkünste stamme, fünfte Frage.

Ob es in jeder Hinsicht für gut katholisch erachtet werden könne, daß der Ursprung und die Vermehrung der Hexenwerke sich aus den Einflüssen der Himmelskörper oder der überhandnehmenden Bosheit der Menschen und nicht aus den Unflätereien der Incubi und Succubi herschreibe: und es scheint, aus der eigenen Bosheit. Denn Augustinus sagt in dem Buche 9, 83, daß auch die Ursache der Verderbtheit des Menschen auf den Willen zurückgeht, mag dieser nun mit oder ohne Ueberredungskunst verderbt sein. Der Hexer aber wird verdorben durch die Sünde, also ist die Ursache jener (Tatsache) nicht der Teufel, sondern der menschliche Wille. Ebendavon spricht er im Buche de libero arbitrio, daß jeder selbst der Grund seiner Bosheit ist. Das wird auch mit einer Begründung bewiesen. Die Sünde des Menschen geht aus dem freien Willen hervor, aber der Teufel kann den freien Willen nicht bewegen, denn das würde ja der Freiheit widersprechen. Also kann der Teufel daran nicht schuld sein, so wenig wie an jeder anderen Sünde. Außerdem heißt es im Buche de eccles. dogm.: „Nicht alle unsere bösen Gedanken werden vom Teufel erweckt, sondern sie erheben sich oftmals aus der Bewegung unseres eigenen Willens.“

Endlich wird bewiesen, daß (die Hexenwerke) entstehen können aus dem Einflusse der Himmelskörper, nicht durch die Dämonen. Wie jede Menge zurückgeht auf die Einheit, so alles Vielförmige auf ein einförmiges Prinzip. Die Handlungen nun der Menschen sind verschieden und vielgestaltig, sowohl in Hinsicht auf Laster, wie auf Tugenden; daher scheint es, daß sie auf irgendwelche einförmig bewegte und bewegende Prinzipien zurückgeführt werden. Aber dies kann nur behauptet werden aus den Bewegungen der Himmelskörper, die einförmig sind; und also sind diese Körper die Ursachen solcher Handlungen.

Ferner: Wären die Himmelskörper nicht die Ursachen der Handlungen der Menschen in Hinsicht der Tugend und Sünde, so würden die Astrologen nicht so häufig die Wahrheit über den Ausgang der Kriege und anderer menschlicher Handlungen voraussagen: (die Himmelskörper) sind also in gewisser Hinsicht die Ursache.

Außerdem werden die Himmelskörper nach allen Theologen und Philosophen von geistigen Substanzen bewegt. Nun sind diese Geister unseren Seelen ebenso überlegen wie die Himmelskörper unseren Körpern: daher haben beide gleichermaßen auf Leib und Seele des Menschen zur Verursachung irgendwelcher menschlicher Handlungen einzuwirken.

Ferner können die Himmelskörper die Dämonen selbst so beeinflussen, daß sie bestimmte Hexenkünste verursachen; um so mehr also die Menschen selbst. Diese Annahme wird mit dreierlei bewiesen. Gewisse Menschen, die man Mondsüchtige nennt, werden von den Dämonen zu der einen Zeit mehr geplagt als zu der andern, was sie nicht tun würden (sondern vielmehr sie zu jeder Zeit belästigen), wenn nicht bei bestimmten Monderscheinungen die Dämonen durch diese ebenfalls zur Verursachung derartiger (Zustände) beunruhigt würden. Ebenso wird es bewiesen durch die Nigromantiker, welche zur Beschwörung der Dämonen bestimmte Konstellationen beobachten, was sie nicht tun würden, wenn sie nicht wüßten, daß jene Dämonen den Himmelskörpern unterworfen seien.

Es wird auch dadurch bewiesen, daß die Dämonen nach Augustinus de civ. dei 10 durch gewisse niedere Körper herbeigeholt werden, wie Kräuter, Steine, Tiere, bestimmte Laute und Stimmen und Zeichen. Da aber die Himmelskörper mächtiger sind als die niederen Körper, um so mehr sind diese den Handlungen der Himmelskörper und wiederum mehr die Hexer unterworfen, so daß also ihre Werke aus dem Einflusse jener (Himmels-) Körper und nicht aus dem Beistande der bösen Geister hervorgehen. Das Argument wird verstärkt durch Könige I, 16: wenn Saul vom Dämon beunruhigt wurde, fand er Erleichterung, so oft David vor ihm die Harfe spielte, wo ihn dann der böse Geist verließ.

Aber dagegen: Es ist unmöglich, eine Tat ohne ihre Ursache vorzubringen: die Werke der Hexer aber sind derart, daß sie nicht ohne Hilfe der Dämonen bewirkt werden können. Dies ist ersichtlich aus der Beschreibung der Hexenwerke: Isidorus Etym. 8: „Hexer heißen sie wegen der Größe ihrer Taten; sie verwirren die Elemente, stören den Geist des Menschen und vernichten ohne einen Tropfen Gift, bloß durch die Gewalt des Zauberspruchs, die Seelen“ usw. Derartige Taten aber können nicht durch den Einfluß der Himmelskörper mit Vermittlung eines Menschen verursacht werden.

Außerdem sagt der Philosoph in seiner Ethik: „Es ist schwer zu sagen, was das Prinzip des Handelns in der Seele sei.“ Er zeigt, daß es etwas Aeußerliches sein müsse. Denn alles, was von neuem beginnt, hat eine bestimmte Ursache. Es beginnt nämlich ein Mensch zu handeln, weil er will; er beginnt zu wollen, weil er vorher überlegt; wenn er aber vorher überlegt wegen eines vorhergehenden Planes, so muß man entweder in infinitum vorgehen, oder man muß irgendein äußeres Prinzip setzen, welches die Menschen erstmalig zum Ueberlegen bringt, wenn nicht etwa jemand sagte, dies geschehe durch das Schicksal: woraus folgte, daß alle menschlichen Handlungen Schicksalshandlungen seien, was absurd ist. Er sagt also, die Ursache zum Guten bei dem Guten sei Gott, der nicht die Ursache zur Sünde ist; bei den Bösen aber, wenn ein Mensch anfängt, zu handeln, zu wollen und über das Sündigen nachzudenken, muß die Ursache dessen auch eine äußerliche sein; und es kann keine andere sein als der Teufel, besonders bei den Hexen, wie oben gezeigt wurde, weil ein Himmelskörper nicht auf solche Handlungen einwirken kann. Also ist die Wahrheit am Tage.

