Der Geist des Burgkochs auf Windeck
Kaum lebt noch in weniger Leute Munde die Sage von dem geisterhaften Burgkoch von Windeck. Wo solcherlei alte Kunden noch den Stoff zur Unterhaltung liefern, da wird gewöhnlich auch die Ursache der Strafe des betreffenden Geistes mit Nachdruck und als Eingang der Erzählung beigefügt; aber gerade hier tritt der Fall nicht ein.
Worin nun das Verbrechen des Windecker Küchenmeisters bestanden, – ob er durch Giftmischerei, Mord, oder durch Entwendung großer Geldsummen sich seine Buße zugezogen? – darüber erzählt man sich nichts Gewisses. Daß er aber eine frevelhafte That an einem grünen Donnerstage verübte, das findet die Erzählung schon in dem Umstand als wahr begründet, weil der Geist blos am genannten Tage sein Wesen in der Burg treibt. Kurzum, es spuckte, – denn gegenwärtig spuckt es nicht mehr – jedesmal am grünen Donnerstage auf der Burg. Mancher Waghals erdreistete sich, an diesem Tage die Burg zu betreten. Mit Steinwürfen aber empfangen, ward er auch mit Steinwürfen wieder entlassen, und doch war keine menschliche Seele allda zu sehen, noch zu hören.
Einst besuchte auch ein verwegener Kammerherr am grünen Donnerstage diese Burg. Da sausten ihm plötzlich rechts und [467] links Steine hart am Ohre vorbei, ohne daß trotz seines freundlichen Zurufs darin Einhalt geschah. Als er nun aber zu schimpfen und zu fluchen begann, schmetterte ein ganzer Hagel von Steinen auf ihn los. Noch obendrein durch unsichtbare Prügelfaust von Kopf bis Fuß durchgewalkt, gelang es ihm nur mühsam, von der Burg sich zu schleppen und bluttriefend die Stadt zu erreichen, wo er mehrere Wochen zu seiner Heilung verwenden mußte. Die Sage fügt noch bei, der Geist des Burgkochs habe auch solches Alles verübt.