Textdaten
Autor: Heinrich Beyer
Illustrator: {{{ILLUSTRATOR}}}
Titel: Der Hausherr in der Klemme
Untertitel: Ein Spiel in Versen in einem Aufzug
aus: Deutsche Schaubühne; oder dramatische Bibliothek der neuesten Lust- Schau- Sing- und Trauerspiele, 16. Band, Seite 89–122
Herausgeber:
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1813
Verlag: Stage
Drucker: {{{DRUCKER}}}
Erscheinungsort: Augsburg und Leipzig
Übersetzer:
Originaltitel:
Originalsubtitel:
Originalherkunft:
Quelle: Google = Commons
Kurzbeschreibung:
Eintrag in der GND: {{{GND}}}
Bild
Bearbeitungsstand
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Um eine Seite zu bearbeiten, brauchst du nur auf die entsprechende [Seitenzahl] zu klicken. Weitere Informationen findest du hier: Hilfe
Indexseite


[Ξ]
Der Hausherr in der Klemme.

Ein Spiel in Versen in einem Aufzug, von Heinrich Beyer.


[Ξ] Personen:

Der Hausherr.
Die Haushälterin.
Der Bediente, (stumme Person).

[Ξ] Erster Auftritt.

Der Hausherr. (sitzt am Tische, klingelt)

Bald reißt mir die Geduld! – da sitz ich nun zwei Stunden
Als wie ein Narr, Mamsell hat nicht für gut befunden
Heut eher aufzustehn. Was auch mein Magen schreit
Und meine Klingel stürmt; Mamsell fand noch nicht Zeit,
Den Schokolade mir zum Frühstück zu bereiten
Schütz ich Geschäfte vor; sie spricht: das mag ich leiden.
Nie bin ich Herr im Haus; sie hat die Hosen an.
Sag ich ein Wort, so ists um Fried und Ruh gethan.
Fürwahr ich bin ein Thor! ich will mein Joch zerbrechen,
Und künftighin mit Ihr im ernsten Tone sprechen.
(sieht sich um, und erblickt hinter sich den Bedienten, welcher sich während dem Monolog hereingeschlichen hat.)
Was steht er hinter mich gepflanzt. Was stellt das vor?

[92]

Er Dummhut! – Ist er stumm? soll ich vielleicht ins Ohr
Ihm durch ein Sprachrohr schrein? (führt ihn an) Er soll das Frühstück holen.
Ich hungre wie ein Wolf, und sitze wie auf Kohlen.
(er faßt ihn bei den Schultern, und stiebt ihn zur Thüre hinaus).
Zu spät seh ich nun ein, wie sehr ich mich betrog
Als ich das Mädchen mir zur einst’gen Frau erzog.
Sonst war sie wie ein Lamm, sanft, weiblich von Manieren;
Doch jetzt ist umgekehrt. Sie will das Haus regieren;
Zankt täglich, hat stets Recht, und thut nur was Sie will.
Was that ich? Lacht mich aus! – Ich schwieg aus Liebe still
Horch! – ja, sie ists. Schon tönt von weitem ihre Stimme,
Für mich einst silberrein, und jetzt vielleicht im Grimme.

Zweiter Auftritt.

Der Hausherr. Die Haushälterin. (tritt mit dem Bedienten scheltend ein.)

Die Haush. Was schiert mich sein Geschwätz; mir fehlt die Zeit dazu.

[93]

Schon zehnmal sagt ichs ihm, drum laß er mich in Ruh.
Der Hausherr. (für sich) Vortrefflich!
Die Haushält. Hundertmal muß ich doch wiederhohlen:
Hat sein Herr keine Zeit, hab ich sie nicht gestohlen.
Der Hausherr. Wahrhaftig allerliebst.
Die Haushält. Nun Johann wird es bald?
Bedien er seinen Herrn, sonst schlag ich, daß es schallt,
Mit meiner Hand ihn hinter seine tauben Ohren!
Er zögert? Wie? (giebt ihm etliche Ohrfeigen) An ihm ist nie ein Schlag verloren,
Als der darneben fällt.
Der Hausherr. (reißt sie von ihm weg) Was Henker soll das seyn?
Die Haushält. Blos seine Schuldigkeit prägt ich Ihm etwas ein.
Der Hausherr. Du wagst es, böses Stück, dieß deinem Herrn zu sagen?
In seiner Gegenwart den Diener gar zu schlagen?
Die Haushält. Nun freilich! wie Sie sehn, so hab ich es gewagt,
Ich leid es nicht, daß alles mich nach Willkühr plagt.
Ein jeder hat sein Recht, ich will das meine hegen,
So lange als ich noch die Hände kann bewegen.