Außerdem, wessen Macht das Bewegende unterworfen ist, dessen Macht ist auch die Bewegung unterworfen, weil diese vom Bewegenden verursacht wird. Das Bewegende beim Willen ist etwas durch den Sinn oder den Verstand Erfaßtes, die beide der Macht des Teufels unterworfen sind. Denn es sagt Augustinus q. 83: „Dies Uebel (welches der Teufel ist) schleicht sich ein durch alle Sinneseingänge, stellt sich dar in Figuren, paßt sich den Farben an, haftet an den Tönen, liegt verborgen im Zorn und in trügerischer Rede, birgt sich in Gerüchen, dringt ein mit Dünsten und erfüllt mit Nebeln alle Zugänge zum Verstande.“ Daher ist es klar, daß es in der Macht des Teufels liegt, den Willen zu bewegen, der unmittelbar die Ursache der Sünde ist.

Ferner: Alles, was zu etwas neigt, bedarf eines Bestimmenden, daß es in Handlung trete. Nun neigt der freie Wille des Menschen zu beidem, nämlich zum Guten wie zum Bösen; also dazu, daß er zum sündigen Handeln schreite, ist es nötig, daß er von etwas zum Bösen bestimmt werde. Am meisten aber scheint dies durch den Teufel zu geschehen, besonders in den Werken der Hexer, da sein Wille zum Bösen geneigt ist. Daher scheint der böse Wille des Teufels die Ursache des bösen Willens zu sein, besonders bei den Hexen. Dieser Grund kann noch dadurch verstärkt werden, daß, wie ein guter Engel zum Guten neigt, so ein böser zum Bösen. Nun führt jener die Menschen zum Guten: also dieser zum Bösen. Es ist nämlich, sagt Dionysius, das Gesetz der Gottheit unwandelbar bestimmt, daß das Unterste von den Höchsten vollbracht werde.

Antwort. Weil die Frage betreffs des Ursprungs der Hexenwerke sich stützt auf den Einfluß der Himmelslichter, so wird durch Zurückweisung der drei Irrlehrer, die denselben annehmen wollen, der Planetarier, Genethliaker und Schicksalslehrer, gezeigt, daß dies nicht möglich sein könne. Zum ersten: Denn wenn man fragt, ob infolge des Einflusses der Himmelsleuchten in den Menschen das Laster der Hexer verursacht werde, dann muß man mit Rücksicht auf die verschiedenen Sitten und mit Wahrung der Wahrheit des Glaubens mit Unterscheidung darüber sprechen, nämlich, daß man die Aenderung der Sitten der Menschen durch die Gestirne verstehen könne auf zwiefache Weise: entweder notwendig und hinreichend, oder stellenweise und zufällig. Sagt man, auf die erste Art, dann ist es nicht nur falsch, sondern auch ketzerisch, weil es der christlichen Religion so sehr widerstreitet, daß auch die Wahrheit des Glaubens bei solcher Irrlehre nicht bestehen bleiben kann. Grund: Wenn man (die Behauptung) aufstellt, daß notwendigerweise alles von den Sternen ausgehe, dann hebt man dadurch das Verdienst und damit auch das Nichtverdienst auf; dann hebt man auch die Gnade und damit die Verherrlichung auf. Weil dann die Sittlichkeit der Menschen durch solche Irrlehre einen schlimmen Ausgang finden muß, da die Schuld des Sünders die Sterne trifft, so wird zügellose Hexerei ohne Tadel zugelassen und der Mensch zur Verehrung und Anbetung der Sterne gezwungen.

Sagt man dagegen, daß die Sitten der Menschen von den Stellungen der Sterne nur stellenweise und zufällig verändert werden, so kann man auf die Wahrheit stoßen, weil das weder dem Glauben noch der Vernunft widerspricht. Denn es liegt auf der Hand, daß der verschiedene Zustand des Körpers viel tut zur Veränderung der Affekte und Sitten der Seele, wie denn die Seele die Komplexion des Körpers sehr stark nachahmt, wie es in den sechs Prinzipien heißt. Darum sind auch die Choleriker jähzornig, die Sanguiniker freundlich, die Melancholiker neidisch, die Phlegmatiker träge. — Das ist aber nicht aus Notwendigkeit so: denn die Seele beherrscht ihren Körper, und zwar besonders, wenn sie von der Gnade unterstützt ist: viele Choleriker sehen wir freundlich und Melancholiker gütig. Wenn also die Kraft der Himmelskörper die Mischung und Qualität der Komplexionen bewirkt, so kommt es daher, daß sie folglich in gewisser Weise einwirkt auf die Beschaffenheit der Sitten, freilich sehr aus der Ferne; denn mehr tut zur Beschaffenheit der Komplexion die Kraft der niederen Natur als die des Sternes. Daher empfiehlt Augustinus de civ. dei 5, bei der Lösung einer Frage über zwei Brüder, die gleichzeitig krank waren und geheilt wurden (als man fragte, woher dies käme), mehr den Grund des Hippokrates als des Astronomen. Hippokrates nämlich antwortete, dies sei geschehen wegen der Aehnlichkeit der Komplexion; der Astronom antwortete, wegen der Identität der Konstellation. Der Arzt antwortete besser, weil er eine mehr wirkliche und näher liegende Ursache angab. — So muß man also sagen, daß die Eindrücke der Gestirne in gewisser Weise zur Hexenbosheit disponieren, wenn in ihren Körpern ein Einfluß mehr zu derartigen Schändlichkeiten als zu anderen, seien es gute, seien es schlechte Taten, vorherrscht. Aber diese Disposition darf man nicht notwendig, nächstliegend und ausreichend nennen, sondern fernliegend und zufällig.

Es hat nichts zu sagen, wenn jemand die Worte des Philosophen, de proprietatibus, elementorum, entgegenhalten wollte, wo er sagt, daß Reiche verödet und Länder entvölkert seien bei der Konstellation von Jupiter und Saturn, beweisend gleichsam, daß, weil derartiges von dem freien Willen der Menschen abhing, die Einflüsse der Sterne auch über den freien Willen Macht hätten. Darauf wird nämlich geantwortet, daß der Philosoph mit diesem Ausspruch nicht sagen will, daß jene Menschen dem Einfluß jener Konstellation, welche zur Zwietracht führte, nicht widerstehen konnten, sondern daß sie es nicht wollten, weil, wie Ptolemaeus in Almagesti sagt, der weise Mann sich von den Sternen leiten lassen wird. Wiewohl nämlich die Konstellation von Jupiter und Saturn dadurch, daß Saturn einen melancholisch (wirkenden) und bösen, Jupiter aber einen sehr guten Einfluß hat, die Leute zu Streit und Zwietracht bringen kann, so können doch die Menschen dieser Neigung nach der Freiheit des Willens widerstehen, und zwar sehr leicht mit Hilfe der Gnade Gottes.

