Der Herrgottstritt
Der Herrgottstritt.
Würtenbergisch. Lang’s Taschenbuch für 1800. S. 129–136. |
Auf einem Felsen des Alb bei Heuberg, in einem
anmuthigen, von der Rems durchflossenen Thal, liegen
Trümmer der Burg Rosenstein, und unlängst sah
man da Spur eines schonen menschlichen Fußes im
Stein, den aber die Regierung mit Pulver hat versprengen
lassen, weil Aberglauben damit getrieben wurde.
Gegenüber auf dem Scheulberg[1] stehet die
ähnliche Spur eines Tritts landeinwärts, wie die auf
dem Rosenstein auswärts. Gegenüber im Walde
ist die Capelle der wunderthätigen Maria vom Beißwang [2].
Links eine Kluft, geheißen Teufelsklinge, aus der bei
anhaltendem Regen trübes Wasser fließt; hinterm
Schloß ein gehöhlter Felsen, Namens Scheuer.
[267] Vor grauer Zeit zeigte von diesem Berge herab der Versucher Christo die schöne Gegend und bot sie ihm an, wenn er vor ihm kniebeugen wollte. Alsbald befahl Christus der Herr ihm, zu entweichen und der Satan stürzte den Berg hinab. Allein er wurde verflucht, tausend Jahre in Ketten und Banden in der Teufelsklinge zu liegen und das trübe Wasser, das noch daraus strömt, sind seine teuflischen Thränen. Christus that aber einen mächtigen Schritt übers Gebirg und wo er seine Füße hingesetzt, drückten sich die Spuren ein[3].
Später lang darauf bauten die Herrn von Rosenstein hier eine Burg und waren Raubritter, welche das Raubgut in der Scheuer bargen. Einmal gab ihnen der Teufel ein, daß sie die Waldcapelle stürmen möchten. Kaum aber waren sie mit dem Kirchengut heimgekehrt, als sich ein ungeheurer Sturm hob und das ganze Raubnest zertrümmerte. Indem hörte man den Teufel laut lachen.