[94]

Der wird oft schlecht belohnt, der sich für andre plagt.
Nur Ansehn giebt Ersatz. Noch einmal seys gesagt.
Ich fodere, daß im Haus man nach Gebühr mich ehre;
Nicht blos als Magd; nein, ganz als ob ich Hausfrau wäre.
Der Hausherr. Sehr wohl, Madam. Doch ists erlaubt jetzt, daß man fragt:
Was dero sanft Gemüth, so sehr in Harnisch jagt?
Die Haushälterin. Der freche Bengel dort – –
Der Haush. Ich bitte nicht zu schmälen.
Der Auftrag kam von mir – –
Die Haushält. Das sollte mir noch fehlen
Daß so ein Stiefelknecht mein häuslich Ansehn kränkt!
Allein ich schwör’ es ihm, es ist ihm nicht geschenkt!
Der Hausherr. Ich, sag ich dir, befahl.
Die Haushält. Weßwegen! darf ich fragen?
Der Hausherr. Weil ein Geschäft mich treibt, doch stärker noch mein Magen
Schaff gleich mein Frühstück her!
Die Haushält. Das kann jetzt nicht gescheh’n

[95]

Ein Philosoph muß sich auf Selbstherrschaft verstehn.
Der Hausherr. Ey was Philosophie, wie reimt sich die zum Magen!
Nun? – –
Die Haushält. Nun, sie kriegen nichts! Ich kann nicht zehnmal sagen.
Der Haush. (zum Bedienten) Sieht er nun wie tyrannisch uns das Weib regiert
Mir, einem Schüler gleich, das Frühstück konfiscirt
Und ihn gar maulschellirt – (der Bediente lacht)
Die Haushält. Worüber lacht der Esel?
Der Haush. Vermuthlich über mich. Von Peking bis nach Wesel
Lebt wohl kein Mysantrop, der da nicht herzlich lacht,
Wo sich im eignen Haus der Herr zum Sklaven macht;
Ihm seine Magd befiehlt, der er der Herrschaft Zügel
so thörigt überließ. Der Narr verdient ja Prügel!
rief man wohl obendrein – –
Die Haushält. Auch die stehn zu Befehl,
Wenn Sie der Buckel juckt! – Gestehn Sie ohne Hehl
Wie undankbar Sie sind! für alle meine Sorgen
Um Sie seit Jahr und Tag, soll ich nun so gehorchen

[96]

Als wär ich bloße Magd! – Nicht wahr? Ey das war schön!
Nein, ich bin Frau im Haus, und muß im Ansehn stehn!
Verstanden, Herr Patron.
Der Haush. Daß mir die Ohren gellen! –
Besänft’ge dich mein Kind; denn du behältst doch Recht
Wie flinke Zungen stets – –
Die Haushält. Der Spott steht Ihnen schlecht
Ein Mann verteidigt sich; räumt nicht das Feld verlegen.
Der Haush. Die Wahlstatt bleibt für dich. (zum Bedienten) hol er mir Hut und Degen.
Ich muß jetzt eiligst fort. (der Bediente geht ab.)
Die Haushält. Wie? – Nun das liese schön,
so früh um diese Zeit schon aus dem Haus zu gehn!
Die Thorheit fehlte noch. Die Nachbarn würden denken
Es gienge sonst was vor – –
Der Hausherr. (aufgebracht) Nein, das ist zum Erhenken!
Hat man wohl das erlebt? Was fällt der Dirne ein.
Ich muß und will hinaus. – –

[97]

Die Haushält. Für dießmal kanns nicht seyn.
Nur in Geduld gefaßt! sonst geh ich auf der Stelle
Und schließt die Hausthür zu. –
(sucht in dem Bund Schlüssel, welchen sie an der Seite trägt.)
Der Hausherr. (beiseite) Das ist ein Kind der Hölle
Von List und Ränken voll. (laut) Was unterstehst du dir
Mit solcher Insolenz mir vorzuschreiben! – Mir – –
Die Haushält. Ihr Schelten gilt mir gleich; es bleibt bei meinem Willen
Den rath ich Ihnen stets in Demuth zu erfüllen.
Der Hausherr. (zu dem Bedienten der hereinkömmt)
Sprich! sind wir beide nicht ein paar recht dumme Teufel,
Daß uns ein Weib so narrt! – Fast steh ich noch im Zweifel
Ob nicht ein Traum mich neckt, so geht der Kopf mir um;
Doch reden hilft hier nichts; drum bleib ich lieber stumm.
Die Haushält. (tritt auf den Bedienten zu, und sieht ihm scharf ins Gesicht)
Ich glaube gar er wagts, Gesichter mir zu schneiden

[98]

Weil ihn sein Quasi-Herr zum Zorne will verleiten?
Wahr er sein Augenpaar, sonst kratz ich es ihm aus.
(der Bediente will sprechen.)
Still! sag ich; Mäuschenstill! Ein Wort auch noch so süße
Von ihm ist Contreband, und ich bin hier Commiße.
Mein Wink sey ihm Befehl, auf einem Stempelbogen,
Dann bleiben wir dafür in Gnaden ihm gewogen.
Der Hausherr. (zum Bedienten) Trag er die Sachen nur auf ihren Platz zurück
Ich gehe heut nicht aus; so wills mein Mißgeschick.
Die Haushält. Das ist der klügste Theil.
(zu dem Bedienten, der aufgebracht stehen bleibt.)
Was zögert er? was sollen
Die wilden Augen mir, die ihm im Kopfe rollen
Ich glaub er ist erzürnt – –?
Der Hausherr. Daß ich ein Pecus bin!
(zu dem Bedienten) Sieht er, hier halt ich still die beiden Backen hin;
Ohrfeig’ und Schimpf’ er mich mit gröbern Läster Namen
Als Tiek und Schlegel je von Kotzebue bekamen.
Ich zahl ihn noch dafür im preußischen Courant.