Nichts bedeutet es auch ferner, wenn einer den Ausspruch des (Joannes) Damascenus II, 6, anführen wollte, wo er sagt: „Es zeigen sich oft Kometen und gewisse Zeichen, daß Könige sterben.“ Denn es wird darauf erwidert, daß, wenn man auch der Ansicht des Damascenus, der, wie im vorgenannten Buche, sich klar ergibt, eine der Philosophenart entgegengesetzte Ansicht hatte, folgt oder nicht, doch nichts dadurch geschlossen wird bezüglich der Notwendigkeit (der Beeinflussung der menschlichen Handlungen?) Denn Damascenus meint, daß ein Komet weder auf natürliche Weise entsteht, noch zu den Sternen gehört, die am Firmamente stehen, weshalb weder seine Ankündigung noch sein Einfluß natürlich ist. Denn er sagt, daß die Kometen nicht zu den Sternen gehören, welche von Anfang an als Sterne geschaffen wurden; sondern sie werden auf göttlichen Befehl nach der Zeit aufgestellt und wieder aufgelöst. So Damascenus. Es verkündet aber Gott durch ein solches Zeichen eher den Tod eines Königs, als eines anderen, einmal, weil es eine allgemein bekannte Person ist, dann, weil daraus eine Störung des Reiches entstehen kann. Um seine Bewachung bemühen sich die Engel mehr, um des gemeinsamen Wohles willen, mit deren Beistande (die Kometen) auch entstehen und (wieder) aufgelöst werden.

Aber auch die Meinung der Philosophen steht nicht im Wege, welche sagen, ein Komet sei ein heißer und trockener Körper, entstanden im oberen Teile der Luft, nahe bei dem Feuer, aus dessen finsterem und trockenem Dampf geeint die Kugel jenes Dampfes wie ein Sternkörper erscheint, die Teile jenes Dampfes aber, die um die Kugel sich verbreiten, und weit ausgedehnt an den Enden der Kugel angefügt sind, sind gleichsam seine Haare (comae); und gemäß dieser Stellung bedeutet und verursacht er nicht durch sich selbst, sondern durch Akzidens eine Sterblichkeit, die aus heißen und trockenen Krankheiten hervorgeht. Und weil meistens die Reichen sich von Heißem und Trockenem nähren, deshalb sterben zu solcher Zeit viele Reiche, darunter ist der Tod der Könige und Fürsten besonders bemerkenswert. Diese Behauptung ist auch von der des Damascenus nicht verschieden, wenn man recht überlegt, außer betreffs der Hilfe und Mitwirkung des Engels, die auch die Philosophen nicht ausschließen können. Im Gegenteil: wo jene Dämpfe in ihrer Trockenheit und Hitze niemals zur Schaffung des Kometen tätig wären, haben sie nach vorausgeschickten Ursachen durch Beihilfe des Engels oft noch mitzuhelfen; so auch der Stern, welcher des Doktors S. Thomas Ende verkündete; der keineswegs aus den oberen Sternen am Firmamente hervortrat, sondern unter Beihilfe eines Engels aus einer vorliegenden Masse geformt und nach erfüllter Pflicht wieder aufgelöst ward.

Daraus sehen wir, daß nach keiner dieser Meinungen die Leuchten des Himmels überhaupt irgendeine Herrschaft über den freien Willen ausüben und folglich auch nicht über die Bosheit und die Sitten der Menschen.

Ferner beachte man, warum die Astronomen öfters Wahres vorhersagen und ihre Urteile meist an einer Provinz oder dem Volke eines Landes sich bewähren. Der Grund davon ist, weil sie ihre Urteile aus den Sternen nehmen, welche auch größeren Einfluß haben, d. h. annehmbaren, keinen zwingenden, in den Handlungen der Natur sowohl wie des Willens und in den Haupthandlungen der Menschen, wie eines Volkes oder einer Provinz, mehr als in den Einzelhandlungen einer Person. Denn weil der Einfluß der Sterne auf ein ganzes Volk größer ist als auf einen einzelnen Menschen, und weil der größere Teil eines Volkes den natürlichen Affekten des Körpers mehr folgt als ein einzelner Mensch, deshalb usw. Doch ist dies nur als nebensächlich aufgestellt.

Der zweite Weg, wie unsere angegebene katholische Behauptung erklärt wird, liegt in der Zurückweisung der Irrtümer der Genethliaker und der Astrologen, die eine Göttin Fortuna verehren. Darüber Isidorus Ethic. VIII, 9. Genethliaker heißen sie wegen der Beobachtung der Geburtssterne; gewöhnlich heißen sie Astrologen; die Fortuna aber soll, wie er ibid. 2. sagt, ihre Namen von fortuitum („Zufall“) haben. Sie ist gleichsam eine Göttin, die das Treiben der Menschen durch Wechselfälle und Zufälligkeiten verspottet. Deshalb nennt man sie auch blind, weil sie hier und dort, auf jeden zueilt, ohne Prüfung des Verdienstes, und zu Guten wie Bösen kommt. So Isidorus. Aber wie es Götzendienst ist, an eine solche Göttin zu glauben, auch daß die Schädigungen an den Leibern (der Menschen) und den Geschöpfen, welche durch Hexenwerk geschehen, nicht von den Hexen selbst, sondern von der Göttin Fortuna herrühren, ebenso widerspricht auch die Behauptung, die Hexen selbst seien dazu geschaffen, daß derartiges durch sie in der Welt verübt werden könne, in ähnlicher Weise dem Glauben, ja auch der gemeinsamen Ueberlieferung der Philosophen. Wer Lust hat, sehe nach den heiligen Doktor, Summa fidei contra gentiles III, 87 ff, wo er mehreres finden wird.

Dies eine möge um derentwillen, denen Büchervorrat vielleicht nicht zu Gebote steht, nicht unerwähnt bleiben, daß nämlich, wie dort bemerkt wird, im Menschen dreierlei sei, was von drei himmlischen Ursachen geleitet wird: Handlung des Willens, Handlung des Verstandes und Handlung des Körpers, wovon das erste nur von Gott und unmittelbar, das zweite von einem Engel und das dritte von einem Himmelskörper geleitet wird. Denn das Wählen und Wollen wird in den guten Werken unmittelbar von Gott geleitet, wie die Schrift sagt Sprüche 21: „Das Herz des Königs (nämlich: weil es mit größerer Macht widerstehen kann, desto weniger können es andere, weil es) ist in der Hand des Herrn, und er neigt es, wohin er will.“ Auch der Apostel sagt: „Gott ist es, der in uns Wollen und Vollbringen wirkt nach dem guten Willen.“

Aber die intellektuelle menschliche Erkenntnis wird von Gott durch Vermittlung der Engel verwaltet. Was aber mit den Körpern zusammenhängt, mag es nun äußerlich oder innerlich sein, und dem Menschen zum Gebrauche dient, wird durch Gott unter Vermittlung der Engel und der Himmelskörper verwaltet. Denn es sagt der Heilige Dionysius, de div. nom. 4, daß die Himmelskörper die Ursachen sind von dem, was auf Erden geschieht, ohne jedoch einen unumstößlichen Zwang auszuüben. Und da der Mensch hinsichtlich des Körpers unter die Himmelskörper, hinsichtlich des Verstandes jedoch unter die Engel, hinsichtlich des Willens jedoch unter Gott geordnet ist, so kann es geschehen, daß der Mensch, mit Verachtung der Eingebung Gottes zum Guten und der Erleuchtung des guten Engels, durch einen körperlichen Affekt dahin geführt wird, wozu ihn die Einflüsse der Himmelskörper neigen, so daß damit sowohl der Wille als der Verstand in Bosheit und Irrtümer verstrickt werden.

