Textdaten
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Autor: Brüder Grimm
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Titel: Der Herr Gevatter
Untertitel:
aus: Kinder- und Haus-Märchen Band 1, Große Ausgabe.
S. 212-213
Herausgeber:
Auflage: 2. Auflage
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1819
Verlag: G. Reimer
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Erscheinungsort: Berlin
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Originaltitel:
Originalsubtitel:
Originalherkunft:
Quelle: Scans auf Commons
Kurzbeschreibung:
seit 1812: KHM 42
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Bearbeitungsstand
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Begriffsklärung Andere Ausgaben unter diesem Titel siehe unter: Der Herr Gevatter.


[212]
42.

Der Herr Gevatter.

Ein armer Mann hatte so viel Kinder, daß er schon alle Welt zu Gevatter gebeten hatte, und als er noch eins bekam, wußte er nicht, wen er noch zu Gevatter bitten könnte, da wurde er sehr betrübt und legte sich hin und schlief ein. Da träumte ihm, er solle vor das Thor gehen, und den ersten, der ihm begegne, den solle er zu Gevatter bitten. Das that der Mann, und es begegnete ihm einer, den bat er zum Gevatter, und der schenkte ihm ein Gläschen mit Wasser und sprach: „damit kannst du alle Kranke gesund machen, wenn du den Tod beim Kopf stehen siehst, steht er aber bei den Füßen, so muß der Kranke sterben.“ Nun wurde des Königs Kind krank, und der Tod stand beim Kopf, da heilte er es mit dem Wasser, und das zweitemal als es krank wurde, da machte ers wieder gesund, weil der Tod wieder beim Kopf stand, das drittemal aber stand er bei den Füßen, da mußte es sterben.

Da ging der Mann zu seinem Gevatter und wollte ihm das alles erzählen, aber als er in das Haus kam, war eine so wunderliche Wirthschaft darin, denn auf der ersten Treppe standen Schippe und Besen und schmissen sich. Da fragte er sie, wo der Gevatter wohne; der Besen sagte: „eine Treppe höher.“ Wie er auf die zweite Treppe kam, sah er eine Menge todter Finger liegen. Da fragte er wieder, wo der Gevatter wohne? „eine Treppe höher,“ antwortete etwas. Auf der dritten Treppe lag [213] ein Haufen todter Köpfe, die sagten wieder: „eine Treppe höher.“ Auf der vierten sah er Fische über dem Feuer stehen, die britzelten im Kochen und backten sich selber. Sie sagten auch: „eine Treppe höher.“ Wie er auf die fünfte kam, da war eine Stube, da guckte er durch das Schlüsselloch, und sah den Gevatter, der ein paar lange, lange Hörner auf hatte, und als er hineinging, legte er sich geschwind aufs Bett und deckte sie zu. Da sprach der Mann: „Herr Gevatter, wie ich auf eure erste Treppe kam, da sah ich eine Schippe und einen Besen stehen, die sich schmissen.“ – „Wie seid ihr so einfältig, antwortete der Gevatter, das waren der Knecht und die Magd, die sprachen zusammen.“ – „Auf der zweiten Treppe sah ich todte Finger liegen.“ – „Ei, wie seid ihr dumm, das waren Skorzenerwurzel.“ – „Auf der dritten lag ein Haufen Todtenköpfe.“ – „Dummer Mann, das waren Krautköpfe.“ – „Auf der vierten sah ich Fische im Kochtopf, die britzelten und kochten sich selber.“ Wie er das Wort sprach, kamen die Fische und trugen sich selber auf. – „Und auf der fünften guckte ich durchs Schlüsselloch, da sah ich, daß ihr lange, lange Hörner hattet.“ – „Ei, das ist nicht wahr.“