[99]

Die Haushält. Ich thu es gar umsonst, und habe flinkre Hand:
(schlägt Ohrfeigen in der Luft zu dem Bedienten)
Was steht der Tölpel da!
(der Bediente will mit den Sachen abgehen.)
Er bleibt! Her Hut und Degen!
Denn mir geziemts allein, sie würdig anzulegen.
Umgürt’ er mir das Schwert!
Der Hausherr. (staunt anfangs, dann geht er zornig auf sie los)
Ich bin der Tollheit satt.
Die Haush. (setzt den Hut auf und zieht den Degen)
Jetzt bieth ich Ihnen Schach; zurück, sonst sind Sie matt!
So würdig ausstaffirt, will ich euch Frevler lehren
Wie Ihr den Haus-Regenten fürchten sollt und ehren!
(treibt beide mit dem Degen fechtend in die Enge.)
Erkennet meine Macht, fallt nieder auf die Knie!
(der Bediente thut es)
Der Hausherr. Nein, länger trag ichs nicht! Sieh du Xantippe, sieh
Wohin du mich gebracht. (zu dem Bedienten) Steh auf du banger Hase
Lauf einem Spürhund gleich, durchsuche jede Straße
Nach einer Frau für mich, und wärs ein Nickel gar,
Ein Mordgesicht, ein Beest, mit rothen Aug’ und Haar,

[100]

Ein Monstrum – – bring Sie mir! Nur keine böse Sieben.
(der Bediente schleicht sich langsam fort.)
Ich will mich, dir zum Trotz, geschwind in sie verlieben.
Durch Sie werd ich dich quitt, du Ausbund aller Frauen,
Vor deinen Augen hier, laß ich mich mit ihr traun.
Die Haushält. Wie! Endlich wollen Sie zur Heyrath sich bequemen
Das war schon längst mein Wunsch. Für diesen Vorsatz nehmen
Sie meinen Beifall hin.
Der Hausherr. Ja, das ist mein Entschluß,
Die Haushält. Ich billige ihn ganz.
Der Hausherr. (für sich) Sie billigt, weil sie muß. –
(laut) Dann soll noch heute die Verlobung vor sich gehen
Und morgen Hochzeit seyn.
Die Haushält. Ich würd’ es lieber sehen
Wir machten den Kontrakt in diesem Augenblick.
Der Hausherr. Sie schießen fehl, Madam! Nicht Ihnen wird das Glück
Von meiner Hand zu Theil.
Die Haushält. Wem sonst als mir? Sie kriegen

[101]

Doch keine andre Frau in dieser Welt: drum schmiegen
Sie sich mit mir ins Joch.
Der Haush. Wie unverschämt: Mit dir?
Die Haushält. Mit mir.
Der Hausherr. Ich sage nein.
Die Haushält. Ich sage ja, mit mir.
Wer nähm Sie Hagestolz?
Der Hausherr. Warum nicht, das sind Possen!
Das junge Volk ist theils im Kriege todt geschossen,
Theils wird die Heirath bald ganz aus der Mode seyn,
Doch bleicht der Rosen Glut, das sehn die Schönen ein
Und weniger wie sonst, auch backenbärt’ge Laffen.
Mit Brill’ und Tituskopf, zur Liebeley geschaffen.
Sie reichen gern die Hand jetzt dem gesetztern Mann.
(streicht sich den Bauch.)
Wenn in der schlechten Zeit er sie nur nähren kann.
Die Haush. (beiseite) Ich seh ich muß das Ding beim andern Zipfel fassen.
Der Hausherr. (beiseite) Wenn das nicht Wirkung thut, will ich mich henken lassen.

[102]

Die Haushält. (nimmt Hut und Degen ab)
Sie haben wahrlich recht! den Umstand wußt ich nicht,
Drum schenk ich Ihnen gern, vor manchem jungen Wicht,
Mein Herz und meine Hand. Hier leg ich Hut und Degen
Zu ihren Füßen hin. – –
Der Hausherr. Das kann mich nicht bewegen,
Weil es Verstellung ist. – Ich kenn euch Weiber schon.
Kaum wär die Hochzeit aus, pfifst du im alten Ton
Und ich, ich tanzte hübsch.
Die Haush. (auf ihn zutretend) Der Schelm! mit was für Augen
Voll Zärtlichkeit er schielt. Ja, ja, die Blicke brauchen
Verdollmetscht nicht zu seyn; ich bin der Sprache kund,
Die uns die Liebe lehrt. Spricht anders auch ihr Mund
Ihr Herz weiß nichts davon.
Der Haush. O nein, Madam, Sie irren!
Ihr glattes Zünglein soll mich in Ihr Netz nicht girren.
Die Haushält. Warum denn nicht? Bin ich nicht hübsch, nicht fein gebaut,