Es ist aber nicht möglich, in solche Irrtümer, in welche die Hexen verstrickt sind, durch die Einflüsse der Sterne des Himmels verwickelt zu werden, mag jemand infolge derselben geneigt werden können, Blutvergießen, Diebstahl, Räuberei oder auch die häßlichsten Ausschweifungen, ebenso wie auch andere gewisse natürliche Dinge auszuführen. Wie auch Guilelmus de universo sagt, was durch Erfahrung bestätigt ist: wenn eine Hure einen Olivenbaum zu pflanzen bestrebt ist, wird er nicht fruchtbar; pflanzt ihn eine Keusche, dann wird er fruchtbar; und ebenso bewirkt ein Arzt beim Heilen, ein Landmann beim Pflanzen, ein Soldat beim Stürmen etwas infolge des Einflusses eines Himmelskörpers, was andere, die ebensolche Werke betreiben, nicht vollbringen können.

Der dritte Weg wird genommen durch Zurückweisung der „zufälligen Erscheinungen“. Hier ist zu bemerken, daß (hier) die Existenz des Schicksals (fatum) nur im katholischen Sinne gelehrt wird; es auf andere Weise zu lehren ist durchaus ketzerisch. Wenn man nämlich Schicksal verstände nach der Meinung gewisser Heiden und gewisser Astrologen, welche meinten, daß infolge der Kraft der Stellung der Gestirne unfehlbar die Verschiedenheit der Sitten verursacht werde, so daß der und der notwendigerweise ein Zauberer oder aber ein Sittenheld würde, weil ihn dazu die Kraft zwänge, welche in der Stellung der Sterne läge, unter welcher ein solcher empfangen oder geboren wäre; und diese Kraft nannten sie eben mit Namen Schicksal: so wäre diese Meinung nicht nur falsch, sondern auch ketzerisch und durchaus zu verfluchen wegen der Unzuträglichkeiten, die daraus folgen würden, wie oben bei der Zurückweisung des ersten Irrtums festgestellt ist, weil nämlich damit das Verhältnis von Verdienst und Nichtverdienst, ja auch von Gnade und Verherrlichung aufgehoben würde, auch daß Gott (dann) der Urheber unseres Uebels sei und vieles andere. So wird das Schicksal als (in diesem Sinne) nichts seiend zurückgewiesen, nach welcher Annahme auch Gregorius sagt in Hom. Epiphaniae: „Fern sei von den Herzen der Gläubigen, daß sie dem Schicksale irgendeine Bedeutung beimessen.“

Und mag auch diese Meinung dieselbe sein wie die erste, die der Planetarier, und zwar wegen derselben Unzuträglichkeit, die auf beiden Seiten sich zeigt, so sind sie doch verschieden, da die Kraft der Sterne und der allgemeine Einfluß der sieben Planeten unter sich verschieden sind.

Wenn man meint, das Schicksal habe eine Existenz hinsichtlich einer gewissen Disposition oder Waltung der zweiten Ursachen zur Bewirkung der von Gott vorgesehenen Wirkungen, so ist auf diese Weise das Schicksal wirklich etwas, insofern als die Vorsehung Gottes ihre Wirkungen durch Mittelursachen vollbringt; bei denen nämlich, die den Mittelursachen unterworfen sind, wenn auch nicht bei anderen, wie z. B. der Schöpfung der Seelen, die Verherrlichung und die Häufung der Gnade; mögen auch die Engel mitwirken können zur Ausgießung der Gnade, indem sie den Verstand und die Faßlichkeit des Willens erleuchten und disponieren. Und so wird ein gewisses Walten über den Wirkungen zugleich Vorsehung und auch Schicksal genannt. Wenn es nämlich betrachtet wird, wie es in Gott liegt, so heißt es Vorsehung, wenn aber nach dem, was an den von Gott zur Hervorbringung gewisser Wirkungen geordneten Mittelursachen ist, dann hat es die Weise des Schicksals. Und so sagt Boëtius, de consol 4, wo er vom Schicksal spricht: „Schicksal ist die den beweglichen Dingen anhaftende Anordnung, durch welche die Vorsehung alles in die richtige Reihe bringt.“

Dennoch wollten die heiligen Doktoren diesen Namen nicht gebrauchen um derentwillen, die denselben auf die Kraft der Stellung der Gestirne bezogen wissen wollten. Darum meint Augustinus de civ. dei 5: „Wenn deshalb jemand die menschlichen Angelegenheiten vom Schicksale abhängig machen wollte, weil er Gottes Willen oder Macht selbst Schicksal nennt, dann möge er sein Urteil an sich halten und seine Zunge verbessern.“

Es erhellt auch aus dem Vorausgeschickten eine schweigende Antwort auf die Frage, ob alles dem Schicksale untergeben und ob auch die Werke der Hexer ihm untergeben seien: weil, wenn Schicksal heißt das Walten der zweiten Ursachen zum Vollbringen der von Gott vorgesehenen Taten, d. h. wenn Gott angeordnet hat, solche Taten durch zweite Ursachen zu vollbringen, sie insofern dem Schicksale untergeben sind, d. h. den zweiten Ursachen, die dazu von Gott angeordnet sind, wie es die Einflüsse der Himmelskörper sind; dasjenige aber, was durch Gott unmittelbar geschieht, wie es die Schöpfung der Welt ist, die Verherrlichung der geistigen Substanzen und anderes der Art, ist dem Schicksal nicht untergeben, und das ist es, was Boëtius sagt, a. a. O., daß das, was der höchsten Gottheit am nächsten steht, über die Bewegung durch die Schicksalsordnung hinausgeht. Daher sind die Werke der Hexer, weil sie nicht den zweiten Ursachen unterworfen sind, da ja solches gegen den gewöhnlichen Lauf und die Ordnung der Natur ist, nicht dem Schicksale, sondern anderen Ursachen, was ihren Ursprung betrifft, notwendigerweise untergeben.