[103]

Nicht schön von Aug und Haar, hab ich nicht weiße Haut,
und kußlich rothen Mund, um Männer zu bezwingen.
Der Hausherr. (beiseite) O ja! von dessen Kraft kann ich ein Liedchen singen!
Die Haushält. Verlangen Sie vielleicht verliebtes Possenspiel (kokettirend)
Betrachten Sie mich nur – –
Der Hausherr. (für sich) Wahrhaftig sie gefiel
Mir, wär sie nicht zu keck!
Die Haushält. (für sich) Die List scheint zu gelingen
(laut) Nun, ist ihr Herz besiegt?
Der Hausherr. Mit nichten! deine Schlingen
Sind nicht versteckt genug; du fängst mich nicht darinn.
Mit süßen Wort und Blick, mit schmeicheln um das Kinn
Versteht das Weibervolk, den Mann ins Netz zu stricken
Und wärs ein Salomon, ihn listig zu berücken.
Drum wünsch ich eine Frau, nicht dumm, doch nicht gelehrt
Die als ihr Oberhaupt und Herrn im Haus mich ehrt.
Die Weiber sind doch stets, auch die vom besten Schlage,
Zur Männer Pein gemacht, und ihre größte Plage.

[104]

Die Haushält. Trotz allem bleiben wir, was auch ihr Männer klagt.
Der Erde schönste Zier; wie Schiller trefflich sagt
Und Meister Frauenlob, drum sollten Deutschlands Frauen
Auf beider Sänger Grab dankbar ein Denkmal bauen.
Der Hausherr. Ließ euch auch Lieb und Putz zu diesem Danke Zeit,
So fehlts in Deutschland doch an Geld und Einigkeit.
Drum soll mein Weib die Zeit mit Dichtern nicht verlieren.
{Die Köllner Köchin blos / das Buch der Jungf. Warg} und sonst kein Buch studieren.
Die Haush. Trotz allen diesen Grillen, nehm’ ich Sie zum Mann;
Warum? ich liebe Sie und keine andre kann
Es zärtlicher als ich.
Der Hausherr. Ich will mich überzeugen
Ob andre Weiber dir im Punkt der Liebe gleichen
Und auch so boshaft sind – –
(geht ins Seitenzimmer ab.)

Dritter Auftritt.

Die Haushälterin (allein.)

Weil unser Recht, die Herrn der Schöpfung usurpiren,
So könnt ihr Mädchen jetzt von mir die Kunst studieren:

[105]

Wie schlau ein kluges Weib der Männer Willen lenkt,
Sich ihrem Joch entzieht, und seine Fesseln sprengt.
Der Mann beherrscht die Welt, das Weib beherrscht die Herzen
Und irrig meint er blos aus Tändelei und Scherzen
Bestehe Amors Reich, sieht uns als Sklaven an;
Doch eh’ er sich versieht, ist er uns unterthan.
Gebt Acht, mein Hagestolz, muß sich durch List bequemen
Noch heute seine Magd zu seiner Frau zu nehmen.

Vierter Auftritt.

Vorige. (der Bediente als Karikatur gekleidet mit einem fürchterlichen Schnurbart, ein schwarzes Pflaster über dem einen Auge, einen riesenhaften Hut auf, ein mächtiges Schwert an der Seite, Fechthandschuhe und steife Stiefeln mit Sporen an, tritt ein.)

Die Haushält. Ei wie vortrefflich! Ganz nach Wunsch bist du verstellt
Kein Zweifel, daß mein Herr in diese Schlinge fällt
Jetzt mußt du deinen Witz und Eifer für mich zeigen;
Allein ich bitte dich, vergiß mir nicht zu schweigen. –
Denn unser Herr ist fein, sprichst du das kleinste Wort!
So kennt er dich, und dann ist alle Täuschung fort.
Bin ich erst seine Frau, belohn ich dich, und nimmer
Vergeß ich dir den Dienst. Jetzt geh in jenes Zimmer

[106]

Verbirg dich schlau darinn, für diesen Augenblick,
Sobald es Zeit ist, ruf ich dich daraus zurück.
(sie führt ihn in das andere Zimmer.)
Jetzt fülle Hoffnung mir, mit deinen süßen Freuden
Das Herz! – still, ja er ist’s, ich kenn’ ihn schon von weitem.
Verstellung steh mir bei!

Fünfter Auftritt.

Vorige. Der Hausherr. (tritt ganz angekleidet mit dem Stocke in der Hand herein).

(für sich) Sieh da! Sie ist noch hier!
Ich will recht höflich thun, dann spielt Sie nicht mit mir.
(zu ihr mit affektirtem Respekt.)
Verlang’ ich nicht zu viel, wenn ich die Bitte wage
Daß mir jetzt auszugehn, Madame nicht versage?
Die Haushält. O nein! Sie können gehn; ich scherzte nur bisher
Das misfällt Ihnen, darum wag’ ich es nicht mehr!
Sie sind ja Herr vom Haus – –
Der Hausherr. (beiseite) So? (laut) Ja, das will ich hoffen!
Die Haush. Nun haben Sie die Wahl zur Heirath schon getroffen?
Der Haush. Nein, Jungfer Naseweis! Doch wär ich wohl ein Tropf
Wenn ich zur Frau dich nähm.

[107]

Die Haushält. Das kam mir nie im Kopf;
So eitel bin ich nicht, um dieses Glück zu hoffen.
Drum habe ich anders wo schon meine Wahl getroffen.
Der Hausherr. Wie! du denkst auch daran?
Die Haushält. O, längst that ich dies schon;
Und bald empfängt mein Schatz der treuen Liebe Lohn.
Der Haush. Potz Blitz, das geht geschwind! Es scheint die Männer fliegen
Wie Mücken dir ins Auge, sind es keine Lügen?
Die Haush. O nein, ich fand erst jetzt aus ganz besondern Glück,
Was ich 10 Jahr gesucht in einem Augenblick.
Der Haush. Wer ist der Herr Gemahl, den du so schnell gefunden?
Die Haush. Ein tapferer Kriegsheld, bedeckt mit Ruhm und Wunden.
Der Haush. Der Stand bringt wenig ein; und schießt man ihn gar todt,
Wie’s jetzt im Kriege geht, so hast du wieder Noth
Um einen andern Mann. Darf, wie er heißt, ich fragen?
Die Haush. Herr Hauptmann Donnerkeil, weil viele er erschlagen
Zur Krieg- und Friedenszeit. Er fürchtet keinen Feind.
Der Haush. Aha! ein Raufbold also ist er, wie es scheint?

[108]

Die Haush. Ja; er kömmt leicht in Zorn, und läßt nicht mit sich streiten.
Der Haush. Das wird dir in der Eh’ kein süßes Loos bereiten!
Die Haush. Kann seyn, wir werden sehn. Was kümmert denn das Sie?
Darum zitiren wir den Teufel nicht zu früh.
Der Haush. (mit Theilnahme) Mich? Ei, es würde mir doch wirklich Kummer machen
Wenn es dich reuete mit diesem wilden Drachen
Am Ehstandsjoch zu ziehn; Jetzt nährt der Schlagetod
Dich wohl, doch denk an mich. Im Alter fehlts an Brod.
Wie sehr dein Schicksal mir am Herzen stets gelegen,
Das weißt du nur zu gut.
Die Haush. (mit bewegtem Tone) Ja dafür fleht um Segen
Für Sie mein dankbar Herz, zu ihrer künft’gen Wahl.
Der Himmel mache Sie zum glücklichsten Gemahl
Von einem holden Weib.
Der Haush. (ist gerührt und sucht es zu verbergen.)
Die Haushält. (beiseite) Wahrhaftig meine Possen
Erreichen Ihn! (laut und zärtlich) doch wird nicht gänzlich ausgeschlossen

[109]

Die Ihnen treue Magd aus ihrem Herzen seyn?
Schon der Gedanke blos macht meinem Herzen Pein:
Sie möchten mich, die Sie als Frau gepflegt, vergessen. –
War ich zuweilen boshaft, ungestümm, vermessen,
Ach; so bereu’ ich’s jetzt zu ihren Füßen hier.
(wirft sich ihm zu Füßen, er reicht ihr abgewendet die Hand.)
Verzeihen Sie! (beiseite lachend) Ha, ha! der Narr, schon reicht er mir
Die Hand. Bei meiner Treu, die Sach ist gut im Ganzen.
Der Haush. (beiseite) Wahrhaftig ihr Entschluß macht mir nicht wenig bange.
Die Haus. Mein Sieg ist mir gewiß, wär gleich der Sturm nur blind.
Der Haush. (hebt sie auf) Ja, ich verzeihe dir, und denk an dich, mein Kind.
Die Haush. (beiseite) Jetzt noch den letzten Schlag, denn geht die Festung über!
(laut) Gewährten Sie mir wohl noch eine Gunst, mein lieber
So güt’ger Herr?
Der Haush. Kann ich es, warum nicht!
Die Haush. Sehr leicht, –
Daß Ihnen mein Gemahl hier den Respekt bezeigt.
Der Haush. (geschmeichelt.) Viel Ehre, führ’ ihn her.

[110]

Die Haush. Nun weil Sie befohlen
So eil’ ich wie der Blitz, den Donnerkeil zu holen.
(ab.)

Sechster Auftritt.

Der Hausherr. (allein.)