Folgt, daß derartige Hexenwerke auch nicht entstehen oder verursacht werden können von gesonderten Substanzen, die die Motoren der Himmelswelten oder -körper sind, welcher Meinung Avicenna war und seine Anhänger, die sich von dem Grunde leiten ließen, daß nämlich jene gesonderten Substanzen von höherer Macht sind als unsere Seelen, und daß von der Seele selbst, wenn sie in ihrer Vorstellung befangen war, auf irgendeine bloße innere Wahrnehmung von etwas Aeußerlichem hin, der eigene Körper, bisweilen auch ein fremder oder äußerer verwandelt wird. Zum Beispiel: Jemand, der über einen in der Höhe hingelegten Balken geht, fällt leicht herunter, weil er sich in seiner Furcht das Fallen vorstellt; er würde aber nicht fallen, wenn jener Balken auf die Erde gelegt wäre, wo der Betreffende das Fallen nicht fürchten könnte. Item erglüht auf die bloße Wahrnehmung der Seele hin der Körper, wie bei den Begehrlichen, oder den Zornigen oder aber er erstarrt, wie bei den Furchtsamen. Er kann auch verwandelt werden bis zur Krankheit, wie Fieber oder Aussatz, infolge lebhafter Vorstellung und Wahrnehmung bezüglich solcher Krankheiten; und wie am eigenen, so auch kann am fremden Körper diese Veränderung eintreten, nach der Seite der Gesundung oder Erkrankung hin; und dies stellt er hin als Grund auch der Zauberei, worüber weiter oben geredet ist. Und weil nach dieser Feststellung die Taten der Hexen auf die Motoren der Welten, wenn auch nicht gerade auf die Himmelskörper selbst, zurückgeführt werden müßten, so wollen wir außer dem, was dort festgestellt ist, noch sagen, daß derartiges unmöglich so geschehen kann, weil die Motoren der Welten intellektuelle Substanzen sind und gut nach der Natur wie nach dem Willen, was sich aus ihren Handlungen zum Besten des ganzen Universum ergibt. Aber die Kreatur, mit deren Hilfe die Zauberwerke geschehen, kann auch, wenn sie ihrer Natur nach gut wäre, doch nicht ihrem Willen nach gut sein. Darum kann nicht dasselbe Urteil über die beiden Substanzen gelten.

Daß jene Kreatur nicht gut sein könne dem Willen nach, wird bewiesen. Denn einem darin Unterstützung gewähren, was gegen die Tugend ist, ist nicht Zeichen eines wohlveranlagten Verstandes: solcherlei geschieht aber in derartigen Taten der Hexer. Wie nämlich im zweiten Teile klar wird, geschehen sehr viele Mordtaten, Hurerei, Tötung von Kindern und Vieh, und andere Hexentaten werden vollbracht. Daher werden auch diejenigen, die sich solcher Künste bedienen, malefici (Hexer) genannt von maleficare (Böses tun, hexen). Also eine solche intellektuelle Natur, mit deren Hilfe derartige Hexenkünste geschehen, ist bezüglich der Tugend nicht gut angelegt, mag sie auch der Natur nach gut sein, weil sie es zu sein hat, und alles danach strebt, wie jedem Sehenden klar ist. — Item ist es nicht Zeichen eines wohlangelegten Verstandes, mit Verbrechern vertraut zu sein und ihnen Unterstützung zu gewähren und nicht den Tugendhaften. Aber der von ihm stammenden Werke der Hexer bedienen sich die verbrecherischen Menschen, weil sie an den Früchten erkannt werden.

Mit Hilfe aber der Substanzen, welche die Welten bewegen, neigt jede Kreatur von Natur zum Guten, mag sie auch oft durch ein Akzidens verdorben werden: also können jene Substanzen nicht die ursprüngliche Ursache der Hexen sein.

Außerdem ist es das Zeichen eines wohlangelegten Verstandes, die Menschen zu dem zu führen, was dem Menschen eigene Güter sind, d. h. die Güter der Vernunft; ihn also davon abzulenken und zu den kleinsten Gütern zu führen ist Zeichen eines schändlich angelegten Verstandes. Durch diese Künste aber erlangen die Menschen nicht irgendwelchen Vorschritt in den Gütern der Vernunft, welche sind Wissen und Tugenden, sondern in gewissen ganz niederen, welche sind Betrügereien, Ausübungen von Räuberei und tausend anderer Schädigungen. Also schreibt der Ursprung (der Zauberei) sich nicht her von gesonderten Substanzen, sondern von irgendeiner anderen, der Tugend nach schlecht beanlagten Kraft.

Ferner ist der hinsichtlich des Verstandes nicht wohlangelegt, der sich rufen läßt, um durch Begehung irgendwelcher Verbrechen jemand Hilfe zu bringen. Dieses geschieht aber in diesen Künsten der Hexer. Denn wie es sich in der Verurteilung derselben zeigen wird, verleugnen sie den Glauben und töten unschuldige Kinder. Die gesonderten Substanzen nämlich, welche die Motoren der Welten sind, leisten wegen ihrer Gutheit bei diesen Hexentaten keine Hilfe. Also ist zu schließen, daß derartige Künste, wie sie nicht durch Himmelskörper, so auch nicht durch deren Motor entstehen können; und da sie notwendig entstehen müssen aus irgendeiner Kraft, die irgendeiner Kreatur innewohnt, und sie auch hinsichtlich des Willens nicht gut sein kann, mag sie es auch der Natur nach sein, und derartige Kreaturen eben die Dämonen sind, so bleibt nur übrig, daß durch ihre Kraft derartige Taten entstehen, es müßte denn vielleicht noch die frivole Meinung dem entgegen sein, daß sie infolge der menschlichen Bosheit im Vereine mit den beschwörenden Worten der Hexen und den an bestimmten Orten niedergelegten Zeichen durch eine gewisse Kraft der Sterne geschähen, wie z. B. wenn ein Zauberer ein Bildnis niederlegte und sagte: „Ich mache dich blind und lahm“ und dies geschähe. Dann also träfe es sich, daß ein solcher Zauberer durch die Kraft der Sterne infolge seiner Nativität von den übrigen Menschen eine solche Kraft bekäme; wie sehr aber andere auch solche Worte vorbrächten und in der Kunst, sie vorzubringen, unterrichtet wären, so würden sie doch mit solchem Treiben keinen Erfolg haben. Auf alle diese Einzelheiten soll durch Antwort Licht verbreitet werden: erstens, daß durch die Bosheit der Menschen derartige Taten nicht verursacht werden können, zweitens auch nicht durch die Worte welcher Menschen auch immer, unter Mitwirkung einer bestimmten Konstellation mit gewissen Bildern.