Ich bin doch sehr kurios, und voller Ungeduld
Das Ungestümm zu sehn. Es scheint sie drückt die Schuld
Der Sünden gegen mich, und will sich nun bequemen
Zur Buße diesen Kerl zum Ehemann zu nehmen.
Ist er so roh und wild, wie sie ihn mir beschreibt,
So wett’ ich, daß sie nicht vier Wochen bei ihm bleibt.
Die arme Närrin die, ich fürcht’ ihr Heiraths Fieber
Wird diesmal schlecht kurirt! drum dächt’ ich nähm ich lieber –
Wie! meine Magd? Nein, nein, das thut im Haus nicht gut!
Warum? ich bin doch nicht der Erste, der es thut? –
Wenn sie mir nun gefällt, ist das denn ein Verbrechen.
Was kümmr’ ich mich darum; was andre Leute sprechen.
Ein Mensch so rein wie Gold, und keiner Thorheit Knecht
Er handle wie er will, er macht’s der Welt nie recht. (Pause.)

[111]

Hm! hm! Das Mädchen hat, seit ihren Jugendjahren
Mir immer treu gedient – ich möchte doch erfahren
Ob sie wohl bei mir blieb so – so – Wie soll ich sagen?
So nicht als Frau, nicht Magd; wie’s Mod’ in unsern Tagen.
Uns Deutschen fehlt das Wort, weil’s Campe noch nicht fand,
Doch Frankreich machte uns dies Unding längst bekannt.
Ja wozu soll ich mich am Ende noch entschließen?
(an das Parterre.)
O schöne Damen sollten Sie vielleicht es wissen?
Ich bitte, rathen Sie, (hält das Ohr hin) kein Wort! Sie schweigen still? –
Je nun, so schweig ich auch, und thue, was ich will! –

Siebenter Auftritt.

Voriger. Die Haushälterin. (als Fremde in Trauer gekleidet.)

Die Haush. (spricht schnell) Verzeihen Sie, mein Herr! daß ich so sans façon
Hereingetreten bin.
Der Haush. (verbeugt sich.)
Die Haush. Sie leben en garçon,

[112]

Und suchen eine Frau? doch wozu soll das Fragen
Ihr Diener sagt es mir beim Wirth zum gold’nen Wagen
Ich bin im gleichen Fall und suche einen Mann
Der Hauptpunkt zwischen Uns wär also abgethan.
Der Haush. Sie eilen sehr Madam – –
Die Haush. (schnell einfallend) Was soll das Zögern nützen?
Wir suchen ja doch Eins das Andere zu besitzen;
Und Flügel hat die Liebe, leider auch die Zeit!
Am besten kurz bedacht, und lieber schnell gefreyt. –
Die Ehstands Lotterie hat, wie man sagt, viel Nieten;
Dem klügsten Zieher ward oft eine Null beschieden
Drum greif ich in das Glücksrad rasch, ohne Wahl,
Und nehme Sie, mein Herr! für eine gute Zahl.
Eh bien, mein Schatz, ich reiche Ihnen Herz und Hände
Jetzt den Kontrakt gemacht, und wir sind schnell am Ende.
(zieht ein Papier aus der Tasche.)
Der Haush. Erlauben Sie Madam – –
Die Haush. (überreicht ihm dasselbe) Sehr gern! Ich schrieb ihn auf.
Sie lesen blos, und setzen Nam und Siegel drauf
Er ist in bester Form.
Der Haush. (einfallend) Mein Gott! Madam, Sie fahren
Wie’s scheint, mit extra Post in’s Ehejoch! ersparen – –

[113]

Die Haush. (schnell einfallend) O sparen kann ich auch, denn sehn Sie nur, mein Mann
Starb vor vier Wochen, und noch leg ich Trauer an.
Allein die weiße Haut, erhöhen schwarze Kleider
Und stehn Blondinen schön, sagt mein Pariser Schneider.
Auch spart man Geld für Putz in dieser theuren Zeit,
Denn in der Mode bleibt ja stets ein Trauerkleid.
Sind Sie nun fertig? so – –
Der Hausherr. (schnell) Das wollt ich eben fragen!
Erlauben Sie, daß ich auch jetzt ein Wort darf sagen?
Die Haush. O ja, von Herzen gern, nur bitt ich kurz zu seyn.
Denn meine Zeit ist’s auch, man lebt sich nicht allein;
Wir müßen heute noch gar viel Visitten machen,
Und so dergleichen mehr, giebt’s noch viel hundert Sachen
Die eine kluge Frau stets zu bedenken hat – –
Der Hausherr. (schreit) Zum Henker auch Madam, ich bin des Plauderns satt.
Ich will sie nicht zur Frau; hab andre Wahl getroffen.
Die Haushält. (beleidigt) Ihr Diener lud mich ein – –

[114]

Der Hausherr. Dann war der Kerl besoffen.
Die Haushält. (stemmt die Arme in die Seite)
Wie! Sie beleidigen mich wohl zum Zeitvertreib?
Dann fürchten Sie den Zorn von einem stolzen Weib. –
Die ganze Stadt soll heute noch der Spaß erquicken,
Daß auf die Weiberjagd Sie ihre Diener schicken.
Doch macht mich der Kontrakt sogleich zu ihrer Frau,
Vergeß ich dießmal die Beleidigung.
Der Hausherr. (beiseite) Wie schlau
Das Satans Plappermaul mich sucht in ihren Schlingen
Zu fangen, doch die List soll ihr gewiß mißlingen.
Ich brauche Gegenlist.
Die Haushält. Nun, Sie bedenken sich,
Und sprechen mit sich selbst.
Der Hausherr. Ja, ich bedachte mich. –
Doch hier hilft Schweigen nicht, Sie müßen also wissen
Daß ich verlobt schon bin. – Den Ehkontrakt zu schließen
Erwart ich den Notar. – Ich gab mein Ehrenwort
Den Eltern meiner Braut. In jenem Zimmer dort
Erwarten Sie mich schon.

[115]

Die Haushält. Darf man die Schöne kennen,
Die bald so glücklich wird, Sie Herr Gemahl zu nennen?
Der Hausherr. O ja; sie stand so treu bei mir der Wirthschaft vor,
Daß ich das Mädchen jetzt zu meiner Frau erkohr.
Von Jugend auf hab ich Sie mir dazu erzogen;
Darum verzeihen Sie, daß Sie mein Jean belogen.
Die Haushält. (zornig ab) Nun so erzähl ich es sogleich der ganzen Stadt,
Daß sich der Herr mit seiner Magd verplempert hat.

Siebenter [[Korrektur: Achter]] Auftritt.

Der Hausherr. (allein)

Der Henker noch einmal, da wär ich angekommen,
Hätt ich die traurige Madam zur Frau genommen.
Ich stürb als Märtyrer, der Plauderei zum Preis
Ihr glattes Zünglein gieng ja wie ein Entenstieß [[Korrektur: Entensteiß]].
Gottlob ich bin Sie los, doch wo bleibt Jean so lange?
Erwischt Sie ihn, ist mir vor seinen Augen bange.
Vielleicht gar. Gott verhüt’s, schickt er mir noch ein Weib

[116]

Gleich frech und heyrathstoll im Eifer auf den Leib. (Pause.)
Nein von zwei Uebeln will ich mir das kleinste wählen
Und mich der Welt zum Trotz, mit meiner Magd vermählen.

Achter [[Korrektur: Neunter]] Auftritt.

Voriger. Die Haushälterin. Bedienter.

Die Haushält. Herr Hauptmann Donnerkeil ist eben angekommen.
Der Hausherr. Ey nun führ ihn herein, (beiseite) mein Herz ist ganz beklommen.
Die Haush. Herr Hauptmann nur herein.
(der Bediente tritt wie oben verkleidet herein.)
Der Hausherr. (beiseite) Der Henker, welch ein Beest!
Wär ich doch von dem ungeschlachten Kerl erlöst!
(der Bediente grüßt seinen Herrn mit komisch hochfahrendem Wesen.)
Der Hausherr. (erwiedert seine Verbeugung)
Der Herr sind wie ich höre, steif und fest entschlossen,
Dieß Mädchen – –
(der Bediente nickt auf diese und alle seine andere Fragen bloß mit dem Kopfe.)
Der Haush. (beiseite) Meine Frage scheints hat ihn verdrossen.

[117]

(laut) Vermuthlich daß dem Herrn das Mädchen sehr behagt,
Weil er den schnellen Schritt zum Ehstand mit ihr wagt?
(zu der Haushälterin)
Was Henker ist denn das, er spricht ja bloß durch Zeichen, –
Ist er denn stumm?
Die Haushält. Nichts weniger! Dieß stolze Schweigen
Ist bloßer Eigensinn, blos Grille, wenn man will.
Aus Furcht zu viel zu sprechen, schweigt er lieber still.
Der Hausherr. Dann ist er wirklich recht zum Ehemann geboren.
Drum glaub ich, hast du ihn, so schnell dazu erkoren.
Ach ja! so mancher Mann lebt ruhig, wird geliebt,
Weil er sokratisch schweigt, wenn Sie das Zünglein übt.
(der Bediente winkt.)
Der Hausherr. Er winkt, gilt mir das?
Die Haushält. Nein; er will mir etwas sagen.
Erlauben Sie, ich muß um sein Begehr ihn fragen.
(sie spricht mit dem Bedienten)
Der Hausherr. (für sich) Das ist ein stolzer, dummer Kerl! Ich muß gestehn,

[118]