Erstens, daß nicht durch die menschliche Bosheit, wäre sie auch noch so groß, derartige Hexenwerke entstehen können, wird so erklärt. Sei die Bosheit des Menschen eine gewohnheitsmäßige, insofern jemand durch häufige Handlungen sich eine Gewohnheit erwirbt, die ihn zur Begehung von Sünden führt, nicht aus Unwissenheit noch Schwachheit, wo man dafür hält, er sündige aus Bosheit; oder sei sie eine gelegentliche Bosheit, welche heißt die Auswahl des Schlechten, welche auch als die Sünde gegen den heiligen Geist gesetzt wird — niemals kann sie an dem Zauberer selbst soviel bewirken, daß solche Taten, wie Verwandlungen der Elemente und Verletzungen an den Körpern, ohne Unterschied, ob der Menschen oder der Tiere, ohne Beistand einer anderen höheren Kraft sich ereignen können, was erklärt wird erstens bezüglich der Ursache, zweitens bezüglich der Hexentat. Denn das, was ein Mensch ohne Bosheit nicht tun kann, nämlich durch seine ungeminderte Naturkraft, kann er noch weniger durch die bereits geminderte Naturkraft. Das ist klar, da schon die handelnde Kraft sogar schon geschwächt ist. Aber ein Mensch wird durch seine, gleichgültig wie in Bosheit begangenen Sünden an seinen guten, natürlichen Kräften geschwächt. Das wird durch Autorität und Grund bewiesen: Dionysius de div. nom. 4 sagt: „Das Böse ist eine natürliche Tat der Gewohnheit“; und er spricht vom Bösen der Schuld. Daher tut auch niemand das Böse wissentlich: weil er, wenn er es tut, es infolge eines Mangels tut. — Der Grund ist der: Wie sich das Gute der Gnade zum Schlechten der Natur verhält, so verhält sich das Schlechte der Schuld zum Guten der Natur; aber durch die Gnade wird das Schlechte der Natur vermindert wie Zunder, welcher ist Neigung zur Schuld; also durch die Schuld wird um so mehr das Gute der Natur gemindert. Es steht dem nicht entgegen, wenn man von der Zauberei redet, die manchmal geschieht durch Ansehen oder Blick irgendeiner bösen Vettel, die einen Knaben ansieht, wodurch der Knabe verändert und verzaubert wird, weil, wie oben festgestellt, dies an dem Knaben nur wegen der zarten Komplexion geschehen kann. Hier aber reden wir von der Veränderung der Körper aller beliebigen Menschen und Tiere und auch der Elemente, daß Hagel fällt (usw.). Wenn das jemand noch weiter einsehen will, so lese er den heiligen Doctor nach in seinen Fragen über das Böse: ob die Sünde das ganze Gute der Natur vernichten könne usw.

Endlich wird (die Sache) erklärt von den Wirkungen der Hexen aus. Denn von den Wirkungen gelangt man zur Erkenntnis der Ursache. Wie also jene Wirkungen, welche mit Bezug auf uns außer der Ordnung der geschaffenen, uns bekannten Natur durch die Kraft einer uns unbekannten Kreatur geschehen — mögen sie auch nicht eigentlich Wunder sein, wie diejenigen, welche außer der Ordnung der ganzen geschaffenen Natur geschehen, wie derartiges nach seiner Macht tut derjenige, welcher ist über aller Ordnung der ganzen geschaffenen Natur, welcher ist der gebenedeite Gott, nach welchem Glauben man sagt: „Du bist es, der allein Wunder tut“ — so werden auch die hexenhaften Wirkungen wunderbar genannt, insofern sie durch eine uns unbekannte Ursache und außer der Ordnung der geschaffenen, uns bekannten Natur bewirkt werden. Daraus ergibt sich, daß die körperliche Kraft des Menschen sich nicht auf die Verursachung derartiger Taten erstrecken kann, die immer darin besteht, daß die Ursache samt ihrer natürlichen Wirkung natürlich, ohne Wunder bekannt sei; und daß die Hexenkünste in gewisser Hinsicht Wunder genannt werden können, insofern sie die menschliche Erkenntnisfähigkeit übersteigen, das leuchtet an und für sich ein, da sie nicht natürlich geschehen; es leuchtet auch ein durch die (Ausführungen) aller Gelehrten, besonders des Augustinus 83, wo er sagt, daß durch zauberische Künste Wunder geschehen, fast ähnlich den Wundern, die durch die Diener Gottes geschehen; und ferner ebenda: „Die Zauberer tun Wunder durch private Kontrakte; gute Christen durch die öffentliche Gerechtigkeit, schlechte Christen durch Zeichen der öffentlichen Gerechtigkeit;“ was alles so erklärt wird: Die göttliche Gerechtigkeit nämlich ist im ganzen Universum, wie das öffentliche Gesetz im Staate. Die Kraft aber jeder beliebigen Kreatur verhält sich im Universum wie die Kraft irgendeiner Privatperson im Staate. Daher sagt man: gute Christen, soweit sie durch die göttliche Gerechtigkeit Wunder tun, tun die Wunder durch die öffentliche Gerechtigkeit; der Zauberer aber, weil er handelt auf Grund eines mit einem Dämon eingegangenen Paktes, handelt, wie man sagt, durch einen privaten Kontrakt, weil er durch einen Dämon handelt, welcher vermöge seiner natürlichen Kraft etwas tun kann außer der Ordnung der geschaffenen, uns bekannten Natur, durch die Kraft einer uns unbekannten Kreatur; und es wird für uns ein Wunder sein, aber nicht schechthin [sic! schlechthin], weil er nicht außer der Ordnung der ganzen geschaffenen Natur und durch alle Kräfte der uns unbekannten Kreaturen handeln kann. Denn so kann allein Gott Wunder tun, wie man sagt, nach dem Worte: „Du bist Gott, der allein große Wunder tut.“ Aber böse Christen tun es bloß durch Zeichen der öffentlichen Gerechtigkeit, wie durch Anrufen des Namens Christi oder Ausübung einiger Sakramente. Wer Lust hat, sehe nach bei Thomas Quaest. I, 111, 4; er kann auch vergleichen, was weiter unten, im zweiten Teile des Werkes, Kapitel 6, hergeleitet wird.

Endlich: auch nicht aus Worten irgendwelcher Menschen, unter Mitwirkung irgendeiner Konstellation über gewissen Figuren. Denn da der Verstand des Menschen so angelegt ist, daß sein Erkennen aus den Dingen entsteht, da ein Verstandbesitzender notwendig Phantasiegebilde sich vorstellen muß: so ist es nicht sein Wesen, daß er aus seinem Erkennen oder seiner inneren Verstandeshandlung heraus, wo er sie allein durch Worte ausdrückte, Dinge von außen zu verursachen habe, oder daß das Erkennen des Verstandes durch ausdrückliche Worte die Körper zu verändern habe. Denn solche Menschen, die solche Kraft besäßen, wären nicht einer Art mit uns: sondern hießen Menschen dem Namen nach.