Der wäre nicht mein Mann, Ey! und ich sollte sehn
Daß so ein Kobold, so ein barscher Eisenfresser,
Das hübsche Mädchen fischte? Nein, dann ist es besser
Ich nehme Sie zur Frau.
Die Haushält. (zu ihm) Errathen Sie, was er
Von Ihnen wohl verlangt?
Der Hausherr. (frappirt) Nun, was ist sein Begehr?
Die Haushält. (sich schüchtern stellend) Er hoft, Sie würden jetzt als Vater an mich denken,
Und einen Brautschatz mir für ihn zum Mitgift schenken.
Der Hausherr. Wie! Mädchen bist du toll, und rappelts dir im Kopf! –
Er kann zum Teufel gehn, der miserable Tropf! –
(der Bediente räuspert sich mit wildem Blick; schlägt an den Degen, und tritt einen Schritt zurück.)
Die Haushält. (sich erschrocken stellend)
Ich bitte, mäßigen Sie sich, es wär kein Wunder
Er haute Ihnen gleich das Wort vom Maul herunter.
Der Hausherr. Ey was schiert mich sein Zorn, in meinem eignen Haus.
Was mich da disgustirt, den wirft mein Jean hinaus.
Die Haushält. Sie brauchten sich auch nicht an seinen Zorn zu kehren,

[119]

Wär ihr Bedienter hier; doch wer will so ihm wehren?
Ich fürchte sehr ihr Trotz, hat ihn in Wuth gebracht.
Da sehen Sie nur an, was er für Augen macht.
Der Hausherr. (beiseite) Der Satanskerl scheint bös; mir fängt fast an zu bangen
Er möchte, Gott verhüt es! sich gar unterfangen,
Mich anzutasten. (laut) Jean! in welchem Saufgelag
Der Trunkenbold nur steckt! Jean! wo er bleiben mag?
(als der Bediente seinen Namen hört, will er zu seinem Herrn, sie hält ihn zurück.)
Die Haushält. Ihr Jean ist jetzt nicht da, das Rufen und das Keifen
Hilft Ihnen also nichts. Ich bitte herzlich, greifen
Sie schleunigst zum Entschluß; denn Hauptmann Donnerkeil
Ist wie ich seh voll Ungeduld, und liebt die Eil.
Der Hausherr. Nun, weils nicht anders ist, so muß ich mich entschließen
Bist du mit ihm verlobt? Das mögt’ ich vorher wissen.
Die Haushält. Die Wahrheit zu gestehn, für diesen Augenblick
Bin ichs noch nicht.

[120]

Der Hausherr. Ich wüßte, trätest du zurück,
Wohl eine bessere Parthie für dich – auf Ehre!
Die Haushält. Ja, aber noch ein Umstand hält mich ab – –
Der Hausherr. Das wäre?
Die Haushält. Er ist kein Mann, der mir nichts, dir nichts, seine Braut
Dem Ersten besten gleich so willig anvertraut.
Daher wär manches noch, woraufs dabei ankäme.
Der Hausherr. (zögernd) So! doch – wenn ichs nun wär, der dich zum Weibe nähme.
Die Haushält. (mit zärtlichem Blick) Sie selbst?
Der Hausherr. Ja theures Mädchen, ich wills frei gestehn.
Schon lange liebt ich dich, und laß es nicht geschehn,
Daß so ein Grobian so eine Vogelscheuche
Dich mir entführ’, und seine leere Hand dir reiche.
Nimm von mir Herz und Hand, und Theil an meinem Gut,
Den laß nach Spanien gehn, dort kühl er seine Wuth.

[121]

Die Haushält. Ach, mein gelliebter Herr, auch ich wills nicht verheelen
Sie hätt ich längst gewählt, allein wie durft ich wählen
Der Donnerkeil bekömmt den Korb, und Herz und Hand
(reicht ihm die Hand.)
Reich ich jetzt einem Mann, der Geld hat und Verstand.
Der Haush. (ängstlich) Schweig! Sonst fürcht ich der Hauptmann fodert mich zum Schlagen
Denn das point d’honneur darf keinen Schimpf ertragen,
Schaff lieber ihn sobald als möglich wieder fort.
Die Haushält. Nein, nein! er bleibt bei uns.
Der Hausherr. Bist du gescheid?
Die Haushält. Zu ihm aus meinem Mund, laß ich ein Wunder sehen
Denn aller Uebermuth wird ihm sogleich vergehen.
Der Haush. Da bin ich doch kurios!
Die Haushält. (zum Bedienten) Die Maske vom Gesicht.
Herr Hauptmann Donnerkeil, sie nützt uns weiter nichts.
(der Bediente nimmt Hut, Bart und Pflaster mit lautem Gelächter ab.)
Der Hausherr. (hebt den Stock auf) Wie! du Spitzbube bist’s?

[122]

Die Haushält. Ich bitte nicht zu zanken,
Da sie ja meine Hand blos seiner Kunst verdanken.
Der Haush. Nun ich verzeih ihm gern das Possenspiel,
Denn schneller bracht’ es mich an meiner Wünsche Ziel.
Die Haushält. Auch mein Wunsch ist erfüllt, mein vielgeliebter Gatte,
(beiseite) der Spaß macht mich zur Frau, wie ich erwartet hatte.
Der Hausherr. Der Jean hat wirklich seine Rolle brav gespielt.
Er hat mehr Muth als ich sonst von dem Hasen hielt.
Die Haushälterin. Zum Helden machte oft ein Weib die feigste Memme,
Und hier zog Weiberlist den Hausherrn aus der Klemme.

Ende.