Wenn man ferner sagt, daß sie jenes tun durch Worte, unter Mitwirkung der Kraft der Sterne infolge der Nativität, woher es kommt, daß sie vor den übrigen Menschen, während sie die Worte vorbringen, etwas dadurch erreichen, während jedoch andere, ebendieselben vorbringend, keine Verwandlung vorbringen könnten, weil die Kraft der Sterne infolge der Nativität ihnen nicht gedient hat: so erhellt aus dem Vorhergehenden, daß jenes falsch sei, nämlich aus der Zurückweisung der drei Irrlehren der Planetarier, Genethliaker und derer, die eine Schicksalsordnung behaupten.

Ferner, wenn die Worte eine Erfassung des Geistes ausdrücken und weder die Himmelskörper noch auch deren Motoren den Verstand beeinflussen können, außer wenn sie für sich, ohne Bewegung der Himmelskörper, den Verstand erleuchten wollten, was nur zu guten Werken geschehen würde, weil zur Ausführung schlechter der Verstand nicht erleuchtet, sondern umnachtet wird, was nicht das Amt guter, sondern böser Geister ist, so steht es fest, daß, wenn ihre Worte etwas bewirken, dies nicht durch die Kraft eines Himmelskörpers, sondern unter dem Beistande irgendeiner Verstandeskraft geschieht, welche, wenn sie auch der Natur nach gut wäre, doch nicht gut sein kann dem Willen nach, insofern sie immer Böses beabsichtigt; und das wird der Dämon sein, wie oben gezeigt ist.

Und daß sie auch nicht durch Bildnisse so etwas erreichen können, als wenn die Himmelskörper darauf irgendeinen Einfluß hätten (ist klar), weil derartige Bildnisse, wenn auch noch so sehr mit Charakteren und Figuren versehen, nur Werke eines künstlich zu Werke gehenden Menschen sind; Himmelskörper aber verursachen natürliche Wirkungen, der Art die Wirkungen der Hexer, die man hexenhaft nennt, nicht sind, da sie zum Unheile der Kreaturen gegen die gewohnte Ordnung der Natur geschehen; daher gehört das nicht zur Sache.

Außerdem ist oben gezeigt worden, daß die Bildnisse zwiefach sind: astrologische und magische, die auch zur Erlangung irgendeines persönlichen Vorteils, aber nicht zum Verderben (anderer) angewendet werden. Die Bildnisse aber der Hexer sind durchaus von der zweiten Art, da sie immer zur Schädigung der Kreaturen und auf Geheiß der Dämonen förmlich an einen bestimmten Ort gelegt werden, damit die darüber Wandelnden oder darauf Schlafenden geschädigt werden, wie die Hexen selbst gestehen. Daher bewirken sie alles, was sie verursachen, durch die Dämonen und nicht infolge der Einflüsse der Himmelskörper.
Zu den Argumenten:
Erstens ist der Ausspruch des Augustinus so zu verstehen, daß der Grund der Verschlechterung des Menschen auf den Willen des Menschen als auf die die Wirkung hervorbringende Ursache zurückgeht, die recht eigentlich Ursache heißt; aber nicht ist es eine Ursache, als sie die Wirkung erlaubt, oder vorbereitet, rät, vorschreibt, auf welche Weisen, nämlich ratend, vorbereitend und vorschreibend der Teufel die Ursache der Sünde und der Verschlechterung heißt; Gott aber allein zulassend, der ja das Böse nur zuläßt um des Guten willen, nach Augustinus, Ench.: Der Teufel aber disponiert den Menschen durch inneres Anraten; er überredet innerlich und reizt äußerlich heftiger. Er befiehlt aber denen, die sich ihm gänzlich ergeben haben, wie die Hexer getan, die innerlich noch anzuspornen nicht nötig ist, wohl aber äußerlich usw.

Dadurch kommen wir zum zweiten: Daß jeder einzelne direkt verstanden die Ursache seiner Bosheit ist. Auf die Beweise ergibt sich dieselbe Antwort: daß, wenn es auch dem Begriffe des freien Willens widerstreitet, bewegt zu werden von einem Befehlenden, es nicht widerstreitet, von einem Disponierenden bewegt zu werden.

Drittens: Die Bewegungen zur Tugend oder zu den Lastern können von den Einflüssen der Himmelskörper durch Disponieren verursacht werden; und es wird diese Bewegung im Sinne einer bestimmten natürlichen Neigung zu den menschlichen Tugenden oder Lastern genommen; die Werke aber der Hexer, weil sie die gewöhnliche Ordnung der Natur überschreiten, können jenen Einflüssen nicht unterworfen sein.

Zum Vierten ist es ebenso klar, daß die Ursachen der menschlichen Handlungen die Himmelskörper sind; aber jene Werke (der Hexen) sind nicht als Menschenwerke befunden.

Fünftens: Daß die Motoren der Welten Einfluß auf die Seelen haben könnten: wenn man meint, unmittelbar, so beeinflussen sie durch Erleuchtung zum Guten und nicht zu Hexenwerken, wie oben festgestellt ist; wenn aber mittelbar, dann beeinflussen sie nach dem Einflusse der Himmelskörper indirekt und disponierend.

Zum Sechsten: Daß die Dämonen nach gewissen Zunahmen des Mondes die Menschen beunruhigen, geschieht aus zwei Gründen, erstens darum, daß sie die Kreatur Gottes schänden, nämlich den Mond, wie Hieronymus und Chrysostomus sagen; zweitens, weil sie nicht handeln können ohne die Vermittlung der natürlichen Kräfte, wie oben gesagt ist, deshalb erwägen sie die Geschicktheit der Körper zur Herbeiführung von Wirkungen; und weil das Gehirn der feuchteste aller Teile des Körpers ist, wie Aristoteles sagt, und mit ihm alle Naturforscher, deshalb ist es am meisten der Macht des Mondes unterworfen, weil dieser durch seine eigentümliche Beschaffenheit die Fähigkeit hat, Flüssigkeiten zu bewegen. Im Gehirn aber werden die Kräfte der Seele vollendet; und darum stören die Dämonen je nach dem Zunehmen des Mondes die Phantasie des Menschen, wenn sie sehen, daß sein Gehirn dazu gut disponiert ist.

Mit Bezug auf das andere, daß die Dämonen kommen, wenn sie unter gewissen Konstellationen angerufen werden (ist zu sagen), daß sie es aus zwei Gründen tun: erstens um die Menschen zu der irrigen Meinung zu bringen, in den Sternen wohne eine Götterkraft; zweitens, weil sie sehen, daß entsprechend gewissen Konstellationen die körperliche Materie mehr zu den Taten disponiert ist, zu deren Vollbringung sie angerufen werden. Drittens werden zwar, wie Augustinus de civ. dei 36 sagt, die Dämonen durch verschiedene Arten von Steinen, Kräutern, Hölzern, Tieren, Sprüchen und Musikinstrumenten angelockt, nicht wie die Tiere durch Speise, sondern wie Geister durch Zeichen, insofern ihnen das dargebracht wird wie ein Beweis göttlicher Ehrerweisung, wonach sie selbst sehr begierig sind; weil jedoch oft entgegengehalten wird, daß die Dämonen durch Kräuter und Harmonien an der Beunruhigung der Menschen gehindert werden können, wie in dem Argumente vorgebracht wird von Saul, (der) durch die Harmonie der Harfe (geheilt ward); weshalb sie es auch verteidigen wollen, daß irgend jemand ohne Hilfe der Dämonen Hexenwerke bewirken könnte durch bestimmte Kräuter und verborgene Ursachen, allein infolge des Einflusses der Himmelskörper, welche solche körperlichen Dinge mehr beeinflussen können zur Bewirkung körperlicher Taten, als auch die Dämonen selbst zur Vollbringung solcher Zauberwerke; deshalb, weil weitschweifiger zu antworten, ist zu bemerken, daß Kräuter und Harmonien durch ihre natürliche Kraft nicht ganz die Beunruhigung verhindern können, womit der Teufel den Menschen beunruhigen kann, wenn es ihm von Gott oder von den guten Engeln erlaubt wird. Sie können aber jene Beunruhigung mildern; und so klein könnte die Beunruhigung sein, daß sie dieselbe gänzlich verhindern könnten. Aber das würden sie tun, indem sie nicht gegen den Dämon selbst handeln, da er ja ein gesonderter Geist ist, gegen den sein wie auch immer beschaffener Körper auf natürliche Weise nicht handeln kann, sondern indem sie gegen den vom Dämon Beunruhigten selbst handeln. Denn jede Ursache von beschränkter Kraft kann auf eine disponierte Materie eine stärkere Wirkung ausüben als auf eine nicht disponierte, womit auch jenes Wort des Philosophen stimmt, de anima 2: „Die Handlungen der Handelnden geschehen an dem vorher disponierten Leidenden.“ Der Dämon aber ist ein Agens von beschränkter Kraft: daher kann der Teufel stärkere Beunruhigung hervorbringen in einem Menschen, der disponiert ist zu dieser Beunruhigung oder dazu, wozu der Teufel ihn führen will, als in einem Menschen von der entgegengesetzten Disposition; z. B. kann der Teufel den Menschen heftiger mit Melancholie beunruhigen, der dazu neigt, als einen Menschen von der entgegengesetzten Disposition.

Es ist aber sicher, daß Kräuter und Harmonien die Disposition des Körpers und folglich Bewegungen der Empfindung sehr verändern können. Das ist klar betreffs der Kräuter, da einige zur Freude, andere zur Traurigkeit stimmen, und ebenso von den übrigen Dingen. Das ist auch klar betreffs der Harmonien, aus den Worten des Philosophen, Polit. 8, wo er will, daß die verschiedenen Harmonien auch verschiedene Leidenschaften im Menschen hervorrufen können. Dasselbe meint Boëtius in seiner Musica. Ebenso sagt der Autor des Buches de ortu scientiarum, da er von dem Nutzen der Musik spricht, sie sei gut zur Heilung oder Erleichterung verschiedener Krankheiten; und so kann es klar sein, daß ceteris paribus die Beunruhigung schwächer wird.

Ich sehe aber nicht, wieso Kräuter und Harmonien im Menschen irgendeine Disposition verursachen könnten, um derentwillen der Mensch auf keine Weise vom Teufel beunruhigt werden könnte, wenn es ihm nur erlaubt würde; weil der Teufel nur örtlich die Dämpfe und Geister bewegend durch ungewöhnliche Bewegung den Menschen sehr beunruhigen könnte. Kräuter aber und Harmonien können keine Disposition im Menschen durch ihre natürliche Kraft verursachen, durch welche der Teufel abgehalten wird, die genannte Bewegung zu bewirken. Dennoch trifft es sich bisweilen, daß es dem Teufel nicht gestattet wird, den Menschen zu beunruhigen, außer mit so kleiner Beunruhigung, daß sie durch irgendeine starke Disposition zum Gegenteil gänzlich aufgehoben würde, und dann könnten irgendwelche Kräuter oder Harmonien den Körper des Menschen so zum Gegenteile disponieren, daß jene Beunruhigung vollständig beseitigt würde. Zum Beispiel könnte der Teufel manchmal einen Menschen mit Beunruhigung durch Traurigkeit so schwach beunruhigen, daß durch irgendwelche Kräuter oder Harmonien, welche Beseitigung und Zerstreuung der Geister verursachen könnten, welche Bewegungen der Traurigkeit entgegen sind, jene Traurigkeit beseitigt würde.

Daß aber Augustinus de doctr. christ. 2 die Ligaturen und anderes verdammt, worüber er dort weitläufig schreibt, indem er dies zur Zauberkunst rechnet, dies bezieht sich darauf, daß sie nichts vermögen durch ihre natürliche Kraft. Dies erhellt aus seinen Worten, da er so spricht: „Dazu gehören alle Ligaturen und Mittel, welche die Schule der Aerzte verwirft.“ Hierbei ist hinreichend klar, daß er dieselben verwirft mit Rücksicht auf den Gebrauch, hinsichtlich dessen sie aus ihrer natürlichen Kraft durchaus keine Wirkung haben.

Mit Bezug aber darauf, daß Könige I, 6 steht, daß Saul, der von Dämonen geplagt wurde, Erleichterung spürte, so oft David die Harfe vor ihm spielte, und daß der böse Geist von ihm wich usw., muß man wissen, daß es wohl wahr ist, daß durch das Spielen der Harfe infolge der natürlichen Kraft der Harmonie die Schwermut Sauls ein wenig gelindert wurde, insofern diese Harmonie in gewisser Hinsicht sein böses Trachten durch das Hören stillte, durch welche Stillung er weniger geneigt zu jener Beunruhigung ward. Daß aber der böse Geist von ihm wich, wenn David die Harfe spielte, geschah durch die Kraft des Kreuzes, was ziemlich deutlich in der Glosse gesagt wird, wo es heißt: „David war in den musikalischen Gesängen erfahren, verstand sich auf die verschiedenen Tonleitern und war unterrichtet im Konzertieren. Es bedeutet die Einheit der Wesenheit, welche täglich tönt in verschiedenen Weisen. David bezähmte den bösen Geist durch die Harfe, nicht weil so große Kraft in der Harfe wohnte, sondern im Zeichen des Kreuzes (des Gekreuzigten) [1], welcher auf dem Holze der Harfe und mit Ausspannung der Saiten, d. h. der Adern, getragen ward, was schon damals die Dämonen verscheuchte.




  1. Meine Texte lesen: sed in signo crucis qui in ligno crucis et cordarum extensione id est venarum gerebatur quae jam tunc demones effugebat.